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Von Jörgen Bauer
Die 68er Chaoten, das ist die Generation, der auch ich vom Lebensalter her
angehöre, denn anno 1968 war ich 23 Jahre alt. Jetzt nach 50 Jahren erinnert man sich an die Chaotenriege, wobei die Kommentare ambivalent sind.
Während die einen von einem Kulturbruch sprechen, was auch ich so sehe, meinen andere einen Fortschritt zu erkennen, der zu mehr Freiheit geführt hat, weil autoritäre Strukturen beseitigt worden seien.
Wer waren denn die 68er Chaoten, die in einem revolutionären Eifer gegen alle überkommenen Ordnungen und Werte ankämpften und meinten die
Welt dadurch verbessern zu können?
Die Chaoten stammten hauptsächlich aus studentischen Kreisen, wo man offenbar schon immer viel Zeit zum Spintisieren und zum Erfinden von Utopien aller Art hatte.Ich hatte immer den Eindruck, dass es sich hier um junge Leute, aus “besseren Kreisen” handelte, die bestens versorgt waren und denen es an nichts fehlte, denen es zu gut ging und die aber gerade deshalb unzufrieden und unerfüllt waren und die Ursache für ihre Unzufriedenheit in den “gesellschaftlichen Verhältnissen” und im “Etablissement” sahen, das es deshalb zu beseitigen galt.
“Gesellschaftliche Verhältnisse” bauen immer auf bestimmten, allgemein anerkannten Normen auf. Und da gibt es bestimmte Tugenden, die gern als “typisch deutsch” bezeichnet werden, obwohl sie nicht “typisch deutsch”, sondern allgemein gültig sind. Dazu gehören zum Beispiel Fleiß, Ordnung, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Selbstdisziplin und ähnliches.
Wer Erfolg haben will, muss solche Tugenden entwickeln, sich also freiwillig gewissen Zwängen unterwerfen. Das gilt auch für die Kultur, die ebenfalls “Zwänge” beinhaltet, denen man sich unterwirft, und das alles kann natürlich anstrengend und mühevoll sein. Und eben das sollte ja vermieden werden.
Und hier hakten die 68er Chaoten ein, die in jeder Pflicht und jeder Mühe
eine unzumutbare Belastung und einen Unterdrückungsmechanismus sahen, den es zu beseitigen galt, und die überall eine Knechtung durch autoritäre Systeme witterten, denn jede Anstrengung und jede Mühe diente “nur der Stärkung des verachteten kapitalistischen Systems”.
Das Freiheitsverständnis der 68er Chaoten entsprach praktisch dem der Anarchie und Gesetzlosigkeit. Passend dazu wurden politisch fragwürdige Figuren wie Mao-Tse-Tung, dessen “Mao Bibel” studiert wurde und Che Guevara verehrt, dessen Konterfei, zum Teil bis heute, auf T-Shirts prangt.
Es kam dann der Begriff der “antiautoritären Erziehung” auf, in dessen Zusammenhang die Familie als Ort der Unterdrückung gesehen wurde, wo die Frauen durch die Männer und die Kinder durch die Eltern unterdrückt und an ihrer freien Entfaltung gehindert werden.
Es gab antiautoritäre Kinderläden, wo, wie es heißt, den unterdrückten sexuellen “Bedürfnissen” der Kinder besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wobei sich eine gewisse Nähe zur Pädophilie nicht leugnen ließ.
Die Ablehnung aller Autorität trieb dann Blüten wie den Feminismus, die “sexuelle Befreiung”, was derzeit in den Gender-Schwachsinn einmündet, die “Selbstverwirklichung”, das “Mein Bauch gehört mir”, Ablehnung jeder Ein- und Unterordnung und anderes in dieser Richtung, was dann auf extreme Weise in den Terror der “Roten Armee Fraktion” einmündete.
Sieht man genau hin, entspricht dies alles den neomarxistischen Theorien der Frankfurter Schule, und leider haben dann die 68er Chaoten mit “Erfolg” den Marsch durch die Institutionen angetreten.
Wie ist das alles zu bewerten?
