(www.conservo.wordpress.com)
Von Helmut Roewer*)
Teil 2: Das Imperium der Meinungsmacher schlägt zurück *)
Ironie als Waffe im Kampf gegen die Mächtigen: Karikatur über den Twitter-Eigentümer Jack Dorsey und das shadow banning – Wir führen kein shadow banning durch, sondern zeigen lediglich keine Beiträge, die wir nicht mögen (nicht identifizierter Autor, entnommen aus dem Internet).
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Manchmal habe ich mich in den letzten Wochen gefragt, wie weit er es noch treiben will, der US-Präsident Donald Trump. Diese Frage stellte sich mir nicht deswegen, weil ich vorsätzlich und speziell in Sachen Trump die Mainstream-Presse benutze, sondern die Zweifel drängten sich auf, weil ich, ohne Twitter-Nutzer zu sein, die Twitter-Botschaften von Trump zu verfolgen suche. Dieser Mann legt sich nicht nur wöchentlich in rüden Worten mit den herkömmlichen Medien an, jetzt hat er sich auch noch auf die sog. sozialen Medien in ruppiger Form eingeschossen.
Es gibt zwei deutsche Sprichworte, die mir bei der Beschäftigung mit dem Thema durch den Kopf gehen: Viel Feind, viel Ehr. Und: Viele Hunde sind des Hasen Tod. Nutzt man, wie ich schon sagte, jedoch ohne meine Vorbehalte, die Mainstream-Medien, so fällt das Urteil leicht. Trump ist ein halbverblödetes, Frauen belästigendes A….loch, und das einzige, was verwundert, ist dies, dass er offenbar noch im Amt ist, nachdem er es in einem als ganz sicher dargestellten Impeachment bereits im Frühjahr letzten Jahres hätte verloren haben müssen.An die 90 Prozent der Medien-Nennungen von Trump sind strikt negativ, die restlichen 10 Prozent der Meldungen verteilen sich auf die Kategorien neutral oder positiv. Hierüber berichten ganz ungeniert Amerikas Polito-, Sozio- und sonstige Logen. Wenn man die dort getroffenen Feststellungen als zutreffend unterstellt, so liegt Trump mit seinen Angriffen gegen die Medien insofern richtig, als er den Sachverhalt der niedermachenden, selektiven Berichterstattung zu recht aufspießt. Von CNN und New York Times spricht und twittert er zumeist in Begleitung des Wortes fake, und man kann nicht sagen, dass die Gescholtenen das kalt lässt. Sie organisierten Ende Juli 2018 eine konzertierte Aktion, an der über 300 Printmedien teilnahmen, um auf Seite 1 explizit gegen die Trump-Schelte zu protestieren oder zu polemisieren und das hohe Lied der Pressefreiheit anzustimmen.
Kein Mensch weiß, was diese Pressekampagne bewirkt hat, obwohl die üblichen Politstrategen sogleich die allfällige Jubelware (sprich: Umfragen) bei der Hand hatten. Nun sind die USA seit einem knappen Jahrhundert das Land der Umfragen (polls), und es gibt dort nichts und niemanden, der nicht Meinungs-vermessen wäre. Doch spätestens seit den Präsidentenwahlen des Jahres 2016 ist dem akademischen Frage- und Antwortrausch eine gewisse Ernüchterung gefolgt. Der Grund ist klar: Man lag beim Wahlergebnis um Meilen neben der Realität. Wer die Real-USA ein wenig im Blick hatte, war über den Wahlausgang nicht so sehr überrascht.
In der vergangenen Woche – selbst im schnelllebigen Amerika brauchen manche Dinge ihre Zeit – fand eine Generalversammlung der Meinungsforscher statt, so eine Art Selbsterfahrungsgruppe fürs Wundenlecken. Bei dieser Gelegenheit wurden alte und neue Erhebungsmethoden zur Sprache gebracht. Einer der Teilnehmer, der einem dieser renommierten Kassandra-Vereine vorsteht, verkündete, dass man sich jetzt die sozialen Medien als Messstrecke vorgenommen habe, da diese durch ihre spontanen Beiträge am ehesten die tatsächliche Meinung der für die Untersuchung relevanten Personengruppen widerspiegelten. Klingt gut, und klingt in meinen Ohren zugleich lustig.
Anlass für meinen eher grimmigen Frohsinn ist meine seit Monaten andauernde Erforschung der Meinungslenkung durch die sozialen Medien, sprich Facebook, Twitter und die anderen Info-Grossisten im Chor mit Apple und Google und die Diskrepanz zur angeblich freien Meinungsbildung. Nirgends ist die Möglichkeit der Manipulation größer als hier. Nirgends ist die Wirkung fataler, denn die Beteiligten, die sog. Nutzer, befinden sich im Irrglauben, dass über ihnen nur noch der blaue Himmel schwebt.
Die Wirklichkeit wird hingegen durch offene und verdeckte Zensur bestimmt. Offene Zensur: Der Nutzer wird gesperrt: zeitweise, teilweise, ganz und für immer – es steht im Belieben der Betreiber-Firmen. Das hat diesen viel öffentliche Kritik eingetragen, die sie selbstredend nicht gebrauchen können, denn sie sind nach ihrer Selbstdarstellung weltoffen, freiheitsliebend und überparteilich, mit einem Wort: liberal. Doch hinter den hehren Worten steckt Furcht: Es könnte sich bei Krethi und Plethi herumsprechen, dass man einem mächtigen Meinungskartell machtlos gegenübersteht. Machtlos? Die Waffe des kleinen Mannes ist das Wegbleiben, das Nicht-mehr-nutzen. Das wäre für die Datengiganten der GAU, denn das Milliardengeschäftsmodell von Google-Amazon-Twitter-Facebook beruht auf dem kostenlosen Absaugen vom Milliarden von Nutzerdaten, die sodann geordnet und meistbietend weiterverkauft werden. Was wem diese Daten wert sind, erahnt man bestenfalls, wenn man die Aktienkurse der einschlägigen Firmen und die Wertangaben über ihre Eigentümer beobachtet.
