Die Revolution von 1968 und ihre Folgen

(www.conservo.wordpress.com)

Von Adrian F. Lauber *)

Eine Vorbemerkung des Autors

Liebe Leser und Freunde,

vor rd. vier Wochen habe ich die Arbeit „Warum Deutschland?“ zu Papier gebracht (siehe: https://www.conservo.blog/?s=warum+deutschland) . In dieser habe ich das Thema ´68er Revolution nur am Rande gestreift. Als ich mir das, was ich da geschrieben hatte, nochmals durchlas, dachte ich: Die Achtundsechziger müssen nochmal ausführlich bearbeitet und entzaubert werden, um zu verstehen, was mit Deutschland los ist. Ich halte diese Kulturrevolution und ihre Folgen für fundamental zum Verständnis der Gegenwart.

Ich hoffe, mir ist eine wenigstens einigermaßen faire Darstellung gelungen. Ich habe versucht, eher wenig beachtete Schattenseiten der damaligen Revolution herauszuarbeiten (u. a. linken Antisemitismus), aber auch nicht verschwiegen, dass es sinnvolle und gute Veränderungen gab.

Man kann diesen neuen Text von mir als direkte Fortsetzung zu “Warum Deutschland?” lesen.

—–

1968: Die linke Kulturrevolution und ihre Folgen

Adrian F. Lauber

(Fortsetzung zu meiner Arbeit „Warum Deutschland?“)

Fortsetzung zu meiner Arbeit „Warum Deutschland?“

Wer den deutschen Knacks verstehen will, kommt um eine Beschäftigung mit der Revolution von 1968 nicht herum, denn diese Revolution war so durchschlagend, so erfolgreich, dass selbst jene, die sich keineswegs als bewusste Achtundsechziger oder ihre geistigen Erben verstehen, davon geprägt sind. Diese Revolution hat die deutsche Gesellschaft in eine neue Richtung gestoßen und das nicht zu ihrem Vorteil. Vielmehr sieht es heute so aus, dass Deutschland für die Schäden, die diese Revolution auch hinterlassen hat, mit seiner Existenz bezahlen könnte.

Leider umgibt die Revolution von 1968 in vielen Augen immer noch so etwas wie ein mystischer Glanz. Es hat – auch von Seiten solcher Menschen, die damals dabei gewesen sind – zwar eine Aufarbeitung und Entzauberung jener Zeit eingesetzt, aber sie ist längst nicht weit genug fortgeschritten, wie man heute sehen kann.I. Aufarbeitung der NS-Zeit … dank der Achtundsechziger?

Die Achtundsechziger haben sich viel darauf zu Gute gehalten, einerseits eine soziale Befreiungsbewegung gewesen zu sein, die die hoffnungslos verkrusteten Strukturen einer spießigen, obrigkeitsgläubigen Gesellschaft aufgebrochen habe, und andererseits diejenigen, dank derer sich Deutschland endlich mit seiner schrecklichen Vergangenheit auseinander gesetzt hat.

Behandeln wir den zweiten Punkt zuerst.

Richtig ist, dass es sich ein Großteil der deutschen Gesellschaft in den Fünfziger und Sechziger Jahren in der kuscheligen Wirtschaftswunderwelt behaglich eingerichtet hatte und vom Gestern eigentlich nichts mehr wissen wollte. Schaut man sich die (übrigens von mir sehr geschätzten) Heimatfilme aus jener Zeit an, sieht eigentlich alles nach heiler Welt aus. Man hatte überlebt und es in Rekordzeit wieder zu Wohlstand gebracht und was vorher gewesen war, war egal. Verdrängen und Verschweigen war die Normalität. Und überhaupt: war’s denn wirklich so schlimm gewesen? Bald nach dem Kriege hatten die Amerikaner in ihrer Besatzungszone (später auch in West-Berlin, Bremen und Bremerhaven) Meinungsumfragen durchführen lassen, bei denen satte 47 Prozent der Befragten angegeben hatten, der Nationalsozialismus sei an sich eine gute Idee gewesen, aber bloß schlecht umgesetzt worden. Wenige Jahre später sahen es in einer weiteren Umfrage 55 Prozent der Befragten so. In einer Umfrage von 1947 meinten nur 35 Prozent der Befragten, der Nationalsozialismus sei eine schlechte Idee gewesen. In einer Umfrage von 1948 bejahten 78 Prozent, dass ihnen am Nationalsozialismus etwas Besonderes gefallen habe.1

Es lässt sich also nicht leugnen. Viele, wahrscheinlich sogar die Mehrheit, wollte bloß nichts mehr von dem hören, was passiert war und schon gar nicht hinterfragen, was Deutschland angerichtet hatte.

Aber ist das wirklich den Achtundsechzigern zu verdanken, dass es anders wurde?

Betrachtet man die Chronologie der Ereignisse, neige ich eher dazu, mit Nein zu antworten.

Die Aufarbeitung der Vergangenheit begann nämlich schon vor der 68er Revolution. 1960 gelang es dem israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad, den geflohenen Adolf Eichmann in Argentinien ausfindig zu machen, ihn nach Israel zu entführen und vor Gericht zu bringen.2 Der ehemalige SS-Obersturmbannführer war als Leiter des Referats IV B 4, des so genannten „Judenreferats“ im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) der SS, maßgeblich für die Organisation des Holocaust mitverantwortlich gewesen.

Der Eichmann-Prozess wurde auch von der deutschen Presse aufmerksam verfolgt. 1963 erschien Hannah Arendts kontrovers diskutiertes Buch „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen.“ Noch früher, im Jahr 1955, war ihr Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ erschienen, in dem die Autorin sich nicht nur umfangreich mit der nationalsozialistischen Diktatur auseinander gesetzt, sondern auch Vergleiche angestellt hatte, die Linken bis heute ideologische Bauchschmerzen bereiten: Vergleiche mit der stalinistischen Sowjetdiktatur. Dass es zwischen diesen zwei totalitären Despotien Ähnlichkeiten gegeben hat, dass sie zeitweise sogar gemeinsame Sache gemacht haben, wird heute kein seriöser Historiker mehr bestreiten können.

Im Dezember 1963 begannen die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt am Main, die für großes Aufsehen sorgten. 22 Männer, ehemalige Angehörige der Wachmannschaften des Konzentrationslagers Auschwitz, standen vor Gericht. Sie wurden des gemeinschaftlich begangenen Mordes in mehreren tausend Fällen angeklagt. 360 Zeugen waren geladen, darunter 211 Auschwitz-Überlebende, dazu 200 Journalisten.

Zu verdanken war das vor allem einem Mann: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968), der sich mit seinem Engagement für den Aufbau einer demokratischen Justiz und mit seiner konsequenten Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts um die Bundesrepublik verdient gemacht hat. Ihm war es ein Herzensanliegen, dass Deutschland sich mit dem auseinander setzen sollte, was geschehen war, und die Täter zur Verantwortung ziehen müsste. Ohne seine Mitwirkung wären die Auschwitz-Prozesse vermutlich gar nicht zustande gekommen.

Er tat alles, um diese Prozesse an die Öffentlichkeit zu bringen. Er bezog Fachhistoriker mit ein. Ihm ging es nicht nur um die juristische Aburteilung der Verbrecher, ihm ging es um umfassende historische Aufklärungsarbeit und nicht nur darum. „Ziel des Verfahrens kann nicht sein, lediglich rückwärts zu blicken. Es ist die Aufgabe, neue Werttafeln zu errichten und an der Zukunft mitzuarbeiten.“, sagte er.3

Ein großer Teil der deutschen Öffentlichkeit wollte davon nichts wissen, sondern mit der NS-Vergangenheit einfach in Ruhe gelassen werden. Auch kamen die Angeklagten in den Auschwitz-Prozessen mit ziemlich milden Strafen davon. Sie wiesen jegliche Schuld von sich und das damals vorgelebte Muster von Verleugnung und Verfälschung sollte für die rechtsextreme Szene beispielgebend werden.4 Das alles lässt sich nicht leugnen. Dennoch haben Bauer und die Auschwitz-Prozesse wesentlich dazu beigetragen, dass eine Auseinandersetzung mit dem begann, was geschehen war.

Das alles war vor 1968. Das Bild von den Achtundsechzigern, deren Wirken die Konfrontation mit der Nazi-Vergangenheit erst eingeleitet hätte, bekommt doch so einige Risse, wenn man genauer hinsieht.

Und doch war die Nazi-Vergangenheit natürlich eine entscheidende Ursache für diese Revolte in der Bundesrepublik. Doch leider hat sich hier wieder mal die fatale deutsche Neigung zu ideologischem Fanatismus und Weltfremdheit durchgesetzt und viel Unheil angerichtet …

 

 

 

.II. Die große Selbstreinigung

Genau genommen, beginnt die Rebellion gegen überkommene Spießigkeit und Moralvorstellungen vor 1968.

Die neu entdeckte Freiheit entfaltet sich zunächst nicht auf politischem, sondern auf künstlerischem Gebiet. Aus Amerika und England schwappt bereits eine freiheitliche Kulturrevolution herüber, die sich an ganz konkreten Namen fest machen lässt: Rock’n’Roll, Blues und Beat, Elvis Presley, Johnny Cash, Jimi Hendrix, den Rolling Stones und den Beatles. (Und was bin ich dankbar dafür! Ich bin ein großer Fan von Elvis, Johnny Cash und anderen Künstlern jener Zeit!)

Die Haare werden länger, die Kleidung wird knallig-bunt, man atmet die Luft der Freiheit und der Zwanglosigkeit. Modisch mögen diese Zeiten in mancherlei Hinsicht eine Katastrophe gewesen sein, aber positiv war die Wirkung trotzdem.

Bei weiten Teilen der älteren Generation wird das, was da im Gange ist, mit großem Missfallen zur Kenntnis genommen. 1964 eskaliert der Generationenkonflikt in München. Im Stadtteil Schwabing wird ein Straßenmusikant verhaftet, über den sich die Anwohner beschwert hatten. Die jungen Leute wollen, während sie in den Cafés an der Ludwigstraße sitzen, den Mann die Bob-Dylan-Songs singen hören, aber die Anwohner wollen Ruhe. Es kommt zu Massendemonstrationen, die Polizei greift ein, reihenweise werden Demonstranten verhaftet und wie Verbrecher behandelt.

Es ist durchaus plausibel, dass viele der damals jungen Leute den Eindruck hatten, man lebe zwar nominell in einer demokratischen Republik, in Wirklichkeit aber sei der doch wieder nur der altdeutsche Obrigkeitsstaat restauriert worden.

Und war es nicht wirklich so, dass etliche alte Nazis in der Republik ungestört Karriere machen konnten, als hätte es ihr Vorleben nie gegeben? „Wenn man kein sauberes Wasser hat, schüttet man trübes nicht weg.“, so der lapidare Kommentar des Bundeskanzlers Adenauer, der alte NS-Funktionäre im Regierungskabinett, in der Verwaltung, beim BND und anderorts gewähren ließ.

Ja, es war so – und doch glitt die Achtundsechziger Bewegung alsbald in eine völlig verquere Wahrnehmung und in ideologischen Fanatismus ab.

Sehr anschaulich und einfühlsam hat Notker Wolf, der selbst durch den freiheitlichen Aufbruch jener Zeit geprägt war, das Wirken der 68er und seine Folgen beschrieben, wobei er die damalige Rebellion keineswegs pauschal verteufelt oder verschweigt, dass sie auch berechtigte Anliegen hatte.

Aber er hat sehr deutlich erkannt, dass es schon frühzeitig um etwas anderes ging als um ein Loslösen von überkommenen und erstarrten Dogmen, Obrigkeitsdenken oder um eine ehrliche Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit.

Letztere spielt allerdings für die Achtundsechziger eine ganz zentrale Rolle. Im Rückblick lässt sich gar nicht übersehen, dass diese Generation mit dem Erbe ihrer Väter nicht fertig geworden ist. Das war zu viel für sie.

Notker Wolf schreibt:

„Gewiss, die Nachkriegsgeneration hat sich selbst nichts vorzuwerfen. Aber eben deshalb macht ihr diese Schuld doppelt zu schaffen. Es ist ein merkwürdiges Schuldgefühl, gegen das man mit der Vernunft nicht ankommt, wie eine unauslöschliche Blamage, wie ein Makel, der sich vererbt. Die Vätergeneration hat versucht, ihre Schuld durch Geld und gute Worte abzutragen, und im Übrigen auf die gnädige Wirkung der Zeit gesetzt. In der Studentenrevolte sucht die Generation der Töchter und Söhne jetzt nach einem radikal anderen Weg.“5

 

 

Ein zentraler oder sogar der zentrale Antrieb der deutschen Achtundsechziger war die Erlösung von Schuld und Scham.

