(www.conservo.wordpress.com)
Von Dr. Udo Hildenbrand
In seinem vorausgegangenen Artikel „Symbolisches in der HAGIA SOPHIA: Imam mit Schwert, Allahu-Akbar-Rufe und verhüllte Bilder“ (siehe unten *) hat der Autor dieses Beitrages bereits die religiöse, kulturelle und geschichtliche Bedeutung dieses Bauwerkes „von nicht zu überschätzender Symbolkraft“ ansatzhaft aufgezeigt. Zugleich hat er darin die in der Artikelüberschrift angezeigten Vorgänge im Kontext der Umwidmungszeremonie von 27.Juli 2020 auf ihren Symbolgehalt hin befragt.
Im vorliegenden Artikel ist nun die insgesamt dreimal eroberte HAGIA SOPHIA (1204, 1453 und 2020, erobert im übertragenen Sinn) selbst im Blick und zwar als zum sichtbar gewordenen Symbol der im Koran grundgelegten islamischen Eroberungsideologie. Dabei wird auch aufgezeigt, dass sich diese Eroberungsideologie bereits modellhaft in der Frühgeschichte des Islams offenbart.
Ebenso wird auf die katastrophale Ersteroberung der HAGIA SOPHIA durch christliche Kreuzfahrer im Jahre 1024 verwiesen und gleichzeitig auch einige Aspekte der heftig umstrittenen Geschichte der Kreuzzugsbewegung aufgezeigt. Sodann wird der Blick noch auf einige Moscheen in Deutschland und Europa gelenkt, die nach islamischen Eroberern benannt worden sind. Angedeutet wird abschließend noch der Versuch, die Vorgänge in Istanbul z. B. in Cordoba oder in Jerusalem fortzusetzen.
Zunächst aber soll an ein nur wenige Wochen zurückliegendes Ereignis erinnert werden, das im Zusammenhang mit der Umwidmungszeremonie der HAGIA SOPHIA (türkisch „Ayasofya“) am 24.Juli 2020 steht, die gegen vielfältige in- und ausländische Widerstände von einem Museum wieder in eine Moschee zurückverwandelt wurde. Schon beim Auftakt des Geschehens in Istanbul erklang unüberhörbar das islamische Leitmotiv der Eroberung an.
1. Das islamische Leitmotiv „Eroberung“ am 567. Jahrestag der Eroberung Konstantinopels am 29.5.2020
Bereits vor der offiziellen Umwidmungsfeier der HAGIA SOPHIA am 24. Juli 2020 fand dort am 29. Mai 2020 eine Jubiläumsfeier statt. Es war kein zufällig gewähltes Datum, sondern der 567. Jahrestag der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen am 29. Mai 1453 unter dem erst 21jährigen Sultan Mehmet II., der fortan „der Eroberer“ (türkisch „Fatih“) genannt wurde. Er hatte die Vision, islamischer Weltherrscher zu werden. Mit der Eroberung der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel und der Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, der HAGIA SOPHIA, war nach 1000 Jahren das Ende des Byzantinischen Reiches besiegelt. Konstantinopel heißt seither offiziell Istanbul.
Auf Twitter nahm Staatspräsident Erdogan Bezug auf diese Eroberung und den Anführer der Eroberer:
„Ich gratuliere zum 567. Jahrestag der Eroberung Istanbuls, einem der spektakulärsten Siege in der Geschichte, der eine Ära beendete und eine andere Ära einläutete. Ich gedenke aller unserer Helden, die uns dieses Land zur Heimat gemacht haben, insbesondere Fatih Sultan Mehmed Han (Mehmed der Eroberer), mit Barmherzigkeit, Dankbarkeit und Respekt”.
Bei dieser vorausgehenden Jubiläumsfeier in und außerhalb der HAGIA SOPHIA, die mit einem Feuerwerk endete, wurde auf Beschluss der türkischen Regierung u.a. auch die Koransure 48, die sogenannte „Sure der Eroberung“, vorgetragen. Wie zahlreiche andere Suren enthält sie im Koranvers 48,30 die abwertende, konfrontativ-feindliche Bezeichnung „Ungläubige“. Im Koran und in der islamischen Lehre werden mit diesem Begriff die Andersgläubigen, die Andersdenkenden, letztlich alle Nichtmuslime bedacht.
Präsident Erdogan war per Videokonferenz zu dieser Feier in der HAGIA SOPHIA anwesend. In einer Ansprache erklärte er, es sei richtig, die Eroberung Konstantinopels auch mit einem Gebet in der HAGIA SOPHIA zu feiern. Ebenso sprach er vom Ruhm der Vorfahren sowie von der großartigen Gegenwart und Zukunft unter seiner Regierung.
Auf dem Vorplatz der HAGIA SOPHIA nahmen Tausende in einer Multimediaschau an den Gebeten und Ansprachen teil. Dabei wurde auf einer „gigantischen“, der Stadtmauer nachempfundenen Leinwand, das „glorreiche“ Eroberungsgeschehen von 1453 mit nachgestellten Schlachtszenen dargestellt. Alle Fernsehanstalten in der Türkei waren zugeschaltet.
