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Von Inge Steinmetz, Satirikerin
Ein heiratswillige Marokkaner, der um jeden Preis in Deutschland bleiben will
Manchmal bekomme ich einen Rappel und dann räume ich auf. Also, dieses Mal nicht in der Wohnung, die muss mal wieder warten, dieses Mal bei Facebook.
Vor ein paar Tagen hatte ich bemerkt, dass ich 2300 Abonnenten habe und nun bin ich dabei die einzeln durchzusehen, ob eine Freundschaftsanfrage damit verbunden ist. Dann wird das jeweilige Profil überprüft, die Freundschaft bestätigt oder auch nicht. Manchmal klicke ich auch Leute weg, wenn mich etwas an dem Profil stört. Ich entsorge auch Personen mit merkwürdigen Namen, bei denen ich mich wundere, ob sie überhaupt unsere Schrift lesen können und das verstehen, was ICH so zu sagen habe, ich denke, Sie wissen, wen ich meine! Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das bei Ihnen ist, sehe gerade, dass Sie über zweieinhalb Millionen Menschen haben, die Ihre Seite geliked haben, wie schaffen Sie das nur, die alle durchzuschauen? Ich bin mir aber sicher, dass nicht viele übrig bleiben, wenn Sie mal so ausmisten würden, wie ich es nun tue. Ich habe jetzt schon auf ca. 1900 reduziert, bin erst beim Buchstaben H angelangt.
Während ich so hin- und herklicke und rauskicke – es ist richtig Arbeit – da öffnet sich ein Chat-Fenster und der neue Freund Herr Müller H… bedankt sich für die Freundschaft. Er gibt mir kurz danach zu verstehen, dass er eigentlich nicht H… Müller sei sondern ein 26jähriger Marokkaner. Ich frage ihn, warum er unter falschem Namen poste. Seine Antwort, er verehre den Fußballer Thomas Müller so. Auf mein Lob, dass er gut Deutsch spreche meint er, das habe er gelernt, weil er nach Deutschland kommen wolle, um eine Ausbildung zu machen. Und weil er – wie sein Freund – eine deutsche Frau heiraten wolle. Diese Frau sei zwar schon alt, aber sein Freund sei sehr zufrieden (ein bisschen hat mich das an den Kauf eines Kamels erinnert!).
Ich erzähle ihm, dass es – in seiner Altersstufe – in Deutschland schon einen Männerüberschuss von ca. 25 Prozent gäbe, dass es hier nicht einfach sei, eine Frau zu finden. Er fragt, wie alt ich sei. Keine Ahnung warum, aber in diesem Moment musste ich an meine Mutter denken – sie war Berlinerin – die manchmal sagte „Nachtigall ick hör dir trapsen“, was so viel heißt wie „Ah, jetzt kommen wir der Sache näher“. Ich antworte dem jungen Mann – wahrheitsgemäß – 64! Nein, dem Bub fällt nicht die Klappe.
Ob ich verheiratet sei? Ich sage, dass ich keine persönlichen Auskünfte geben möchte, dass er sich doch aber eine Frau aus seinem Heimatland, in seinem Alter suchen möchte, auf die er stolz sein kann und mit der er Kinder bekommen kommen könne. NEIN, er wolle nach Deutschland. Ich erkläre ihm nun, dass es in Deutschland hart ist zu arbeiten, dass die Menschen hier schon im Dunkeln aufstehen und oftmals – so kenne ich es aus meiner Familie und in meinem Bekanntenkreis – 12 Stunden unterwegs sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dass es kaum bezahlbare Wohnungen gibt und das Leben hier SEHR TEUER ist. Dass er zuhause in Marokko mit seiner Intelligenz, seinen guten Deutschkenntnissen ganz bestimmt einen tollen Job finden würde, mit dem er sich in seinem Heimatland ein gutes Leben aufbauen könne. NEIN, er möchte nach Deutschland, er möchte eine deutsche Frau heiraten!
