(www.conservo.wordpress.com)
Von Theresa Geissler *)
Argumentationen der Antirassismusdemonstranten in Alkmaar und meine persönlichen Gedanken darüber
Na also: Am Ende hatten wir sie denn in meinem Geburtsort Alkmaar, am Sonntag, 14. Juni 2020: Die erste, etwa bedeutende Antirassismussammlung, hier im “Kopf Noord-Hollands”!
Nein, ich war selbst nicht da. Bei den vorigen großen Demos wie in Amsterdam (Sie wissen schon, die von Märchenfee-Bürgermeisterin Halsema wichtiger geachtet wurde als die Coronamaßnahmen) war ich auch nicht da. Um solche Veranstaltungen zu besuchen, soll man hundertprozentig mit ihren Themen einverstanden sein, sonst verleugnet man nicht nur sein Integriätsprinzip, sondern außerdem sichselbst. Kam also für mich nicht im Frage.
Kollektives Bußkleid?
Der bisher bekannte Fakt: Die Black-Lives-Matter-Ikone George Floyd wurde tatsächlich zum Opfer extremer Gewalt durch einem Polizisten, aber war selbst kein reiner Engel, und der Polizist, der seinen Tod auf dem Gewissen hat, wurde offensichtlich vor allem getrieben durch einen bestimmten alten Fall zwischen ihm und Floyd. Überhaupt keine Entschuldigung für dessen Tod, das sicher nicht, aber schon ein Grund, um sich zu fragen, in wieweit die Verantwortung dafür bei der ganzen weißen Bevölkerung weltweit gesucht werden kann. Anders gesagt: In wieweit sie verpflichtet ist, kollektiv das Bußkleid anzuziehen. Ich habe jedenfalls meine Zweifel dazu.
Jetzt, am Montag Morgen. 15. Juni, steht in der “Alkmaarsche Courant” (=Zeitung) ein ausführlicher Artikel über diese Versammlung, größtenteils gebildet durch die Äußerungen der verschiedenen Teilnehmenden. Wer es liest, erfahrt Folgendes, wobei ich für michselbst zu den folgenden Schlüssen kam:
“MÜDE VON DIESEM JAHRZEHNTENLANGEN KAMPF”, so lautete der Titel, mit vorwurfsvollen ‘Schmerzen’. Noch ehe der Leser sich fragen konnte, wogegen denn wohl gekämpft worden wäre, gab der Nebentitel außerdem noch Auskunft darüber:
“Eine Faust wird erhoben gegen den Rassismus in Alkmaar”.
Eine Faust sogar. Soso. Aber freilich sollte der Ton, der in den großen Städten verwendet wurde, auch hier in der Provinz laut und klar erschallen, sonst hätte das alles überhaupt kein Sinn. Also gut: Los mit den persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer:
Der zwölfjähriger Zahir Kider hat jetzt schon die dringende Bitte “Hau ab in dein eigenes Land!” einnehmen müssen, ebenso wie das N-Wort, oder die Benennung “Affe”. Selbstverständlich äußerst unhöflich. Unerwähnt bleibt, ob diese “Wünsche” ihm aus dem Nichts, also von volkommen Unbekannten, zugeflogen sind, oder z. B. von Klassenkameraden – eine Meinungsverschiedenheit um etwas “Sonstiges”, nur weil die guten Argumenten fehlten. Nicht, dass dies den verbalen Angriff sympathischer machen würde, aber der Leser braucht nun mal möglichst detaillierte Hintergrundinformationen, um alles zu verstehen. Naja, die Länge des Artikels wird wohl limitiert gewesen sein…
(Zugleich erinnerte ich mich an einen Artikel, der etwa in den 70er Jahren in dem niederländischen Frauenmagazine ‘Libelle’ stand, und von ‘Diskriminierung’ von damaligen “Reichsgenossen” aus Surinam usw. Handelte. Darin erklärte die Surinamerin Etha noch zienlich redlich: “Natürlich erlebe ich dann und wann, dass vor allem Kinder mir auf der Straße Sprüche nachrufen, wie ‘Hallo, Chinesin’, oder: ‘Mami, ist denn das eine Negerin? ‘Aber das ist nicht dasselbige wie diskriminieren: Es wäre das Gleiche gewesen, wenn sie ‘Schielerin’ gerufen hätten” – Damals eine gute, objektive Erklärung, obwohl ich glaube, es sei heutzutage ebenso ‘Diskriminierung’, jemanden eine(n) “Schieler(in) zu schimpfen. Das einzige, es habe natürlich ganz zufällig mal nichts mit “Schwarzen” zu tun…)
Na also: Der Artikel geht weiter: Die Veranstaltung verläuft gemütlich. Es gibt Rapsongs – wobei sogar offensichtlich nicht einmal gedroht wird, einem “Zwarte Piet” voll ins Gesicht zu treten, wie Rapper Akwasi in Amsterdam gedroht hat – aber: Schau schau:
Wer sich schon gefragt hätte, wo sie bleiben: “Die Gruppierung ‘Alkmaar schafft es’, ‘Heerhugowaard (TG: Nachbargemeinde) schafft es’ und ‘We promise’ aus Hoorn haben diesen Protest organisiert. Im vergangenen Jahr demonstrierten sie schon für ‘Sinterklaas’-Festzüge ohne ‘Zwarte Piet’. “Wir, schwarze Männer und Frauen, sind mit diesem Kampf fertig”, so ein Sprecher (Aha!, die Herkunft des schmerzlichen Titels des Artikels!). “AD 2020 ist es noch immer so, dass Zwarte Piet jedes Jahr wieder in Alkmaar eingeholt wird. Letztes Jahr gab es eine Gegenveranstaltung, aber da gab es eben eine Schlägergruppe! Schäm’ dich, Alkmaar…!”
