Herzlichen Glückwunsch zu Israels 70. Geburtstag – eine Würdigung

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Von Adrian F. Lauber *)

Vorbemerkung: Da der Staat Israel am 14. Mai siebzig Jahre alt wird, habe ich eine kleine Mini-Serie geschrieben, zur Gratulation, aber auch zur Erinnerung daran, an was wir uns anlässlich dieses Jubiläums schleunigst mal erinnern sollten.

Gratulation, Israel!

Israel wird bald 70 Jahre alt. Am 14. Mai 1948 verlas David Ben-Gurion die Unabhängigkeitserklärung des neuen jüdischen Staates.

Und anlässlich dieses Tages wird die Trump-Administration die US-Botschaft aus Tel Aviv nach Jerusalem verlegen und damit die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt des jüdischen Staates unterstreichen. Das ist nur richtig so. Jerusalem war schon vor dreitausend Jahren das Zentrum des Judentums und Israel hat m. E. diese Stadt völlig rechtmäßig in seinen Besitz gebracht, als es sich im Sechstagekrieg gegen den Angriff Jordaniens zur Wehr setzte, das zuvor Ost-Jerusalem und die Westbank illegal besetzt gehalten hatte.

Israel ist die einzige Demokratie des Nahen Ostens, ein Staat, der gewiss nicht weniger Schwächen und Unzulänglichkeiten hat als andere, aber es ist trotz alledem das eine freiheitliche Land in einer Region, die von Fundamentalismus, Intoleranz und Brutalität gekennzeichnet ist. Es ist – so komisch das für manche klingen mag – das Land, in dem Araber mehr Freiheit und mehr Wohlstand genießen als in jedem arabischen Land. Es ist das Land, in dem Frauen gleichberechtigt sind. Es ist das Land, in dem Homosexuelle nach ihrer Facon leben können. (Während in fast allen islamischen Ländern Homosexualität strafbar ist, einige von ihnen – darunter der Iran – schreiben dafür sogar die Todesstrafe vor.)

Israel ist ein Land, das sich seit seiner Gründung immer wieder gegen feindliche Invasionen und Terrorismus behaupten musste, da es in einer Umgebung lebt, die von – regelmäßig eliminatorischem – Antisemitismus geprägt ist. Nur Stunden nach der Erklärung der israelischen Unabhängigkeit wurde der gerade geborene Staat von einer feindlichen arabischen Allianz überfallen.

Heute wird Israel permanent durch den Terror der Hamas, des Palästinensischen Islamischen Dschihad, der Hisbollah, des Dschihadisten-Sponsors Iran und der angeblich „moderaten“, Terroristen finanzierenden Palästinensischen Autonomiebehörde bedroht. Juden- und Israelhass sind Alltag im Orient, ständig werden Muslime zum bewaffneten Kampf gegen Juden aufgehetzt. Der „Jude unter den Staaten“, Israel, wird in einer paranoiden Verzerrung der Wahrheit zum Sündenbock für so ziemlich alle Probleme der islamischen Welt gemacht. Europa hofiert auch noch viele der Fundamentalisten, die sich kaum etwas so sehnlich zu wünschen scheinen wie Israels Verschwinden vom Angesicht dieser Welt.1

Und trotzdem: obwohl Israel immer wieder bedroht war, immer wieder mit Krieg überzogen wurde, hat es diese tapfere Nation geschafft, ihr Land zu einer der größten Wirtschaftsmächte, zu einem der innovativsten Länder der Welt zu machen. Zu einem freiheitlichen und weltoffenen Land.

Ich finde das großartig. Nach all dem, was den Juden angetan wurde, haben sie endlich eine Zuflucht in der Welt, eine Heimat – und dann auch noch eine, die so viel aus sich gemacht hat.

Ich hasse es eigentlich, wenn ein Satz mit „gerade wir als Deutsche“ begonnen wird, weil darauf normaler Weise irgendeine verlogene, politisch korrekte Litanei folgt.

Ich mache heute eine Ausnahme, indem ich sage: gerade wir als Deutsche sollten nie vergessen, warum es richtig und wichtig ist, dass Israel existiert.

Es geht dabei nicht nur um das Bewusstsein dafür, was den Juden von Deutschen in der Vergangenheit angetan wurde. Es geht vor allem auch darum, nicht länger die Augen vor dem zu verschließen, was heute ist.

Der Antisemitismus lebt. Er war nie weg.

Die uralten antijüdischen Ressentiments sind nicht einmal nach Auschwitz verschwunden. Sie leben in Deutschland und in unseren europäischen Nachbarländern weiter und wie es aussieht, werden sie sogar stärker und bringen Juden einmal mehr in Gefahr.

  1. Der Hass wuchert wieder

Für die deutsche Gesellschaft heute – soweit es die Einheimischen betrifft – spielen vor allem zwei Formen eine Rolle, weil sie am weitesten verbreitet und aktuell am gefährlichsten sind:

  1. a) Schuldabwehr-Antisemitismus

Ein Ressentiment, das sich aus unbewältigten Schuldgefühlen wegen der NS-Zeit und deutschem Selbsthass speist und sich dann ausgerechnet gegen die Opfer der Nazis und ihre Nachfahren richtet.

Der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex hat es herrlich sarkastisch so formuliert: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“

Henryk M. Broder ergänzte sinngemäß: so wie ein Mann, der eine Frau vergewaltigt hat, es ihr nie verzeihen wird, weil sie ihn – in seiner verzerrten Wahrnehmung – so provoziert hat, dass er gar nicht anders konnte.

Der Schuldabwehr-Antisemit hat die Juden am liebsten, wenn sie tot sind. Vom Gedenken an Holocaust-Opfer kann er gar nicht genug bekommen, aber mit lebendigen Juden hat er so seine Probleme. Sie und vor allem das jüdische Kollektiv im Nahen Osten (Israel) sind sozusagen wandelnde Erinnerungsstücke, deren bloße Existenz an historische Schuld gemahnt – und somit zu einer Last auf deutschem Gewissen wird. Und letzten Endes entwickeln sich Aggressionen gegen diejenigen, die uns durch ihre bloße Existenz an das erinnern, was einmal war.

Diese Form von Antisemitismus nicht trotz, sondern wegen Auschwitz ist oftmals kombiniert mit

  1. b) Israelisiertem Antisemitismus

Keiner, der noch ganz bei Trost ist, wird sich heute offen als Antisemit bekennen. Er würde sich (zu Recht natürlich) ins politische und ins gesellschaftliche Aus schießen. Selbst die übelsten Demagogen, die beispielsweise am Internationalen Al-Quds-Tag für das iranische Mullah-Regime (dessen Ziel es ist, Israel auszulöschen) Propaganda machen und die Vernichtung Israels fordern, weisen es vehement von sich, auch nur das geringste mit Antisemitismus zu tun zu haben. Nicht einmal sie sind so blöd, sich dazu zu bekennen.

