Landesbürgschaft für Schalke 04 – ein absolut falsches Signal

(www.conservo.wordpress.com)

Von Peter Helmes

Zum Glück verstehe ich nix von Fußball, komme also von daher gewiß nicht so leicht in den Ruf, für (oder gegen) einen bestimmten Verein eingestellt zu sein. Aber ich verstehe etwas von Wirtschaft und Unternehmen – und deshalb darf ich wohl zur Misere des Unternehmens Schalke 04 meinen Senf dazu geben.

Wenn – wie „auf Schalke“ gerne behauptet wird – Schalke 04 ein Unternehmen ist, dann gelten für diese Firma die üblichen Regeln der Volks- und erst recht der Betriebswirtschaft. Und dazu gehört, daß sich der Staat tunlichst aus der Wirtschaft heraushalten sollte – es sei denn, es läge etwas so Bedeutendes im argen, daß staatliche Hilfe vertretbar wäre. Und da liegt der Hund begraben:

Öffentliche Hilfe für Fußballprofis?

Fußball gehört – jedenfalls vielfach lauthals beschworen – in den Bereich Sport, allerdings mit einer gesamtgesellschaftlichen Komponente, die am besten mit „Förderung der Volksgesundheit“ beschrieben werden kann. Und auf diesem Feld tummeln sich Vereine, Sportarenen und dergleichen sonderzahl. Wenn also ein Verein pleitemacht, gibt´s tausende andere als Ersatz. Da „stirbt“ also niemand – und wenn doch, hängen da höchstens nostalgische Erinnerungen dran. „Das Land“ und „die Wirtschaft“ sind dadurch nicht gefährdet.

Schon von daher darf man fragen, wo das vielbeschworene „öffentliche Interesse“ liegt, wenn Clubs mit Steuergeld unterhalten oder gar reanimiert werden – derweil deren „Aushängeschilder“ (in Form von Spielern) mit oft schwindelerregenden Gehältern gemästet werden.

Das Stichwort „gefährdete Arbeitsplätze“ bringt auch wenig; denn im Geschäftsjahr 2019 waren durchschnittlich knapp 2.000 Mitarbeiter im „Konzern“ des FC Schalke 04 angestellt – ein mittelständisches Unternehmen also, aber nicht unbedingt eine nationale Größe. Wäre diese Größe ein akzeptabler Maßstab für staatliche Unterstützung, kämen Bund, Land und Kommunen aus den Unterstützungen gar nicht mehr raus; denn viele Vereine nagen am Hungertuch – was sich allerdings bei einigen Elite-Vereinen eher als Hummertuch erweist. (Zu dieser letzteren Kategorie gehören die Knappen auf Schalke offenbar nicht. Pech gehabt.) Bedenklich ist jedoch, daß so mancher Profiverein wie ein Unternehmen behandelt werden will, buchstäblich aber die Beine nicht hoch genug kriegt, um mit den anderen mithalten zu können.

Tun wir mal so, als sei Schalke 04 so ein Unternehmen:

Unternehmenserfolg ergibt sich aus Leistung, die am Markt belohnt wird – oder nicht. Bringt man keine oder keine ausreichende Leistung, bleibt der Lohn der Mühe aus, die nötigen Einnahmen bleiben weg. Wenn dann aber dennoch die Ausgaben zu hoch sind, steht der Ruin in der Tür. Als wär´s das noch nicht genug, kam auf Schalke in den letzten Jahren ein nicht mehr zu übersehendes Mißmanagement hinzu.

Aber die Oberschlauen des Vereins, die die Misere zum größten Teil zu verantworten haben, verfallen auf den einzigen Notanker, dessen sie angesichtig werden: Eine staatliche Bürgschaft müßte her! (Mit Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 200 Millionen Euro befindet sich Schalke weiter tief im Krisenmodus.) Nun, bitte schön, müßte das Land NRW mit einer Millionen-Bürgschaft einspringen. Und folgerichtig hat der FC Schalke 04 beim Land Nordrhein-Westfalen eine Bürgschaft von 31,5 Millionen Euro beantragt.

Aus politischen Gründen, die in seiner vergeigten Innenministerzeit liegen (Stichwort: Silvesternacht 2015 in Köln / „Jäger verspielt seine Glaubwürdigkeit“ – RP 17.3.17), mag ich den früheren NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) überhaupt nicht. Aber in der causa Schalke stimme ich ihm zu:

„Der Steuerzahler sollte auf keinen Fall für einen Fußballverein bürgen“, sagte Jäger im Dlf. Steuerzahler könnten nicht die Millionengehälter von Spielern und Trainern finanzieren. Im aktuellen Fall solle der Verein Bürgschaften für laufende Betriebskosten erhalten, sagte Jäger.

„Das bedeutet schlichtweg für den Fall, falls Schalke den Kredit nicht zurückzahlen kann, dass der Steuerzahler die Millionengehälter von Spielern und Trainern finanzieren muss. Ich finde das geht nicht!“(Jäger)

Jäger ging sogar noch weiter und sprach von einer Wettbewerbsverzerrung, wenn ein Verein, der in der Vergangenheit schlecht gewirtschaftet hat, gegenüber anderen begünstigt werde indem er Kredite vom Bund oder Land bekommt. „Das muss Schalke jetzt für sich selbst regeln“, sagte der SPD-Politiker. Der Verein müsse seine Kostenstruktur reduzieren und könne nicht den Steuerzahler in die Pflicht nehmen. (https://www.deutschlandfunk.de/buergschaft-fuer-schalke-04-das-muss-schalke-jetzt-selber.1346.de.html?dram:article_id=480385)

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen – außer, den Schalkern, wie auch anderen Vereinen, etwas mehr Demut zu empfehlen:

Wer „der Größte“ sein will, der muß „Größe“ auch können – und zwar aus eigener Kraft und nicht aus Steuergeld.

www.conservo.wordpress.com     1.8.2020
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