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Von J.E. Rasch
Vermeintliche Gutmenschen mit einer gewissen Erlöser-Aura gab es zu allen Zeiten, auch wenn sie nicht alle heiliggesprochen wurden, von welcher Ideologie auch immer. Die wirklich Großen, außergewöhnliche Persönlichkeiten, die diese Welt bereichert, oder vielleicht sogar vor einer Katastrophe gerettet haben, sind selten und werden auch nur selten als solche erkannt.Um so lieber feiert unser medial wie ethisch verwahrloster Planet jene Märchen-Figuren, die, scheinbar aus dem Nichts kommend, ins gestörte Schaltschema eingeschossen werden wie Plasma in die Vene. Das hebt die Stimmung und den Schwung enorm, wenn auch manchmal nur für kurze Zeit.
Harmlos ist das nicht, trotzdem ziemlich bizarr.
Die schwedische Schülerin Greta mit den Rotkäppchenzöpfen, samt ihrer globalen Entourage, ist so ein Fall. Nun schwant wohl auch den gerührten Grüninnen von Habecks Graden, dass sie da einer von vorn herein schlechten Glosse aufsitzen.
Schon als Greta Thunberg, das 16-jährige Mädchen mit dem etwas stoischen Blick, erstmals in den Medien auftauchte, um nach und nach eine nahezu weltweit beachtete Kampagne unter dem Begriff „Friday for Future“ ins Rollen zu bringen, müsste mindestens den kritisch denkenden Auguren in den souveränen Redaktionen gewisser Zeitungen ein Licht aufgegangen sein: Schulstreiks von kreischenden Teenagern an Freitagen, noch während der Unterrichtszeit, haben zunächst die Qualität von Lausbubengeschichten. Aber die tatsächlich chaotische Umweltpolitik der alten Frauen und Männer von Merkel bis Trump ändern sie nicht. Die Betroffenheitsadressen aus vereinzelten Amtsstuben sind so hohl wie die Bambusstangen, auf denen sich Großgrundbesitzer heute noch durch den brasilianischen Regenwald tragen lassen, bevor sie ihn gnadenlos roden, versteht sich.
Ein erheblicher Teil der Schüler (beiderlei Geschlechts!) hat immerhin schnell durchschaut, auf welchem Marketing-Rössl die kleine Greta da einhergeritten kommt. Und weit mehr als die Hälfte der Protest-Infanten, die sich da – anfangs – zu Tausenden in die Schilder- und Transparentenwogen geworfen haben, geben, wenn auch anonym und inoffiziell aber freimütig zu, dass sie „dabei“ gewesen seien, weil für sie dadurch „Schule dann schon am Freitag mal Pause“ gehabt habe. Der Protest im Schutz der trotzig-mutigen Greta sei halt nur ein amüsanter Nebeneffekt.
Der Marketing-Coup, den aller Wahrscheinlichkeit nach Gretas schreibende Mutter und ihr aktivistischer Papa gelandet haben, hat trotz allen Kalküls ungewohnt schnell Wirkung gezeigt und Ausmaße angenommen wie lange nichts mehr – seit Lady Dianas erstem Seitensprung, vielleicht; das war zu Zeiten des Waldsterbens. Wir erinnern uns vage. Heute wie damals reichte die Anteilnahme von gemütsbetonter Rührung, ob der Standhaftigkeit der umschwärmten Protagonistin, bis hin zum wütenden Aufruf zur Solidariät, wie auch immer die auszusehen hätte. Man wagt gar nicht, genauer darüber nachzudenken.
Der traurige Gipfel der Ignoranz wurde allerdings erreicht, als Greta, das trotzige Gör, gar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde.
Selbst friedenszarteste Esoteriker fürchten angeblich erschrocken, draußen in den kosmischen Weiten den gleichfalls verstörten Weltgeist wiehern zu hören…
Dagegen ist der holprige Brexit von Flamingo-Dame Theresa natürlich eine unappetitlich grobe Schlammschlacht, die einfach nur noch viel teurer und gröber werden dürfte, doch der Greta-Glosse in Sachen Absurdistan nicht das Wasser reichen kann, das Klein Greta so gern in ökologischen Wein verwandeln möchte.
Auf diesem desaströsen Kontinent ist also schon so viel unglaublich Aberwitziges möglich, dass sich einem schon beim bloßen Hinschauen der Magen umdreht. Im Vereinigten Königreich, solange es noch als solches bezeichnet werden kann, laufen die alten Imperialisten zwar schon gegen die Wand, aber die Sturköpfe bluten wohl noch nicht genug.
Und im Kopfwindel- und Internetspaßgebiet Deutschland läuft es auch nicht besser. Nur ist das deutsche Gesellschaftsbewusstsein schon weitgehend sehr verwässert und verharmlost. Selbst wenn arabische Clans und albanische und sonstwoher kommende Mafiosi ganze Städte terrorisieren.
In einem Land, in dem kulturelle Ambitionen massenhaft an ausgesprochenen Nichtskönnern, wie einem nur grölenden – und keinesfalls singenden – Herbert Grönemeier oder einem drittklassigen, piepsenden Schlagersternchen wie einer Helene Fischer (samt aller gleichermaßen peinlich „atemlosen“ Wetteiferer) gemessen werden, in einem solchen Land, das einst als eines der Dichter und Denker, der wissenschaftlichen Pioniere und künstlerischer Titanen von bester Provenienz gesehen wurde, ist es doch dann auch nicht mehr verwunderlich, dass eine Angela Merkel schon über 13 Jahre die „vorstehende“, staatlich bezahlte Verwaltungsangestellte spielen kann – und ist es also auch nicht mehr überraschend, – wenn auch blamabel – dass an Gretas Glosse so gefühlsduselig mitgeschrieben wird. Der sichtbarste Ausdruck dieser sentimentalen Kutschenfahrt durch die verblödete Gutmenschen-Republik ist allerdings jetzt die Verleihung der „Goldenen Kamera“ an Greta Thunberg. „Heile, heile Gänsje…“
Der Arroganz britischer Peers steht die Ignoranz pseudo-teutonischer Winkeleuropäer jedoch in nichts nach. Der gesamte Kontinent wird überhaupt in weiten Teilen von einer abgehalfterten Clique durch die gegenwärtigen Krisenzeiten geschupst. Jean-Claude Juncker ist ihr eindrücklichster Protagonist; ein küssender Frühstücksdirektor mit der Beschaffenheit des nicht minder bauernschlauen wie spenden-affinen Helmut Kohl. Dessen zahlreiche „schwarze“ Koffer waren wohl und sicher auch in Onkel Jean-Claudes steuerparadiesischem Lüxembürgchen auch gut aufgehoben.
Greta also, die stupsnäsige Schwedin mit dem spröden Charme einer Lönnebergaer Ziegenhüterin, will – nein: soll uns glauben machen, dass sich diese Generation Smartphone-verspannter Teenager, die sich scharenweise jedenTag von ihren Helikopter-Eltern bevorzugt im SUW zur Schule chauffieren lassen, um unsere tatsächlich plastikverseuchte, Co2-erhitzte und ölverschmierte Welt kümmern möchte. Oder wie?
Man darf mit einer gewissen Gelassenheit darauf warten, dass sich die Spuren von Greta im Sande verlaufen.
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