(www.conservo.wordpress.com)
Von Doron Schneider *)
Wie sollen wir Israelis das verstehen?
Kurz nach dem Angriff auf die Synagoge in Halle veröffentlichten zahlreiche Politiker ihre Beileidsbekundungen, Reaktionen und Deutungen im Internet. Viele wirkten ehrlich betroffen und fassungslos. Andere machten vor allem einen hilflosen Eindruck.
“Ein solcher Angriff am höchsten jüdischen Feiertag ist ein Alarmzeichen, das niemanden in Deutschland unberührt lassen kann”, sagte die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. “Alarmzeichen” – an diesem Wort hängten sich viele auf, der Begriff trendete bei Twitter.
Zu spät für Alarmzeichen
Denn “Alarmzeichen” ist mit Blick auf die schreckliche Tat schon eine ziemliche Verharmlosung: Zwei Menschen wurden ermordet und für die 70-80 betenden Juden in der Synagoge war ein Massaker geplant. Da ist es für Alarm zu spät – der einer Gefahrensituation doch vorausgehen sollte, sonst wäre er ja nutzlos.
Wer nach “Alarmzeichen” für antisemitische Gewalt suchen will, findet außerdem bei Wikipedia eine ganze Liste mit Vorfällen, die sich durch die Geschichte der Republik ziehen:
- die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München 1972, bei der 17 Menschen starben.
- Der mutmaßlich rechtsextreme Doppelmord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke 1980 in Erlangen.
- Der vereitelte Bombenanschlag – geplant von Rechtsextremisten – auf die Grundsteinlegung des neuen jüdischen Zentrums in München 2003.
Brandanschläge, Friedhofsschändungen, Beleidigungen, Morde: Kein Jahrzehnt verging ohne Antisemitismus von rechts, links oder durch Islamisten. Die “Alarmzeichen”, es gibt sie seit 60 Jahren.Bei der Synagoge in Halle
Da darf sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fragen lassen, warum er den Anschlag von Halle in einer ersten Reaktion für “unvorstellbar” hielt. Jüdinnen und Juden in Deutschland können sich so ein Szenario durchaus vorstellen. Sie werden jeden Tag daran erinnert, dass so etwas möglich ist, wenn sie an bewaffneten Polizeibeamten und Sicherheitstüren vorbeimüssen, um zur Schule zu gehen oder zum Gottesdienst.
Wie aber sollten wir Israelis das verstehen?
Als israelischer Bürger schaue ich erstaunt zu, wie deutsche Politiker den Anschlag von Halle zur Selbstinszenierung ausnutzen.
Wie sollen wir Israelis es verstehen, wenn der deutsche Bundespräsident Steinmeier, der als erstes deutsches Staatsoberhaupt am Grab Arafat’s (eines Terroristen) einen Kranz niederlegt und Glückwünsche an die Islamische Revolutionsregierung, die größte Bedrohung des jüdischen Staates Israel abgibt? Und dann allen Ernstes vor laufender Kamera sagt, dass ein “solcher Angriff auf eine voll besetzte jüdische Synagoge in Deutschland nicht mehr vorstellbar” gewesen sei. Warum fällt mir als Israeli es schwer, das zu verstehen?
Wie sollen wir verstehen, wenn Vertreter der Bundesregierung sich vor Kameras drängen und große Reden zum „Schutz jüdischen Lebens“ schwingen, dann aber, wie Außenminister Heiko Maas, das Auswärtige Amt der Hisbollah als einen wichtigen politischen Partner begrüßt und sich weigert, diese Organisation als Terror-Gruppe einzustufen. Eine Regierung, die aussagt, für die Sicherheit Israels verantwortlich zu sein, dann aber offen und stolz die iranische Politik unterstützt, die zum „Auslöschen des Staates Israels“ aufruft?
In Deutschland ist Antisemitismus ein tief verwurzelter Systemfehler. Er wird toleriert, man schaut weg, außer natürlich von den vielen Israelfreunden, die es mittlerweile auch gibt. Das wohl beste Beispiel hierfür dürfte das Nichthandeln der Bundesregierung sein, als Deutschlands Gerichtsbarkeit beschied, dass es Kuwait Airways nicht zumutbar sei, Juden an Bord ihrer Flugzeuge zu lassen.
Da hätte eigentlich die Antwort der Bundesregierung lauten müssen, dass es Juden in Deutschland nicht zumutbar ist, dass Kuwait Airways auch nur noch einen Tag länger von Deutschland aus fliegt. So wie in einem ähnlichen Fall die Schweiz als auch die USA entschieden haben, deren Airline die Lande- und Startgenehmigungen zu verweigern. So zeigt man Kante und nicht beim sich gegenseitigen Übertrumpfen mit inhaltsleeren politischen Slogans.
“Ein Angriff auf uns alle”
Nein, ich als Israeli verstehe es nicht so, dass es ein „Angriff auf alle Deutsche“ ist, wie die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli twitterte. Ein Attentat auf Juden ist ein Attentat auf Juden.
“Deutsche Politiker, macht euch nicht zu Opfern, denn ihr seid allesamt Mittäter solcher Auswüchse, indem ihr ausser scheinheiligem Getue keine Kante zeigt. Jeder von euch trägt seinen Anteil dazu bei, dass für uns Israelis und Juden das Klima in Deutschland so unsicher geworden ist, wie es in den letzten 80 Jahren nicht war.”
Gott sei Dank für Israelfreunde
Ich danke Gott für die vielen Israelfreunde, die es mittlerweile heute schon in Deutschland, Schweiz und Österreich gibt, und es werden ständig mehr. An dieser Stelle möchte ich mich als Israeli für Ihre treue Liebe zu Israel, die sich durch Gebete und finanzielle Unterstützung ausdrückt, ganz herzlich bedanken. Mir ist bewusst, dass laut der obigen Angaben es nicht einfach ist, für Israel zu sein, so wie für viele andere biblische Wahrheiten und Werte.
Trotzdem gibt es noch immer 80-90% der Gemeinden und Kirchen im deutschsprachigen Raum, die Israel in ihrer Gemeinde nicht willkommen heißen wollen, weil sie in dem heutigen Staat Israel nicht das biblisch-prophetische Israel sehen, womit Gott Seine Prophezeiungen zur Erfüllung bringt. Diese Prozentzahl werden wir mit Gottes Hilfe und viel Gebet verringern.
Vielen Dank! Ihr Doron Schneider