(www.conservo.wordpress.com)
von Jürgen Fritz *)
Der Kulturrelativismus ist der Gegenbegriff zum Universalismus und ist ein wichtiger Bestandteil des Multikulturalismus. Kulturrelativisten meinen, dass es keinen objektiven Maßstab gäbe, um Kulturen vergleichen zu können. Jede Kultur müsse aus sich heraus verstanden werden. Dieser Position liegt ein ethischer Relativismus zu Grunde, der jeden Objektivismus negiert. So etwas wie objektiv gut gäbe es gar nicht. Was hier moralisch gut sei, könne dort moralisch schlecht sein und beide hätten gleichermaßen Recht. Alle relativistischen Positionen können leicht widerlegt werden. Hier einer der kürzesten Beweise.
Anderen das Richtige mit Gewalt zu oktroyieren, ist objektiv falsch
Wenn ich sage, ich sei der festen Überzeugung, dass es objektive moralische Wahrheiten gibt, dann denken viele sofort, ich würde diese objektive moralische Wahrheiten anderen mit Gewalt aufzwingen wollen, weil ich ja vielleicht ganz sicher sei zu wissen, was objektiv richtig ist. Dies habe ich aber weder gesagt, noch denke ich das.
Anderen das Richtige mit Gewalt aufzwingen, wäre aber seinerseits objektiv falsch. In diesem Punkt bin ich in der Tat total sicher und auch das ist meines Erachtens eine moralische Wahrheit. Denn wenn das Richtige mit Gewalt oktroyiert werden soll, verwandelt es sich, genauer: verwandelt sich die Handlung des Es-dem-anderen-Beibringens unwillkürlich ins Falsche.
Die Unfähigkeit des ethischen Relativisten, etwas absolut zu verurteilen
Der ethische Relativist aber ist nicht fähig zu sagen, dass es objektiv falsch ist, einem anderen das, was man für richtig hält, mit Gewalt aufzuzwingen. Denn für ihn gibt es ja keine Objektivität, gibt es gar keine moralische Wahrheiten, ergo kann er auch nicht absolut verurteilen, wenn G seine Sichtweise ihm mit Gewalt zu oktroyieren versucht.
Wenn also der Gewaltmensch G zum Relativisten R sagt: „Deine Sichtweise ist objektiv und absolut falsch. Ich werde dir das jetzt einbläuen, dir deinen Willen brechen und dich dann neu programmieren. Und wenn das nicht gelingen sollte, wird deine letzte Stunde gekommen sein“, dann kann R nur antworten, dass er persönlich das nicht so gut fände. Er kann aber nicht sagen, dass dies objektiv moralisch verwerflich wäre, dass G etwas objektiv Falsches, Schlechtes oder Böses tut, wenn er so agiert.
Beurteilung beider Positionen aus neutraler Sicht
Ein neutraler Beobachter N müsste das Ganze nun so bewerten: G meint, das sei richtig, was er tut (+ 1), wenn er R seine Sichtweise mit Gewalt aufzuoktroyieren versucht und ihn im Falle des Scheiterns für immer aus dem Spiel nimmt. G ist sich sicher, dass die Sichtweise von R falsch ist (- 1). R meint, dass beide Sichtweisen richtig wären (jeweils + 1). Wenn ich, N, davon ausgehe, dass es in der Tat keine objektive Kriterien für eine sachliche Beurteilung gibt, dann muss ich beide Sichtweisen gleichberechtigt aufaddieren und komme dann zu folgendem Ergebnis:
Für die Position von G ergibt sich: +1 (aus der Sicht von G) +1 (aus der Sicht von R) = + 2
Für die Position von R ergibt sich: – 1 (aus der Sicht von G) + 1 (aus der Sicht von R) = 0
Somit ist nicht ersichtlich, warum G im Unrecht sein sollte, ganz im Gegenteil! Und es spricht nichts dagegen, dass er mit R so verfährt, wie angedroht respektive wie es ihm richtig erscheint.
Fazit
Dies bedeutete aber gleichsam die Auslöschung des Relativismus. Dieser negiert sich mithin selbst, wenn seine eigene Prämisse auf ihn selbst angewendet wird.
Auf gesellschaftlicher Ebene führt das dazu, dass Kulturen und Gesellschaften, die sich dem Relativismus verschworen haben, sich nicht verteidigen können. Ihnen kommt die Wehrhaftigkeit abhanden, was dazu führt, dass sie – pointiert ausgedrückt – dem Bösen, Primitiven und Niederen das Terrain überlassen, weil es in ihrem Weltbild keine Vertikale, keine dritte Dimension gibt, da alle Kulturen auf der gleichen Ebene gesehen werden (zweidimensionales Weltbild).
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Titelbild: YouTube-Screenshot
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https://juergenfritz.com/2018/06/19/relativismus-widerlegung/