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Von Maximilian Meurer (I) und Peter Helmes (II)
(I) Maximilian Meurer: „Größte Vertreibungsaktion der Menschheitsgeschichte“
Wir gedenken (gerade heute am Weltflüchtlingstag) der Millionen deutscher Vertriebenen aus Schlesien, Pommern, Sudetenland, Ost – u. Westpreußen, dem Baltikum, Danzig, Nordschleswig und den deutschen Siedlern Osteuropas wie den Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen, Donauschwaben, Karpatendeutschen und Galiziendeutschen, die als unbewaffnete Zivilisten, Frauen, Kinder, Alte, Kranke von Kommunisten ,Partisanen und Soldaten der Roten Armee aus ihren Häusern getrieben, ausgeraubt, vergewaltigt und oft genug wie streunende Hunde erschlagen worden sind – weil sie deutscher Abstammung waren. Oft konnten sie nur ihr nacktes Leben bewahren.
In dieser größten Vertreibungsaktion der Menschheitsgeschichte beschritten Viele unfreiwillig den Weg der Kälte und des Hungers, um sich und ihre Angehörigen nach Mitteldeutschland und Westdeutschland zu retten. Sie hatten alles verloren, die Heimat, Hab und Gut und auch oftmals auch die körperliche Unversehrtheit.
Maximilian Meurer, 21.06.18——
(II) Merkels Pflichtübung zur Überleitung auf die „Flüchtlinge“ von heute
Von Peter Helmes
Aber ja doch, natürlich gedenkt auch die deutsche Bundeskanzlerin der Opfer von „Flucht und Vertreibung“. Was sie dazu sagt, klingt leider allzu sehr nach Pflichtübung; denn es ist bitter, ihr „Bekenntnis“ im Kontext ihrer weiteren „Gedenkworte“ zu lesen:
„Mehr als 70 Jahre liegt der Zweite Weltkrieg nun zurück – eine Zeitdauer von zwei bis drei Generationen. Doch die Katastrophen des Krieges, des Holocaust und der Vertreibung wirken bis in die heutigen Tage nach. Das kann angesichts des Ausmaßes an Leid, Verbrechen und Vernichtung auch nicht verwundern. Es sind auch und gerade die Erfahrungen und Lehren dieser Katastrophen, die die Grundlagen der Bundesrepublik Deutschland gelegt haben. Sie verpflichten und verändern auch das heutige Deutschland auf seinem weiteren Weg in Europa und in der Weltgemeinschaft.
Ende 2017 waren 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht – eine schier unvorstellbare Zahl; die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg. UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi sagte dazu völlig zu Recht: „Welchen Maßstab man auch nimmt, diese Zahl ist nicht zu akzeptieren.“ Besonders bedrückend ist, dass unter den Fliehenden ungefähr die Hälfte Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind. Diese Mädchen und Jungen sollten spielen, sie sollten in die Schule gehen und sich in ihrem Zuhause sicher fühlen können. Sie sollten nicht die Leiden und Ängste einer Flucht durchmachen müssen, die sie durchmachen. (…)“
Soweit kann ich der Kanzlerin folgen, aber einige Sätze später wechselt sie ins komische Fach:
„Die erschreckenden Zahlen machen deutlich, dass Flucht eine zentrale globale Frage unserer Zeit ist; eine Frage, die wir in Europa lange Zeit nicht so wahrgenommen, teils auch verdrängt haben – ich habe das auch in meiner Regierungserklärung zu Beginn dieser Legislaturperiode gesagt –, und eine Frage, die uns vielleicht auch gerade deshalb jetzt vor besondere Herausforderungen stellt.
Ich möchte noch einmal betonen: Es geht nicht um ein Entweder-Oder, sondern um ein Sowohl-als-Auch. Deutschland steht sowohl zu seiner humanitären Verantwortung, Menschen zu schützen, die vor Krieg und Terror geflüchtet sind, als auch zu seiner Verantwortung für den Zusammenhalt in Europa. Beides gehört zusammen. Denn wie man es dreht und wendet: Migration ist eine europäische Herausforderung; im Augenblick vielleicht unsere größte Herausforderung. Es geht um den Zusammenhalt der Europäischen Union.