Heutige Judenfeinde müssen cleverer vorgehen, wenn sie eine politische Anhängerschaft um sich scharen wollen. Sie stehen vor der Herausforderung, ihrem Hassgefühl einen einigermaßen sauberen, sozusagen politisch korrekten Ausdruck zu verleihen.

Dieser Ausdruck ist der Hass auf „den Juden“ unter den Staaten, also Israel.

Eindeutig Antisemitisches auf einer Anti-Israel-Demo: der Jude als mörderischer Teufel und Blutsäufer 2

Diese Form des Antisemitismus äußert sich auf mehrere Arten:

– Indem Israel ganz selbstverständlich dämonische, finstere Machenschaften unterstellt werden, ohne dass man es für nötig hält, irgendetwas zu beweisen – wie früher beim so genannten „Weltjudentum“

– Indem Israel wider alle leicht nachprüfbaren Fakten als Apartheids- und Nazi-Staat, als genozidales Monster und mehr verleumdet wird, denn der Jude steht in den Augen des Antisemiten für das absolut Böse in der Welt.

– Indem uralte judenfeindliche Stereotype wie eine angeblich spezifisch jüdische Rachsucht oder jüdischer Blutdurst auf den jüdischen Staat projiziert werden

Ebenso eindeutig antisemitisch: Darstellung auf der so genannten „Kölner Klagemauer“. Der Jude – erkennbar an der Serviette mit Davidsstern – zerlegt den Leib eines palästinensischen Kindes aus Gaza, um es zu verspeisen. (Wobei Amerika behilflich ist, das ihm die Gabel zur Verfügung gestellt hat.) Griffbereit daneben steht ein Glas, gefüllt mit einer Flüssigkeit, die ja wohl Blut darstellen soll. Der Jude als Ritualmörder, als Kindermörder, als Menschenfresser und Blutsäufer. 3

– Indem für das, was Israel tut oder lässt, mit der größten Selbstverständlichkeit „die“ Juden alle miteinander in Mithaftung genommen werden: in der jüngsten Vergangenheit ist das etliche Male geschehen, z. B. als Israels Selbstverteidigung gegen die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah in Europa mit einer Welle von Hassdemos und Bedrohungen dort lebender Juden beantwortet wurde.4

– Indem behauptet wird, Israel führe uns oder gar die ganze Welt am „Gängelband“ (Jakob Augstein5) in einen Krieg oder lenke uns ganz nach seinem Willen. Wer die Geschichte der Beziehungen Israels zu den vermeintlich von ihm beherrschten USA oder zur Bundesrepublik Deutschland untersucht, wird schnell feststellen, dass der jüdische Staat uns keineswegs beherrscht und dass wir ihm gegenüber alles andere als willfährig sind. In entscheidenden Momenten hat Deutschland Israel immer wieder im Stich gelassen – etwa 1973, als Golda Meir unseren Bundeskanzler Willy Brandt vergeblich um Vermittlung ersuchte, um den wenig später folgenden Jom-Kippur-Krieg zu verhindern.6 Als der Krieg da war, erlaubte es – bis auf Portugal – kein europäisches Land, dass seine Häfen und Flugplätze für den Transport von Nachschub für Israel genutzt wurden. Die Ölgeschäfte mit den arabischen Ländern waren eben wichtiger. Von Willfährigkeit gegenüber Israel keine Spur.

Israels Lebensinteressen sind erkennbar zweitrangig oder sogar gleichgültig, wenn die BRD fette Geschäfte mit dem totalitären Antisemiten-Regime des Iran macht und sich einen feuchten Dreck darum schert, dass der Iran der größte Staatssponsor des Terrorismus ist und die Vernichtung Israels anstrebt. Ebenso haben auch die USA immer wieder ihre Eigeninteressen über die Israels gestellt und lieber pro-arabische oder pro-iranische Politik gemacht, je nach dem, wie es gepasst hat.7

Die Beziehungen Israels zu Deutschland oder auch den USA sind weitestgehend von den Eigeninteressen der jeweils Beteiligten geprägt.8 Das ist auch ganz normal so. Wobei die NS-Vergangenheit im deutsch-israelischen Verhältnis selbstverständlich eine Rolle spielt. Es wäre ja auch mehr als merkwürdig, wenn es nicht so wäre. Dennoch: auch die BRD behandelt trotz aller pathetischen Politikerreden den Staat Israel vielfach auch nicht anders als andere Verbündete. Sie hat sich aus historischen Gründen für Israel eingesetzt, aber niemals in einem Ausmaß, dass davon die Rede sein könnte, Berlin wäre von Jerusalem aus fremdgesteuert oder hänge an einem „Gängelband“ oder an was auch immer.Sigmar Gabriel (SPD) – zu jener Zeit Bundeswirtschaftsminister – trifft Irans Präsidenten Hassan Rohani. Wieder mal so eine Pointe der Geschichte: das Land, das für den Holocaust verantwortlich ist, gehört zu den wichtigsten europäischen Handelspartnern des Landes, zu dessen Staatsdoktrin Holocaust-Leugnung gehört und das den jüdischen Staat auslöschen will (und u. a. zu diesem Zweck Dschihadisten sponsert) …

Was ist außerdem so besonders und so schlimm daran, dass Deutschland Israel Waffen liefert? Erstens ist Israel nicht das einzige Land, das solche erhält. Zweitens: wäre es besser, wenn Juden den Angriffen der Terroristen in ihrer Nachbarschaft wehrlos ausgesetzt wären? Gut, Steven Spielberg hätte dann wieder was zu tun. Er könnte einen anrührenden Film drehen, der auf dem Schicksal ermordeter Juden basiert, über den dann in Deutschland literweise Krokodilstränen vergossen werden können.

Indem dem jüdischen Staat unterstellt wird, es kontrolliere andere Staaten wie seine Marionetten, wird eigentlich nur der alte Glaube an die Übermacht des Welt beherrschenden, manipulatorischen, sinistren Weltjudentums wieder aufgewärmt. Wer so etwas wieder und wieder tut und sich durch Fakten überhaupt nicht beeindrucken lässt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Antisemit. Er traut sich bloß nicht, sich ganz offen auf die „Protokolle der Weisen von Zion“ oder auf den Gröfaz höchstpersönlich zu berufen. Also schießt er sich lieber auf Israel ein.

In Kombination treten Schuldabwehr- und israelisierter Antisemitismus dann auf, wenn Israel mit dem Dritten Reich gleichgesetzt und ihm – völlig unhaltbarer, schlimmer Unsinn – unterstellt wird, heute mit den Palästinensern im Wesentlichen das gleiche zu machen wie die Nazis mit den Juden.