Entschuldigung: SCHLÄGERGRUPPE?! Höchste Zeit für ein Zeugniss aus erster Hand! Im letzten Jahr war ich nämlich selbst dabei. Die Aktionsgruppe Kick Out Zwarte Piet (KOZP) hatte von der Stadt einen hervorragenden Platz für ihren “Protest” bekommen. Die Pro-Zwarte Pietbewegung hatte weder eine Gegenveranstaltung fordern, noch wenigstens etwas organisieren können, weil der damaliger Wortführer auf einmal offensichtlich vom Lampenfieber betroffen war, also sich nicht länger traute. Nur einige einzelne Pro-Piet-Leute waren dann noch gekommen, individuell, nur zum versuchen, die eigene Stimme noch hören zu lassen, oder so etwas ähnliches. Die Einzelgänger-mit-demselbigen-Ziel wurden dann noch verstärkt von einer Gruppe von jungen AZ-Anhängern, zwei von ihnen als Zwarte Piet verkleidet und gefärbt. Diese Gruppe Anhänger bildete mehr ohne weniger eine Art ‘Verbindung’ für das lockere Pro-Publikum, das war halt alles. Als ein wenig später der ganze Polizeieinsatz anfing, eine ‘Pufferzone’ zwischen beiden Partieen zu bilden, und wir, das Pro-Publikum, leise nach hinten getrieben wurden, hat wirklich niemand sich widersetzt, auch die AZ-Anhängergruppe nicht; kein einziger KOZP-teilnehmer, der da verletzt wurde oder sich eben bedroht fühlen musste!
‘Schlägergruppe…’ Auch hier hatte man durchaus ein Bedürfnis nach unzerschnittener Dramatik!
Ein senegalesischer (also “schwarzer”) Lehrer an einer Mittelbarer Schulengemeinschaft erklärte ausdrücklich, dass sein Vater ihn früher schon gewarnt hatte, so der Artikel weiter: Er solle zwei- oder dreimal härter arbeiten, um etwas zu erreichen, sagte er ihm, “und das stimmte”.
Obwohl er inzwischen seine feste Stelle schon hat, und nicht dazu erzählt wird, welche Schwierigkeiten er denn wohl zu überwinden gehabt hatte, um dieses Ziel zu erreichen. Aber man glaube als Leser dann auf sein Wort. Etwa schmerzlicher ist seine Geschichte über den Hausmeister des Hochbaus, wo seine Familie früher wohnte, der verbot, den Fahrstuhl zum 11. Stock zu benützen. “Und wir dachten damals, das wäre normal.”
Nein, war es natürlich nicht: Das war unverständlich, unnötig überfordernd und gemein! Jedoch, sobald der Leser sich vom ersten Erstaunung wieder erholt hat, erhebt sich die Frage: Warum ließen denn seine Elten das passieren? Was war denn so ‘normal’ daran? Jeder, der auch nur teilweise bekannt ist mit der niederländischen Gesellschaft, ist gleich davon durchdrungen, dass ein solches willkürliches – und tatsächlich: diskriminierendes – Benehmen von einem einzelnen und ohne gültigen Grund nicht toleriert wird und dass durchaus ein einziges Mal reklamieren beim Immobilienverein reichen müsste, um solch unliebsame Praktiken zu beenden! An sich traurig genug, wenn die Familie da nicht rechtzeitig durchblickte, jedoch ist so etwas in den Niederlanden NICHT normal. Und es geht zu weit, um zu suggerieren, dass solches allgemein akzeptiert wäre. Trotzdem wurde das während dieser Versammlung offensichtlich versucht. Und in allem Ernst.