Als erster Schritt dorthin war es zunächst einmal nötig, die Realität auf den Kopf zu stellen. Die Rebellen mussten sich selbst in die Rolle von Widerstandskämpfern gegen eine faschistische Diktatur hinein halluzinieren und jederzeit und überall Nazis am Werk sehen, um ihre neue Rolle vor sich selbst einigermaßen glaubhaft und plausibel zu machen. (Damit korrespondierte die Solidarisierung mit den Armen und Unterdrückten dieser Welt. Seht her, wir gehören zu Euch, wir sind Opfer wie Ihr und gemeinsam werfen wir diejenigen nieder, die uns unterdrücken!)

Sie, die sie überwiegend aus gut-bürgerlichem Hause stammten und in einem mehr oder weniger freiheitlichen Staat und mit behaglichem Wohlstand aufgewachsen waren, taten jetzt so, als wären sie die neue Weiße Rose und die Bundesrepublik gleichsam das Vierte Reich, woran – trotz der moralisch verwerflichen Reinwaschung vieler alter NS-Funktionäre – nichts stimmte.

Aber vor dem Hintergrund des massiven Bedürfnisses nach Erlösung von Schuld wird es erklärbar, was mit diesen Leuten los war. Sie wollten in ihrer Phantasie dasselbe durchleben wie ihre Eltern, aber dann – im Gegensatz zu ihren Eltern – mit weißer Weste daraus hervorgehen, als Rebellen, die sich erfolgreich gegen den Nazismus zur Wehr gesetzt und die Unterlassungssünden ihrer Eltern wieder gut gemacht hatten.

Doch nicht nur in Deutschland sah man plötzlich überall Nazis, auch beim ehemaligen Kriegsgegner Amerika. Antiamerikanische Ressentiments hatten in der deutschen Gesellschaft ohnehin schon Tradition und nun begannen diejenigen, die sich selbst als Anti-Imperialisten und Kämpfer für das Gute in der Welt verstanden, deutsche Geschichte in die Gegenwart der Vereinigten Staaten hinein zu projizieren. Schlachtrufe wie „USA – SA – SS!“ und „USA – Internationale Völkermordzentrale“ legen davon Zeugnis ab.6

Natürlich hatten die Achtundsechziger Recht mit ihrer Verurteilung des brutal geführten Vietnamkrieges, natürlich gab es damals und später viel an amerikanischer Politik zu kritisieren, aber als die studentischen Rebellen anfingen, die USA mit dem Dritten Reich gleichzusetzen, wurde deutlich, dass es hier noch um etwas anderes ging. Es ging um das gar nicht zu bezähmende Bedürfnis nach „projektiver Entlastung“, wie es in einem lesenswerten Aufsatz zum deutschen Antiamerikanismus heißt.7

Der ehemalige Kriegsgegner, dem man die Befreiung vom Nationalsozialismus verdankte, wurde zum neuen Dritten Reich aufgeblasen und damit war man quitt. Die, die uns befreit haben, sind ja genauso schlimm. Balsam für die Seele derjenigen Deutschen, die nicht imstande waren bzw. bis heute nicht imstande sind, vernünftig mit der NS-Vergangenheit umzugehen.

Gekränkte Eitelkeit mag auch eine Rolle gespielt haben bzw. bis heute spielen. Henryk Broder sagte einmal: „Ich glaube, dass der deutsche Studienrat aus Aachen es den Amerikanern nie verzeihen wird, dass er von einem Kaugummi kauenden Neger aus Alabama von den Nazis befreit werden musste. Dieser Studienrat, mit Hegel und Kant und der Aufklärung aufgewachsen, er musste sich von einem Alabama-Neger befreien lassen! Eine tiefe Kränkung.“

Dass die Achtundsechziger den Amerikanern die Befreiung nachhaltig übel genommen haben, lässt sich aus der einen oder anderen Aussage deutlich heraushören. So schwadronierte Rudi Dutschke, der Wortführer der Studentenbewegung der Sechziger Jahre, gegen die „Besatzungsarmee“, obwohl es eben diese Armee war, die es ihm und seinen Altersgenossen trotz des Kalten Krieges, trotz der vom Weltkommunismus ausgehenden Bedrohung ermöglicht hat, in Wohlstand und Freiheit aufzuwachsen.

Rudi Dutschke (1940-1979) war der Wortführer der Studentenbewegung der Sechziger Jahre. Gemeinsam mit Bernd Rabehl trat er 1963 der „Subversiven Aktion“ bei, ab 1965 gehörte er dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an und machte ihn gemeinsam mit Rabehl zum „organisatorischen und inhaltlichen Motor des Protests“ (Manfred Görtemaker)

Die linksextreme „Rote Armee Fraktion“ (RAF) sollte bald verkünden: „Die (US-) Besatzungsmacht trat der deutschen Bevölkerung in der Reeducation-Kampagne nicht anders gegenüber als kolonialistische Eroberer der autochthonen Bevölkerung eines besetzten Landes in der Dritten Welt. (…) Mit dem BRD-Staat produzierte der US-Imperialismus seinen soundsovielten … Bundesstaat.“

Erst hatte man die Amerikaner glorifiziert, anschließend verteufelt und diese Verteufelung und die sachlich einfach absurde Gleichsetzung der USA mit dem Dritten Reich diente auch der Selbstentlastung. Man wollte sich selbst erlösen und wenn die ehemaligen Gegner, denen man die Befreiung vom Nazismus zu verdanken hatte, plötzlich genauso schlimm sein sollten wie das, was die Väter getrieben hatten, fiel die Selbstentlastung umso leichter.

Aber warum auf deutschem Boden stehen bleiben, wenn man gleich nach der ganzen Welt greifen kann? Rudi Dutschke sprach damals von der Möglichkeit, letzten Endes die ganze Welt von Krieg und Ungerechtigkeit zu erlösen.

Das kam an. Selbst diejenigen, die von den sozialistischen Phantasien der Achtundsechziger nichts wissen wollten, waren für den Wunsch nach Erlösung von Schuld und nach dem Paradies der Gerechtigkeit durchaus empfänglich. Wieder einmal kam sie zum Vorschein, die vertrackte deutsche Neigung zu Weltflucht und Weltschmerz …

Aber es ging um weitaus mehr und damit komme ich wieder auf Notker Wolf zurück, der das ziemlich genau erkannt hat.8

Den Achtundsechzigern, die von der bürgerlichen Demokratie ohnehin keine sonderlich hohe Meinung hatten, reichte es nicht, in einem demokratischen Rechtsstaat zu leben. Sie verlangten fortan die moralische Ausrichtung aller deutschen Politik.

Deutsche Politik sollte sich nicht länger daran orientieren, was zweckmäßig, was machbar ist, was im nationalen Interesse liegt (wie das sonst überall außer in Deutschland und in Schweden üblich ist), sondern daran, was moralisch wünschenswert ist.

Deutschland ist kein normales Land und ich glaube, den Ursprung dieser Abkehr von der Normalität müssen wir 1968 suchen. Die Kulturrevolutionäre wollten den moralischen Obrigkeitsstaat, der dafür Sorge trägt, dass sich die Deutschen in Zukunft vortrefflich benehmen.

Diese Verantwortung an den Staat abzutreten, hat aber weitreichende Folgen, die Deutschland heute zu spüren bekommt und möglicher Weise mit seiner Existenz bezahlen wird:

Erstens bedeutet die moralische Aufladung der Politik die Abkehr von jeder Verantwortungsethik. Man kümmert sich nicht mehr um die Folgen des eigenen Handelns, sondern will nur noch vor dem Weltgewissen mit weißer Weste da stehen und sich moralisch überlegen fühlen. Gesinnungsethik (oder sollte ich besser sagen: Gesinnungsshow?) geht über alles.9

Deutsche Politik muss das machen, was moralisch für gut befunden wurde. Wenn jetzt jemand mit auf Vernunft oder Ratio oder Fragen der Machbarkeit beruhenden Einwänden kommt, wirkt das schon fast beleidigend!

Zweitens steht die Idee vom moralischen Staat in einem engen Zusammenhang mit der von den Achtundsechzigern propagierten Idee der Selbstverwirklichung. Die kommt als großes Freiheitsversprechen daher, ist aber – genau besehen – etwas ganz anderes.

Der Obrigkeitsstaat übernimmt die Rolle des Gewissens der Nation und die Gesellschaft hat damit einen Freibrief zum sich-gehen-Lassen, wie es Notker Wolf ausdrückt. Die Achtundsechziger praktizierten die totale Ungebundenheit, wie sie eigentlich nur außerhalb einer menschlichen Gemeinschaft praktikabel ist, wenn wir alle auf isolierten kleinen Inselchen leben würden.

„Macht kaputt, was Euch kaputt macht!“, skandierten sie und meinten damit im Prinzip alle tradierten Bindungen, Hierarchien und Strukturen wie die Familie. Am Ende geht der angeblich „befreite“ Mensch daraus hervor, der nicht mehr durch die böse, böse Zivilisation verformt wird, sondern ganz unverfälscht nur noch den Regungen seines Herzens folgt. Das klingt nicht nur romantisch, wie Notker Wolf schreibt, das ist es auch. Die Suche nach dem Paradies der verlorenen kindlichen Unschuld, wie man sie in der romantischen Literatur des 19. Jahrhunderts finden kann, scheint hier durch. Auch die Idee vom Übermenschen steckt mit drin: der Wunsch, über sich selbst und jede Moral hinauszuwachsen.

Aber vor allem geht es wieder mal um Schuld. Die Achtundsechziger wollten nicht nur die Schuld und Scham aufgrund der NS-Zeit los werden, im Grunde wollten sie nie wieder schuldig werden können.

Man kann in ihren antiautoritären Traumvorstellungen durchaus die Allmachtsphantasien von Kindern erkennen: alles können, alles dürfen, durch nichts gebunden sein und niemals für irgendetwas zur Verantwortung gezogen werden.

Bald sollte das Sozialexperiment auch in antiautoritären „Kinderläden“ starten. Der erste dieser Art wurde 1968 in Hamburg eröffnet.

Die Achtundsechziger waren einer Illusion aufgesessen. Sie haben, wie der Ökonom und Freiheitsdenker Roland Baader richtig gesagt hat, Herrschaft und Autorität verwechselt.10

Herrschaft setzt sich mit der Gewalt des Staates durch, sie arbeitet mit hoheitlichem Zwang. Sie ist nichts Gutes, höchstens ein notwendiges Übel, weil es da draußen offenbar zu viele böswillige Menschen gibt, die man nicht anders im Zaum halten kann. Aber Herrschaft sollte so weit wie möglich beschränkt sein. Der Staat sollte sich so weit wie irgend möglich aus dem Leben der Bürger heraushalten und sich auf seine Kernaufgaben besinnen.

Autorität arbeitet auch mit gewissen Zwängen, hat aber auch etwas Freiwilliges. Im Idealfall sollte Autorität durch Akzeptanz erworben werden. Und ganz ohne Autoritäten und ohne Disziplin funktioniert die Gesellschaft nicht. Ohne Disziplin kann man nichts lernen und nichts erreichen.

Der Mensch verfügt über Verstand (Ausnahmen gibt es freilich auch), er verfügt aber auch über Instinkte und Triebe und sich immerzu nur von letzteren beherrschen und treiben zu lassen, macht den Menschen nicht frei, sondern unfrei. Erst ein gewisses Maß an Disziplin, an Selbstdisziplin, befähigt ihn dazu, seine Freiheit sinnvoll zu nutzen.

Die Achtundsechziger meinten, all das zerstören zu müssen und haben, da sie sich irgendwann die Haare geschnitten und den Marsch durch die Institutionen bewältigt haben, im Bildungswesen, in der Justiz, in den Familien, in vielerlei Bereichen dieser Gesellschaft nachhaltigen Schaden angerichtet.

Die Idee von der rücksichtslosen Selbstverwirklichung ist zudem grausam gegen Mitmenschen. Der reale Mensch lebt eben nicht allein auf einer Insel oder oben auf dem Mond, sondern in einer Gemeinschaft und er trägt eine Mitverantwortung für seine Mitmenschen. Wer immer nur seinem Egoismus nachgibt, wird die anderen verletzen, missachten und möglicher Weise irreparabel schädigen – wie zum Beispiel Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern.

Und wer alle moralische Verantwortung auf den Staat ablädt, will alsbald von persönlicher Verantwortung nichts mehr wissen. Mit der Zeit geht auch ein Gespür für Werte und Anstand verloren. Der Einzelne soll für nichts mehr verantwortlich und an nichts mehr schuld sein, denn der moralische Obrigkeitsstaat besorgt das alles ja für uns. Aber das hat Folgen: „ (…) eine Welt ohne Schuld ist auch eine Welt ohne Verzeihung und ohne Gnade, da gärt und brodelt die verleugnete Schuld untergründig weiter und der angestaute Groll verwandelt sich in kalte Gleichgültigkeit, wenn er sich nicht in Streit und Zerstörung entlädt.“, schreibt Notker Wolf.11

Mit Freiheit, wie sie von verantwortungsvollen, reifen Menschen gehandhabt werden kann und soll, hat das alles herzlich wenig zu tun. Notker Wolf kommt denn auch zu dem Schluss, dass die Achtundsechziger keineswegs übers Ziel hinausgeschossen seien, sondern das eigentliche Ziel der Befreiung verraten haben.

