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Von Dieter Farwick, BrigGen a.D. und Publizist *)
Erwartungen
Der Super Tuesday ist für die US-Vorwahlen traditionell ein wichtiges Datum. Wenn es einem Kandidaten oder einer Kandidatin gelingt, bei den Wahlen, die im Jahre 2020 gleichzeitig in 14 Bundesstaaten stattfanden, einen großen Vorsprung an Delegiertenstimmen zu erzielen, ist das eine wichtige Vorentscheidung mit Blick auf die Delegiertenversammlung beider Parteien im Juni/ Juli 2020 auf die Nominierung des jeweiligen Kandidaten oder Kandidatin.
Das Wahlsystem zur Präsidentschaftswahl ist in den Vereinigten Staaten langwierig und kompliziert.
Bei jedem Vorwahlkampf sammelt der Sieger die Delegiertenstimmen des jeweiligen Bundesstaates ein – „the winner takes it all“.
Wer bis zur Nummerierung des Kandidaten 50 Prozent plus erzielt, hat gute Chancen, die Nominierung durch seine Partei zu erhalten. Das ist der „Normalfall“.
Er muss aber noch eine Hürde nehmen. Die Versammlung der Sonderdelegierten im Juni/Juli kann sich über die Zahl der bisherigen Stimmengewinne hinwegsetzen. Es sind die Bosse der Partei und deren Funktionäre, die aus der Gesamtsicht der Partei abstimmen – auch im Falle, in dem ein Kandidat oder ein Kandidatin bereits die Mehrheit der Stimmen eingesammelt hat.
Bei einem deutlichen Sieg hätte Bernie Sanders(78) dieses Ziel erreichen können.
Es kam jedoch anders.
Enttäuschungen
Bernie Sanders hat viele Anhänger, aber auch viele Gegner im Establishment seiner Partei.
Für die ist Joe Biden (77) der Kandidat, dem eher zugetraut wird, Trump im November 2020 zu schlagen, der sich mangels Gegenkandidaten nicht durch 51 Vorwahlen in 51 Staaten durchkämpfen muss. Ein Privileg eines Präsidenten, der bei seinen potentiellen Wählern keinen ernstzunehmenden Konkurrenten hat.
In den Tagen vor dem Super Tuesday schritt die Demokratische Partei ein. Sie veranlasste mit Armdrehen, den Kandidaten Pete Buttigieg und die Senatorin Klobuchar, die durchaus erstaunliche Erfolge erzielt hatten, ihre Kandidatur zurückzuziehen und fortan Joe Biden offen zu unterstützen.
Das taten beide bei einer Wahlveranstaltung von Joe Biden – zum Ärger von Bernie Sanders.
Enttäuscht wurde auch Michael Bloomberg, der Milliardär und ehemalige Bürgermeister von New York. Er hatte – so heißt es – 500 Millionen Dollar seines Privatvermögens zur Eigenwerbung eingesetzt. Er rechnete sich Chancen aus, bei der Versammlung der Sonderdelegierten den Zuschlag gegen Sanders und Joe Biden zu erhalten.
Er hat sich verzockt. Er zog einen Tag nach seiner Niederlage die Konsequenzen und trat von seiner Kandidatur zurück. Er verkündigte, dass er fortan Joe Biden finanziell und personell unterstützen würde.
Bernie Sanders muss noch einen weiteren Schlag verdauen. Liz Warren widersetzte sich den Verlockungen der Partei und trat am Super Tuesday an. Mit enttäuschendem Erfolg. Sie landete abgeschlagen auf einem hinteren Platz, nahm durch ihre Teilnahme ihrem „ Freund“ Bernie Sanders noch einige Stimmen ab.
Die Strategie der Demokratischen Partei war erfolgreich.
Bernie Sanders musste – wie 2016 – erkennen, dass die Partei den Kandidaten favorisiert, dem ein Sieg gegen Trump zugetraut wird.
Dem provokanten, linken Politiker, der das „Amerikanische System“ auf den Kopf stellen wollte, wurde ein Sieg über Donald Trump nicht zugetraut. Enttäuschung der vielen Jugendlichen, die in Sanders den Propheten für ein besseres Amerika gesehen und ihn gefeiert haben.
Er muss an 2016 zurückdenken. Damals war er in einer ähnlich vielversprechenden Lage, bis seine Partei Hillary Clinton den Vorzug gab. Sie verlor die Wahl gegen Donald Trump.
Auf diese Wiederholung wollte Hillary Clinton verzichten, obwohl es ernstzunehmende Versuche gab, sie erneut gegen Trump ins Rennen zu schicken. Eine realistische Einschätzung.
Der Sieger vom Super Tuesday: Joe Biden.
Nach den ersten US-Vorwahlen bekamen selbst Anhänger Zweifel, ob der 78 jährige ehemalige Vizepräsident unter Barack Obama ein guter Kandidat würde, der Trump ernsthaft gefährden könne.
Bei der Vorwahl in South Carolina überraschte er Freund und Feind. Er siegte mit großem Vorsprung.
Ihm hätte allenfalls Michael Bloomberg gefährlich werden können.
Seine Partei – und besonders deren führende Kräfte – entschieden sich rechtzeitig, auf die Bremse zu treten.
Nicht ganz überraschend setzten sie ihre Karten auf Joe Biden – und gewannen.
Wie geht es weiter?
Wenn es keine globale Pandemie geben sollte, die die Welt – auch in den USA – verändern könnte, wird Joe Biden der Herausforderer von Donald Trump im November.
Vermutlich hätte er lieber Bernie Sanders zum Gegner gehabt, dem er gerade mit seinen wirtschaftlichen Erfolgen das Leben sehr schwer gemacht hätte.
Es vergehen noch einige Monate bis zur Entscheidung, ob Donald Trump seine Wiederwahl erreichen kann oder er das Weiße Haus bereits nach der ersten Amtszeit verlassen muss.
Bis dahin fließt noch einiges Wasser den Potomac hinunter.
Europa kann nur abwarten. Beeinflussen kann es den Ablauf in den Staaten nicht.