Und nicht nur das: Darauf meldet der Artikel, wie weitere Sprecher auseinandersetzten, dass ‘weisse Leute’ im Bus, Zug, Strassenbahn usw. aufstehen, sobald ein Schwarzer sich neben sie setzt (Ich selbst benützte bis vor kurzem andauernd den offenen Straßenverkehr, bis meine Ablehnung von Mundmasken mich zwang, damit vorläufig aufzuhören, aber ich kann mich gar nicht erinnern, jemals so etwas bemerkt zu haben, ungelogen!) Auch, so der Artikel, gab es die Klage, viele Farbige hätten den Eindruck, in dem Laden würden sie extra beobachtet. Kann mit Fakten sowie mit Gefühlen zu tun haben; in beiden Fällen sollte man doch mindestens zuerst den hinterliegenden Grund nachforschen…
Jedoch alarmierte mich ein zitiertes Beispiel, sozusagen durch einen Shock der Anerkennung:
Sprecherin ‘Audrey’ erzählte von den erschütternden Bemerkungen, die sie sich immer wieder anhören muss, und wobei die betreffenden Leute offensichtlich meinen, sie sind gerade schrecklich empathisch tätig! Bemerkungen, die variieren von: “Wie exotisch bist du” und “Wie gut du niederländisch sprichst!” bis zum: “Arbeitet dein Vater überhaupt?” Ja, stimmt! Denn dass das Ablassen solcher dummen, plumpen, kurzsichtigen Bemerkungen (zu) vielen Niederländern zur zweiten Natur gehört, weiß auch ich. Und wie!
Nur nicht, weil ich ‘schwarz’, ‘farbig’, ‘exotisch’ oder whatever wäre, denn das ist nicht der Fall. Bei mir ist es meine angeborene, ziemlich leichte, aber leider nicht unsichtbare, körperliche Behinderung, die solche erschütternden Bemerkungen bei, tatsächlich, vor allem Niederländern provozieren. Inzwischen habe ichgelernt, gut aufzupassen für eine oft überfreundlich gemachte Bitte, wie: “Darf ich dich mal ‘was fragen?” weil ich unterdessen vermute, was dann folgen wird:
“Hast du eine Gehirnblutung gehabt?”
“Hast du Kinderlähmung gehabt?”
Oder der Hammer: Eine ungefragte, angeblich gutgemeinte Sympathiebeteuerung von einem Wildfremden: “Hé, du! Ich nehme dich, wie du bist, weisst du: Dir fehlt denn vielleicht was…”
usw.
Also, ‘Shock der Anerkennung”. Die aber auch wieder dazu führt, gegenüber sei es Sprecherin Audrey, sei es welchem farbigen ‘Mitländer’ denn auch, nüchtern und wahrheitsgetreu zu bemerken: “So ist es eben: Auch weiße Menschen haben ihre eigenen Probleme. Auch weiße Menschen haben gegen Beschränkungen, Vorurteile oder unliebsames Benehmen zu kämpfen. Ihr behauptet, ‘wir’ sind privilegiert, aber die weißen Pechvögel in dieser Gesellschaft – und derer gibt es viele – erfahren alles ausser das. Was sie betrifft, nützt es schon gar nicht, um ihnen eine Sklavereivergangenheit von vor Jahrhunderten her vorzuwerfen, um von ihnen Reue zu fordern für etwas, womit sie nie ‘was zu tun gehabt´ haben. Um zu fordern, dass sie freiwillig ihre uralteTraditionen aufgeben, die nach ihren Gefühlen mit Sklaverei nichts zu tun haben, auch wenn Ihr das anders fühlt. Genau so wie Ihr haben weiße Menschen, wie gesagt, ihre eigenen Probleme, Sympathien und Antipathien, und durch das andauernde Benennen als ‘Rassismus’ und ‘privilegiert sein’, geraten die Partien keinesfalls näher zu einander…
Trotzdem, auch wenn sie behaupten, WIR hören nicht da drauf, persöhnlich habe ich umgekehrt ebenfalls diesen Eindruck. Jedenfalls, wo es eine bestimmte, sehr lärmvolle Minderheit betrifft.
Zum Schluss noch mal dies:
Der Montagsartikel wurde beendet mit einem kurzen Gespräch mit einer gewisser Shanna Zwart, von der auch schon geredet wurde in einer Vorbesprechung in der Samstagszeitung: Diese Alkmarische hatte nämlich einer Wochen vorher die Initiative für diese Demo genommen mit einem Aufruf auf Facebook. Aber…die drei obengenannten Organisationen waren sofort an der Stelle, um ihr sehr dringend zu ‘raten’, auf ihre Pläne zu verzichten…um gleich die ganze Sache zu übernehmen! Öffentlicher Grund: “Für sie, als weisse Frau, lag dies angeblich nicht auf ihrem Weg!” Jawohl! “Schwarze Menschen brauchen keine weißen Menschen, um für sie aufzukommen”, erkannte Shanna jetzt der Presse gegenüber, voller Demut und außerdem schuldbewusst wegen der “Fehler”, die sie ‘in der Vergangenheit auch selbst gemacht hatte.” Zum Glück, fügte sie hinzu, “könnte man die auch wieder ablernen…”
Fast sah man im Gedanken ihre Zuneigung der erniedrigten, schuldbewussten, weißen Frau, um diejenigen, die ihr die Initiativ für die Demo unter massivem Druck entraubt hatten, dankbar die Füsse zu küssen. Für die grössere Ehre und Herrlichkeit von dem ‘schwarzen Protest’ und von der neuen Stilikone George Floyd.
Ich weiss selbstverständlich nicht, liebe Leser, was Sie von all diesem halten.
Um es ganz ehrlich zu sagen, habe I C H meine eigenen Gedanken darüber….