Er schreibt: „Er muss wach bleiben, dieser Geist der Rebellion gegen die Bevormundung durch Institutionen, dieser Widerwille gegen Autoritäten, die sich in unser Leben einmischen. Lass dich nicht in der Masse mittreiben, lass dir dein Glück nicht vorschreiben, verteidige deine persönliche Freiheit! Das ist für mich die Lehre von 68.“

Nur: Freiheit ohne Verantwortung und ohne das Risiko, sich in irgendeiner Weise schuldig zu machen, gibt es eben nicht. Das funktioniert nicht. Es macht die Gesellschaft kaputt.

Aber man darf getrost bezweifeln, dass die Spitzen der Achtundsechziger Bewegung wirklich Freiheit im Sinn hatten. Es stimmt doch nachdenklich, dass Leute wie Notker Wolf sich von dem, was sie da beobachteten, bald befremdet und abgestoßen fühlten, obwohl sie die Idee der Befreiung von Bevormundung und erstarrten Dogmen ausdrücklich bejahten.

Wolf musste damals erkennen, dass die Achtundsechziger jedem erlaubten, seine Meinung frei zu äußern, wenn er ihrer Meinung war. Sie waren vielfach genauso autoritär, borniert und unduldsam wie die obrigkeitsstaatlich geprägten Deutschen aus der Vätergeneration. Sie behaupteten, frei diskutieren zu wollen, aber was sie an den Unis mit ihren Professoren veranstalteten, hatte öfters mehr was von Inquisition (ohne Scheiterhaufen) und von öffentlicher Bloßstellung und Demütigung. Es ging nicht um eine offene Debatte, sondern um Gesinnungsterror und nicht zuletzt darum, auch mal der Unterdrücker sein zu dürfen.

Von ihren sozialistischen Umgestaltungsphantasien gar nicht zu reden! Es ging letztendlich um eine radikale Umerziehung der Gesellschaft und die Herstellung eines linken Utopia, das sich ohne eine Diktatur gar nicht verwirklichen lässt.12

In dem Zusammenhang ist es auch wichtig, zu erwähnen, dass die Achtundsechziger – wie es Linke bis heute tun – fundamentalen Irrtümern aufgesessen waren.

Fundamental für das Selbstverständnis von Linken ist es, die Welt in Stark und Schwach zu unterteilen und sich als Anwalt der Schwachen oder all jener zu verstehen, die für sich reklamieren können, Opfer zu sein.

Viele Linke wollen mehr als das gar nicht wissen. Sie fragen nicht danach, ob manche der Schwächeren an ihrer Situation nicht auch selbst schuld sein könnten. Sie fragen nicht danach, was für Weltanschauungen die Schwächeren vertreten und ob sie möglicher Weise Verbrecher sind.

Wenn es gegen die als stärker und damit als Täter, als Unterdrücker, als Aggressoren ausgemachten Kreise geht, ist man solidarisch auch mit den übelsten Despoten, Fanatikern und Schurken. Das war bereits in der Zeit der Achtundsechziger immer wieder so. Wenn es nur gegen den einseitig als imperialistisch und faschistisch verteufelten Westen (die freiheitlichste Zivilisation aller Zeiten) ging, waren auch die übelsten Diktatoren, Fundamentalisten und Mörder als Partner willkommen …

Ja, es gibt reale Unterdrückung von Schwachen durch Stärkere, von Armen durch Reichere. Aber die einseitige Einordnung der Welt in Stark und Schwach, Arm und Reich, Schwarz und Weiß führt bald zum Verlust des moralischen Kompasses.

.III. Radikalisierung und Terror

Am 2. Juni 1967 demonstrierten auf der West-Berliner Bismarckstraße vor dem Opernhaus rund 2.000 Menschen gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien, Mohammad Reza Pahlevi. Unter ihnen war der Student Benno Ohnesorg, der an jenem Tag vom Polizisten Karl-Heinz Kurras mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet wurde.

Die Nachricht von Ohnesorgs gewaltsamem Tod bereitete sich wie ein Lauffeuer aus. Die Wortführer der Studentenbewegung konnten sich in ihrer Wahrnehmung bestätigt fühlen, immer noch in einem faschistoiden Staat zu leben, der alle Abweichler gnadenlos niedermachen lässt.

Am 11. April 1968 zog der junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann vor dem Büro des SDS am Kurfürstendamm mit dem Ruf „Du dreckiges Kommunistenschwein!“ eine Schusswaffe und feuerte drei Mal auf Rudi Dutschke. Bachmann hatte ein Exemplar der rechtsradikalen National-Zeitung bei sich, die mit der Schlagzeile „Stoppt den roten Rudi jetzt!“ titelte. Man weiß inzwischen auch, dass Bachmann damals Kontakte zu einer aktenkundigen Neonazi-Vereinigung unterhalten hat.

Der Tod von Ohnesorg und das Attentat auf Dutschke brachten die Lage zum Überkochen. Der Protest weitete sich aus und radikalisierte sich.

Es folgten die gewaltsamen Osterunruhen, die sich vor allem gegen das Verlagshaus Axel Springer richteten, das für den Anschlag auf Dutschke mitverantwortlich gemacht wurde. Die Bild-Zeitung hatte wiederholt dazu aufgerufen, die Roten zu stoppen, und gemeint, man dürfe die „Drecksarbeit“ nicht allein der Polizei und ihren Wasserwerfern überlassen. Nun wurde das Berliner Verlagsgebäude von Springer mit Steinen und Brandsätzen beworfen und Auslieferfahrzeuge der Bild-Zeitung wurden in Brand gesteckt.

Im Frühling und Sommer 1968 bekannten sich führende Mitglieder des SDS zu „militanten Aktionen.“

Den ersten Akt des Linksterrorismus in jener Zeit hat es allerdings schon kurz vor dem Attentat auf Rudi Dutschke gegeben. Am 2. April 1968 detonierten Brandsätze in zwei Kaufhäusern in Frankfurt am Main. Vier Brandstifter wurden festgenommen, darunter eine Germanistik-Studentin namens Gudrun Ensslin und ihr Freund Andreas Baader. Die Verteidigung übernahm ein Anwalt namens Horst Mahler und publizistische Schützenhilfe lieferte eine gewisse Ulrike Meinhof, die damals für die linke Zeitschrift konkret schrieb.

Zwar distanzierte sich der SDS von politischer Gewalt, aber alsbald wurde deutlich, dass die Organisation in sich gespalten war und dass eine besonders radikale Gruppe innerhalb des Bundes offen für politischen Terror eintrat. Daraus sollten die „Baader-Meinhof-Gruppe“ und bald die „Rote Armee Fraktion“ (RAF) hervorgehen.13

Die radikalsten Kräfte auf der Linken waren wütend darüber, dass die Studentenbewegung es nicht geschafft hatte, ihre Ziele mit den Mitteln der Massenmobilisierung zu erreichen. Daraus zogen sie den Schluss, dass man nun andere Saiten aufziehen und diese Gesellschaft mit Gewalt zu ihrem „Glück“ zwingen musste.

Terror und Guerillakampf sollten das angeblich vom faschistischen BRD-Staat unterdrückte und manipulierte Volk zum bewaffneten Widerstand und Umsturz ermutigen.

Im Sommer 1970 begann eine erste Serie von Brand- und Sprengstoffanschlägen. Die Verantwortlich dafür war die Gründer-Generation der RAF – Andreas Baader, Holger Meins, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe – , die im Juni 1972 verhaftet wurde. Aber auch danach ging der politische Terror unvermindert weiter.

Die Ermordung des Berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann am 10. November 1974, die Entführung des Berliner CDU-Politikers Peter Lorenz am 27. Februar 1975 oder auch die Besetzung der bundesdeutschen Botschaft in Stockholm am 24. April 1975 sorgten bundesweit für Aufsehen und Entsetzen.

Seinen Höhepunkt erreichte der Terror allerdings erst im Jahr 1977. Es begann mit der Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback und des Dresdner-Bank-Vorstandssprechers Jürgen Ponto und endete mit dem Mord an Hanns-Martin Schleyer und der Entführung des Lufthansa-Flugzeugs „Landshut“, worauf wir noch zurückkommen werden.

.IV. Linksrevolutionäre Abgründe: Blanker Judenhass

Was Achtundsechziger später überhaupt nicht gern hören wollten, war, dass sie bzw. ihre radikalsten Wortführer von der Generation ihrer Väter mehr übernommen hatten, als ihnen lieb sein konnte.

Im Milieu der linken Berufsrevolutionäre spielte schon damals der Judenhass eine zentrale Rolle. Das ist schon bald radikal verdrängt worden durch Leute wie Gerhard Zwerenz, der apodiktisch einfach beschloss, dass linker Antisemitismus „unmöglich“ sei.14

Schon Zwerenz hätte es besser wissen müssen. Der Oberguru der Linken, Karl Marx, war bekennender Judenhasser.15 Der Gründer der ersten antisemitischen Vereinigung Deutschlands, Wilhelm Marr, war ein radikaler Linker, der gemeinhin als geistiger Vater des modernen Antisemitismus gilt, der – anders als der alte Antijudaismus der Kirchen – nicht mehr religiös begründet ist. Marr legte größten Wert darauf, sich von dieser alten Form der Judenfeindschaft abzugrenzen, und konstruierte stattdessen eine Rassenfeindschaft Germanentum gegen Judentum.16

Erst in jüngster Zeit hat man zaghaft damit begonnen, endlich einmal den Antisemitismus von links überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Für meinen Geschmack aber immer noch nicht ehrlich genug.

Marx‘ und Marrs geistige Erben wirkten in den Sechziger und Siebziger Jahren weiter.

Am 9. November 1969 deponierte Albert Fichter, ein Mitglied der linksextremen Tupamaros West-Berlin, eine Bombe im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße (Charlottenburg), die zum Glück nicht explodierte, weil ein Draht verrostet war. Auftraggeber war Dieter Kunzelmann, der Gründer der Kommune I, der die Bombe von Peter Urbach, einem V-Mann des Verfassungsschutzes, erhalten hatte. Zum 31. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ wollten selbst ernannte Antifaschisten ein jüdisches Gemeindehaus brennen sehen.17

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1969 werden verschiedene antifaschistische Denkmäler in West-Berlin mit den Worten „Schalom Napalm Al Fatah“ beschmiert.

Die Begründung für den gescheiterten Anschlag muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, denn sie entspricht ziemlich genau der Begründung, die radikale Linke bis heute für ihren Judenhass vortragen. In einem Bekennerschreiben der Tupamaros heißt es:

„Jede Feierstunde in Westberlin und in der BRD unterschlägt, dass die Kristallnacht von 1938 heute täglich von den Zionisten in den besetzten Gebieten, in den Flüchtlingslagern und in den israelischen Gefängnissen wiederholt wird. Aus den vom Faschismus vertriebenen Juden sind selbst Faschisten geworden, die in Kollaboration mit dem amerikanischen Kapital das palästinensische Volk ausradieren wollen.“ 18

Dieter Kunzelmann, der mit seinen Tupamaros-Genossen 1969 in die jordanischen Ausbildungslager der Fatah reiste, schrieb in seinem ersten „Brief aus Amman“ (der aber mutmaßlich gar nicht in Amman, sondern in West-Berlin zu Papier gebracht worden ist):
„Palestina ist für die BRD und Europa das, was für die Amis Vietnam ist. Die Linken haben das noch nicht begriffen. Warum? Der Judenknax. ‚Wir haben 6 Millionen Juden vergast. Die Juden heißen heute Israelis. Wer den Faschismus bekämpft, ist für Israel.‘ So einfach ist das, und doch stimmt es hinten und vorne nicht. Wenn wir endlich gelernt haben, die faschistische Ideologie „Zionismus“ zu begreifen, werden wir nicht mehr zögern, unseren simplen Philosemitismus Zu ersetzen durch eindeutige Solidarität mit AL FATAH, die im Nahen Osten den Kampf gegen das Dritte Reich von Gestern und Heute und seine Folgen aufgenommen hat.“ 19

An anderer Stelle wurde es richtig entlarvend:

„Dass die Politmasken vom Palestina-Komitee die Bombenchance nicht genutzt haben, um eine Kampagne zu starten, zeigt nur ihr rein theoretisches Verhältnis zu politischer Arbeit und die Vorherrschaft des Judenkomplexes bei allen Fragestellungen.“ 20

„Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?“, fragt Kunzelmann in seinem „zweiten Brief aus Amman.“21

Genossen Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann; Teufel war Mitglied der radikalen „Bewegung 2. Juni“, die sich als Reaktion auf die Tötung Benno Ohnesorgs gebildet und sich eben deshalb auch diesen Namen gegeben hatte, da Ohnesorg am 2. Juni 1967 erschossen worden war

Obwohl der Anschlag auf das jüdische Gemeindehaus gescheitert war, ließen die Linksextremen in einer auf Tonband aufgenommenen Drohung an Heinz Galinski, den damaligen Ersten Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlins, stolz verlauten: „Die Bombe im Jüdischen Gemeindehaus hat gezündet. Berlin dreht durch, die Linke stutzt. Springer, Senat und Galinskis wollen uns ihren Judenknacks verkaufen. (…) Bei uns ist Palästina, wir sind Fedajin. Heute Nachmittag kämpfen wir für die revolutionäre palästinensische Befreiungsfront Al-Fatah! Schlagt zu!“ 22

Aus ihrer Sicht hatte die Bombe in einem metaphorischen Sinne eben doch gezündet.