Ich habe keine Ahnung, wer dem armen Jungen solche Flausen in den Kopf gesetzt hat, ich rede mich um Kopf und Kragen, irgendwie tut er mir schon fast leid, mit seiner Naivität. Oder ist er etwa raffiniert? Ich erzähle ihm, dass skrupellose Politiker und Finanzhaie die ganze Sache angezettelt haben, genau DAS bezwecken, dass er und seine Freunde sich auf den Weg machen, damit sie hier finanziell ausgebeutet und als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Dass er zuhause zur Mittelschicht, hier aber zur Unterschicht gehören wird. Und dass wir hier – meiner Meinung nach – kurz vor einem Bürgerkrieg stehen. WARUM ich ihm das sage, fragt er. Weil es die Wahrheit ist, entgegne ich.
Ich erzähle, dass so viele Kriminelle aus Afrika und dem Nahen Osten gekommen sind, dass inzwischen die Bevölkerung hier nicht mehr begeistert Teddys wirft! Ich sage ihm auch, dass er eventuell in die gleiche Schublade wie diese Kriminellen geschoben wird und er dann hier keinen guten Stand haben wird. Und ich erkläre ihm, dass die Politiker und Medien sagen, dass es hier im Land wieder Fremdenfeindlichkeit gibt, so wie in den 30er Jahren (ah, das muss ich beim nächsten Chat unbedingt noch zufügen, dass er hier überall mit Hetzjagden rechnen muss, die Bundeskanzlerin und der Regierungssprecher diese Meinung vertreten und demnächst bestimmt eine Reisewarnung für Deutschland ausgesprochen wird, wegen all der Übergriffe der Nazis!).
Er meint, dass er schon so viel Geld in seine Deutschkurse gesteckt habe, das dürfe nicht umsonst gewesen sein. Ich sage ihm, dass er mir wie ein Callboy vorkommt, dass er seinen Körper verkauft, dass ich – wäre ich seine Mutter – total entsetzt über solch einen Sohn sei. All mein Reden, zum Beispiel auch, was denn aus seinem Heimatland werden solle, wenn die jungen Männer alle das Land verlassen, all das interessiert ihn nicht. Ob ich ihn heiraten würde, fragt er. Nein, sage ich, ich möchte nur einen Mann aus meinem Kulturkreis! Vielleicht hätte ich zufügen sollen „einen ganzen Mann, also einen mit Vorhaut, die gehört bei uns dazu“:-D, dann hätte er die Sinnlosigkeit seines weiteren Drängens eingesehen! Ich muss dazu sagen, dass ich mich mit dem Jungen nicht mal eine halbe Stunde unterhalten habe, bin mir aber sicher – wenn ich ihm ein Ticket geschickt hätte – der hätte alles stehen und liegen lassen.
Irgendwann stieg in mir Wut hoch. Wut auf die Verantwortlichen, die ihm das alles in den Kopf gesetzt haben, die IHM die Heimat nehmen und uns dazu! Ich bin wütend, wenn ich mir ausmale, was passiert, wenn er nach Deutschland kommt und sich sein Traum von einer willigen deutschen Frau – egal welchen Alters – nicht erfüllt. Und weil ich möchte, dass die Verantwortlichen das mal zu hören bekommen, schreibe ich Ihnen! Sie haben Beziehungen, können das weiterleiten und Sie – ich erinnere mich noch gut an all Ihre tollen Ideen im Wahlkampf – wissen bestimmt, wie man auch dieses Problem löst. Und sicherlich werden auch SIE jeden Tag mit solchen Angeboten, ich meine Anträgen überschwemmt!
SIE mögen junge Männer! Mit Herrn Kurz sind Sie per Du, mit Herrn Macron tauschen Sie neckische Blicke aus, wenn seine Frau nicht in der Nähe ist. Jetzt hat man Sie sogar schon für seine Ehefrau gehalten! UND Sie sind öfter mal in Afrika, könnten vielleicht gerade ´mal vorbeischauen und den jungen Mann nach muslimischem Recht heiraten. Solche – im Ausland geschlossenen – Mehrehen werden nun auch von deutschen Gerichten anerkannt! Ganz ehrlich, das hab ich gelesen!
Sollten aber alle Stricke reißen, und Herr Sauer seine Frau nicht mit anderen Männern teilen wollen, dann ist Ihre Mutter ja auch noch da, vielleicht zeigt die dem jungen Mann ein freundliches Gesicht und beweist Ihnen: WIR SCHAFFEN DAS.