Für den deutschen Nationalneurotiker, der mit der NS-Zeit nicht fertig wird und sich selbst oder zumindest diese Nation von ganzem Herzen verachtet, ist es geradezu Balsam auf seine Seele, wenn er es schafft, die Täter-Opfer-Umkehr zu vollziehen. Indem er sich einredet, heutige Juden seien zu Nazis geworden, ist in seiner Wahrnehmung der Schuldhaushalt ausgeglichen. Wir sind quitt! Unsere ehemaligen Opfer sind genau solche Schweine wie wir oder viele unserer Ahnen es waren. Die Last des Holocaust fällt vom Gewissen ab. Endlich! Und jetzt zeigen wir diesen jüdischen Querulanten mal, wie man richtig aus der Geschichte lernt! Im Gegensatz zu Israel haben wir das nämlich getan! Wir holen jetzt den Widerstand gegen die Nazis nach, den unsere Großeltern mehrheitlich nicht geleistet haben.

Allerdings ist das Motiv für die Verbreitung solch schlimmen Unsinns nicht immer deutscher Selbsthass, nicht immer sind es deutsche Schuldgefühle. Mitunter ist es auch deutscher Hypernationalismus. Extremisten von rechts, die Israel als Völkermörder und Drittes Reich 2.0. hinstellen, sagen so etwas wohl, weil es ein probates Mittel zu sein scheint, Deutschland von der Last der Vergangenheit zu befreien. Sie argumentieren sinngemäß, Israel oder die Juden würden uns mit der NS-Zeit und dem schlechten Gewissen moralisch erpressen, während sie doch inzwischen selber Nazis seien. Also genug mit dem Gedenken an das, was früher war! Das schütteln wir ab und erheben uns jetzt endlich gegen diejenigen, die uns unter ihrer Knute halten! Denn der Führer hatte doch Recht …

Wer glaubt, dass sekundärer Antisemitismus nur eine Einstellung kleiner Minderheiten sei, irrt sich leider.

In diesen abgewandelten Formen ist Antisemitismus in unserer Gesellschaft längst hof- und salonfähig. Wer mir das nicht glauben will, lese bitte Monika Schwarz-Friesels „Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert“ oder Esther Schapiras und Georg Hafners „Israel ist an allem schuld.“

Aber auch ich will mit ein paar Fakten aufwarten, um meine Behauptung zu untermauern:

– Die „Welt“ berichtete am 4. November 2003 von einer Eurobarometer-Umfrage, der zufolge 59 Prozent der Befragten die Ansicht äußerten, dass Israel die größte Bedrohung für den internationalen Frieden sei. Laut dieser Umfrage sahen 65 Prozent der befragten Deutschen Israel als Bedrohung.9

Eine solche Position ist auch unter ansonsten intelligenten und hoch gebildeten Köpfen anzutreffen. Peter Scholl-Latour sagte im April 2012 in vollem Ernst, Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sei gefährlicher als der damalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad, dessen Land Terroristen sponsert und der wieder und wieder die Vernichtung des Judenstaates ankündigte.10

Israel ist ein Staat, der sich seit seiner Gründung immer wieder gegen feindliche Invasionen und Terror verteidigen musste. Und trotzdem wird dieser Staat, der sich gewehrt hat und immer noch wehren muss, zur Bedrohung erklärt! Wie passt das zusammen? Das ist völlig irrational. Erklärbar wird es erst, wenn man ins Kalkül zieht, dass viele Menschen da draußen ganz selbstverständlich immer noch von der Bösartigkeit und Vernichtungsmacht des Jüdischen ausgehen und sich durch noch so harte Fakten davon partout nicht abbringen lassen. Der Jude ist selbst dann der Böse, wenn er sich verteidigt. Er hat sich gefälligst tot schießen zu lassen. Hinterher können wir ihn beweinen und Seminare gegen Antisemitismus abhalten.

– Im Jahr 2004 kam eine von Prof. Wilhelm Heitmeyer geleitete Studie des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld zu folgenden Ergebnissen: 68,3 Prozent der befragten Deutschen stimmten dem Befund zu, dass Israel einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Palästinenser führe.11 (Es war die Zeit der Zweiten Intifada, gegen die Israel sich mit militärischen Mitteln zur Wehr setzte.)

51,2 Prozent meinten, Israel tue den Palästinensern heute im Wesentlichen dasselbe an wie die Nazis den Juden.Hass-Demo gegen Israels Operation „Protective Edge“ (Juli – August 2014) gegen die Terrororganisation Hamas – eine Operation, bei der die israelische Armee mehr als andere Armeen der Welt unternahm, um zivile Opfer zu vermeiden, die es allerdings trotzdem gegeben hat. Davon ließen sich die Demonstranten nicht beirren. Für sie war klar: Israel begeht den nächsten Holocaust. Was die Frage aufwirft: wenn Israel an den Palästinensern einen Völkermord begeht, wie kann es dann sein, dass die Palästinenser zu den am schnellsten wachsenden Populationen der Welt zählen?

– Im Jahr 2007 veröffentlichte der BBC World Service die Ergebnisse von in 27 Ländern durchgeführten Meinungsumfragen. Die Studie hatte ergeben, dass 77 Prozent der befragten Deutschen ein negatives Israel-Bild hatten.12

– Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung führte im Jahr 2007 zu dem Ergebnis, dass 30 Prozent der befragten Deutschen angaben, Israel tue den Palästinensern heute im Prinzip dasselbe an wie die Nazis den Juden. 2013 wurde die Umfrage ebenfalls durchgeführt und dieses Mal stimmten 41 Prozent der Befragten dieser Auffassung zu.13

– Der Antisemitismus-Forscher Dr. Manfred Gerstenfeld kommt anhand der Auswertung von Meinungsumfragen zu der Einschätzung, dass in der EU ca. 150 Millionen von 400 Millionen Erwachsenen daran glauben, dass Israel heute die Verbrechen der Nazis an den Palästinensern wiederhole, dass es ein Apartheid-Regime sei, das einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führe usw.14

– Laut einer im Januar 2015 veröffentlichten Meinungsumfrage der Bertelsmann-Stiftung sind 68 Prozent der Deutschen dafür, Israel keine Waffen mehr zu liefern.15 Wehrhafte Juden sorgen hierzulande bei vielen wohl für Unwohlsein.16

– Am 24. April 2017 wurden die Ergebnisse einer von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studie veröffentlicht. 40 Prozent der befragten Deutschen stimmten darin der Aussage zu: „Bei der Politik, die Israel macht, kann ich verstehen, dass man etwas gegen Juden hat.“ Im Jahr 2014 hatten noch 28 Prozent diesem Urteil beigepflichtet.17

Ganz automatisch wird von Israel auf „die“ Juden geschlossen. Aber wieso eigentlich? Selbst wenn Israel wirklich so schrecklich wäre, wie es seine Feinde behaupten, was könnten in New York, Berlin, Paris, Amsterdam oder Malmö lebende Juden dafür?