Hier scheint doch eines ganz deutlich durch: die Täter-Opfer-Umkehr und das in mehrerlei Hinsicht. Einerseits haben wir die bis heute im linken und linksextremen Milieu gern gebrauchte Gleichsetzung Israels mit dem Dritten Reich. Völlig absurder Schwachsinn, der nur von Leuten kommen kann, die keine Ahnung haben, wovon sie sprechen, und die vor allem das dringende Bedürfnis verspüren, eigene historische Schuld loszuwerden, indem sie die deutsche Vergangenheit in die Gegenwart Israels projizieren. Und es muss gerade Israel sein, weil das der eine jüdische Staat der Welt ist. Seit Auschwitz haben die Deutschen (bzw. diejenigen von ihnen, die nicht rational mit der Vergangenheit umgehen können) mit den Juden noch eine Rechnung offen. Die Gleichsetzung Israels mit dem Dritten Reich und das Halluzinieren eines Genozids an Palästinensern helfen dabei, sich selbst besser zu fühlen, weil sie den Schuldhaushalt ausgleichen. Wir sind quitt. Die heutigen Israelis, i. e. Juden, sind ja genau solche Schweine wie wir bzw. unsere Väter es waren. Wir haben gelernt. Die Juden aber haben aus Auschwitz nicht gelernt. Sie sind so böse, so diabolisch, dass sie jetzt anderen das antun, was sie selbst erlitten haben. Jetzt werden wir die Bande mal Mores lehren!

Andererseits hören wir Kunzelmann über den „Judenkomplex“ wehklagen … Also darf ich das mal so verstehen: die Deutschen sind eigentlich Opfer ihrer eigenen Verbrechen? Sie haben sich selbst etwas angetan, indem sie sechs Millionen erschossen, vergast, eingeäschert haben? Sie haben sich selbst etwas angetan, weil sie jetzt so furchtbar leiden müssen und den zionistischen Faschisten willenlos ausgeliefert sind?

Auch hier haben wir eine Täter-Opfer-Umkehr und ein gar nicht zu überhörendes antisemitisches Ressentiment. Der Antisemit nimmt, wie Henryk Broder richtig sagt, dem Juden alles übel.23 Sogar wenn der Jude sich umbringen lässt, ist es auch wieder nicht recht, weil er den Mördern und ihren Erben damit einen „Judenkomplex“ zufügt, der sie nicht mehr loslässt!

Der wäre den armen Deutschen wohl nur dann erspart geblieben, wenn Hitler genug Zeit gehabt hätte, das zu beenden, was er begonnen hat.

Man möge mir diese Geschmacklosigkeit verzeihen, aber darauf liefe es ja in letzter Konsequenz hinaus. Der Antisemit hat nämlich nie wirklich Ruhe, solange Juden überhaupt existieren. Dass es sie gibt, ist sein Problem. Nicht das, was sie konkret tun oder angeblich tun.

Es begann schon vor dem gescheiterten Anschlag vom 9. November 1969. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) verfolgte zu diesem Zeitpunkt bereits seit einer Weile einen antizionistischen Kurs, also einen gegen die Existenz des jüdischen Staates gerichteten Kurs. Die bloße Existenz Israels wurde als kolonialistisches, faschistisches, rassistisches Projekt gebrandmarkt, wie es auf der Linken heute noch alltäglich ist.

Dabei ist auch dieser Antizionismus nichts anderes als eine Form des Judenhasses. Früher hatten wir den kirchlichen Antijudaismus, der die Juden als „Mörder Christi“ dingfest gemacht hatte und deswegen verteufelte. (Ungeachtet der Tatsache, dass Jesus und seine Jünger selbst Juden gewesen waren und dass die Verantwortung für die Hinrichtung Jesu letztlich beim römischen Prokurator Pontius Pilatus lag. Man dreht sich’s halt so zurecht, wie man’s braucht.) Darauf folgte der Antisemitismus als rassistisch und nicht mehr religiös begründete Judenfeindschaft, wenngleich einige antijüdische Stereotype von früher auch in diese Eingang fanden. Der Antizionismus wiederum ist „der Hass auf das Judentum als Nation“, wie Gerd Buurmann ihn gut definiert hat.24 Interessanter Weise wird nur diesem einen Staat auf der Welt das Existenzrecht abgestritten und rein zufällig natürlich ist es der eine jüdische Staat.

Der SDS jedenfalls sprengte schon Ende der Sechziger Jahre gemeinsam mit palästinensischen Studenten mehrere Vortragsveranstaltungen des israelischen Botschafters Ascher ben Nathan.

 

Theodor Adorno war entsetzt über das, was er sah. Er schrieb am 19. Juni 1969 an Herbert Marcuse: „Nachdem man in Frankfurt den israelischen Botschafter niedergebrüllt hat, hilft die Versicherung, das sei nicht aus Antisemitismus geschehen, und das Aufgebot irgendeines israelischen APO-Mannes nicht das mindeste […] Du müsstest nur einmal in die manisch erstarrten Augen derer sehen, die, womöglich unter Berufung auf uns selbst, ihre Wut gegen uns kehren.“ 25

Im Februar 1970 erschüttert eine Terrorwelle das Land. Innerhalb von elf Tagen ereignen sich fünf Akte des Terrorismus, die alle antisemitisch motiviert sind.

Am 10. Februar 1970 versuchen ein AOLP-Kommando der palästinensischen Fatah in München, eine El-Al-Maschine zu entführen. Es wird geschossen, Handgranaten fliegen, ein Handgemenge entsteht. Der Israeli Arie Katzenstein wirft sich auf eine Handgranate, die die Terroristen in die Menschenmenge geworfen haben, und opfert sein Leben, um seine Familie und die anderen Umstehenden zu retten. Die AOLP bekennen sich in einem Schreiben an die bundesdeutsche Botschaft in Amman (Jordanien) zu ihrer Tat und behaupten, es sei eine legitime Kriegshandlung gewesen. AOLP-Führer Issam Sartawi verkündet, die israelische Fluggesellschaft sei eine „halbmilitärische Einrichtung“ und dieser Angriff stehe im Einklang mit internationalen Regeln der Kriegsführung.26

Das Schlimmste kommt aber erst noch: die deutschen Behörden stellen die Attentäter nicht etwa vor Gericht, sondern schieben sie in ein arabisches Land ab, wo sie für ihre Tat freundlich in Empfang genommen und gefeiert werden.

Am 13. Februar 1970 wird im Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Münchener Reichenbachstraße Feuer gelegt. Sieben Menschen, mehrheitlich Holocaust-Überlebende, werden getötet und neun verletzt. Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wer für diesen Anschlag verantwortlich ist. Man vermutete zunächst palästinensische Terroristen oder Rechtsextreme. Wolfgang Kraushaar hat Indizien dafür zusammen getragen, dass auch in diesem Fall – wie beim Jüdischen Gemeindehaus in West-Berlin – die Täter im linksextremen Milieu zu suchen sind. Laut Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch spricht vieles dafür, dass die Täter zu den Münchener Tupamaros oder ihrem Umfeld gehörten. Ein junger Kerl von 18 Jahren steht im Verdacht, den Brand gelegt und sich kurz zuvor noch mit Dieter Kunzelmann und Fritz Teufel getroffen zu haben, die sich zu dieser Zeit in München aufhielten.27

Am 17. Februar 1970 versucht ein weiteres AOLP-Kommando der Fatah, in München-Riem ein israelisches Flugzeug zu entführen. Zum Glück fallen dem Kapitän die ausgebeulten Manteltaschen der Männer auf und sie werden durchsucht. Man findet geladene Schusswaffen und Handgranaten. Die Männer werden festgenommen. Auch dieses Mal werden die Leute nicht etwa vor Gericht gestellt, sondern in die arabische Welt ausgeflogen.

Am 21. Februar 1970 verüben in der Bundesrepublik lebende Palästinenser einen Paketbombenanschlag auf ein Flugzeug in Frankfurt am Main. Die Maschine startete gegen 10:39 Uhr vormittags und noch im Steigflug detonierte die Bombe. Dem Piloten gelingt noch rechtzeitig eine Notlandung und es gibt keine Toten, keine Verletzte.

Am selben Tag startet gegen 13:14 Uhr ein Swissair-Flugzeug von Zürich nach Tel Aviv. Sieben Minuten später detoniert im Frachtraum ein Sprengsatz. Die Maschine stürzt im Kanton Aargau unweit des Atomreaktors Würlingen ab. Alle 39 Passagiere (darunter viele Holocaust-Überlebende) und neun Mitglieder der Besatzung werden getötet. Für beide Anschläge erklärt sich die linksradikale Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) verantwortlich.

Am Abend des 21. Februar demonstrieren Linke (auch Linke aus Israel) in München gegen den bevorstehenden Besuch des israelischen Außenministers Abba Eban.

Im September 1972 ermordeten Angehörige des palästinensischen „Schwarzen September“ elf Sportler der israelischen Olympia-Mannschaft in München. Trotz der vorausgegangenen terroristischen Akte war das Olympische Dorf der Stadt gegen eine solche Eventualität nicht abgesichert worden und die Terroristen hatten keine Schwierigkeiten, dort einzudringen, die verhassten Juden in Gewahrsam zu nehmen und vor und während der Geiselnahme zu ermorden.28

Israel bot an, die Sportler mit einer geschulten Spezialeinheit zu befreien, doch Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und Innenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) lehnten dieses Ansinnen ab. Der Münchener Polizeipräsident Schreiber und seine untergebenen versuchten, in einer eher dilettantischen Befreiungsaktion die Geiselnehmer auf dem Flughafen in Fürstenfeldbruck zu überwältigen und ihre Geiseln zu befreien. Die israelischen Sportler saßen gefesselt in zwei Hubschraubern. In den einen warfen die Terroristen eine Handgranate und die im anderen Hubschrauber sitzenden Israelis wurden erschossen. Fünf Terroristen starben im Feuergefecht auf dem Flugplatz. Ihre Leichname wurden nach Libyen überführt und dort mit militärischen Ehren beigesetzt.

Die drei überlebenden Terroristen wurden – ohne Absprache mit der israelischen Regierung – wenig später gegen die entführte Lufthansa-Maschine „Kiel“ ausgetauscht, also auch nicht zur Rechenschaft gezogen.

RAF-Kämpferin Ulrike Meinhof, schon immer stramm für die gute Sache engagiert, war euphorisch und voll das Lobes. Über den Terror von München schrieb sie:

Die Aktion des Schwarzen September war antiimperialistisch, antifaschistisch und internationalistisch. [..] Sie hat einen Mut und eine Kraft dokumentiert, die immer nur das Volk hat [..] …gegen dem seinen Wesen und seiner Tendenz nach durch und durch faschistischen Imperialismus- in welcher Charaktermaske auch immer er sich selbst am besten repräsentiert findet: Nixon, Brandt, Moshe Dayan oder Genscher, Golda Meir oder Mc Gouvern. [..] Der Tod der arabischen Genossen wiegt schwerer als der Tai-Berg. Solidarität mit dem Befreiungskampf des Palästinensischen Volkes.“ 29

Jahre zuvor – 1965 – hatte Meinhof in der linken Zeitschrift konkret, deren Redaktion sie damals angehörte, Dinge geschrieben, die man inhaltlich eher den extremen Rechten zuordnen würde. Nämlich: „In Dresden ist der Anti-Hitler-Krieg zu dem entartet, was man zu bekämpfen vorgab und wohl auch bekämpft hatte: zu Barbarei und Unmenschlichkeit, für die es keine Rechtfertigung gibt.“30

Hier finden wir das Motiv des Aufrechnens und der Selbstentlastung wieder, das sich wie ein roter Faden durchs rote Jahrzehnt zieht.

