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Von altmod *)
Die Frage beihaltet den Titel eines epochemachenden Werkes des großen libertären Ökonomen und Sozialphilosophen der „Österreichischen Schule“ Friedrich A. Hayek*. Er verweist darin auf die kollektivistischen, sozialistischen Ideologien des Faschismus in Deutschland und Italien und auf den Bolschewismus. Er erinnert an die Zeit vor der Unterdrückung der Demokratie und der Einführung der totalitären Regime in den davon betroffenen Ländern. Diese Zeitspanne war – wie er schreibt –
„beherrscht von dem allgemeinen Verlangen nach schnellem und entschlossenem Handeln der Regierung und von der Unzufriedenheit mit dem langsamen und schwerfälligen demokratischen Geschäftsgang, was dazu führt, daß ein Handeln unter allen Umständen gefordert wird. In einem solchen Augenblicke übt der Mann oder die Partei, die stark und entschieden genug zu sein scheinen, um „durchzugreifen“, die größte Anziehungskraft aus, und „stark“ in diesem Sinne bedeutet nicht nur eine zahlenmäßige Mehrheit – es ist ja gerade die Sterilität des parlamentarischen Mehrheitsprinzips, womit das Volk unzufrieden ist. Wonach sie suchen, ist eine Persönlichkeit, hinter der genug steht, damit man ihr die Durchführung jeder Aufgabe zutraut.“
Es bedarf aber auch einer starken Gruppe mit einigermaßen gleichgerichteten Ansichten, wobei man davon ausgehen kann, dass diese mit aller Wahrscheinlichkeit „nicht von den besten, sondern eher von den schlechtesten Elementen einer Gesellschaft gebildet werden wird“.
Mit der Coronakrise scheinen wir exakt in einer solchen prä-totalitären Epoche zu sein, wie sie Hayek beschreibt. Etliches hat sich aber durchaus schon länger herausgebildet und weist bereits totalitäre Züge auf.
Es ist schockierend, wie einfach es sich uns heute darbietet, wie ein bisher in großem Umfang noch freiheitliches und individualistisches System tatsächlich in eine Diktatur transformiert werden könnte.
Ist Ungarn hier möglicherweise schon vorausgegangen?
Die schrittweise Unterdrückung von Opposition und Meinungsfreiheit mit der Hilfe fast ausschließlich regierungshöriger Medien hierzulande, das mit den Füßen Treten rechtsstaatlicher Prinzipien hat den Epochenwechsel längst angekündigt.
Heute genügt nun ein Parasit, ein Virus, ein unsichtbarer Feind, um die Bürger in die eigenen vier Wände zu verbannen. Ein paar Ärzte und Experten, die als Super-Autoritäten inszeniert werden, fungieren als Taktgeber für Politiker.
„Die Drohung mit dem Tod ist die Münze der Macht“ schrieb Elias Canetti**.
Die Massenmedien bestätigen ihre abartige Fähigkeit zum Katastrophieren einmal mehr. Und, dass sie jeden in den Staub treten, der Fragen stellt oder Zweifel äußert. Das Volk gewöhnt sich offenkundig daran, dass die Demokratie weggesperrt wird – und das Volk gehorcht, wird gedrillt und dressiert.
„Ein Staat, der in unvermutetes Unglück geraten ist, wird überängstlich und in seiner Schwäche zu empfindlich, um ein offenes Wort ertragen zu können, zu einer Zeit, da er es am meisten nötig hätte.“
Plutarch
Aber nicht erst in der Krise ist bei uns die Neigung entstanden, den Meinungsgegner zum Dissidenten zu machen, zum Abgesonderten. Und „das geschieht wirksam durch moralische Ächtung. Der so zum Schweigen Gebrachte kann wie der Tote weder anklagen, noch sich verteidigen, noch Zeugnis ablegen. … In solchen Zeiten der Krisen und Katastrophen ist zu erkennen, was den Menschen ausmacht und was ihn antreibt.“ – wie Arnold Gehlen erkannt hat.
Hayek spricht von einer Clique, welche die Macht an sich reißt und die Transformation einleitet. Nicht umsonst führt uns dieser Begriff zu Merkel. Nach aktuellen Umfragen wird diese Person in den Augen der Deutschen anscheinend als eine solch starke Persönlichkeit registriert, wie sie sich die Mehrheit wünscht. Und dazu ihre Partei, die CDU, die ebenfalls in einem neuen, nicht erwarteten Umfragehoch schwelgen darf.
Eine Partei, welche die Tauglichkeit zu einer potentiell totalitären Camarilla in nicht wenigen Fällen bewiesen hat. Die zurückliegenden Parteitage mit der frenetischen Akklamation ihrer Führerin erinnerten seinerzeit schon an Beispiele aus dem real existierenden Sozialismus a la DDR oder China.
