Gibt es Wohlstandsverblödung wirklich? In welcher Erscheinungsform tritt sie auf?

(www.conservo.wordpress.com)

Von Bernd Stichler

Eindeutiges Anzeichen für Wohlstandsverblödung ist die zunehmende Verkümmerung des eigenen Denkvermögens und der daraus resultierende Verlust der kritischen Beobachtungsgabe und somit auch Verlust des objektiven Urteilsvermögens. Weiterhin steigt die Unlust, sich mit wirklichen Problemen zu befassen weil man dies ja wohlstandsbedingt nicht mehr nötig hat. Man beschäftigt sich als Ausgleich dafür mit unwichtigen und oberflächlichen Dingen, die für das eigentliche Leben überflüssig sind.

Dies gilt nicht für Menschen, die bereits von Geburt an mit einem entsprechend niederen IQ ausgestattet sind. Wo bereits nichts vorhanden ist, kann auch nichts verloren gehen.

Aber konzentrieren wir uns mal auf jene Menschen, bei denen ausreichende Voraussetzungen gegeben sind. Hier kommt die wissenschaftliche Erkenntnis ins Spiel: “ Ein Organ, welches nicht belastet wird, verkümmert “! Dies gilt auchuneingeschränkt für die geistigen Fähigkeiten eines Menschen. Und hier waren die Anforderungen innerhalb des Deutschen Volkes in der Zeit von 1945 bis 1990 unterschiedlich. Die praktischen Auswirkungen dieser Unterschiede sind gerade wieder im Ergebnis der diesjährigen Bundestagswahl deutlich geworden.

Ich beziehe mich mal auf meine Generation, die Generation der Kriegskinder. Anfangs war noch alles gleich, während der Bombenangriffe rieselte der Kalk der Kellerdecke in den schreienden Babymund gleichermaßen im Ruhrgebiet als auch im mitteldeutschen Industriegebiet. Nach der Kapitulation kämpfte man in ganz Deutschland (Bauern waren davon deutlich weniger betroffen) um das tägliche Brot. Geist und Körper waren gleichermaßen gefordert. Mit der Währungsreform im Jahre 1948 wurde die Situation in den drei westlichen Besatzungszonen deutlich besser, in der sowjetischen Besatzungszone blieb die Situation weiterhin schlecht und die Anforderungen wurden nicht geringer.

Die 45 Jahre andauernde Sorge um ein halbwegs menschenwürdiges Leben hielt Körper und Geist der Mitteldeutschen bis zur Wiedervereinigung auf Hochleistung ( Nutzniesser des Systems ausgenommen ). Und dieses jahrzehntelange Training befähigt die Menschen in den neuen Bundesländern auch heute noch, aufgrund ihrer politischen Sensibelität – die beim Altbundesbürger nicht gegeben ist – Anzeichen einer neuen Diktatur bereits sehr frühzeitig zu erkennen. Dies schlägt sich auch im Wahlverhalten nieder. Man betrachte als Beispiel nur mal die AfD-Werte zwischen Sachsen und Niedersachsen. Dieses eine Beispiel besagt eigentlich alles.

Wie aber sieht es bei der gleichen Generation-West aus?

Seit 1948 aufgewachsen in der westdeutschen Wohlstandsgesellschaft, militärisch beschützt vom Atlantischen Bündnis, keiner Gesinnungsdiktatur unterworfen, keiner kulturellen Diktatur unterworfen, keiner Mangelwirtschaft ausgesetzt und auch keiner staatlichen Rundum-Überwachung. Also ein weitgehend problemloses Leben.

Und mangels wirklicher Probleme konnte das Leben schon mal langweilig werden. Besonders langweilte sich dann die studentische Jugend. Weil es nun keine persönlich betreffenden Probleme gab, suchte man sich anderweitig welche. Da kam in den ´60ern der Schah von Persien, dessen innerstaatliche Verhältnisse Deutschland in keiner Weise betrafen, gerade recht. Aus Dem konstruierte man das erste Alibi für terroristisches Verhalten, sozusagen das Feigenblatt, mit dem man den eigenen, auf Wohlstands-Langeweile beruhenden Aggressionsdrang bemänteln wollte. Die Entwicklung linker Gewalt in der alten Bundesrepublik war also kein politisches Problem sondern ein psychisches! Und das ist bis heute so geblieben.

Im Laufe der Wohlstandjahre, in denen die ernsthafte existenzielle Sorge immer mehr in den Hintergrund trat, beschäftigten sich die Altbundesbürger mehr und mehr mit Oberflächlichkeiten, die Spaßgesellschaft wurde zum alleinigen Lebenszweck. Aus purer Vergnügungssucht entwickelte sich in der alten Bundesrepublik ab den ´70ern eine folgenschwere Kinderfeindlichkeit. Als das heute schwerstwiegende Problem allerdings begann damals die auf Wohlstand beruhende Denkfaulheit .Man dachte nicht mehr selbst, sondern man ließ denken bei Presse, Funk und Fernsehen.

Diese anfängliche Denkfaulheit hat sich inzwischen, im Gegensatz zu Michel-Ost, bei der Masse der Altbundesbürger zur regelrechten Denkunfähigkeit gesteigert. Mit fatalen Folgen! Nicht nur das eigenständige Denken verkümmerte, sondern auch die kritische Beobachtungsgabe und somit das gesunde Urteilsvermögen. Das Endergebnis dieser Entwicklung ist eine Massenverblödung. Die Masse-West ist nicht mehr fähig, drohende Gefahren zu erkennen, sie ist erst recht nicht mehr fähig, sich gegen Angriffe zu wehren. Hier spielte auch der wohlstandsbedingte Mangel an Lebenserfahrung eine entscheidende Rolle.

Die nichtverblödete Minderheit wird, wenn sie sich logischerweise gegen Angriffe auf die eigene Existenz wehren will, von der verblödeten Masse-West noch verteufelt, bedroht und sogar misshandelt. Gleichzeitig aber schimpft ein Großteil dieser Masse – gleichermaßen wie der nichtverblödete Teil – auf die sich stetig verschlechternden Zustände im Lande .Jedoch werden die Verursacher dieser sich stetig verschlechternden Zustände immer wieder von Michel-West gewählt, um tags darauf schon wieder auf die Zustände im Lande zu schimpfen. Solches Verhalten ist eindeutig schizophren. Der politische IQ der westdeutschen Masse könnte etwa so beschrieben werden:

Ein Flügel eines Zimmerfensters ist offen, der andere geschlossen. Gegen die Scheibe des geschlossenen Flügels kämpft – um freizukommen – stundenlang ein Insekt bis zur völligen Erschöpfung . Dabei bräuchte dieses Insekt nur mal eine Kleinigkeit nach rechts zu rücken, um durch den offenen Fensterflügel in die Freiheit zu gelangen. Aber das Insektenhirn ist zu solcher Reaktion nicht fähig.

Und genauso verhält sich heute die westdeutsche Masse.

www.conservo.wordpress.com   21.10.2017
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