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Von Helmut Roewer *)
Oder: Die große gefakte Russland-Kollusion des Donald Trump – Neues aus dem Intrigenstadel: Die virtuelle Mata Hari im Bett des Generals
Auf dem Banner der Anti-Trump-Bewegung der letzten zweieinhalb Jahre stand die Behauptung zu lesen, Trump habe mit russischer illegaler Unterstützung sein Amt als US-Präsident ergaunert. Robert Mueller III, ein Ex-FBI-Direktor und Sonderermittler des Justizministeriums, ging mit einem großen Stab von juristischen und polizeilichen Ermittlern diesem Verdacht nach. Sein Ergebnis nach zwei Jahren: außer Spesen nix gewesen.
Natürlich hat sich bei allen Beobachtern – bei mir auch – das Interesse auf die Person des Donald Trump konzentriert. Beiseite blieben ungezählte andere, die man im modernen Pressebetrieb als Kollateralschäden zu bezeichnen beliebt. Heute will ich den Lesern zwei dieser Personen, Svetlana Lokhova und Michael Flynn, vorstellen. Lokhova hat nunmehr Klage gegen etliche Mainstream- Medien vor einem Bundesgericht in Virginia/USA erhoben. Aus der Klageschrift vom 23. Mai 2019 stammen einige Details der Informationen, von denen sogleich zu lesen sein wird. Die Wertungen im Anschluss an die Sachverhaltsschilderung stammen von mir. Ich füge hinzu: Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich noch mal mit einer solchen Geheimdienstente beschäftigen würde.Flotter Vierer – die Personen des Dramas
Zu jeder Aktiven Maßnahme gehört ein bestimmter Personenkreis: der Düpierte, der Regisseur, der Schlepper (er bringt die Personen miteinander in Verbindung) und der Lockvogel (auch wenn er nur wie ein solcher aussieht). Hier sind sie:
Michael Flynn: Der Dreisternegeneral der Marines mit der Nase eines Preisboxers war in seiner letzten Dienststellung beim US-Militär der Direktor des militärischen Geheimdienstes (Defense Intelligence Agency – DIA). Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst nahm er einen in den USA gängigen Weg. Er gründete eine Firma für Strategieberatungen, und, nachdem Trump seine Absicht zur Präsidentenkandidatur bekanntgegeben hatte, wurde er Berater in Trumps Team. Von dort führte ihn sein Weg nach Trumps Inauguration direkt ins Weiße Haus als Sicherheitsberater des Präsidenten. Dort wurde er nach wenigen Tagen mit Gerüchten über angebliche illegale Russlandkontakte abgeräumt. Ich werde das am Schluss noch einmal aufgreifen.
Stefan Halper: Ein amerikanischer Politik-Professor mit Wohnsitz in England. Dieser Republikaner unterhielt dichte Kontakte zur Community, der anglo-amerikanischen Bruderschaft von Nachrichtendiensten und Ermittlungsbehörden. In mehreren Raten flossen an Halper über eine Million US-Dollar in der Wahlkampfzeit 2016/17 aus dem US-Verteidigungshaushalt. Wozu das geschah, und was er damit tat, ist umstritten.
Christopher Andrew: Ein Historiker an der Universität Cambridge/England. Sein Spezialgebiet ist die britische Geheimdienstgeschichte. Sein Buch über die Geschichte des britischen Inlandsdienstes MI5 trägt die Bezeichnung Official History. Das hat ihm in der Gilde der Historiker nicht nur Lob eingebracht.
Svetlana Lokhova (Светлана Лохова – Dudenumschrift: Swetlana Lochowa): Die gebürtige Russin absolvierte ihr Master-Studium in Geschichte an der englischen Universität Cambridge. Sie nutzte ihre Sprachkenntnisse, um Anfang des Jahrhunderts Recherchen in den freigegebenen Archiven in Russland durchzuführen. Früchte dieses Recherchefleißes sind die Masterarbeit unter der Betreuung von Christopher Andrew über den Tscheka-Gründer Felix Dsershinskij und ein 2018 erschienenen Buch mit dem Titel: The Spy who changed History (Der Spion, der die Geschichte veränderte).
