Laschet: Gottesdienste wurden nicht vom Staat, sondern von den Kirchen selbst verboten

(www.conservo.wordpress.com)

Von David Berger *)

Je mehr sich die Unverhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen zeigt, umso mehr versuchen sich Politiker aus der Verantwortung zu ziehen. Nach einem Bericht der Zeitung „Tagespost“ hat NRWs Ministerpräsident Armin Laschet nun bestritten, dass die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen Gottesdienste angesichts der Corona-Krise verboten habe.

Die Initiative zu einem Teilnahmeverbot für Gläubige sei von den Kirchen selbst ausgegangen: „Die Religionsgemeinschaften haben selbst erklärt, dass sie darauf verzichten, wir als Staat haben das zur Kenntnis genommen.“

„Das haben wir nie gemacht…“

Das sei ein wichtiges Detail, denn es sei kaum vorstellbar, dass der Staat Kirchen oder Synagogen schließe. Von daher seien die Verbote der Kirchen dem Staatzupassgekommen. Aber ausgesprochen habe der Staat ein solches Verbot nie: „Das haben wir nie gemacht und die Konzepte, die dann entwickelt worden sind, insbesondere vom Kölner Erzbischof, sind ja heute in ganz Deutschland Standard.“

Außerdem habe das Verbot für die Gläubigen der Pandemie ein Gesicht gegeben. Dafür haben die Kirchen einen extrem hohen Preis gezahlt. Selbst in Zeiten der größten Not, etwa des Krieges und anderer Seuchen, habe es erst recht Gottesdienste für die Gläubigen gegeben:

„Dass wir in diesem Jahr das nicht hatten, dass man einen einsamen Papst auf dem Petersplatz sieht, hat schon die weltweite Dimension dieser Pandemie sichtbar gemacht“,

…so Laschet, der zunehmend aufgrund seiner gemäßigten Corona-Politik als Kandidat mit den meisten Chancen auf den CDU-Vorsitz gilt.

Noch viel schlimmer als gedacht

Diese Aussagen Laschet, sollten sie denn zutreffen, lassen die Verantwortlichen der katholischen Kirche in Deutschland in einem noch düsteren Licht als bisher erscheinen.

Ging man bisher davon aus, dass sich die systemtreuen Bischöfe einfach dem Druck des Systems Merkel gebeugt hätten, so scheinen sie sich gar im vorauseilenden Gehorsam den ohnehin dünnen Ast auf dem sie im Hinblick auf ihre Glaubwürdigkeit sitzen, abgesägt haben.

„Größer als das Gut des ganzen Weltalls“

Dieses Verhalten offenbart einen gigantischen Verlust des Glaubens an die eigene Sache, an die Majestät des Übernatürlichen. Diejenigen, die den Gnadenschatz der Kirche in Treue zum Herrn zu verwalten hätten, scheinen vergessen zu haben, dass „das Gut der Gnade eines einzelnen größer ist als das Gut des ganzen Weltalls“ (Thomas v. Aquin, Sth Ia-IIae q.113 a.9).

„Civitas sancti tui facta est deserta. Sion deserta facta est, Jerusalem desolata est.“ (Jesaja 64, 9)

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Hervorgehobener Kommentar

Mit Genehmigung von Dr. Dieter Fasen veröffentliche ich hier folgenden Leserbrief:

“Sehr geehrter Herr Berger,

die Aussage von Herrn Laschet „Gottesdienste wurden nicht vom Staat , sondern von der Kirche verboten“ stimmt so leider. Wenn ich mich recht erinnere, hat Papst Franziskus als erstes ein Verbot von Gottesdiensten am 12.03.2020 als Möglichkeit

ausgesprochen. Am 13.03.2020, also am Jahrestag seiner Wahl, hat er dies für Rom verfügt. Danach haben die deutschen Bischöfe diese Verfügung für die Diözesankirchen ausgesprochen und bisher nur teilweise aufgehoben. Keiner dieser Verfügungen lag ein Hygieneplan eines Fachmannes zugrunde, der die notwendigen Maßnahmen begründet hätte. Aus meiner aktiven Zeit als Zahnarzt weiß ich, dass die in Hygieneplänen für Krankenhäuser beschriebenen notwendigen Maßnahmen ganz andere sind, als diese von nicht Fachleuten für notwendig erachtet würden. Ich möchte nur zwei Punkte von vielen anführen. Welcher Bischof oder welche bischöfliche Behörde weiß schon, was ein Aerosol ist und wie dieses sich von dem Tröpfchen bei der Tröpfcheninfektion unterscheidet. Wer weiß schon, wie lange ein Virus im Aerosol bzw. im Tröpfchen lebens- oder gar infektionsfähig ist und wieviele infektionsfähige Viren für die Auslösung einer Krankheit übertragen werden müssen. Da diese medizinischen Fragen aber von den bischöflichen Behörden inkompetent beurteilt und die Maßnahmen genauso inkompetent dekretiert wurden, müssen Gottesdienste vor allem heilige Messen in Zukunft zur liturgischen Magerkost verkommen.

Ohne Gesang gibt es auch kein „Großer Gott wir loben Dich“ mehr. Ich fürchte aber, dass dieses die wahre Zielsetzung vieler Bischöfe ist.”

(Original: https://philosophia-perennis.com/2020/05/31/laschet-gottesdienste-wurden-nicht-vom-staat-sondern-von-den-kirchen-selbst-verboten/)

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*) Der Berliner Philosoph und Theologe David Berger (Jg. 1968) war nach seiner Promotion (Dr. phil.) und der Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch „Der heilige Schein“ über seine Arbeit im Vatikan als homosexueller Mann. Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Homomagazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European). Seine Bibliographie wissenschaftlicher Schriften umfasst ca. 1.000 Titel.
Dr. David Berger betreibt den Blog PHILOSOPHIA PERENNIS, mit dem conservo einen regelmäßigen Austausch pflegt.
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