In Deutschland scheint sich diese für selbstverständlich gehaltene Assoziation langsam durchzusetzen. Immerhin sind wir schon so weit, dass uns sogar gerichtlich bestätigt wurde, dass ein Brandanschlag auf eine Synagoge in Deutschland nur etwas zu weit getriebene Israel-Kritik ist.18 Sollte es also mal wieder eine „Kristallnacht“ in diesem Lande geben, was angesichts heutiger Entwicklungen nicht ausgeschlossen werden kann, wissen die Beteiligten, wie sie sich rechtfertigen können. Wir sind bloß mit Israels Politik nicht einverstanden! Wir haben doch nichts gegen Juden, i wo! (Wir hätten bloß gerne was gegen sie.)

So verwundert es nicht weiter, dass es viele Mitbürger kalt ließ, als auch auf deutschen Straßen Fahnen verbrannt und Drohungen gegen Juden ausgesprochen wurden, nachdem US-Präsident Donald Trump Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt hatte.

Die Juden sind doch selber schuld! Das haben wir doch immer schon gewusst. Wenn sich dieses notorisch querulatorische Pack im Nahen Osten nicht so unmöglich aufführen würde, wären die armen Moslems doch die größten Philosemiten der Welt!

Brennende Synagoge in Siegen während der „Reichskristallnacht“ (Yad Vashem)

Zu meinen, von der Handlung eines Juden oder einiger Juden auf „die“ Juden schließen und damit Hass gegen sie rechtfertigen zu dürfen, spricht bereits für eine antisemitisch gefärbte Weltsicht.

Deutsche und ihre europäischen Nachbarn haben antisemitische Ressentiments über die Jahrhunderte so tief verinnerlicht, dass die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes im Juni 2016 auch nichts dabei fanden, dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas stehende Ovationen darzubieten, als er mit einer Rede fertig war, in der er die uralte Legende vom jüdischen Brunnenvergifter bemüht hatte, indem er – was nachweislich eine Lüge war! – behauptet hatte, israelische Rabbiner hätten dazu aufgerufen, das Wasser der Palästinenser zu vergiften, um sie umzubringen.19

Was ist das?

Nur Dummheit? Oder doch etwas mehr? Kann es sein, dass viele Menschen auch im heutigen Europa den Juden ganz selbstverständlich das Schlimmste unterstellen und das für die reine Wahrheit halten? Also auch ohne Zögern bereit sind, einem Mahmud Abbas solche Geschichten zu glauben, ohne die Fakten zu überprüfen?

Ja, Israel macht Fehler. Ja, Israel verhält sich manchmal ungerecht. (Und: Ja, Israel darf kritisiert werden. Entgegen landläufiger Meinung ist das keineswegs tabuisiert.) Das trifft auf jedes andere Land auch zu. Das sind aber keine nachvollziehbaren Gründe, die einzige Demokratie des Nahen Ostens derart zu verachten.

Jeder kann es ja mal im Selbstversuch mit seinen Bekannten ausprobieren oder in Internet-Foren die Kommunikation mit Fremden suchen. Vielfach wird man, wenn nur der Name „Israel“ fällt, eine auffällige Erregungsbereitschaft feststellen. Kaum kommt dieses Thema auf, hat jeder was zu sagen – dass er oder sie vom Israel-Palästina-Konflikt nicht die geringste Ahnung hat, ist dabei kein Hindernis. Sehr schnell brechen die Aggressionen aus ansonsten ganz moderaten und vernünftigen Leuten hervor. Es wird geschimpft, gegeifert und gegiftet.

Dieser Hass lässt sich nicht mit Fakten begründen. Denn die Behauptungen, dass Israel ein Apartheidsstaat sei oder gar einen Völkermord begehe, sind Lügen, nichts weiter. Ich habe sie in meinen Texten ausführlich widerlegt – und andere haben das lange vor mir auch schon getan.20

Was hier wirkt, sind die antisemitischen Reflexe, die diese Gesellschaft so tief verinnerlicht hat, dass nicht einmal Auschwitz ausgereicht hätte, sie endlich loszuwerden.

Der Politikwissenschaftler Stephan Grigat hat es wie folgt auf den Punkt gebracht: „Egal, was es tut, Israel steht in den Augen der Weltöffentlichkeit immer als Aggressor da. Das ist die geopolitische Reproduktion des Antisemitismus.“21 (Hervorhebung durch mich)

– Eine im Januar 2015 veröffentlichte Studie des Institutes für interdiszipliniere Konflikt- und Gewaltforschung der Universität ergab, dass immerhin 15 Prozent der befragten Deutschen angaben, dass „die Juden“ in Deutschland zu viel Einfluss hätten. 49 Prozent der Befragten waren es leid, immer wieder von den Verbrechen an Juden zu hören.22

Nun ja. Ich kann das insofern verstehen, als das Gedenken an die NS-Zeit vom politisch korrekten Establishment auch immer wieder dazu benutzt wird, sich selbst und die gesamte deutsche Nation zu geißeln, sich klein zu machen, sich selbst zu verachten, die Selbstaufgabe der Deutschen zu rechtfertigen und so weiter und so fort, auch wenn die heute Lebenden für das damals Geschehene natürlich nichts können.

Das Gedenken an sich halte ich für sehr richtig und wichtig, aber es kommt darauf an, was man mit dem Wissen über die Geschichte anfängt.

Und wenn ich sehe, dass der heute wieder auflebende Judenhass von unseren politisch korrekten Volkspädagogen relativiert, verharmlost oder gar ignoriert wird, während gleichzeitig dieses Land zur offenen Selbstzerstörung übergegangen ist, kann ich nur feststellen: die Deutschen gehen auf eine kranke Weise mit der mörderischen Vergangenheit um.

Und auf eine ekelhaft verlogene Weise: Es scheint vielen überhaupt nicht darum zu gehen, aus der Geschichte zu lernen und daraus heutiges Handeln abzuleiten. Die NS-Zeit und der Holocaust dienen vor allem als Rückversicherung der eigenen (eingebildeten) moralischen Überlegenheit heutiger Deutscher. Keiner hat diese Geisteshaltung so gut auf den Punkt gebracht wie der Historiker Eberhard Jäckel, der anlässlich des fünften Jahrestages des Berliner Holocaust-Mahnmals doch tatsächlich sagte: Es gibt Völker, die uns um dieses Mahnmal beneiden.23 (Ja, wie? Soll ich das so verstehen, dass andere Völker auch gern mal einen Holocaust begangen hätten oder noch begehen wollen, damit sie sich hinterher so ein Mahnmal hinstellen können, oder was?)

Man benutzt die Vergangenheit, um sich selbst als geschichtsbewusst und moralisch überlegen darzustellen. Man bekämpft ganz, ganz mutig eine nicht mehr existierende Diktatur und holt sich auf eine völlig risikofreie Art und Weise ein paar moralische Punkte. Johannes Gross sagte dazu: „Je länger das Dritte Reich zurückliegt, umso stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen.“

Tatsächliches Lernen aus der Geschichte und ein Anwenden des Gelernten erübrigen sich damit. Man will gut aussehen, man will sich inszenieren, aber wehe man wird darauf aufmerksam gemacht, was sich heute abspielt!

