Von NZZ-Chefredaktor Eric Gujer *)
„Jeder will anders sein, und das ist das Gegenteil von Gesellschaft, denn diese lebt vom Gemeinsinn.“ („…Das rechte Milieu hat Angst, seine Identität und den vertrauten gesellschaftlichen Zusammenhang, kurz: die Heimat, zu verlieren. Das linke Milieu erhebt den Anspruch auf eine Identität, mit der es sich selbst vom Rest der Gesellschaft abgrenzt…“)
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„Wer das Falsche sagt, wird aus der Gemeinschaft der Demokraten exkommuniziert, und man verweigert jede Diskussion. So wird die pluralistische Gesellschaft nicht nur ein Stück weniger pluralistisch. In diesem Überbietungswettbewerb verkommt jedes Argument zur Beleidigung, Denunziation oder Stigmatisierung (…)
Exkommunikation und Exorzismus überlassen wir besser der Kirche, beides hat im republikanischen Diskurs nichts verloren. Auf diese Weise degeneriert die demokratische Debatte nämlich zum Glaubenskrieg, in dem jeder den anderen durch Lautstärke zu übertrumpfen versucht. Das Wort wird zur Vokabel, um sinnlos zu verhallen (…)
Viele Journalisten reagieren darauf in einer Weise, die ihre Glaubwürdigkeit unterminiert. Sie machen sich mit ihren Gegnern gemein, indem sie ebenfalls mit Wortkeulen zuschlagen. Wenn sie nur lang genug eine hysterische Stimmung anheizen, sind die Medien irgendwann tatsächlich keine Organe der Aufklärung mehr, sondern Vehikel der Verdummung und Vernebelung…“
* (Quelle: https://www.nzz.ch/meinung/der-eine-schreit-luegenpresse-der-andere-nazi-ld.1377703)