Ich will hier gar nicht kritisieren, dass sie die Bombardierung Dresdens verurteilt hat. Was hier übel aufstößt, ist der Versuch, die Bombardierung Dresdens mit den von Deutschland verantworteten Verbrechen gleichzusetzen, aber zwischen diesen Bombardements und Genozid, ethnischen Flurbereinigungen, Versklavung, Zwangsarbeit und anderen Verbrechen in den deutsch besetzten Ländern Osteuropas bestehen himmelweite Unterschiede. Das gleichzusetzen, ist schlimmer Unsinn. So grausam die Luftangriffe auf Dresden waren: sie zielten nicht darauf, die Bevölkerung dieser Stadt oder gar das ganze deutsche Volk auszurotten.

ie man die Bombardierung Dresdens und anderer deutscher Städte moralisch und juristisch bewerten soll, ist umstritten und leider so emotional aufgeladen, dass man Mühe haben wird, Leute zu finden, mit denen man sachlich darüber sprechen kann. A. C. Grayling hat den Bombenkrieg gegen Deutschland als unmoralisch und verbrecherisch verurteilt. Hellmut Butterweck fragt in einer Rezension zu Graylings Buch „Die toten Städte“: „ (…) ist es ein Kriegsverbrechen, in äußerster existenzieller Bedrohung mit vielfacher Kraft zurückzuschlagen?“31 Von einem Zurückschlagen kann man bei diversen Bombardements früherer Kriegsjahre sprechen. Als Dresden bombardiert wurde, war der Krieg allerdings so gut wie vorbei und Deutschlands Niederlage sicher. Es war eine unnötige, grausame Machtdemonstration.

Hellmut Butterweck schreibt: „Vielleicht begünstigt der zeitliche Abstand zum Zweiten Weltkrieg fundamentalistische Standpunkte. Produktiver als moralische Rigorosität erscheint mir aber, den Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung als Teil des generellen Abbaues humaner Hemmschwellen im Lauf jedes Krieges zu sehen. Grayling zeichnet ja selbst nach, wie die Rücksicht auf die Zivilbevölkerung dahinschwand und sie bald darauf zum erklärten Angriffsziel wurde. Der Abwehrkampf gegen die Unmenschlichkeit der Nazis war eben auch ein gutes Alibi für das Denken einiger alliierter Militärs.

Die Verantwortung für die Unmenschlichkeit im Krieg tragen aber stets jene, die ihn verschuldet haben. Ist er ausgebrochen, hat die Menschlichkeit sowieso bald ausgespielt, und ist er im vollen Gange, sind die Handlungen der Braven von jenen der Schurken allzuoft nur noch schwer zu unterscheiden.“32

Nach heutigen Maßstäben des Kriegsvölkerrechts sind Angriffe auf zivile Einrichtungen, sofern sie nicht militärisch genutzt werden, als Kriegsverbrechen einzustufen. Wird eine normaler Weise zivile Einrichtung militärisch genutzt, ist sie nach heute geltendem Recht legitimes Angriffsziel im Krieg.33 Was die damalige Rechtslage betrifft: Angriffe auf zivile Wohngebiete waren auch gemäß Artikel 25 der Haager Landkriegsordnung von 1907 verboten. Zu ihren Unterzeichnern gehörten u. a. Großbritannien und Deutschland, die sich beide nicht daran gehalten haben. Anfang der Zwanziger Jahre wurden die Regeln für den Luftkrieg präzisiert: „Das Luftbombardement zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung und Zerstörung oder Beschädigung von Privateigentum nichtmilitärischen Charakters ist verboten.“ Dieser neue Entwurf der HLO wurde nie völkerrechtlich verbindlich, aber entfaltete als gewohnheitsrechtlich akzeptierte Norm doch einen bindenden Charakter. Auf die zivilen Wohngebiete etlicher deutscher Städte traf das nicht zu. Dennoch bleibe ich dabei: eine Gleichsetzung ihrer Bombardierung mit den Verbrechen der Nazis ist sachlich schlichtweg falsch. Auch A. C. Grayling, der die alliierten Flächenbombardements scharf verurteilt hat, hat mit Recht gesagt: „Selbst wenn die alliierte Bomberoffensive teilweise oder völlig moralisch verwerflich gewesen sein sollte, reicht dieses Unrecht auch nicht annähernd an die moralische Ungeheuerlichkeit des Holocaust heran.“34

Aber diese Gleichsetzung ist beliebt bei den deutschen Schuldabwehrkämpfern. Später sollte die rechtsextreme NPD gegen den Dresdener „Bomben-Holocaust“ wettern und damit die Bombardierung Dresdens auf eine Stufe stellen mit dem Genozid am jüdischen Volk.35 Auch hier ging es eindeutig um den Ausgleich des „Schuldhaushalts.“ Was wir Deutschen getan haben, wurde uns ja auch angetan. Also reden wir nicht mehr von dem, was war!

Sehr viel deutlicher wurde Ulrike Meinhof im Jahr 1972: „Ohne dass wir das deutsche Volk vom Faschismus freisprechen – denn die Leute haben ja wirklich nicht gewusst, was in den Konzentrationslagern vorging -, können wir es nicht für unseren revolutionären Kampf mobilisieren.“36

Hier spricht sie es nun ganz offen aus: es geht um die Lossprechung der Deutschen von historischer Schuld, die damit begründet wird, dass „die Leute“ ja nicht gewusst hätten, was in den KZs und den Vernichtungslagern vor sich ging. Zugegeben: viele werden nichts gewusst haben, aber ein erheblicher Teil der Deutschen hat es gewusst und einfach nicht wahrnehmen wollen. Es muss viel durchgesickert sein, auch wenn der Völkermord an den Juden außerhalb Deutschlands durchgeführt wurde. Und was KZs wie Dachau oder Sachsenhausen hier in Deutschland angeht, das soll kein Anwohner dieser und anderer Ortschaften mitbekommen haben, dass es sie gab und was da los war?

Laut Meinhof musste das deutsche Volk diese historische Schuld abschütteln, weil es sich, solange es mit dieser Last auf dem Buckel herumlief, nicht für den revolutionären, antifaschistischen, antiimperialistischen und antizionistischen Krieg mobilisieren ließ.

Veit Medick hat die deutsche Selbstentlastungslogik gut auf den Punkt gebracht: „Wenn die Opfer Schuld auf sich laden, sind wir von unserer historischen Sünde befreit und zum erneuten Kampf befugt.“37

Ulrike Meinhof und die anderen führenden Mitglieder der Roten Armee Fraktion waren, so mein Urteil, für die deutsche Linke sehr typische Schuldabwehr-Antisemiten. Für sie war Israels Verteidigungsminister Mosche Dajan eine jüdische Ausgabe Heinrich Himmlers und die Palästinenser waren in Wahrheit die neuen Juden.

Der Bruchpunkt war der Sechstagekrieg von 1967. Damals besaß der jüdische Staat die Unverfrorenheit, sich gegen einen Vernichtungsfeldzug seiner arabischen Nachbarn mit Erfolg zur Wehr zu setzen. Der ägyptische Autokrat Gamal Abd al-Nasser hatte unverhohlen Israels Zerstörung angekündigt und seine Truppen auf dem Sinai aufmarschieren lassen, als Israel mit einem Präventivschlag zuvorkam. Ägyptens Verbündete Syrien und Jordanien traten in den Krieg ein, um den jüdischen Staat von der Landkarte zu tilgen, was sie bereits 1948 nur Stunden nach Israels Gründung versucht hatten. Auch dieses Mal verteidigte Israel seine Existenz und nahm im Zuge dieses Krieges das Westjordanland (Judäa und Samaria), Ost-Jerusalem, Gaza, die Sinai-Halbinsel und einen Teil der Golanhöhen in Besitz. (Inzwischen sind rund 90 Prozent des damals eingenommenen Territoriums zurückgegeben oder in die Selbstverwaltung entlassen worden.)

Nunmehr galt Israel als imperialistischer Aggressor. Wie gesagt: Antisemiten nehmen dem Juden aus Prinzip alles übel, auch „dem Juden unter den Staaten.“ Dass er seine Existenz bis heute erfolgreich behauptet, lässt viele Leute sehr unruhig schlafen. Hätten sie sich doch alle umbringen lassen!

Veit Medick schreibt zusammenfassend: „Der Zufluchtsort der Holocaustüberlebenden hatte sich gegen erneute Vernichtungsvisionen – diesmal arabischer Spielart – triumphal zur Wehr gesetzt. Der sich radikalisierenden Linken in Deutschland ging das eindeutig zu weit. In den Jahren zuvor, als der jüdische Staat aufgrund seines zarten Alters noch etwas wackelig auf den Beinen war, etablierte sich zwar das Gefühl moralischer Verantwortung Israel gegenüber. Ein Konsens, der so stabil nicht gewesen sein konnte. Denn in der Sekunde, als Israel seine Muskeln ausgepackt hatte, ohne die Welt um Erlaubnis zu fragen, meinten plötzlich viele Linke, in diesem Land einen Hort imperialistischer Sklavenhalterei erkennen zu können.

Für den einflussreichen Sozialistischen Deutschen Studentenbund jedenfalls war Israel (“Brückenkopf des westlichen Imperialismus in Arabien”) nach Ende des Sechstagekriegs nichts als ein Alliierter der verhassten USA. Stattdessen wurde die palästinensische Fatah zum Hoffnungsträger für sozialrevolutionäre Sehnsüchte und damit der Nahe Osten zur Projektionsfläche der eigenen Sehnsüchte.“38

Als ob das nicht gereicht hätte, wurde Ulrike Meinhof noch deutlicher, als sie die Verfolgung und Ermordung von Juden zu entschuldigen versuchte. Die Juden seien ermordet worden „als das, was man sie ausgab – als Geldjuden. Der Antisemitismus war seinem Wesen nach antikapitalistisch. (…) In diesem Antisemitismus, der ins Volk reinmanipuliert worden ist, war die Sehnsucht nach dem Kommunismus, die dumpfe Sehnsucht nach der Freiheit von Geld und Banken.“39

Die Rote Armee Fraktion und andere linksextreme Gruppen in Deutschland bildeten alsbald eine gemeinsame Front mit den palästinensischen Guerillas, mit erklärten Judenhassern und Terroristen, gegen diejenigen, denen sie Auschwitz und den daraus resultierenden „Judenknacks“ nie verziehen haben.

Ende Juni 1976 entführte ein deutsch-palästinensisches Terrorkommando einen Air-France-Airbus, der von Tel Aviv nach Paris unterwegs war, bei der Zwischenlandung in Athen und von dort zunächst nach Bengasi (Libyen), dann weiter nach Entebbe. (Uganda) Gebildet wurde es von Angehörigen der Volksfront zur Befreiung Palästinas und zwei Mitgliedern der „Revolutionären Zellen“, Brigitte Kuhlmann und Wilfried Böse. Ihr Ziel war es, im Austausch für die Geiseln 53 inhaftierte Gesinnungsgenossen aus israelischen, französischen, deutschen und Schweizer Gefängnissen freizupressen. Darunter Angehörige der RAF und der „Bewegung 2. Juni.“

Dieses Terrorkommando nahm in Entebbe eine Selektion von Juden und Nicht-Juden vor.40 Es ging keineswegs „nur“ um Israelis. Die Entführer hatten den Passagieren ihre Pässe abgenommen und konnten somit Israelis identifizieren, andere wurden (zum Teil auch fälschlich) wegen – nach Meinung der Entführer – jüdisch klingender Namen oder aufgrund anderer Attribute als Juden eingeordnet. Die Juden behielt man als Geiseln, die anderen durften gehen.

Unter den Passagieren befand sich auch ein Holocaust-Überlebender, der dem Entführer Wilfried Böse wütend die Häftlingsnummer zeigte, die ihm im KZ auf den Arm tätowiert worden war. Er meinte, die heutige Generation von Deutschen sei offenbar genauso wie jene, die er im Zweiten Weltkrieg erlebt hatte. Böse antwortete, er sei ein „Freiheitskämpfer“ geworden, gerade weil in der Bundesrepublik Nazis führende Positionen bekleideten. Sein Ziel sei es, heute von Faschisten unterdrückten Menschen zu helfen. Auch den Palästinensern und deren Feind sei nun mal Israel. (Die Revolutionären Zellen, denen Böse und Kuhlmann angehörten, planten übrigens im folgenden Jahr einen Mordanschlag auf Heinz Galinski, den damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinden Berlins, der auch mal der erste Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland gewesen war. Das jedenfalls sagt Hans-Joachim Klein, der nach eigenen Angaben deswegen die RZ verlassen hat.41)

Am 4. Juli 1976 wurde das Geiseldrama von Entebbe beendet. Ein Einsatzkommando aus israelischen Elitesoldaten stürmte das Flugzeug und tötete die Entführer in einem Feuergefecht. Allerdings wurden auch drei der Geiseln und der Kommandant der israelischen Eliteeinheit im Feuergefecht getötet: ein gewisser Oberstleutnant Jonathan Netanjahu, der ältere Bruder des heutigen israelischen Premierministers.