Politiker mit einer ausgewiesenen Gendarmen-Mentalität werden in solchen Zeiten nach vorne geschwemmt und dürfen sich gar noch in der Huld der von ihnen kujonierten Gemeinschaft sonnen: Seehofer, Spahn, Söder, Strobl. Solche Leute sind aber nicht nur bei der vormals „rechten“ CDU/CSU zu finden, wie die Geschichte der Sozialdemokratie zeigen kann und auch der Blick auf so manches Führungspersonal von Grünen und Linken.
Aber es ist ärmlich, die Schuld nur auf die Politiker zu schieben. Wir, das Volk haben sie doch gewählt, durchaus wissend, welch sinistre Charaktere sich darunter befinden. Wir sind selber schuld, wenn wir uns von ihnen und ihren Hofschranzen in den Medien und den Wissenschaften einlullen lassen, schweigend zusehen, in unser angezüchteten Autoritätsgläubigkeit und Untertanenmentalität verharren.
Der große, leider zu früh verstorben Freiheitsdenker Roland Baader dazu ***:
„Die schlimmsten Feinde der Freiheit sind … nicht ihre erklärten Gegner, sondern die vielen Lauen und Laschen unter ihren angeblichen Freunden, die Gleichgültigen und Bequemen, die Gutmütigen und Gutgläubigen, sowie die Vulgärpoeten mit ihren Parolen, daß es „sooo schlimm ja nicht sei“ oder daß man nicht „immer alles so negativ sehen“ sollte. Diese nützlichen Idioten der Knechtschaft würden auch einem Menschen, der von Kannibalen gekocht werden soll, erklären, er möge sich beruhigen, weil „nichts so heiß gegessen wie gekocht“ werde.“
Was sich derzeit abspielt, ist das, was Hayek in seinem Werk herausgearbeitet hat: wie man in die Abgründe totaler Herrschaft hineinrutschen kann, ohne es eigentlich zu wollen. Nochmals Roland Baader:
„Die herrschende öffentliche Meinung (bestimmt), wie und was die Menschen denken. Das führt dazu, daß die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Zustände in einem Land unablässig schlimmer und schlechter werden können, ohne daß die Bürger dagegen in entschiedener Weise aufbegehren. Sogar dem Übergang ihrer gesellschaftlichen Ordnung von einem freiheitlichen in ein totalitäres System schauen sie auf diese Weise zu, ohne zu revoltieren … “.
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* Friedrich August Hayek: Der Weg in die Knechtschaft – Olzog Verlag München 2009
** Elias Canetti: Masse und Macht – Frankfurt a.M. 1982
*** Roland Baader: Die belogene Generation – Gräfelfing 1999
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1 Antwort zu Auf dem Weg in die Knechtschaft?
Bauer Gerhard, April 3, 2020 um 3:16 am:
Ich glaube nicht, dass diese Krise eine Hinführung zum totalitären System ist. Diese hat längst begonnen, wie Du richtig festgestellt hast.
Ich bekomme fast täglich Berichte aus verschiedenen Intensiv- bzw. Coranastationen. Was dort läuft ist schon erschreckend und rechtfertigt meiner Meinung nach diese Maßnahmen.
Was wäre denn, wenn sich die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und das würden sie zwangsläufig, vervielfachen würden? Heute schon werden Ethikräte gebildet die in Zusammenarbeit mit den Ärzten entscheiden sollen wer beatmet wird und wer nicht. Noch müssen diese Entscheidungen nicht getroffen werden, zumindest nicht in unserer Gegend, aber dies wäre wohl die Standardprozedur bei weiterhin „freier“ Bewegungsmöglichkeit.
Was würden die heutigen Kritiker der gegenwärtigen Entscheidungen dann den Entscheidungsträgern vorwerfen?
Wir haben ja auch keine Ausgangssperre, wir werden nicht eingesperrt. Wir dürfen uns relativ frei bewegen.
Lassen wir das jetzt mal an uns vorübergehen und hoffen wir, dass wir nicht zu den Elenden gehören die ihr Dasein mit Beatmungsschläuchen fristen müssen.
Reden wir weiter wenn es vorbei ist.
Ich halte die Entscheidung von Söder für richtig und in Bayern läuft es einigermaßen geordnet ab. Die Industrie läuft, wenn auch auf Sparflamme, und die Leute gehen arbeiten. Auch die schulische Situation haben wir, damit meine ich meine Familie, im Griff. Sobald es wieder losgeht, wird mit wenig Nachholbedarf zu rechnen sein.
Meine Einschätzung ist, dass vielleicht schon nach dem 20. 4. mit Lockerungen zu rechnen sein wird. Über´s Jahr wird es dann besser und besser werden.
Lieber Frieder ich wünsche Dir und den Deinen ein gutes Durchkommen.
Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Lassen wir uns doch nicht immer von einem Untergangsszenario zum anderen treiben. Seien wir zuversichtlich und kraftvoll für unsere Zukunft und die unserer Kinder und Enkelkinder.