Es muss zwischen autoritär und Autorität unterschieden werden, wobei autoritär das Negative ist, bei dem es um unsensiblen, widerspruchslosen Gehorsam und um Unterordnung geht. Und hier waren und sind tatsächlich Korrekturen angebracht. Allerdings bedurfte es dazu nicht der 68er Chaoten, weil man auch ohne diese zu anderen Sichtweisen kam, zumal auto-
ritäres Verhalten äußerst kontraproduktiv ist.
Positive Autorität hingegen kann deshalb nur aufgrund von Vertrauen entstehen. Man vertraut Eltern, Lehrern und Vorgesetzten, weil sie sich als kompetent und zuverlässig erwiesen haben. Aber auch das ist nicht neu.
Infolge des 68er Chaotentums ist es jedoch zu einem Zerfall der Autorität gekommen. Erkennbar zum Beispiel an Lehrern, die sich kumpelhaft ihren Schülern anpassen, nicht mehr respektiert werden und den Schülern kein Vorbild sein können.
Auf gleicher Linie liegt das Verhalten gegenüber der Polizei und Ordnungskräften. Allenthalben gilt das Prinzip des <allen Wohl und niemand Wehe,> erkennbar an einer Kuscheljustiz und der Unfähigkeit, dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen. Um es allen Recht zu machen wird relativiert und das Recht verbogen, was in Sachen der Flüchtlingskrise wieder besonders deutlich wurde.
Das ganze verquere Gutmenscheln, die undifferenzierte Humanitätsdusseligkeit, mit der man das Chaos fördert, ist eine Folge des 68er Chaotentums.
Und das treibt jetzt weitere und noch schlimmere Blüten:
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht über die neuesten Untaten informiert werde, die von “Flüchtlingen” und “Migranten” begangen wurden, wobei der Mord an der 15jährigen Mia aus Kandel und andere Mordtaten besonders auffällig sind.
Das Neueste und Skandalöse ist, dass diese Ereignisse von den Verantwortlichen, darunter auch verirrten Funktionären der Ev. Kirche, als Sühneopfer und Mahnung an die Landeskinder interpretiert wird, ihre Sühneleistungen weiter zu steigern, was sich so anhört:
“Wir, die deutsche Gesellschaft, müssen uns anklagen, dass wir den Einwanderern nicht rascher Wohnungen zur Verfügung stellen; dass wir ihnen nicht anstandslos erlauben, ihre Familien nachzuholen; ihnen nicht freudiger Minarette errichten, damit sie sich wie zu Hause fühlen; ihnen nicht williger unsere Herzen öffnen und für ihre sexuelle Entspannung sorgen.”
Die Kriminalität und die Unsicherheit im öffentlichen Raum werden so zum Ausdruck eines berechtigten Unmuts umgedeutet, an dem wir, die deutsche Gesellschaft, die Schuld tragen. (Zitate aus der JUNGEN FREIHEIT vom 19. Januar 2018, Seite 13, “Auf dem Weg zur Unterwerfung.”)
Auch hier kommt erschwerend hinzu, dass die 68er Chaoten und ihre Jünger die Schaltstellen in den Medien besetzt und damit die Deutungshoheit an sich gerissen haben, mit der Folge, dass uns unterschwellig ein linkslastiges Weltbild untergeschoben wird, in dem die Ideale der 68er Chaoten vermittelt werden, was bis hinein in Unterhaltungssendungen geht.
Im Zusammenhang mit den Gewaltverbrechen durch Migranten wird dann auch unglaublicher Unfug verbreitet, wonach jene unmenschlich handeln, die die Gewalttaten verurteilen und eine Änderung der Asylpolitik fordern.
Die Trauerfeier für die ermordete Mia wurde dann folgerichtig auch von antifaschistischen Gutmenschen gestört.
Den meisten fällt das schon gar nicht mehr auf, weil sie sich längst an die indirekt vorgeschriebene politisch korrekte Mainstreammeinung gewöhnt haben, zumal sie auch gar nicht mehr vollständig und zutreffend informiert werden. Was unbequem ist und nicht in die vorgegebene Ideologie passt, wird unterschlagen und seit neuestem nach dem NetztDG
gelöscht.
