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Von J.E. Rasch
Sie könnten sich die Hände reichen und gemeinsam abtreten: Angela Merkel und Theresa May haben ihre Länder längst an die Wand gefahren. Doch sie haben beide keinen Funken Achtung vor ihren Parlamenten – und schon gar nicht vor den Wählern.
Im Grunde „haben sie fertig“. Schon lange. Die eine länger, die andere mit kürzerem Verfallsdatum im Portefeuille. Unbestritten ist nur noch die Hoffnung der erdrückenden Mehrheit im jeweiligen Dunstkreis darauf, dass sie bald ihre Amtssitze räumen mögen. Doch was geht in den Köpfen der beiden Frauen May und Merkel wohl vor, wenn sie im offenen Abtausch unumwunden zum Rücktritt aufgefordert werden? Böse Zungen behaupten: eben nichts.
Angela Merkel, das Chamäleon aus den Tiefen der FDJ-Ödnis, müsste spätestens nach einigen, sehr wenigen Solidaritätsadressen aus ihrem Partei-Apparat erkannt haben, wie säumig ihr „Abschied“ vom Vorsitz schon gewesen ist. Aus ihrer bekannten, nicht minder quälenden Reaktionslosigkeit konnteman nichts lesen. Aber geahnt dürfte sie wenigstens haben, wie sehr dieses Land geradezu ächzend darauf wartet, dass sie auch aus dem Kanzleramt entschwindet.
Ihre bestürzend ähnliche Kammerzofe Annegret KK, die eine Art Erbin sein will, übt sich derweil mit genuinem Schlafzimmerblick im Verkünden der üblichen Plattitüden, plappert vom unvermeidlichen „Wir“ und von allerweltlichen „Gemeinsamkeiten“, von „neuen Perspektiven“ – was immer das aus diesem Munde gesprochen auch heißen mag – und nun sogar schon davon, dass sie „zur Kanzlerschaft bereit“ sei. Gute Nacht, CDU. Gute Nacht, Deutschland.
Theresa May, die Stelzige, zeigt hingegen mehr Kräfteverschleiß, was natürlich mit der Dramatik ihrer Brexit-Geschäfte und deren in jedem Fall fatalen Ausgang zu tun hat. Die Ringe unter ihren Augen signalisieren zumindest, dass es selbst der rabenkalten Südostengländerin an die Nieren geht, was ihr da im aufgewühlten Unterhaus zu London um die Ohren fliegt. Doch sie hält sich tapfer – zumindest meint sie das selbst. Auch ihr kommt es sehr wahrscheinlich nicht mehr darauf an, was die Wähler im Vereinigten Königreich zu denken und zu hoffen meinen, sondern in erster Linie, ob sie den Brexit – irgendwie – vollziehen kann. Nicht einmal zu ihren ursprünglichen Bedingungen.
Ihr sitzt der Kallewirsch Boris Johnson im Nacken, der sich längst öffentlich den blonden Haarschopf rauft, wenn er darüber schwadroniert, wie sich seine einstige Kabinettschefin von den europäischen Unterhändlern in Brüssel über den Tisch habe ziehen lassen. Er möchte jetzt halt doch Premierminister werden, in Downing Street No. 10.
Das hat einen Touch von Shakespeares „Richard II“. Theresa May dürfte den Ausgang dieses Dramas kennen.
Der Funkenschlag ist hoch und dicht. May wie Merkel, beide haben jedoch die Zeichen der Zeit nicht erkannt, oder wollen sie nicht erkennen. Da können so viele Funken fliegen, wie nur wollen. Das verhärtet allerdings die These, dass beiden nicht besonders viel an dem und denen liegt, das und die sie so weit gebracht haben. Aus höchst unterschiedlichen, vielleicht sogar zweifelhaften Motiven heraus halten sie an der Macht fest. Auf Teufel komm raus. Das wird er. Der Schaden ist unermesslich, dies- und jenseits des Ärmelkanals.
J.E. Rasch
lehrbeauftr. dozent f. kommunikation+rhetorik+dialektik, humboldtstraße 10, 94315 straubing, tel. 09421 43652, mobil. 0176 502 14 294