Eike Geisel hatte leider Recht. Die Erinnerung ist in Deutschland „die höchste Form des Vergessens.“24

Das sehen wir auch daran, wie mit dem umgegangen wird, was die Merkel-Regierung und ihre zahlreichen Mitläufer heute anrichten:

 II. Noch mehr Hass wird importiert

Zwischen dem weiter lebenden Antisemitismus in Europa und dem in der islamischen Welt besteht ein Unterschied: im Orient ist Antisemitismus nicht tabuisiert und kann so offen und gewalttätig ausgelebt werden wie es in Europa (noch) nicht so ohne Weiteres möglich ist. Da in Europa die Erinnerung an den Holocaust und den historischen Judenhass noch sehr präsent ist, muss man es sich in unseren Breiten genauer überlegen, wie man den Antisemitismus auf eine zeitgemäße Weise ausdrücken will.

Muslimischen Judenhassern liegen solche Hindernisse nicht im Weg. Der Holocaust wird oft genug gar nicht behandelt, bagatellisiert oder gar geleugnet, um dann umso ungenierter gegen die heutigen Juden und vor allem gegen Israel zu Werke gehen zu können.

Der allgegenwärtige Judenhass in der islamischen Welt ist ein Gemisch aus im Islam selbst angelegter Judenfeindschaft, aus Europa übernommenem antisemitischem Gedankengut (dessen Verbreitung erst vom Dritten Reich, später von der Sowjetunion gefördert wurde) und aus der Feindschaft, die mit dem arabisch-israelischen Konflikt begründet wird.

Nichts Besonderes in der islamischen Welt: Der Jude als monströser Kindermörder und Blutsäufer (Zeichnung eines Palästinensers namens Omaya Joha, erschienen in der katarischen Zeitung Al-Raya)

Gewiss hat sich Israel im Laufe seines Bestehens manchmal ungerecht verhalten und es ist ohne Weiteres zuzugestehen, dass viele Palästinenser unglücklich und frustriert sind über den ungelösten Konflikt, dass viele von ihnen – beispielsweise die palästinensischen Flüchtlinge von 1948/49 – Unrecht erlitten haben und nach wie vor darunter leiden.

Das erklärt aber nicht, weshalb hunderte von Kilometern entfernt lebende Muslime beispielsweise in Pakistan, in Tunesien, in Katar oder in europäischen Ländern, die mit dem Israel-Palästina-Konflikt nie in Berührung gekommen sind, Juden und Israel von ganzem Herzen hassen.

Es geht hier nicht nur um diesen territorial doch ziemlich eng begrenzten Konflikt, der es im Magazin Foreign Policy nicht einmal in die Top Ten der wichtigsten aktuellen Konflikte geschafft hat.25

Es geht um blanken, paranoiden und eliminatorischen Antisemitismus, der die islamische Welt vergiftet hat.

Warum wohl gibt es in der islamischen Welt fast keine Juden mehr? Seit den Vierziger Jahren sind über 800.000 Juden aus den islamischen Ländern vertrieben worden. Die meisten haben sich in Israel niedergelassen, andere in westlichen Ländern.26

In der islamischen Welt ist es nichts Besonderes, die Juden als diabolische Weltverschwörer, als Wurzel allen Übels der Region, als blutrünstige Kinder- und Ritualmörder, als bis in den Tod zu bekämpfende Feinde anzusehen.

Und der Israel-Palästina-Konflikt ist dabei in der Regel nur vorgeschoben. Der Politikwissenschaftler und Islamologe Bassam Tibi schreibt: „Die Links-Grünen sind dreist genug, eine Entschuldigung für den islamistischen Antisemitismus zu bieten. Diese Entschuldigung lautet: Diese Muslime seien gar nicht gegen die Juden, sondern nur gegen den Staat Israel und gegen den «rassistischen Zionismus». Wenn das stimmen würde, wäre Theodor Herzl ein Rassist, was er aber niemals war. Die angebliche Differenzierung zwischen Antisemitismus und Antizionismus findet aber nicht statt. Aus meiner Forschung geht hervor, dass die Begriffe Jahudi/Jude und Sahyuni/Zionist von Arabern in der arabischen Sprache Synonym verwendet werden.“27

Den Antisemitismus aus dem islamischen Orient importieren sich Deutschland und seine Nachbarn heute zu Millionen!

Und was machen unsere Volkspädagogen, wenn es darauf ankäme, Stellung zu beziehen und diesen Antisemitismus energisch zu bekämpfen bzw. gar nicht erst hierher zu holen?!

Sie schauen weg.

Oder sie relativieren das Problem.

Oder sie sondern – wie beispielsweise die Bundesmerkel oder Außenminister Maas – ein paar Betroffenheits-Sprechblasen ab, wenn Juden von radikalen Muslimen angegriffen werden – nur um dann die Politik der illegalen Masseneinwanderung, die vor allem aus der islamischen Welt kommt, munter fortzusetzen.

Kürzlich gab es einen massiven Aufschrei, als ausgerechnet im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg – einer nicht ganz unwichtigen Hochburg links-grüner Realitätsverweigerer – ein junger Araber auf offener Straße einen anderen jungen Mann, der eine Kippa trug, mit seinem Gürtel schlug und immer wieder „Jude!“ (Yahud!) rief.28

Das Opfer dieses Übergriffs war allerdings kein Jude, sondern ein arabischer Israeli, der gehört hatte, dass es in Deutschland nicht mehr sicher sei, sich auf offener Straße mit Kippa zu zeigen. Er hatte das nicht glauben wollen, sich eine Kippa aufgesetzt und war damit nach draußen gegangen.

Wie auch immer: da der Angreifer ihn aufgrund der Kippa für einen Juden hielt, ändert das alles nichts an der eindeutig antisemitischen Motivation des Angriffs.

Um Solidarität mit den Juden zu bekunden, gingen kurz darauf hunderte von Berlinern, aber auch Menschen in anderen Städten mit Kippa auf die Straße.

Auf die Art ein Zeichen zu setzen, ist ja schön und gut, aber da die Regierung ihre Politik der illegalen Masseneinwanderung voraussichtlich fortsetzen wird, was von vielen Deutschen weiterhin völlig unkritisch verfolgt werden wird, wird sich der islamische Judenhass auch in diesem Land vervielfachen. Die Zustände werden immer schlimmer werden. Wenn es so kommt, dann bleiben Kippa-Solidaritätsbekundungen leider leere Gesten, nichts weiter.

Fundstelle: Heplev 29

Und hinterher wird es wieder heißen, man hätte ja gar nichts gewusst und auch nichts wissen können. Wetten dass?

Wehe denen, die es wagen, so etwas hinterher zu sagen!

III. Augen zu!

Man hätte es wissen können, schon seit Jahren! Wer sich die Mühe macht, auch mal die Auslandspresse zu verfolgen, der weiß, wie Juden in unseren europäischen Nachbarländern von radikalen Muslimen terrorisiert werden.