Was nun folgte, war vielsagend und entlarvte einmal mehr die ideologische Verwirrung und Verheerung in den Köpfen vieler Linker. Man verurteilte nicht etwa die Flugzeugentführung, nicht etwa die Selektion von Juden und Nicht-Juden. Man verurteilte Israel für die „Verletzung“ der Souveränität Ugandas und erklärte sich solidarisch mit Ugandas Diktator Idi Amin, einem der brutalsten Despoten, die Afrika im 20. Jahrhundert gesehen hat. (Idi Amins Soldaten hatten übrigens am Tag nach der Geiselbefreiung eine 75 Jahre alte Israelin, die nicht sofort ausgeflogen werden konnte und in einem Krankenhaus in Kampala lag, in ihrem Bett getötet, dazu auch die Ärzte und Krankenschwestern, die sich schützend vor sie geworfen hatten.)

Der ständige Ausschuss des Zentralkomitees der KPD drückte „seiner Exzellenz“ Idi Amin seine „uneingeschränkte Solidarität“ aus. Das Zentralorgan des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) stellte fest: „Mit seiner bewaffneten Aggression gegen Uganda, einen souveränen Staat, 3700 km von Israel entfernt, hat der zionistische Staat eine weitere Seite in dieser Geschichte aufgeschlagen. Der zionistische Staat und seine imperialistischen Hinterleute mögen es noch eine Weile so treiben und die Unabhängigkeit der Staaten mit Füßen treten. Ihr Weg führt unvermeidlich in den Untergang. Hitlers Blitzkriege haben oberflächlichen Beobachtern große Bewunderung und großes Erstaunen abgerungen. Man weiß, wie es mit dem 3. Reich geendet hat.“

(Hier haben wir sie schon wieder, die Schuldabwehr und die Projektion deutscher Vergangenheit in israelisch-jüdische Gegenwart.)

Der „Arbeiterkampf“, die „Rote Fahne“, der „Rote Morgen“, die „Kommunistische Volkszeitung“ und andere Blätter des Milieus schlugen vergleichbare Töne an. Israel als Brückenkopf der Imperialisten, als Unterdrückerstaat mit „parasitärem Charakter“, als Mörderbande, zum Teil ließ man den uralten antisemitischen Stereotypen ganz hemmungslos freien Lauf.42

Für die Nachdenklicheren des linken Spektrums war dies ein Schock. Erstmals seit 1945 hatte eine Selektion von Juden und Nicht-Juden stattgefunden, ausgerechnet Deutsche waren daran beteiligt gewesen und dann auch noch nicht etwa Neonazis, sondern solche Deutsche, die links waren und sich per Definition für die über jeden Zweifel erhabenen Kämpfer für das Gute hielten. Und hinterher solidarisierten sich Linke nicht mit denen, die mit dieser Aktion ein Ende gemacht hatten, sondern mit einem grausamen Gewaltherrscher.

 

 

Etwas mehr als ein Jahr später folgte der „Deutsche Herbst“ 1977. Wir wissen heute, dass der RAF diese und andere Terrorakte dank palästinensischer Unterstützung möglich waren. Mitglieder der RAF erhielten von Palästinensern schwere Waffen und Munition und übten den Gebrauch dieser Waffen in palästinensischen Trainingslagern. Schon im Jahr der Gründung der RAF hatten sich führende Köpfe in einem Fatah-Trainingslager in Jordanien ausbilden lassen. 1973 hatte RAF-Mann Helmut Pohl im Libanon Kontakt zu Militanten im Umfeld der Fatah geknüpft und mit ihnen den Plan ausgeheckt, Flugzeuge zu entführen, um die 1972 fast komplett verhaftete RAF-Spitze um Andreas Baader aus dem Gefängnis frei zu pressen.

Ohne ein über Ländergrenzen hinweg operierendes Netzwerk verschiedener Terrorgruppen, arabischer Diktaturen und, wie man heute weiß, des sowjetischen KGB wäre das alles so nicht geschehen. Darüber hinaus pflegte die RAF Kontakte zu gleich gesinnten Organisationen wie der Irish Republican Army (IRA), den Roten Brigaden in Italien und der Action Directe in Frankreich. Sie war keineswegs ein kleines Häuflein auf sich gestellter, fehl geleiteter „Idealisten“, wie man früher zu ihrer Entschuldigung gern behauptet hat.43

Am 5. September 1977 wurde Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer entführt mit dem Ziel, die in Stuttgart-Stammheim inhaftierte RAF-Spitze im Austausch für ihn frei zu bekommen. RAF-Chef Andreas Baader wünschte im Falle des Erfolgs entweder nach Libyen oder in den Irak ausgeflogen zu werden.

Die deutschen Linksterroristen unterhielten enge Beziehungen zur Volksfront zur Befreiung Palästinas und die wiederum wurde vom KGB unterstützt. Juri Andropow, damals Chef des KGB, hat es in einem Bericht an Leonid Breschnew bezeugt. PFLP-Chef Wadi Haddad soll bereits 1970 als Agent für den KGB angeworben worden sein.

Dieses Netzwerk erlaubte es auch deutschen Terroristen, sozialistische Staaten in Osteuropa als Transiträume und Rückzugsorte zu nutzen. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR erlaubte RAF-Mitgliedern die Durchreise durch den Arbeiter- und Bauernstaat.

Die Entführung Schleyers war aus Sicht der RAF noch nicht genug. Um ihrer Forderung nach Befreiung ihrer Anführer Nachdruck zu verleihen, musste mehr geschehen. Eine Gruppe von RAF-Mitgliedern, darunter Peter Jürgen Boock und Brigitte Mohnhaupt, reiste Anfang Oktober 1977 nach Bagdad zur Zentrale der Volksfront zur Befreiung Palästinas, wo ihr Anführer Wadi Haddad residierte.

Mit der PFLP wollte man das weitere Vorgehen abstimmen und Haddad ließ über einen Mittelsmann (Johannes Weinrich von den Revolutionären Zellen) den RAF-Genossen zwei bereits ausgearbeitete Pläne für Aktionen vorliegen, mit denen die deutsche Bundesregierung zum Einlenken (also zur Freilassung der RAF-Spitze) gezwungen werden sollte. Der eine Plan sah die Besetzung der bundesdeutschen Botschaft in Kuwait vor, der andere die Entführung eines Flugzeugs der Lufthansa.

Nach gemeinsamer Beratung entschied man sich für eine Flugzeugentführung. Einzelheiten dieser Operation wurden in Bagdad, in Algerien und auf dem Flughafen in Sofia (Bulgarien) besprochen.

Am 13. Oktober 1977 wurde die Lufthansa-Maschine „Landshut“ von vier palästinensischen Terroristen entführt. Am 17. Oktober landete sie nach einer mehrtägigen Odyssee mit mehreren Zwischenstopps zum Auftanken in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Dort wurde sie am 18. Oktober auf Anordnung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt von der GSG-9, einer Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes, befreit. Hanns-Martin Schleyers Leben konnte indessen nicht gerettet werden. Am 19. Oktober wurde sein Leichnam im Kofferraum eines Autos in Mülhausen (Elsaß) gefunden.

Die in Stuttgart-Stammheim inhaftierte RAF-Spitze – Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe – beging nach dem Scheitern der „Landshut“-Entführung in ihren Zellen Selbstmord. Irmgard Möller überlebte ihren Suizidversuch schwer verletzt. (Ulrike Meinhof hatte sich bereits im Jahr zuvor in ihrer Zelle erhängt.)

Interessant ist, wenn wir schon mal dabei sind, dass sich scheinbar ganz unerwartet Brüder im Geiste dieselbe Sorte von Partnern ausgesucht haben. Nicht nur Linksextremisten kämpften an der Seite arabischer Terroristen gegen den jüdischen Staat, sondern auch die Kollegen vom anderen Ende des Spektrums. Angehörige der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ waren damals in den Siebziger Jahren und Anfang der Achtziger Jahre im vom Bürgerkrieg zerrissenen Libanon aktiv. Mitglieder der paramilitärischen Organisation verkauften von der Bundeswehr ausrangierte Fahrzeuge an antijüdische Terroristen und wirkten in Ausbildungslagern der Fatah am Kampf gegen Israel mit. Der Chef der Wehrsportgruppe, Karl-Heinz Hoffmann, reiste damals regelmäßig – meist über Damaskus – in den Libanon, um vor Ort den Fortschritt des Kampfes zu begutachten und Geschäfte mit den palästinensischen Genossen zu machen.44

Es ist durchaus bemerkenswert, wo links außen und rechts außen gemeinsame Schnittmengen finden …

Gut, es ist sicherlich so, dass die Mehrheit der Linken den Terror und den Judenhass nicht gewollt hat, aber der Israel-bezogene Antisemitismus ist seit jener Zeit längst zum Alltag auf der Linken geworden. Gegen Israel zu sein und es als eine Art Wiedergänger des Dritten Reiches zu sehen, gehört zum guten Ton – auch unter Leuten, die einer Affinität zum Terrorismus oder sonstigem Extremismus gänzlich unverdächtig sind.

Ich kenne es aus Gesprächen mit Linken und ich finde, was ich beobachte, durch die Ergebnisse von Meinungsumfragen leider bestätigt. Die Ergebnisse schwanken, aber in der jüngeren Vergangenheit waren es jeweils zwischen 20 und 40 Prozent der befragten Deutschen, die allen Ernstes meinten, Israel mache mit den Palästinensern im Prinzip dasselbe wie die Nazis mit den Juden.45

Und längst ist ein großer Teil dieser Gesellschaft schon einen Schritt weiter. In einer Studie, deren Ergebnisse im April 2017 veröffentlicht wurden, hatten 40 Prozent der Befragten angegeben, dass es aufgrund der Politik Israels verständlich sei, etwas gegen Juden zu haben. (2014 waren es 28 Prozent gewesen.)46

Bisweilen findet diese Vorstellungen auch Eingang in die akademische Welt. Prof. Dr. Udo Steinbach, der frühere Leiter des Orientinstituts in Hamburg, sagte zur Zeit der Zweiten Intifada: „Wir müssen dann auch einmal darüber nachdenken, was wir als Terrorismus bezeichnen wollen. Wenn wir sehen wie israelische Panzer durch palästinensische Dörfer fahren und sich die verzweifelten Menschen mit Steinen wehren, dann müssen wir im Blick auf Warschau und im Blick auf den Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto auch fragen dürfen, war das dann nicht auch Terror?“47

Abgesehen davon, dass Steinbach nicht erwähnt hat, dass Jassir Arafat die zweite Intifada vom Zaun gebrochen hat, nachdem er ein großzügiges Angebot zur Gründung eines palästinensischen Staates abgelehnt und obwohl er versprochen hatte, Terror als Mittel der Politik zu entsagen, wärmt Steinbach hier auch die Legende „Panzer gegen Steinewerfer“ auf. Der blutrünstige, rachsüchtige Israeli walzt gnadenlos alles nieder, selbst völlig harmlose Menschen, die doch nur ein paar Steinchen geworfen haben.

Aber das schärfste ist ja wohl die Gleichsetzung der Intifada mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto. Hier hat Steinbach Israel offen auf dieselbe Stufe gestellt wie die Nazis, die ein Volk ausrotten wollten. Eine Ausrottung der palästinensischen Araber gibt es nicht, es hat sie nie gegeben. Die Palästinenser zählen zu den am schnellsten wachsenden Populationen der Welt48 und allein seit den Oslo-Abkommen (1993/95) bis 2002 haben sie im Durchschnitt pro Kopf mehr als das Vierfache dessen an internationalen Hilfsgeldern bekommen, was der Durchschnittseuropäer nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Marshallplans pro Kopf bekommen hat.49 (Und seit 2002 fließt auch immer weiter Geld.) In Israel selbst sind etwas über zwanzig Prozent der Population arabisch und diese Leute sind Staatsbürger wie die jüdische Mehrheit auch, sie sind im Parlament und in Staatsämtern vertreten.50

Udo Steinbach unterstellte Israel auch, in den Kriegen seit 1948 expansionistische Absichten verfolgt zu haben. Praktischer Weise unterließ er es, zu erwähnen, dass Israel 1948 von seinen arabischen Nachbarn überfallen wurde, die den jüdischen Staat vernichten wollten. 1967 und 1973 musste es abermals um seine Existenz kämpfen und von dem Land, das Israel in den Kriegen eingenommen hat, hat es rund 90 Prozent zurückgegeben oder wieder in die Selbstverwaltung entlassen.

