Hallo, Frau Bundeskanzlerin, Ihre schwarze Hose….

(www.conservo.wordpress.com)

Von Inge Steinmetz, Satirikerin *) 

Hallo Frau Bundeskanzlerin, ich bin blond und hab eine Frage: Darf ich mir mal Ihre schwarze Hose ausleihen?

Bei Ihrem Besuch in Indien haben Sie eine Milliarde Euro für den Ausbau umweltfreundlicher Verkehrsmittel zugesagt! Die Atommacht Indien wird also mit unserem Geld unterstützt, wenn es um Verkehrsmittel geht, die wir selbst nicht haben. Uns aber fehlen die Fachkräfte zum Beispiel in Kinderkrebszentren wie der Charité in Berlin. Dort fehlen 10 von 50 Pflegekräften auf der Kinderkrebsstation, neue Patienten werden abgelehnt! Mit genug Geld dürfte es kein Problem sein, die Pflegekräfte zu finden!!!

Die Hilfen für die Sahel-Region aus Deutschland betrugen bisher circa 1,7 Milliarden Euro. Uns aber fehlen die Fachkräfte für die Schwächsten in unserer Gesellschaft, die krebskranken Kinder, z.B. auf der stationären Kinderkrebsstation am Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier, die ganz geschlossen bleibt. Wie das Krankenhaus mitteilte, sei es nicht gelungen, Nachfolger für zwei Kinderonkologen zu finden. Mit genug Geld würden sich die aber bestimmt finden!!!

Die Aufwendungen für die Entwicklungshilfe betrugen 2019 knapp 15 Milliarden Euro. Gefördert wurden dabei unter anderem das „bürgerschaftliche und kommunale Engagement“ in Entwick­lungsländern rund um den Globus und der Klimaschutz dort Aber das Geld für die Kinderkrebszentren in Deutschland! fehlt!! Es liegt nämlich nicht am mangelnden Personal – wie Sie mir jetzt ganz gewiss weismachen wollen. DurchSparzwang durch Fallpauschalen wurde ein neues Abrechnungssystem eingeführt, gespart wird seitdem vor allem bei der Pflege. Die Zahl der Kinderkrankenschwestern und Pfleger sank von 40.200 auf 37.500 im Jahr 2017, obwohl die Zahl der Erkrankungen im selben Zeitraum anstieg! Das bedeutet: Immer weniger Pflegekräfte müssen sich in immer kürzerer Zeit um immer mehr Kinder kümmern. Verschärfend kam hinzu, dass die Krankenhäuser einem Wettbewerbsdruck ausgesetzt wurden und auch öffentliche Häuser Gewinne schreiben müssen.

Bemerkenswerterweise gehört auch die Volksrepublik China – die uns wirtschaftlich inzwischen überholt – noch zu den „notleidenden“ Ländern, die Hilfe aus Deutschland benötigen. Beispielsweise in Form der Subventionierung der Studienplätze der rund 40.000 Chinesen, welche in der Bundesrepublik Hochschulabschlüsse erwerben wollen: Hierfür fielen allein schon mal 260 Millionen Euro an. Aber das Geld für krebskranke Kinder des eigenen Landes sind nicht da, die Krankenhäuser bauen lieber lukrative Bereiche aus!!!!

U-Boote für Israel wurden mit 540 Millionen Euro aus deutschen Steuergeldern gefördert. Aber das Geld für krebskranke Kinder ist nicht da! Weil der Druck auf die Mitarbeiter inzwischen so groß ist, verlassen sogar qualifizierte und ursprünglich hoch motivierte Fachkräfte den Beruf – was den Mangel an Fachkräften noch verschärft.

Zurück zu Ihrer Hose, die ich mir gerne einmal ausleihen würde. Wenn ich so eine Spendierhose hätte, ich würde die Gelder anders einsetzen. Das Wohl der Schwächsten, der Kleinsten sollte Priorität haben. Wer, wenn nicht wir …? Diesen Satz hören wir immer wieder, wenn es um Klimapolitik, um Flüchtlinge und Hilfe für jeden und alles geht. WER, WENN NICHT WIR, müsste aber für seine eigenen Kinder sorgen können?

Nur noch eine kleine Frage zum Schluss: Bei den inzwischen gut zwei Millionen Menschen, die Sie als Fachkräfte ins Land gelassen haben, sind da nicht wenigstens die 10 für das Kinderkrebszentrum in der Charité in Berlin dabei?

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*) Inge Steinmetz schreibt seit Jahren fast schon „legendäre“ Briefe an die Kanzlerin, die stets große Beachtung finden – aber natürlich nie beantwortet werden. Alle ihre Briefe beginnen mit „Hallo, Frau Bundeskanzlerin, ich bin blond…“.

Da Inge auf Facebook vollkommen gestrichen wurde, hat sie jetzt ihren Platz auf conservo.

www.conservo.wordpress.com       16.12.2019 
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