Aus Ländern wie Schweden und Frankreich hauen die Juden bereits ab, weil sie sich dort – leider völlig zu Recht – nicht mehr sicher wähnen.30

Wenn Deutschland so weitermacht wie jetzt, ist es leider durchaus vorstellbar, dass ihm das gelingt, was selbst Hitler nicht geschafft hat: dieses Land „judenrein“ zu machen. Da nur noch ca. 100.000 Juden in diesem Land leben, ist das früher oder später durchaus zu schaffen, wenn Islamisierung und Unterwerfung weit genug voranschreiten – und wenn parallel der Antisemitismus unter Einheimischen weiterlebt.

Judenhass in Deutschlands Hauptstadt: Brennender Davidsstern in Berlin als Reaktion auf die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die US-Administration

Wir erinnern uns an die fünfundachtzigjährige Holocaust-Überlebende Mireille Knoll, die Ende März von zwei jungen Männern orientalischer Herkunft in Paris ermordet wurde.

Doch dieses Verbrechen ist nicht das erste dieser Art. Der Antisemitismus-Forscher Dr. Manfred Gerstenfeld hat darauf hingewiesen, dass alle antisemitischen Morde in Europa seit Beginn des Jahrhunderts von radikalisierten Muslimen begangen wurden.31

Das gibt zu denken.

In unserer Kriminalstatistik schlägt sich noch nicht so recht nieder, was die Merkel-Regierung anrichtet. Offiziell gehen über 90 Prozent der antisemitischen Delikte in der Bundesrepublik auf das Konto von Rechtsextremisten.

Zweifellos ist der Antisemitismus von rechts außen ein großes Problem und er muss bekämpft werden. Aber diese Statistik weist ganz erhebliche Schwächen auf.

In der „Welt“ heißt es:

„Dunkelziffern gibt es offenkundig auch bei der Benennung der mutmaßlichen Täter. Nach den Angaben des Bundesinnenministeriums wurden 632 der 681 antisemitischen Delikte von Rechtsextremisten begangen (93 Prozent). Nur bei 23 Fällen wird ein religiöser oder ausländisch motivierter Hintergrund unterstellt, dabei handelt es sich um Extremismus, der durch ausländische Themen bestimmt ist, beispielsweise um den Palästinenser-Konflikt. 25 Delikte lassen sich nicht zuordnen, in nur einem Fall wird ein linksextremes Motiv angenommen.

 Zweifel an der Darstellung, von wem die antisemitischen Taten ausgehen, äußert Benjamin Steinitz, Leiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Berlin. Es gebe eine „Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Betroffenen von antisemitischen Angriffen, Beleidigungen und Beschimpfungen und den polizeilichen Statistiken“, sagt Steinitz unter Berufung auf den Bericht des „Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus“, der auf Anregung der Bundesregierung im April von namhaften Wissenschaftlern vorgelegt worden war.

 Darin heißt es, fremdenfeindliche und antisemitische Straftaten würden grundsätzlich immer dann dem Phänomenbereich „Politisch motivierte Kriminalität Rechts“ zugeordnet, „wenn keine weiteren Spezifika erkennbar“ und „keine Tatverdächtigen bekannt geworden sind“. So tauche der Schriftzug „Juden raus“ generell als „rechtsextrem motiviert“ in Statistiken auf, obwohl eine solche Parole auch in islamistischen Kreisen populär ist. „Damit entsteht möglicherweise ein nach rechts verzerrtes Bild über die Tatmotivation und den Täterkreis“, schrieben die Autoren des Expertenberichts.

 Die Experten belegen dies durch Umfragen unter Juden in Deutschland, von denen acht Prozent angaben, Angehörige oder Bekannte seien „in den letzten zwölf Monaten“ körperlich attackiert worden; 36 Prozent sprachen von „verbalen Beleidigungen/Belästigungen“ und 52 Prozent von „versteckten Andeutungen“. Dazu die Autoren: „Besonders häufig wurden muslimische Personen als Täter angegeben: 48 Prozent der verdeckten Andeutungen, 62 Prozent der Beleidigungen und 81 Prozent der körperlichen Angriffe gingen nach dieser Einschätzung von muslimischen Personen aus.“

 Warum Statistiken oft einen schrägen Eindruck vermitteln, wird deutlich an einem Beispiel aus Berlin: Als am 25. Juli 2014 Anhänger der schiitischen Hisbollah einen antisemitischen Al-Kuds-Marsch durch die Hauptstadt organisierten und damit israelfreundliche Gegendemonstranten auf den Plan riefen, hielten Polizeibeamte fest: „Aus einem Aufzug heraus wandte sich eine unbekannt gebliebene 20-köpfige Personengruppe an eine Israelfahnen schwenkende Personengruppe und rief geschlossen ‚Sieg Heil‘.“‘ 32

Der deutsche Gutmensch ist erpicht darauf, sich heute zum moralischen Hegemon Europas oder sogar der Welt aufzuschwingen. Ein Mittel ist die Abschaffung unserer Grenzen und eine „Willkommenskultur“ für jedermann, der hier einwandern will. (Ja, „einwandern!“ Die absolute Mehrheit der Ankommenden gibt laut Umfragen zu, dass sie kommt, um dauerhaft hier zu bleiben, nicht für politisches Asyl.33)

Nun steht er vor einem Dilemma.

Soll er weiterhin den Hypermoralisten spielen oder soll er sich offen mit dem auseinander setzen, was er massenhaft hierher importieren lässt? Tut er letzteres, kriegt das schöne Bild von der moralischen Überlegenheit gewaltige Risse.

Vor diese Wahl gestellt, werden sich viele Gutmenschen voraussichtlich für das Wegschauen entscheiden und hinterher lamentieren, sie hätten von nichts gewusst.

Lieber weiter gegen einen toten Diktator ankämpfen und alle, die es wagen, auch nur im entferntesten konservative Ansichten zu vertreten, als Nazis beschimpfen …

IV. Trotz allem: Happy Birthday

Ich würde den Israelis nicht empfehlen, sich in Zukunft zu sehr auf die Solidarität der Europäer oder speziell der Deutschen zu verlassen.

Leider steht zu befürchten, dass sich Europa von Israel mehr und mehr entfremden wird. Schon, um die religiösen Gefühle zart besaiteter Muslime nicht zu verletzen, wird man lieber davon absehen, sich allzu pro-jüdisch oder pro-israelisch zu äußern oder zu verhalten.

Leider steht auch zu befürchten, dass die Lebenssituation der Juden in Europa stetig schlimmer werden wird. Es ist durchaus möglich geworden, dass sich Natan Scharanskis düstere Prognose bewahrheiten wird: dass es für Juden in Europa keine Zukunft gibt.34

Das einzig Positive ist, dass es für die Juden wenigstens einen Ort der Zuflucht gibt. Israel ist selbstbewusst und stark und hat es – Gott sei Dank! – nicht nötig, sich auf die Deutschen und andere Europäer zu verlassen, um sich selbst zu verteidigen.