Zum Eigenschutz haben die üblichen Verdächtigen daher eine verdeckte Zensur- Methode entwickelt: das shadow banning. Das geht so vor sich, dass die Informationsverbindungen zwischen unliebsamen Nutzern heimlich gekappt werden. Der shadow ban geht von der zutreffenden Vorstellung aus, dass der für unliebsam erkannte Guru mit 3 Mio. Followern es nicht merkt, wenn zwei von den drei Millionen seine Sentenzen nicht mehr erhalten, und die Endabnehmer merken es auch nicht oder erst irgendwann. Da jedoch die Betroffenen es doch irgendwann bemerkten, haben sie das getan, was man im Journalismus in den 1970-er Jahren mit großem öffentlichen Begleitradau entwickelt hat: die Undercover-Recherche. Sie sind also – unter welcher Legende auch immer – in die Lenkungsgremien von Twitter eingedrungen und haben deren Exponenten und ihre Sprüche heimlich videografiert.
Die Ergebnisse sind entlarvend: Es ist die bereits seit Jahresbeginn angelaufene Strategie, Nutzer mit republikanischen Neigungen und die Exponenten der Republikaner selbst durch shadow banning zu marginalisieren.
Nun könnte man denken: Das sind ja die Spinnereien von Durchgeknallten, doch das ist nicht der Fall, wie wir aus einer erstrangigen Quelle wissen. Nachdem die sog. sozialen Medien im Juli/August 2018 einen abgestimmten Sperrungs-Rundschlag gegen konservative Nachrichten-Plattformen veranstaltet hatten, lösten sie ungewollt einen gegen sich selbst gerichteten shit storm aus, an dem sich selbst der US-Präsident beteiligte. Der wiederum verursachte eine Meinungslawine, aus der ich in der gebotenen Vorsicht die Folgerung destilliere: Die Leute mögen es, was ihr Präsident in geradezu erschreckend schlichten Worten zum Besten gibt, weil es dem eigenen Ausdruckvermögen entspricht. Vulgo: Genau! Das hätte ich nicht besser sagen können.
Trumps Philippika hatte Folgen. Der Eigentümer von Twitter – Jack Dorsey heißt der Mann (schon mal von dem gehört?) – sah sich genötigt, mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit zu treten. Es sagte sinngemäß, dass er zu Unrecht erfolgte Sperrungen bedaure, aber wie zur Entschuldigung fügte er hinzu, er und die Mehrzahl seiner Mitarbeiter seien nun einmal links in ihrer persönlichen politischen Ausrichtung.
An Dorseys Erklärung ist zweierlei interessant: Ein Milliardär wirbt offen für die Linke in den USA, deren Mutterschiff die Partei der Demokraten ist, und derselbe Mann vermeidet es peinlich, auf den shadow ban als Waffe gegen die sog. Rechte einzugehen – er hätte sich das Gerede über das shadow banning ja in dem Zusammenhang verbitten können. Hat er aber nicht.
Was ist daraus zu lernen? Der Kampf geht weiter, und er wird in den nächsten Tagen und Wochen schärfere Formen annehmen, denn es geht nach dem Willen der amerikanischen Linken um einen nicht geringen Preis. Es geht darum, den von den Republikanern dominierten Kongress zurückzuerobern, denn bei den anstehenden Mid- Term-Wahlen im November 2018 werden alle Sitze des Repräsentantenhauses und ein Teil der Sitze des Senats neu vergeben.
Einige Exponenten der Republikaner, wie der Vorsitzende des Ständigen Geheimdienstausschusses, haben die Folgen der einseitigen Einflussnahme-Politik der sog. sozialen Medien bereits zu spüren bekommen.
Ihre Wahlkampf-Plattformen wurden wg. hate speech gesperrt. Sie befinden sich in guter Gesellschaft, denn bei Facebook wurde der Gründervater der USA, Thomas Jefferson, mit seiner Unabhängigkeitserklärung wg. hate speech jüngst vom Netz genommen. Das ist unfreiwillige Komik – und zugleich auch nicht: Willkommen in der Brave New World.
Nur an einen traut sich Twitter-Dorsey derzeit offenbar nicht heran. Das ist der US- Präsident mit seinem Twitter Account (@realDonaldTrump). Wenn einer politisch mächtig ist und zudem 60 Millionen Follower hat, wird selbst ein prononciert linker Geschäftsmann vorsichtig. (Zudem gilt: Dollar schlägt Gesinnung.)
Wie die Wahlen im November ausgehen werden, kann kein seriöser Beobachter sagen, und die unseriösen sagen einen sicheren Sieg der Demokraten voraus. War da nicht kürzlich schon mal so was?
Abschließend noch eine weitere Frage: Haben Sie sich auch schon mal gewundert, warum Milliardäre, die in den USA das Geschäft (und das Leben) bestimmen, nach Eigenangaben links sind? In meinem nächsten US-Update werde ich eine Antwort versuchen.
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*) Teil I erschien am 30. August: https://www.conservo.blog/2018/08/30/donald-vs-hillary-rosenkrieg-update-august-2018-der-700-000-email-skandal/
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