Von daher besteht für die 68er Chaoten und deren Parteigänger und antifaschistischen Nachfolger durchaus ein Grund zum Feiern.
Aber haben die 68er Chaoten, außer Verwirrung zu stiften und nachhaltige Zerstörungen anzurichten, wirklich etwas Positives bewirkt?
Ich denke nicht. Die Schreihälse, Hausbesetzer und Berufsdemonstranten von damals haben sich in Politik, Wirtschaft und Medien gut eingerichtet, gehören jetzt selbst zum Etablissement, distanzieren sich von ihrem früheren Tun, sofern sie sich überhaupt noch daran erinnern können oder wollen und tun jetzt genau das, was sie früher verurteilt haben.
Und so war und ist es immer: Ein paar Scharfmacher spitzen die Massen durch “berechtigte Forderungen” an, von denen sie aber nichts mehr wissen wollen, sobald diese Methode, Karriere zu machen, erfolgreich war.
Für uns heißt das kritisch zu bleiben und keinen Rattenfängern nachzulaufen.
Was kann vom Wort Gottes dazu gesagt werden?
„Lasst euch nicht verführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.“
(1. Korinther 15, Vers 33)
Verführungen sind immer plausibel und überzeugend, was daran liegt, dass Versuchungen mit Halbwahrheiten operieren. Klassisches Beispiel ist die Versuchungsgeschichte aus dem Paradies, wo die positive Seite der Übertretung von Gottes Gebot – klug werden und sein wie Gott – hervorgehoben und das dicke Ende, nämlich der Tod, verschwiegen bzw. kleingeredet wird.
Auf der gleichen Linie liegen auch die Utopien von Weltverbesserern aller Art, die die positiven Seiten als erstrebenswert hervorheben und die zerstörerischen Folgen nicht wahrhaben wollen.
Bei den Utopien der 68er Chaoten denke ich an jemanden der glaubt, dadurch die volle Freiheit zu erlangen, dass er sich allein mitten in der Wüste absetzen lässt, weil er sich davon die grenzenlose Freiheit verspricht.
Hier ist er völlig sein eigener Herr und kann völlig selbstbestimmt leben. Er muss sich an keine Gebote und Gesetze halten, und es ist weit breit niemand da, der ihn bevormunden oder autoritär unterdrücken könnte. Das entspräche dann dem Ideal der 68er Chaoten und ihren Protagonisten.
Die Frage ist nur, wie lange er diesen Zustand überleben könnte. Sicher ist soviel, dass er innerhalb kürzester Zeit sterben würde.
Vergleichbar mit einer Wüste ist der Zerfall der Ordnungen, die in einer vergänglichen Welt unser Überleben sichern.
Auch dem dümmsten 68er Chaoten ist klar, dass es ohne ein Mindestmaß an Ordnung und damit “autoritären Strukturen” nicht geht. Er wird dabei aber nicht auf die überkommenen Ordnungen zurückgreifen, weil diese nach Auffassung des Chaoten “böse” sind, sondern er wird neue Systeme erfinden, die sich erst recht als diktatorisch und unterdrückend erweisen, so wie man das von Diktaturen kennt, die ihre Untertanen zu ihrem Glück zwingen wollen.
Und so findet man hierzulande vieles, was unter dem Deckmantel der Freiheit, Toleranz und Weltverbesserung angepriesen, tatsächlich aber selbstzerstörerisch und tödlich ist.
Da gibt es den Genderschwachsinn, der auf eine Selbstzerstörung existenziell unverzichtbarer Strukturen hinausläuft, da ist die Blindheit gegenüber dem Islam, der bei uns die Herrschaft antreten will. Da ist Humanitätsdusseligkeit und Selbstaufgabe hinsichtlich der Zuwanderung. Da ist die Aufweichung der staatlichen Ordnung und Autorität und vieles andere.
Hier gilt es wachsam zu bleiben, wenn wir noch eine Zukunft haben und nicht wie die DDR enden wollen.