Israel hat bitter lernen müssen, dass, wenn es hart auf hart kommt, auf angebliche Freunde kein Verlass ist.

Ehe man mich missversteht: das soll kein Plädoyer für fatalistisches Nichtstun sein.

Ich bin der Meinung, dass Deutschland es Israel und den Juden schuldig ist, offensiv gegen den heutigen Antisemitismus vorzugehen und die Lügen zu entlarven, aus denen er genährt wird – aktuell sind es vor allem die Lügen und Verleumdungen, die über Israel und den Konflikt mit den Palästinensern verbreitet werden und die ich in meiner Serie über Israels Verunglimpfung widerlegt habe.

Es muss etwas passieren – und von unseren regierenden „Eliten“ wird die Veränderung wahrscheinlich nicht ausgehen. Sie muss von unten kommen.

Der Verweis auf Israels Stärke soll nur bedeuten, dass es mich hin und wieder wenigstens ein bisschen beruhigt, wenn ich daran denke, dass dieses Land zum Glück nicht auf die oftmals verlogenen Hypermoralisten aus Deutschland und anderen europäischen Ländern angewiesen ist.

Das soll aber keineswegs heißen, dass man hierzulande denen das Feld überlassen soll, die die Islamisierung und die Ausbreitung des islamischen Judenhasses weiter vorantreiben.

Wenn das Lernen aus der Geschichte irgendeinen Sinn gehabt haben soll, müssen die Deutschen den Juden gegen den heutigen Antisemitismus beistehen, sowohl den hier Lebenden als auch denen in Israel.

Doch so düster alles im Moment auch aussieht, so wünsche ich Israel trotzdem alles Gute zum Geburtstag! Lebe und blühe weiter! Happy Birthday.

https://www.youtube.com/watch?v=c_9N1ldPtQ8  und https://www.youtube.com/watch?v=9Yh9tfc9PSo sowie https://www.youtube.com/watch?v=hjS9-Dsfrg8 Fundstelle: https://www.pinterest.de/pin/22940279324965224/

Quellen:

  1. Jüdische Rundschau, 4.12.2015: „Ganz schön Anti-Israel“ von Jerome Lombard http://juedischerundschau.de/ganz-schoen-anti-israel-135910304/

Tapfer im Nirgendwo, 25.4.2017: „Sigmar Gabriel, sein Freund und sein Judenhass“ von Gerd Buurmann https://tapferimnirgendwo.com/2017/04/25/sigmar-gabriel-sein-freund-und-sein-judenhass/

The Jerusalem Post, 11.12.2017: „Our World: Europe’s War Against the Jewish State“ by Caroline Glick https://www.jpost.com/Opinion/Our-worldEuropes-war-against-the-Jewish-state-517771

Abseits vom Mainstream – Heplev, 24.1.2018: „Finde den Unterschied“ https://heplev.wordpress.com/2018/01/24/findet-den-unterschied/

Abseits vom Mainstream – Heplev, 14.2.2018: „Im Krieg gegen den Terror ist Europa kein Freund Israels“ von Judith Bergman https://heplev.wordpress.com/2018/02/14/im-krieg-gegen-den-terror-ist-europa-kein-freund-israels/

  1. Lizas Welt, 16.6.2008: „Antisemitismus ohne Antisemiten“ https://lizaswelt.net/2008/06/16/antisemitismus-ohne-antisemiten/
  2. Lizas Welt, 26.4.2010: „Rosen für den Staatsanwalt“

https://lizaswelt.net/2010/04/26/rosen-fur-den-staatsanwalt/ 

5. Lizas Welt, 9.8.2006: „Der Kotau vor dem Mob“ https://lizaswelt.net/2006/08/09/der-kotau-vor-dem-mob/

 Lizas Welt, 12.1.2009: „Der „friedliche“ Judenhass“ https://lizaswelt.net/2009/01/12/der-%E2%80%9Efriedliche%E2%80%9C-judenhass/

Lizas Welt, 16.1.2009: „Geschichtsbewusste Gefahrenabwehr“ https://lizaswelt.net/2009/01/16/geschichtsbewusste-gefahrenabwehr/

Lizas Welt, 15.9.2009: „Skandal im Sperrbezirk“ https://lizaswelt.net/2009/09/15/skandal-im-sperrbezirk/

Jungle World 47 / 2012: „Die Reflexe funktionieren“ von Stephan Grigat https://jungle.world/artikel/2012/47/46633.html

Cicero Online, 22.7.2014: „Der Judenhass ist wieder da“ von Alexander Kissler https://www.cicero.de/innenpolitik/gaza-konflikt-und-europa-der-judenhass-ist-wieder-da/57962

6.  Spiegel Online, 6.4.2012: „Es musste gesagt werden“ von Jakob Augstein http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-guenter-grass-israel-gedicht-a-826163.html

6. Welt Online, 9.6.2013: „Wie Willy Brandt den Nahost-Frieden verspielte“ von Hagai Tsoref, Michael Wolffsohn https://www.welt.de/politik/deutschland/article116955753/Wie-Willy-Brandt-den-Nahost-Frieden-verspielte.html   7. Siehe meine Artikel-Serie über die Verunglimpfung Israels („Israel – ein Nazi- und Apartheidsstaat?!“)

  1. Frankfurter Rundschau, 25.11.2006: „Israel zu kritisieren war nie verboten“ von Dr. Markus A. Weingardt http://www.fr.de/politik/spezials/doku—debatte/israel-zu-kritisieren-war-nie-verboten-a-1194201
  2. Welt Online, 4.11.2003: „Laut Umfrage sehen EU-Bürger in Israel die größte Gefahr für den Weltfrieden“ von Katja Ridderbusch https://www.welt.de/print-welt/article270732/Laut-Umfrage-sehen-EU-Buerger-in-Israel-die-groesste-Gefahr-fuer-den-Weltfrieden.html  
  3. Tapfer im Nirgendwo, 12.4.2012: „Peter Scholl-Latour haut es raus!“ von Gerd Buurmann https://tapferimnirgendwo.com/2012/04/12/peter-scholl-latour-haut-es-raus/  
  4. Lizas Welt, 19.7.2006: „Neighborhood Bullies“ https://lizaswelt.net/2006/07/19/neighborhood-bullies/  
  5. BBC World Service: „Israel and Iran Share Most Negative Ratings in Global Poll“ http://news.bbc.co.uk/2/shared/bsp/hi/pdfs/06_03_07_perceptions.pdf  
  6. Gatestone Institute, 18.4.2016: „False Moral Equivalence as a Tool to Demonize Israel“ by Manfred Gerstenfeld, Jamie Berk https://www.gatestoneinstitute.org/7813/israel-moral-equivalence  
  7. The Inquisitr, 18.10.2013: „The Medieval Anti-Semitic Views Of 150 Million Europeans: An Interview With Dr. Manfred Gerstenfeld“ by Wolff Bachner https://www.inquisitr.com/998238/the-medieval-anti-semitic-views-of-150-million-europeans-an-interview-with-dr-manfred-gerstenfeld/#Qqt2RypAFsbsTwMA.99 
  8. The Jerusalem Post, 27.1.2015: „Analysis: Is Germany Ignoring the Lessons of the Holocaust?“ by Benjamin Weinthal http://www.jpost.com/Diaspora/Analysis-Is-Germany-ignoring-the-lessons-of-the-Holocaust-389168 
  9. taz, 11.6.2017: „Wehrhafte Juden sieht man nicht gern“ von René Martens http://www.taz.de/!5416329/  
  10. The Jerusalem Post, 6.5.2017: „Study: 40% of Germans Hold Modern Antisemitic Views“ by Benjamin Weinthal http://www.jpost.com/Diaspora/Study-40-percent-of-Germans-hold-modern-antisemitic-views-489919  
  11. Der Tagesspiegel, 27.3.2017: „Wie kann ein Anschlag auf eine Synagoge nicht judenfeindlich sein?“ von Abraham Cooper und Yitzchok Adlerstein https://www.tagesspiegel.de/politik/antisemitismus-in-deutschland-wie-kann-ein-anschlag-auf-eine-synagoge-nicht-judenfeindlich-sein/19572812.html  
  12. MENA Watch, 26.6.2016: „Applaus für antisemitische Hetze im EU-Parlament“ von Florian Markl https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/applaus-fuer-antisemitische-hetze-im-eu-parlament/