Treffort Cambridge – man lernt sich kennen, und was daraus folgte
Zu jeder ordentlichen Agentenstory gehört ein Treffort. Der lag in Cambridge in England. Dort existiert ein Cambridge Intelligence Seminar (CIS). In diesem Club versammeln sich die diversen amtlichen und halbamtlichen Größen des Geheimdienstgeschäfts und ihre Satelliten, also auch der Amerikaner Stefan Halper und der Geheimdienst-Professor Christopher Andrew. Seit 2012, gehörte, eingeführt von Andrew auch die blonde Russin dazu. Offenbar hatte niemand Einwände, dass Her Majesty’s Secrets hierdurch kompromittiert werden könnten. Im Januar 2014 nahm auch Michael Flynn, noch war er der Direktor der DIA, an einem der Dinner teil. Im Verlauf der Veranstaltung berichtete Svetlana Lokhova von ihren Moskauer Recherchefrüchten. Den Vortrag illustrierte sie mit aufgefundenen Fotografien. An diesen wiederum zeigte Flynn ein reges Interesse, weil er meinte, sie seien als Türöffner gegenüber Russen denkbar geeignet. Ich führe hier nicht aus, was er damit meinte, jedenfalls erhielt er das Gewünschte.
Ende der Geschichte. So sollte man meinen. Doch das täuscht. Wie von Zauberhand kamen in Cambridge im Sommer 2016 Gerüchte auf, dass das ehrwürdige CIS von den bösen Russen unterwandert sei, worauf sich die ebenso ehrwürdigen Akademiker, die in dieser Geschichte vorkommen, indigniert zurückzogen. Ein gemeinsames Buchprojekt von Andrew und Lokhova platzte. Einschlägige Vereinbarungen wurden annulliert, beträchtliche Vorschüsse nicht ausgezahlt. Von hier aus war der Weg nicht mehr weit, und der erschauernde Leser und Seher amerikanischer Mainstream-Medien bekam Ende 2016, gleich nach der Trump-Wahl die erschreckende russische Agentin im engsten Umfeld von Trump zur Erhöhung der Anti-Trump-Temperaturen serviert – bald wurde aus dem Umfeld das Bett. Was für ein Sicherheitsrisiko!
Nicht nur kein gruseliges Traumpaar, sondern überhaupt keines: Michael Flynn und Svetlana Lokhova.
Beweise mal, dass du kein Agent bist – die Folgen der Story
Die weiteren Folgen dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit gefakten Agentenstory waren beträchtlich. Der Ruf der bis dahin in Cambridge geachteten Akademikerin war ruiniert. Und der angebliche Liebhaber von ihr hatte bereits wenige Tage nach seinem Amtsantritt Anfang Februar 2017 das FBI am Hals. Es erschienen zwei Agenten nach telefonischer Anmeldung in Flynns Büro, die ihm vorspiegelten, sie hätten lediglich eine dienstliche Routine-Angelegenheit zu klären. Sie ließen sorgsam beiseite, dass es sich hier um eine verantwortliche Vernehmung handelte, bei der jede Falschaussage nach amerikanischem Recht strafbar ist.
Mittlerweile weiß man aus den Ermittlungen gegen diese FBI-Agenten und ihre Vorgesetzten, dass diese Irreführung absichtlich geschah. Die Ermittler befragten Flynn wie beiläufig nach seinen Kontakten zu dem russischen Botschafter in den USA. Seine Antwort war eher kursorisch, jedenfalls war sie nicht vollständig, was die Agenten genau wussten, denn sie waren im Besitz der Telefon-Abhörprotokolle aus den Überwachungsmaßnahmen gegen die russische Botschaft. Mit dieser hatte Flynn telefoniert. Zurück im FBI-Hauptquartier brauchte der Aktenvermerk keinen Tag, um nicht auch mit leicht verzerrtem Inhalt in der amerikanischen Mainstreampresse zu landen. Sie konnte brühwarm titeln: Der Sicherheitsberater mit den russischen Strippen versucht sich raus zu lügen. Das Aus für Flynn war unumgänglich, das nachfolgende Strafverfahren eine Farce. Zur Überraschung der Medien plädierte Flynn ohne mit der Wimper zu zucken auf schuldig (gegenüber dem FBI nicht die volle Wahrheit gesagt zu haben).
Damit war die Luft raus. Flynn wartet bis zum heutigen Tag darauf, zum Strafantritt geladen zu werden. Und ich warte darauf, dass der US-Präsident seinen Ex-Berater begnadigt. Er wird es tun – ich wette. ©Helmut Roewer