(www.conservo.wordpress.com)
Von Michael Dunkel *)
Vor kurzer Zeit schrieb ich eine kleine Episode über weiterverbreitetes, deutsches Verhalten.
Ich war wenig überrascht von den teilweise empörten Reaktionen, eher traurig über die (siehe: https://www.conservo.blog/2019/05/11/menschlichkeit-und-naehe/) eigentliche Tatsache, wie wenig differenziert sich manche Menschen doch sehen.
Der Spruch, nur die Harten kommen in den Garten war schon in den 90er Jahren geflügelt und er meinte damit nicht die individuelle Stärke eines Einzelnen, sondern appellierte an Rücksichtslosigkeit und Ellenbogenmentalität, nach dem Motto, Hauptsache ich und sonst niemand.
Daran hat sich wenig geändert, und es wurde in meinen Augen schlimmer.
Ich stelle einmal die Frage, wie es denn sein kann, dass, wie vor zwei Jahren geschehen, ein Mensch vor dem Geldautomaten lag und keiner sich darum gekümmert hat?
Wie es denn sein kann, dass Menschen sterben müssen, weil andere lieber von einem Unfall Bilder machen und Rettungsgassen blockieren?Wie es denn sein kann, dass alte oder einsame Menschen in ihren Wohnungen sterben und sie erst nach Wochen gefunden werden?
Wir alle müssten doch viel ehrlicher sein und sagen, wir interessieren uns nur dann, wenn es Sensationen gibt aber interessieren uns doch nicht im Alltag um den Nächsten.
Ja, wir haben so Einrichtungen wie die Tafel, wir haben den Rettungsdienst und die Feuerwehr, die Polizei und noch viele andere Einrichtungen aber wenn es um genau das geht was wichtig wäre, Menschlichkeit – die ist dünn gesät und beschränkt sich oft eben auf nichts sagende Floskeln. Wenn wir alle ehrlich wären.
Genau dies sind wir aber leider nicht.
Viele leben doch nur in ihren Blasen, sind mit sich selber beschäftigt und auch das ist ja in vielen Bereichen verständlich, wenn wir unsere Arbeitswelt betrachten, den täglichen Kampf ums Überleben kämpfen müssen.
Heute auch mehr denn je, mit dem Gefühl verdrängt zu werden, von anderen fremden Gesellschaften, die uns vor die Entscheidung stellen, wir oder ihr.
Aber gerade da wäre es doch auch so nötig, einen Zusammenhalt neu zu schaffen, nicht immer nur im Chor zu jammern, was alles falsch läuft und nur auf die Verfehlungen anderer zu schauen.
Nein, wir alle können uns an die berühmte Nase fassen und auch kritisch mit uns selber umgehen.
Wenn wir halt ehrlich wären.
Genau dies wäre jedoch anstrengend, in einer Zeit, wo doch alles so hektisch ist, wo man so viele Termine hat und doch so viel Ärger und Sorgen. Da werden die berühmten zwischenmenschlichen Dinge zur Last, zur Behinderung, zur Blockade.
Wir wissen es doch alle und doch wollen wir es nicht hören, es macht ein unruhiges, unangenehmes Gefühl, tief im Inneren und da ist es doch wieder einfacher sich den Heiligenschein anzulegen und die schlechten Seiten schnell nur bei den „Anderen“ zu suchen und auch zu finden.
Wir haben uns doch alle angewöhnt, für jedes Problem die sogenannten Einrichtungen vorzuschieben, es ist für jeden etwas dabei und jedem wird mehr oder weniger geholfen.
Nur für die menschliche Seite, für die müssen wir alle selber sorgen und die vergessen wir oft im Gefangenensein des Alltags.