Einen Staat Palästina gibt es noch immer nicht, aber warum denn eigentlich nicht? Jassir Arafat hat, wie eben erwähnt, das Angebot, einen solchen zu gründen, ausgeschlagen. Seit Nachfolger Mahmud Abbas hat es ebenfalls getan.51

Denn eine Zweistaatenlösung würde auf eine verbindliche Anerkennung Israels hinauslaufen. Und genau die ist nicht gewollt. Mahmud Abbas, der „moderate“ und „friedenswillige“ Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, lehnt es seit Jahr und Tag ab, Israel als Nationalstaat des jüdischen Volkes anzuerkennen.52 In diesem Jahr hat er Israel sogar als „Kolonialprojekt“ der Europäer bezeichnet und jeglichen jüdischen Bezug zu dem Land in Abrede gestellt.53 Seine Regierung lässt schon in den Schulen Kinder zu mörderischem Judenhass erziehen54, sie alimentiert Judenmörder und ihre Familien mit so genannten Märtyrerrenten55, sie ehrt diese „Märtyrer“, indem sie Straßen, Plätze und Schulen nach ihnen benennt.56 Weil die Hetze zur Gewalt alltäglich ist, sichert Israel seine Grenzen zum Westjordanland und zu Gaza mit Zäunen und bewaffneten Posten. An der Grenze zur Westbank war die Errichtung dieser Sperranlagen eine Reaktion auf die Zweite Intifada und sie war erfolgreich. Die Zahl der aus dem Westjordanland heraus verübten Anschläge wurde um ca. 90 Prozent reduziert.

Doch all das wollen deutsche Gutmenschen nicht wissen. Es passt nicht in ihr Narrativ.

Der Israel-Hass ist zu einem wesentlichen Bestandteil des deutschen Bestrebens nach Selbsterlösung geworden. Sich einzureden, die Israelis seien die neuen Nazis, hilft dabei, die Vergangenheit besser auszuhalten und die Opfer-Täter-Umkehr zu vollziehen. Wir schütteln die NS-Zeit ab und schwingen uns auf zu moralischen, bestens geläuterten Kämpfern für das Gute, die den unbelehrbaren Juden jetzt mal zeigen, dass die Schonzeit, die sie aufgrund unseres „Judenknackses“ hatten, vorbei ist.

.V. Fazit und Ausblick

Die Generation der Achtundsechziger hatte berechtigte Anliegen. Wer die Zeiten noch selbst erlebt hat oder Erzählungen aus der eigenen Familiengeschichte kennt, der weiß: es ist noch nicht so lange her, da war diese Gesellschaft viel freiheitsfeindlicher und autoritärer als heute. Man wurde nicht dazu erzogen, selbständig zu denken und sich zu entfalten. Man hatte zu gehorchen und wer Widerworte gab, bekam erstmal rechts und links eine geschallert. So lange ist das nicht her, dass Prügel zu Hause und an Schulen nichts Besonderes war.

Der Drang nach Freiheit war verständlich und der ist uns an und für sich gar nicht schlecht bekommen.

Das Problem ist, dass man sich wieder mal im Pathos des Absoluten und in ideologischen Fanatismus verrannt hat und so hat die Kulturrevolution schwerwiegende Schäden angerichtet, die wir heute begutachten können:

– Das Abtreten persönlicher Verantwortung und Moral an den moralischen Obrigkeitsstaat, der sich in der jüngsten Vergangenheit von jeglicher Vernunft verabschiedet hat. Deutsche Politik muss das tun, was moralisch zu sein scheint – nicht das, was vernünftig oder im eigenen Lebensinteresse ist. Der deutsche Staat als verlängerter Arm des Weltgewissens, der dafür Sorge tragen soll, dass die Deutschen nicht nochmal auf dunkle Abwege geraten, das ist ein Erbe der Kulturrevolution und heute droht Deutschland daran zugrunde zu gehen. Durch Abschaffung seiner Grenzen und aberwitzige Immigrationspolitik betreibt dieses Land die Selbstzerstörung mit den Mitteln der Demographie.

– Die Demontage sinnvoller Werte und Sekundärtugenden, die wohl – wie bereits erwähnt – damit zusammenhängt, dass die Berufsrevolutionäre Herrschaft und Autorität miteinander verwechselt und nicht begriffen haben, dass eine Gesellschaft ganz ohne Autoritäten und ohne Disziplin nicht funktionieren kann.

– Die Neigung, beim leisen Anflug von konservativen Werten und Selbstbehauptungswillen sofort die Wiederkehr des Dritten Reiches vor Augen zu haben. Die Achtundsechziger haben es vorgelebt, wie man gaaaanz couragiert gegen eine nicht mehr existierende Diktatur Widerstand leistet und überall Faschisten am Werk sieht. Das hat Schule gemacht. Bis heute ist man gern wahnsinnig mutig, wenn dafür kein Mut erforderlich ist. Gegen Nazis und gegen Hitler sind sie alle dabei. Wo es unbequem wird und wo man tatsächlich etwas riskieren müsste, bleiben Augen und Ohren geschlossen. Vom massenhaften Import von Islam-Fundamentalismus und Judenhass durch die Politik der abgeschafften Grenzen wollen die mittlerweile 85 Jahre zu spät gekommenen Anti-Hitler-Widerständler vielfach nichts wissen.

– Die Flucht in einen weltfremden Gesinnungspazifismus als Reaktion auf die maßlose Verherrlichung und Entsittlichung des Militärischen in der Vergangenheit. Wir guten Friedensfreunde haben gelernt, im Gegensatz zum Rest der Welt. Wir sind jederzeit zum Appeasement bereit, weil es schon 1938 in München bombig funktioniert und den Zweiten Weltkrieg erfolgreich verhindert hat.

Deutschland will nie wieder schuldig werden und deswegen muss es heute kompromisslos pazifistisch sein. Energische Selbstbehauptung, das geht gar nicht, das ist voll krass rechts, ey! Immer schön lieb und nett sein. Militär ist böse und steht aus Prinzip unter Nazi-Verdacht. Dass es Militär war, das u. a. die Befreiung von Auschwitz ermöglicht hat, ist in Vergessenheit geraten. Dass Militär nichts ist, was man idealisieren oder gar verherrlichen sollte, das ist klar, aber es wird nun einmal gebraucht in einer Welt, in der es das Böse gibt und in der man sich im Notfall verteidigen können muss.

Deutschland ist sehr gut darin, sich als moralischer Oberlehrer der ganzen Welt aufzuführen, aber irgendwo eingreifen, wenn Verbrechen geschehen, wenn Menschen massakriert werden, wenn ein Völkermord stattfindet, das alles geht auf keinen Fall, denn Militär ist ganz, ganz böse. Dann lieber bei Moralpredigten bleiben und hinterher Krokodilstränen vergießen.

– Was mich zum nächsten Punkt führt: Die Transformation des vorher schon existierenden deutschen Größenwahns. Am deutschen Wesen soll die Welt immer noch genesen, aber anders als zuvor. Gerade weil wir so gefehlt haben, sind wir jetzt in einer Position, andere über Moral zu belehren. Wir belehren den Rest Europas, wie böse es ist, an so etwas voll nazimäßigem wie Kontrolle über die eigenen Grenzen und Schutz der kulturellen Identität festzuhalten. Wir belehren die Juden darüber, gefälligst endlich aus Auschwitz zu lernen.

– Die massive linke Ideologisierung der Gesellschaft mit allem, was dazu gehört: voreilige Parteinahme für den Underdog, für den, der als schwächer oder als Opfer wahrgenommen wird, selbst wenn er es in Wahrheit nicht ist, selbst wenn er ein Verbrecher oder ein übler Fundamentlist und Chauvinist ist. Hauptsache, es geht gegen den bösen Westen, gegen Amerika und natürlich gegen das ganz besonders böse Israel. So ist mit der Zeit einem erheblichen Teil dieser Gesellschaft der moralische Kompass abhanden gekommen.

Das Katzbuckeln deutscher Politiker vor einem Diktator wie Erdogan oder den Terroristen sponsernden Vernichtungsantisemiten im Iran passt da irgendwie auch ins Bild. Deutschland torkelt orientierungslos durchs Weltgeschehen, steht für keine westlichen Werte mehr ein, verteidigt nichts, gibt im Grunde nur noch ein Bild des Jammers ab.

Felix Perrefort hat die geistige Verfasstheit des heutigen Bundesrepublikanien in einem Beitrag für die „Achse des Guten“ sehr gut auf den Punkt gebracht:

„ (…) weil ein emphatischer Begriff westlicher Zivilisation hierzulande nicht weit verbreitet ist. Ohne diesen verstehen sich viele Deutsche nicht als aufgeklärte Angehörige einer bürgerlichen Nation, deren Werte nicht floskelhaft, sondern praktisch zu verteidigen wären, und irren daher orientierungslos, doch stets mit moralisch stolz geschwellter Brust auf der Bühne des Weltgeschehens umher – weder mit Respekt vor sich selbst noch vor den anderen. (…) Eine große Peinlichkeit ist allerdings auch eine Bevölkerung, die solch politisches Elend still erträgt und dessen Protagonisten nicht kurzerhand zum Teufel jagt.“57

Ich glaube, es ist von fundamentaler Bedeutung, den Mythos von 68 zu entzaubern, das herauszustellen, was an der damaligen Umwälzung sinnvoll und richtig war und was folgenschwere Irrtümer, Verirrungen und Extremismen waren. Wenn Deutschland nicht rechtzeitig erkennt, wie es sich wieder einmal verrannt hat, wird es nicht mehr zu retten sein.

Quellen:

  1. Martin Rothland: „Selektive Erinnerung? Meinungsumfragen zum Nationalsozialismus der frühen Nachkriegszeit“ http://www.kas.de/wf/doc/kas_13595-544-1-30.pdf?080619092048
  2. Die Welt, 28.3.1996: „Der Eichmann-Jäger bricht sein Schweigen“ https://www.welt.de/print-welt/article656049/Der-Eichmann-Jaeger-bricht-sein-Schweigen.html
  3. Deutschlandfunk, 19.12.2013: „Schwerpunktthema: Der Holocaust vor Gericht“ http://www.deutschlandfunk.de/auschwitz-prozesse-schwerpunktthema-der-holocaust-vor.1148.de.html?dram:article_id=272311
  4. Bundeszentrale für politische Bildung, 20.12.2006: „Leugnen aus Tradition: Die Frankfurter Auschwitz-Prozesse“ von Joachim Wolf http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41861/strafrechtsbewusstsein-seit-auschwitz?p=all
  5. Abtprimas Notker Wolf: „Worauf warten wir? Ketzerische Gedanken zu Deutschland“, 14. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007, S. 62
  6. copyriot.com: „George W. Bush – Enemy No. 1: Zum deutschen Antiamerikanismus“ http://www.copyriot.com/sinistra/reading/texte/antiam.html
  7. ebd.
  8. Abtprimas Notker Wolf, a.a.O., S. 60 ff.
  9. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.11.2005: „Max Weber für Einsteiger: Die fünf wichtigsten Thesen“ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/max-weber-fuer-einsteiger-die-fuenf-wichtigsten-thesen-1280555.html
  10. Streiflichter des Lebens / Roland Baader (Radio-Interview) https://www.youtube.com/watch?v=A19fEqpUsro
  11. Abtprimas Notker Wolf, a.a.O., S.79
  12. PragerU: „Who Is Karl Marx?“ (Veröffentlicht: 24.9.2018) https://www.youtube.com/watch?v=UhEkJ4noN68
  13. Manfred Görtemaker: „Kleine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, S. 247 ff.
  1. Martin Rothland: „Selektive Erinnerung? Meinungsumfragen zum Nationalsozialismus der frühen Nachkriegszeit“ http://www.kas.de/wf/doc/kas_13595-544-1-30.pdf?080619092048
  2. Die Welt, 28.3.1996: „Der Eichmann-Jäger bricht sein Schweigen“ https://www.welt.de/print-welt/article656049/Der-Eichmann-Jaeger-bricht-sein-Schweigen.html
  3. Deutschlandfunk, 19.12.2013: „Schwerpunktthema: Der Holocaust vor Gericht“ http://www.deutschlandfunk.de/auschwitz-prozesse-schwerpunktthema-der-holocaust-vor.1148.de.html?dram:article_id=272311
  4. Bundeszentrale für politische Bildung, 20.12.2006: „Leugnen aus Tradition: Die Frankfurter Auschwitz-Prozesse“ von Joachim Wolf http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41861/strafrechtsbewusstsein-seit-auschwitz?p=all
  5. Abtprimas Notker Wolf: „Worauf warten wir? Ketzerische Gedanken zu Deutschland“, 14. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007, S. 62
  6. copyriot.com: „George W. Bush – Enemy No. 1: Zum deutschen Antiamerikanismus“ http://www.copyriot.com/sinistra/reading/texte/antiam.html
  7. ebd.
  8. Abtprimas Notker Wolf, a.a.O., S. 60 ff.
  9. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.11.2005: „Max Weber für Einsteiger: Die fünf wichtigsten Thesen“ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/max-weber-fuer-einsteiger-die-fuenf-wichtigsten-thesen-1280555.html
  10. Streiflichter des Lebens / Roland Baader (Radio-Interview) https://www.youtube.com/watch?v=A19fEqpUsro
  11. Abtprimas Notker Wolf, a.a.O., S.79
  12. PragerU: „Who Is Karl Marx?“ (Veröffentlicht: 24.9.2018) https://www.youtube.com/watch?v=UhEkJ4noN68
  13. Manfred Görtemaker: „Kleine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, S. 247 ff.
  14. Die Zeit, Nr. 16 / 1976: „Linker Antisemitismus ist unmöglich“ von Gerhard Zwerenz https://www.zeit.de/1976/16/linker-antisemitismus-ist-unmoeglich
  15. Die Achse des Guten, 3.5.2018: „Marx – antisemitisch, rassistisch und herzlos“ von Wolfram Weimer https://www.achgut.com/artikel/marx_antisemitisch_rassistisch_und_herzlos
  16. Tapfer im Nirgendwo, 25.8.2016: „Linker Judenhass – Eine Geschichte der Verharmlosung“ von Gerd Buurmann https://tapferimnirgendwo.com/2016/08/25/linker-judenhass-eine-geschichte-der-verharmlosung/