Wir müssen Migration steuern und ordnen. Migration muss nach klaren Regeln erfolgen.
Und wir müssen festlegen – möglichst mit gemeinsamen Standards in der Europäischen Union –, wer zu uns kommen und wer bei uns bleiben darf; und wer nicht. Es liegt im tiefsten Interesse unserer Länder, Europa zusammenzuhalten. Aus ureigenem Interesse gilt es, die großen Fragen der Außen-, der Flüchtlings- und Migrationspolitik gemeinsam zu beantworten. Es wäre nicht gut, wenn das jeder zulasten des Anderen täte.
Eine gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik hat nicht nur eine innereuropäische, sondern auch eine außereuropäische Dimension.
Wir müssen die Wurzeln von Flucht und illegaler Migration angehen. Das heißt, Menschen sollten sich gar nicht erst zur Flucht gezwungen sehen. Sie sollten für sich und ihre Familien in ihrer Heimat Perspektiven sehen. Daran zu arbeiten, ist eine der schwierigen, langwierigen, aber unglaublich wichtigen Aufgaben. Man muss keine prophetische Gabe haben, wenn man sagt: Das wird Europa noch die nächsten Jahrzehnte beschäftigen, insbesondere mit Blick auf unseren Nachbarkontinent, den afrikanischen Kontinent.
Deshalb investieren wir in die Förderung von Frieden und Stabilität ausgewählter Herkunfts- und Transitstaaten. Wir fördern Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Bildung und Beschäftigung. Und wir befassen uns – jetzt auch während unseres zweijährigen Sitzes im UN-Sicherheitsrat – mit den Fragen der Flucht und Vertreibung, die durch Klimawandel und Naturkatastrophen hervorgerufen werden…“
Merkels pietätlose Einbeziehung der heutigen Migrantenkrise:
Die Bundeskanzlerin macht also ungeniert einen dialektischen Sprung von den „Flucht- und Vertreibungs-Flüchtlingen“ (nach dem II. Weltkrieg) hin zur deutschen und europäischen „Verpflichtung“ für die „modernen“ Flüchtlinge. Zwischen den Zeilen nimmt sie also – wieder einmal – Deutschland und Europa in Mithaftung bei der Lösung des weltweiten Migrationsproblems und macht forsch das weltweite Migrantenproblem zu einer Frage des europäischen Zusammenhalts – und damit zu einer besonderen Aufgabe Deutschlands (was sie natürlich so nicht sagt).
Aber so, wie Merkel das ausdrückt, sollen wir es wohl genauso sehen: Es ist eine „nationale Aufgabe“ der Deutschen.
Wie sagte sie so schön pathetisch: „Deutschland steht sowohl zu seiner humanitären Verantwortung, Menschen zu schützen, die vor Krieg und Terror geflüchtet sind, als auch zu seiner Verantwortung für den Zusammenhalt in Europa…“
Selbstverständlich verliert sie bei ihrem „Gedenken“ kein Wort darüber, wer das neue Flüchtlingschaos in Europa, also besonders in Deutschland, verursacht hat: Es war ihre eigene, mit niemandem abgestimmte „Tore öffnen-Politik für alle“ in Kombination mit ihrem abenteuerlichen Spruch „Wir schaffen das“.
Und nun müssen wir feststellen, daß wir das eben nicht schaffen. Dazu hätte ich mir am heutigen Tag doch etwas deutlichere Worte von Angela Merkel gewünscht – nein: Solche Worte wären heute für sie verpflichtend gewesen.
So hatte ich mir das Gedenken an unsere Weltkriegsflüchtlinge eigentlich nicht vorgestellt. Es ist nicht weit weg von “niederträchtig”.