„Kümmelhändler“, „Kameltreiber“ und der Verfall der guten Sitten

(www.conservo.wordpress.com)

Von Peter Helmes

„Offenes Wort“ ist kein Freibrief für Beleidigungen, auch nicht am Aschermittwoch

Um nicht mißverstanden zu werden: „Politische Auseinandersetzung“ ist keine Veranstaltung für Schöngeister und Glacéhandschuh-Träger. Es dürfen die Fetzen fliegen.

Aber der menschliche Anstand gebietet einen menschlichen Umgang. Ich habe oft genug über den Verfall der guten Sitten geschrieben – zuletzt hier: (https://www.conservo.blog/2017/01/27/uber-das-ende-des-charmes-und-das-sterben-der-deutschen-sprache/)

Die Anstandsregeln gelten für jeden

Linksradikale Rüpeleien sind genauso schlimm wie solche von rechts. Und es tut der AfD niemand einen Gefallen, der durch unbedachte Wortwahl Gräben zwischen den Bürgerlichen aufreißt.

Zum Vorgang:Der AfD-Chef in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, steht wegen beleidigender Äußerungen über Migranten aus der Türkei in der Kritik. Der AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende aus Magdeburg hatte beim politischen Aschermittwoch seiner Partei im sächsischen Nentmannsdorf die Türkische Gemeinde unter anderem als „Kümmelhändler” und „Kameltreiber” verunglimpft. Der Politiker sagte wörtlich:

„Diese Kümmelhändler haben selbst einen Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern am Arsch … und die wollen uns irgendetwas über Geschichte und Heimat erzählen? Die spinnen wohl! Diese Kameltreiber sollen sich dahin scheren, wo sie hingehören.“

David Berger distanziert sich

Der nicht nur von mir hoch geachtete Publizist Dr. Dr. David Berger ist zwar ein Feingeist, aber er kann auch sehr gut mit Boxhandschuhen umgehen. Auf seinem herausragenden Blog „Philosophia Perennis“ lesen wir:

…Nach wie vor hat die AfD allerdings das Problem, dass einige ihrer Politiker fähig sind, all das, was an Sympathie und Vertrauen mühsam – und gegen eine gehässige Presse – aufgebaut wurde, mit wenigen Worten und Gesten zu zerstören (…)

Jaklin Chatschadorian dazu: „Was ist das für eine Sprache? Politiker, die sich mit Schimpfwörtern ausdrücken, sind nicht nur peinlich. Poggenburg zeigt, welch Geistes Kind er ist. Es geht nicht nur um die Gossensprache gegenüber Türken. Das gehört sich bereits nicht, um nicht zu sagen: Was unterscheidet ihn in Sprache und Stil von denen, die er kritisiert?

Vor allem aber hat man keinen „Völkermord am Arsch“. Schon gar nicht mit ausgestrecktem Zeigefinger. Pietätlos gegenüber den Opfern des Armeniergenozides ebenso wie gegenüber denen des Holocausts. Ekelhaft…“

Kritik auch aus der AfD

Auch in seiner Partei stießen Poggenburgs Äußerungen auf wenig Verständnis. Das AfD-Bundesvorstandsmitglied Steffen Königer verurteilte die Äußerungen:

„Beim politischen Aschermittwoch ist es normal, dass man sich deftig äußert. Aber das ist nicht deftig, das ist Dummheit.” Pauschalurteile über bestimmte Volksgruppen seien immer falsch, fügte der Beisitzer aus Brandenburg hinzu. „Es gibt sehr viele top-integrierte Türken, davon haben wir auch welche in der Partei.” Er hoffe, daß sich der Bundesvorstand in seiner Sitzung an diesem Freitag mit dem Fall Poggenburg befassen werde.

„Man kann dem so etwas nicht durchgehen lassen”, fügte Königer hinzu. AfD-Chef Jörg Meuthen sagte, am Aschermittwoch gehe es zwar oft etwas derber zu, „die Wortwahl André Poggenburgs geht dessen ungeachtet deutlich zu weit und hätte nicht vorkommen sollen“.

Dumpfe Mahner von links

Ich stimme David Berger ausdrücklich zu, vor allem, weil er seine Stimme erhebt, obwohl er der AfD sehr aufgeschlossen gegenübersteht. Das unterscheidet ihn von den dumpfen „Mahnern“ auf dem linken Spektrum unserer Politik, allen voran vom weißhäuptigen Präsidenten der Gutmenschen und Edel-Pharisäer, Frank Walter Steinmeier:

Steinmeier kritisiert „Haß als Strategie“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte: „Was ich sehe, ist, daß es Politiker gibt, die Maßlosigkeit in der Sprache, Rücksichtslosigkeit und Haß in ihrer Haltung zu einer eigenen Strategie machen. Und ich hoffe nur, daß sich die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes nicht vor diesen Karren spannen lassen.“

Brav gesprochen, Herr Steinmeier! Aber ist das alles?

Clara Mayerbach, die schon viele Jahre zu meinen treuen (und kritischen) Lesern zählt,

stellt deutlich fest:

„WANN hat eigentlich Steinmeier mal die Diffamierung DEUTSCHER öffentlich kritisiert?

Vor allem solcher Deutschen, die keine Linken sind?!

Hat er sich jemals kritisch geäußert zu den geläufigen Beschimpfungen wie “du Hurensohn” oder “isch fick deine Mutter”? Ich kann mich da an keinen einzigen Beitrag erinnern.

Wer Sprache kritisiert, der sollte unbedingt auf Ausgewogenheit achten!

Und war da nicht auch ein prominenter SPD-Genosse, der Deutsche als “Pack” bezeichnete? Wo war damals Steinmeier?

Hätte Steinmeier nicht gerade genug damit zu tun, darüber nachzudenken, daß auch er Schulz mit versenkt hat?

In christlicheren Vor-Merkel-Zeiten nannte man so jemanden einen “Pharisäer”!

Soweit Frau Mayerbach, der ich voll zustimme.

Es ist wie bei allen Linksgestrickten egal welcher Partei: Sie sind auf dem linken Auge blind, und auf dem rechten habe sie Wahrnehmungsstörungen.

Gerade von einem Bundespräsidenten erwarte ich, wenn er schon „austeilt“, daß er dies nach beiden Seiten tut. Gegen die AfD zu wettern, ist wohlfeil. Nicht z. B. gegen die Gewaltaktionen der Antifa zu protestieren, ist feige.

Ich würde vom Bundespräsidenten erwarten, daß er nicht immer nur gegen „Rechts“ wettert, sondern sich endlich auch einmal zu den regelmäßigen Gewaltaktionen der Linksfaschisten (Antifa) äußert und sie genauso an den Pranger stellt wie irgendwelche vereinzelten „rechten“ Entgleisungen.

Darauf, daß dieser Präsident auch der Präsident der bürgerlichen Deutschen wird, werden wir wohl vergeblich warten müssen.

www.conservo.wordpress.com   16.02.2018
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