Wikipedia: Wilhelm Marr https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Marr

  1. haGalil.com, 1.7.2005: „9. November 1969: Das abgespaltene Attentat“ von Stefan Reinecke http://www.hagalil.com/archiv/2005/07/1969.htm
  2. taz, 5.10.2007: „Antisemitismus in der RAF: Radikal antijüdisch“ von Veit Medick http://www.taz.de/!5193915/
  3. Mission Impossible, 17.3.2013: „Wolfgang Kraushaar, die Achtundsechziger und der Terror von München“ von M. Breitenberger https://thinktankboy.wordpress.com/2013/03/17/wolfgang-kraushaar-die-achtundsechziger-und-der-terror-von-munchen/

Siehe z. B. auch: Tjark Kunstreich: „Befreiung vom “Judenknacks”“ (konkret 08 / 2005) https://www.konkret-literatur-verlag.de/kvv/txt.php?text=befreiungvomjudenknacks&jahr=2005&mon=08

  1. Mission Impossible, 17.3.2013, a.a.O.
  2. ebd.
  3. ebd.
  4. Vis à vis: Henryk M. Broder (Mit Frank A. Mayer) https://www.youtube.com/watch?v=j4OkEKesE_k
  1. Die Achse des Guten, 16.9.2018: „Der Judenhass ist ein Virus“ von Gerd Buurmann https://www.achgut.com/artikel/der_judenhass_ist_ein_virus
  2. Mission Impossible, 17.3.2013, a.a.O.
  3. ebd.
  4. ebd.
  5. Audiatur Online, 7.12.2015: „München 1972: Deutschland vertuschte Sadismus der Täter“ von Stefan Frank https://www.audiatur-online.ch/2015/12/07/muenchen-1972-deutschland-vertuschte-sadismus-der-taeter/

Welt Online, 5.8.2012: „München 1972 – das Protokoll einer Katastrophe“ von Sven Felix Kellerhoff https://www.welt.de/politik/deutschland/article108480206/Muenchen-1972-das-Protokoll-einer-Katastrophe.html

  1. Mission Impossible, 17.3.2013, a.a.O.
  2. taz, 5.10.2007, a.a.O.
  3. Spiegel Online, 21.1.2005: „Skandal im Sächsischen Landtag: NPD-Mann spricht von Dresdner “Bomben-Holocaust”“ http://www.spiegel.de/politik/deutschland/skandal-im-saechsischen-landtag-npd-mann-spricht-von-dresdner-bomben-holocaust-a-337894.html
  4. taz, 5.10.2007, a.a.O.
  5. ebd.
  6. ebd.
  7. ebd.
  8. Welt Online, 27.6.2016: „Drama in Entebbe: Als deutsche Linksextremisten Juden selektierten“ von Antonia Kleikamp https://www.welt.de/geschichte/article156596659/Als-deutsche-Linksextremisten-Juden-selektierten.html
  9. Welt Online, 10.9.2007: „RAF: Deutsche Desperados mit arabischen Freunden“ von Richard Herzinger https://www.welt.de/debatte/kolumnen/Aussenwelt/article6061825/RAF-Deutsche-Desperados-mit-arabischen-Freunden.html
  10. Welt Online, 6.3.2012: “Die Endlösung der Israel-Frage” von Henryk M. Broder https://www.welt.de/politik/ausland/article13903849/Die-Endloesung-der-Israel-Frage.html
  11. Welt Online, 10.9.2007, a.a.O.

Siehe z. B. auch:

israelnetz, 29.10.2002: „”Spiegel”: Wie Arafat und seine Terrorverbündeten die RAF unterstützten“ https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/10/29/spiegel-wie-arafat-und-seine-terrorverbuendeten-die-raf-unterstuetzten/

  1. Der Spiegel 27 / 1981: „Neonazis in Nahost – „betrogen und reingelegt“‘ http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14342686.html
  2. Gatestone Institute, 18.4.2016: „False Moral Equivalence as a Tool to Demonize Israel“ by Manfred Gerstenfeld and Jamie Berk https://www.gatestoneinstitute.org/7813/israel-moral-equivalence
  3. The Jerusalem Post, 6.5.2017: „Study: 40% of Germans Hold Modern Antisemitic Views“ by Benjamin Weinthal https://www.jpost.com/Diaspora/Study-40-percent-of-Germans-hold-modern-antisemitic-views-489919
  4. haGalil.com, 15.1.2003: „Skandal-Auftritt in Salzgitter-Bad: Steinbach vergleicht Aufstand im Warschauer Ghetto mit Terrorismus“ von Tobias Kaufmann http://www.klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2003/01/steinbach.htm
  5. The Guardian, 11.2.2008: „Census finds Palestinian population up by 30%“ by Toni O’Loughlin https://www.theguardian.com/world/2008/feb/11/israelandthepalestinians.population

Zeit Online, 21.12.2016: „Palästina: UN warnen vor starkem Bevölkerungswachstum“ https://www.zeit.de/politik/ausland/2016-12/palaestina-un-vereinte-nationen-bevoelkerungswachstum-arbeitslosigkeit

  1. The Washington Institute for Near East Policy, 9.8.2002: „The Palestinians’ Lost Marshall Plans“ by Patrick Clawson https://www.washingtoninstitute.org/policy-analysis/view/the-palestinians-lost-marshall-plans
  2. Der Standard, 13.2.2009: “Arabern geht es nirgends besser als in Israel” http://derstandard.at/1234370678180/Exil-Iraker-sorgt-mit-neuem-Buch-fuer-Aufsehen-Arabern-geht-es-nirgends-besser-als-in-Israel

The Middle East Quarterly, Summer 2014, Vol. 21, No. 3: „The Myth of Ethnic Inequality in Israel“ by Steven Plaut https://www.meforum.org/articles/2014/the-myth-of-ethnic-inequality-in-israel

Audiatur Online, 27.4.2017: „Israel – das Ideal, das den meisten Arabern versagt bleibt“ von David Suissa http://www.audiatur-online.ch/2017/04/27/israel-das-ideal-das-den-meisten-arabern-versagt-bleibt/

Jüdische Allgemeine, 1.5.2017: „Statistik: 8,7 Millionen Israelis“

https://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/28426

Audiatur Online, 4.5.2017: „Aktuelle Studie: Arabische Israelis sehen das Land positiver als Juden“ von Stuart Winer http://www.audiatur-online.ch/2017/05/04/aktuelle-studie-arabische-israelis-sehen-das-land-positiver-als-juden/

  1. MENA Watch: „Die Camp-David-Verhandlungen vom Juli 2000“ http://www.mena-watch.com/wp-content/uploads/2016/01/Floskel-1-Schmerzhafte-Kompromisse-Camp-David.pdf

MENA Watch: „Die Verhandlungen in Taba vom Jänner 2001“

http://www.mena-watch.com/wp-content/uploads/2016/09/Floskel-1-Schmerzhafte-Kompromisse-Taba-Vorlage-Ueberarbeitet.pdf

MENA Watch: „Das Olmert-Angebot vom September 2008“ http://www.mena-watch.com/wp-content/uploads/2016/09/Floskel-1-Schmerzhafte-Kompromisse-Olmert-Angebot-Ueberarbeitet.pdf

MENA Watch, 14.6.2017: „Wie die Palästinenser 2014 den Frieden mit Israel verhinderten“ von Florian Markl http://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/abbas-lehnte-vorschlaege-ab-kerry-machte-israel-verantwortlich/

MENA Watch, 7.4.2016: „Abbas weist Friedensangebot zurück – und die Medien interessiert es nicht …“ von Sean Durns http://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/abbas-weist-friedensangebot-zurueck-und-die-medien-interessiert-es-nicht/

  1. Ynet News, 27.4.2009: „Abbas won’t recognize Israel as a Jewish state“ http://www.ynetnews.com/Ext/Comp/ArticleLayout/CdaArticlePrintPreview/1,2506,L-3707501,00.html
Haaretz, 15.10.2010: „Abbas: We’ll Never Sign Deal Demanding Recognition of Israel as Jewish State“ by Jack Khoury http://www.haaretz.com/israel-news/abbas-we-ll-never-sign-deal-demanding-recognition-of-israel-as-jewish-state-1.319329
The Jerusalem Post, 1.6.2011: ‘Fatah Has Never Recognized Israel and Will Never Do So’ by Khaled Abu Toameh http://www.jpost.com/Diplomacy-and-Politics/Fatah-has-never-recognized-Israel-and-will-never-do-so
Jerusalem Center for Public Affairs, 19.3.2014: „Mahmoud Abbas Rejects Even Discussing the Rights of the Jewish People to a State“ by Pinhas Inbari
http://jcpa.org/mahmoud-abbas-rejects-even-discussing-rights-jewish-people-state/
Palestinian Media Watch: „Abbas: I will never recognize Israel as a Jewish State“ (Official Palestinian Authority TV, July 27, 2016) https://palwatch.org/main.aspx?fi=820&doc_id=19012
Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America, 1.3.2017: „No, New York Times, Abbas Does Not Accept the Jewish State“ by Gilead Ini https://www.camera.org/article/no-new-york-times-abbas-does-not-accept-the-jewish-state/
  1. Ynet News, 14.1.2018: „Abbas: ‘Israel a colonial project that has nothing to do with Jews’“ by Elior Levy https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-5070936,00.html
  2. The Jerusalem Post, 28.9.2017: „New UNRWA Textbooks For Palestinians Demonize Israel and Jews“ by Danielle Ziri http://www.jpost.com/Arab-Israeli-Conflict/New-UNRWA-textbooks-display-extreme-anti-Jewish-and-anti-Israel-sentiments-study-shows-506174

Audiatur Online, 2.11.2017: „Neuer Schullehrplan der Palästinensischen Autonomiebehörde ruft zu Radikalisierung auf“ http://www.audiatur-online.ch/2017/11/02/neuer-schullehrplan-der-palaestinensischen-autonomiebehoerde-ruft-zu-radikalisierung-auf/

Gatestone Institute, 1.3.2018: „Palestinians: The “Ugly Crime” of a School Curriculum“ by Bassam Tawil https://www.gatestoneinstitute.org/11972/palestinians-israel-school-curriculum

i24 News, 20.9.2018: „New Palestinian curriculum ‘indoctrinates for death, martyrdom’, report claims“ by Eylon Levy https://www.i24news.tv/en/news/international/middle-east/184578-180920-new-palestinian-curriculum-indoctrinates-for-death-martyrdom-report-claims

  1. The Tower, 1.8.2017: „Palestinian Authority Uses Half of Foreign Budgetary Aid to Pay Terrorists and Their Families“ http://www.thetower.org/5279-palestinian-authority-uses-half-of-foreign-aid-to-pay-terrorists-and-their-families/ 
The Middle East Media Research Institute (MEMRI), 22.8.2017: „2017 Palestinian Authority Budget Shows: Salaries, Benefits For Prisoners, Released Prisoners Several Times Higher Than Welfare For Needy“ by Y. Yehoshua and B. Shanee (Special Dispatch No. 1327) https://www.memri.org/reports/2017-palestinian-authority-budget-shows-salaries-benefits-prisoners-released-prisoners
  1. Welt Online, 28.10.2016: „Palästinenser benennen Schulen und Straßen nach Terroristen“ von Gil Yaron https://www.welt.de/politik/ausland/article159115366/Palaestinenser-benennen-Schulen-und-Strassen-nach-Terroristen.html
  2. Die Achse des Guten, 19.10.2018: „Die geduckte Pathologie deutscher Politik“ von Felix Perrefort https://www.achgut.com/artikel/die_geduckte_pathologie_deutscher_politik

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*) Der renommierte Blogger Adrian F. Lauber – „auf Lebenszeit“ von Facebook verdammt – ist seit November 2017 regelmäßig Autor auf conservo.
www.conservo.wordpress.com    8.11.2018
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