Die HAGIA SOPHIA – Erneut ein islamisches Monument des Sieges über das Christentum?
Unübersehbar ist: Mit diesem vielsagenden Eroberungs-Datum, mit der ausgewählten Eroberungs-Sure 48 und den für die Osmanen siegreichen Schlachtfeld-Szenen auf der Riesenleinwand wurde ganz offensichtlich von der türkischen Regierung – nämlich von Erdogan selbst – bewusst und gezielt das Leitmotiv für das Umwidmungsereignis vorgegeben. Es klang bereits im oben zitierten „Eroberungs-Twitter“ des Präsidenten deutlich an und heißt: EROBERUNG und SIEG.
So schwingt in diesen staatlichen Vorgaben für die Jubiläumsfeier sowie auch für die damals bereits geplante Umwidmungsfeier am 27. Juli 2020 ganz gewiss mit: Der Gedanke an den Sieg über das Christentum, zugleich an den Sieg über den Laizismus in der Türkei, wohl auch der Gedanke an den generellen Sieg des Islams über alle „Ungläubigen“ (vgl. die am 29.5.2020 zitierte Eroberungs-Sure 48,30).
Das universale, im Raum des Christentums geschaffene Kulturerbe der HAGIA SOFIA dürfte jedenfalls für Recep Erdogan und seine Anhänger verstanden werden als ein
islamisches Monument des Sieges über das Christentum
Monument der Unterwerfung des Christentums unter den Islam
Monument des Sieges über den atatürkischen Laizismus/Säkularimus in der Türkei.
Hinter all diesen Vorgängen, die um die „zurückeroberte“ HAGIA SOPHIA kreisen, steht die im Koran grundgelegte islamische Eroberungsideologie, von der die islamische Lehre und die gesamte islamische Geschichte seit Mohammed entscheidend geprägt ist. Hier soll deshalb zunächst die Frühgeschichte des Islams als Modell der islamischen Eroberungs-Geschichte insgesamt mit wenigen Strichen nachgezeichnet werden. Auf entsprechende Koranverse, die in diesem Kontext gewöhnlich zitiert werden, wird hier verzichtet.
2. Die dschihadistischen Expansionen des Anfangs: Modell der islamischen Geschichte
Mohammed, der Religionsstifter des Islam, hat ein eindeutiges Vermächtnis hinterlassen: Die Erweiterung des islamisch-politischen Machtbereiches – die Reduzierung der Nichtmuslime – die Vergrößerung des Dar al-Islam („Haus des Islam“) mit der Herrschaft der Muslime in der Anwendung des islamischen Rechts.
Entsprechend konstatiert Michel Houellebecq: „Sobald der Islam geboren war, signalisierte er seinen Willen, die Welt zu unterwerfen. Seine Natur ist es, zu unterwerfen.“ Eroberung und Unterwerfung im martialischen Zeichen von Feuer und Schwert wurden seit dem 7. Jahrhundert zu unübersehbaren Kennzeichen der Religion Mohammeds.
Die islamischen Expansionen, die beschönigend „Sendungen und Expeditionen“ genannt werden, letztlich aber immer auf Eroberung und Unterwerfung aus waren, können umschrieben werden als
- Pogrome, räuberische Erpressungen, Überfälle und Brandschatzungen,
- Plünderungen und Piraterie, Massaker und Deportationen,
- Beute– und Raubzüge (Razzien),
- blutige Verwüstungs- und Unterwerfungs-, Versklavungs- und Eroberungskriege,
und bei allen Formen gleichzeitig immer auch als
- Glaubenskriege, häufig verbunden mit Zwangsbekehrungen mit dem vom Koran vorgegebenen Ziel der schrittweisen Umwandlung der Welt durch den Dschihad.
Die rasante großräumige Ausbreitung
Die Publizistin und Politikerin A. Hirsi Ali erinnert mit folgenden Worten an die Anfänge der islamischen Eroberungen:
„Nach Mohammeds Tod im Jahre 632 dehnte eine Reihe von Blitzfeldzügen durch seine Nachfolger die muslimische Herrschaft über ein riesiges Reich aus. Es wurde schließlich zu einem der größten Reiche, das die Welt je gesehen hat. Diese Eroberungen waren äußerst brutal … Die Muslime hatten … die Aufgabe, so viel Land wie möglich zu erobern und unter islamische Herrschaft zu bringen, wo es durch das heilige islamische Recht regiert wurde.“
Von Anfang an setzten die Muslime die angeblichen Offenbarungen des Korans „in Windeseile“ um. Großräumig wurden ab dem 7. Jahrhundert Länder und Regionen in Afrika, Asien und Europa über den Land- und Seeweg von ihnen mit Kriegen überzogen, schon damals verbunden mit ungeheuren Opferzahlen. Grundmotiv aller kriegerischen Unternehmungen war: Politischer und wirtschaftlicher Machtzuwachs – und damit immer aufs Engste verbunden die Ausbreitung des islamischen Glaubens.
Der Islam war so von Anfang an ein ganzheitliches, nämlich ein militärisches, politisches und wirtschaftliches sowie natürlich immer auch ein religiös-theologisches, kultisches und kulturelles Projekt. