(www.conservo.wordpress.com)
Ein Nachtrag von Albrecht Künstle
– Auf der Suche nach meinem eigenen Standpunkt zu dieser tabuisierten Frage
Früher fühlte ich mich in meiner Haupteigenschaft als Gewerkschafter als ein waschechter Linker. Mein Selbstbestimmungsort in unserer Gesellschaft erfolgt deshalb vom „Klassenstandpunkt“ aus. Fragen der Zugehörigkeit zu meinem „Volk“ oder Land spielten für mich kaum eine Rolle, weil sie selbstverständlich war. Das änderte sich, als der LINKEn alle Menschen, woher sie auch immer kamen und kommen, wichtiger wurden als die der eigenen „Klasse“, also die arbeitende Bevölkerung unseres eigenen Landes. Oder darf man „eigenes Land“ gar nicht mehr sagen, weil wir nur noch Bürger einer EU oder gar Weltbürger zu sein haben?
Wer hat eigentlich das Recht, über meinen Kopf hinweg zu bestimmen, als was ich mich zu fühlen habe? Ich war zugegebenermaßen stark verunsichert und weiß immer noch nicht recht, was ich bin. Deshalb versuchte ich mich schlau zu machen, wie „Patriot“ zu verstehen ist. Hier aus Wikipedia:
„Als Patriotismus wird eine emotionale Verbundenheit mit der eigenen Nation bezeichnet. Im Deutschen wird anstelle des Lehnwortes auch der Begriff „Vaterlandsliebe“ synonym verwendet.Diese Bindung wird auch als Nationalgefühl oder Nationalstolz bezeichnet und kann sich auf ganz verschiedene als Merkmale der eigenen Nation angesehene Aspekte beziehen, etwa ethnische, kulturelle, politische oder historische.
Im Unterschied zu einer historisch-kulturellen Bindung steht der Verfassungspatriotismus für das positive Bekenntnis zu den in einer staatlichen Verfassung verankerten übernationalen ethnischen und politischen Grundrechten und Wertvorstellungen. Diese beziehen sich in der Tradition westlicher Rechtsstaaten auf die unveräußerliche Menschenwürde und davon abgeleitete Menschenrechte, für die universale Geltung beansprucht wird. …
In Mitteleuropa hat sich der Patriotismus aus dem revolutionär verstandenen Liberalismus und Nationalismus des Bürgertums entwickelt, das gegen den Feudalismus einen demokratisch verfassten Nationalstaat anstrebte. Diese als Macht von unten aufgefasste Volksherrschaft hat sich seit der Amerikanischen Revolution von 1776 und der Französischen Revolution von 1789 langfristig in den meisten europäischen Staaten als Verfassung und Selbstverständnis durchgesetzt, nachdem sie zunächst nur ein Thema intellektueller Eliten gewesen und dann vielfachen historischen Rückschlägen unterlegen war.“ (Zitat Ende)
Bei dieser Definition bräuchte sich wirklich niemand schämen, als patriotischer „Rechter“ abgestempelt zu werden. Eigentlich dürften sich nicht nur Konservative und auch Liberale als Patrioten verstehen, sondern auch die traditionelle LINKEn aufgrund ihrer progressiven Geschichte. Dass Letzteres nicht der Fall ist, dürfte dafür sprechen, dass die Linke und mit ihr die Grünen inzwischen „entartet“ sind. Sie sind nicht mehr, was sie ursprünglich waren. Einst galt linker Fortschritt und Patriotismus als zwei Seiten der gleichen Medaille. Heute wird man diesbezüglich rhetorisch der Falschmünzerei bezichtigt.
Weil das alles vielleicht noch zu akademisch klingt, hier ein Versuch, das Gegenteil von Patriotismus an Positionen von insbesondere Grünen festzumachen. Die Unterscheidung in Links und Grün fällt jedoch zunehmend schwer. Und dieses Spektrum links reicht bis tief in die SPD hinein, insbesondere in die europäische Linke und die Sozialistische Internationale. Sie lehnen gewachsene Identitäten zugunsten „größeren“, oder gar universellen Gebilden ab. So, wie Hindenburg einst schwadronierte, „Ich kenne keine Parteien mehr, nur noch Deutsche“, so heißt deren Devise heute, wir kennen keine Deutschen mehr, nur noch durchrasste EU- oder Weltenbürger. Was der Spitzenkandidat der Sozialisten, das heimatlose niederländische Diplomatensöhnchen Frans Timmermans, so vom Stapel ließ, ist die pure Verachtung jedes natürlichen Geborgenseins in einem regionalen Gemeinwesen.
Ich schäme mich nun nicht mehr, als „Patriot“ zu gelten. Im vorletzten Jahrhundert wurde unsereins als „vaterlandsloser Geselle“ abgestempelt. Obwohl gerade die frühen Sozialisten es wahren, die dem tatsächlich vaterlandslosen, internationalen Großkapital etwas entgegenzusetzen versuchten. Heute wurden die Grenzen zwischen den Vaterlandslosen der scheinbar entgegengesetzten Lager fließend. Die Grünen und LINKEn wurden mit ihrem propagierten Internationalismus zu realen Erfüllungsgehilfen der internationalen Konzerne.
Ich würde den Vertretern des selbst ernannten Gutmenschentums dringend empfehlen, einmal in den Spiegel zu schauen. Selbstverständlich nicht in den Relotius-SPIEGEL, sondern sich daran zu erinnern, was einmal euer Anspruch war, nämlich die Arbeits- und Lebensbedingungen der (eigenen) Bevölkerung zu verbessern – gleicht einmal ab, was daraus geworden ist. Ist euer heutiger Kampf für alles Mögliche und für Alle auf dieser Welt noch euer Spiegelbild?
Stellt auch ihr euch dieser Frage, wenigstens an diesem einen Tag im Jahr, dem „Tag der Patrioten“ am 17. Juni.