MENA Watch, 27.6.2016: „Mahmud Abbas will auf Lüge hereingefallen sein, die sein eigenes Außenamt in die Welt gesetzt hat“ https://www.mena-watch.com/mahmud-abbas-will-auf-luege-hereingefallen-sein-die-sein-eigenes-aussenamt-in-die-welt-gesetzt-hat/ 

20. Siehe meine Artikel-Serie „Israel – ein Nazi- und Apartheidsstaat?!“

  1. Jungle World 47 / 2012, a.a.O.
  2. Focus Online, 28.1.2015: „70 Jahre nach Auschwitz: Antisemitismus bleibt in Deutschland weit verbreitet“ https://www.focus.de/politik/deutschland/erschreckende-studie-veroeffentlicht-antisemitismus-ist-in-deutschland-weit-verbreitet_id_4434918.html 
  3. Achse des Guten, 11.3.2012: „Wellness-Oase für Vergangenheitsbewältigung“ von Michael Miersch http://www.achgut.com/artikel/wellness_oase_fuer_vergangenheitsbewaeltigung 
  4. Lizas Welt, 6.8.2007: „In memoriam Eike Geisel“  https://lizaswelt.net/2007/08/06/in-memoriam-eike-geisel/  
  5. Foreign Policy, 5.1.2017: „10 Conflicts to Watch in 2017“ by Jean-Marie Guéhenno http://foreignpolicy.com/2017/01/05/10-conflicts-to-watch-in-2017/  
  6. The Tower Magazine, Issue 39, June 2016: „There Was a Jewish Nakba, and It Was Even Bigger than the Palestinian One“ by Edy Cohen http://www.thetower.org/article/there-was-a-jewish-nakba-and-it-was-even-bigger-than-the-palestinian-one/  
  7. Basler Zeitung, 13.3.2017: „Die Rückkehr des Judenhasses“ von Bassam Tibi https://bazonline.ch/ausland/standard/die-rueckkehr-des-judenhasses/story/17648613  
  8. The Tower, 19.4.2018: „Arab-Israeli, Who Was Wearing a Jewish Head Covering as “Experiment,” Attacked in Germany“ http://www.thetower.org/6173-arab-israeli-who-was-wearing-a-jewish-head-covering-as-experiment-attacked-in-germany/  

Philosophia Perennis, 19.4.2018: „Moslemischer Judenhass: Sie wollen es nicht wahrhaben“ von Axel Robert Göhring https://philosophia-perennis.com/2018/04/19/judenhass-politiker/  

Philosophia Perennis, 23.4.2018: „Antisemitismus im Prenzlauer Berg – eine Geschichte über das Wegschauen“ von Ed Piper https://philosophia-perennis.com/2018/04/23/antisemitismus-im-prenzlauer-berg-eine-geschichte-ueber-das-wegschauen/  

  1. Abseits vom Mainstream – Heplev, 27.4.2018: „Deutsche Kippa-Kundgebungen“ https://heplev.wordpress.com/2018/04/27/deutsche-kippa-kundgebungen/  
  2. Welt Online, 3.9.2010: „Das schwedische Malmö vertreibt seine Juden“ von Elmar Jung https://www.welt.de/politik/ausland/article9382767/Das-schwedische-Malmoe-vertreibt-seine-Juden.html  

Gatestone Institute, 16.8.2016: „Sweden: The Silence of the Jews – Part IV of a Series: The Islamization of Sweden“ by Ingrid Carlqvist https://www.gatestoneinstitute.org/8695/sweden-jews-islamization  

Gatestone Institute, 16.2.2018: „Islamic Anti-Semitism in France: Toward Ethnic Cleansing“ by Guy Millière https://www.gatestoneinstitute.org/11903/france-islam-antisemitism  

MENA Watch, 27.4.2018: „Frankreichs Juden werden Opfer einer ethnischen Säuberung“ https://www.mena-watch.com/frankreichs-juden-werden-opfer-einer-ethnischen-saeuberung/ 

  1. Jüdische Rundschau, 13.12.2016: „Im 21. Jahrhundert wurden alle antisemitischen Morde in Europa von Moslems begangen“ von Ulrich Jakov Becker http://juedischerundschau.de/im-21-jahrhundert-wurden-alle-antisemitischen-morde-in-europa-durch-moslems-begangen-135910655/

 

  1. Welt Online, 8.9.2017: „Zahl der antisemitischen Delikte in Deutschland steigt“ von Ansgar Graw https://www.welt.de/politik/deutschland/article168436745/Zahl-der-antisemitischen-Delikte-in-Deutschland-steigt.html

 

  1. Welt Online, 16.1.2017: „90 Prozent der Zuwanderer wollen in Deutschland bleiben“ https://www.welt.de/wirtschaft/article161217316/90-Prozent-der-Zuwanderer-wollen-in-Deutschland-bleiben.html

 

  1. Welt Online, 2.12.2014: „Es gibt keine Zukunft für Juden in Europa“ von Gil Yaron https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article134922241/Es-gibt-keine-Zukunft-fuer-Juden-in-Europa.html

Siehe auch: Middle-East-Info.org: Anti-Semitism (http://www.middle-east-info.org/gateway/antisemitism/)

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*) Der bekannte Blogger Adrian F. Lauber ist seit November 2017 regelmäßig Autor auf conservo.

www.conservo.wordpress.com   5.5.2018

 

 

 

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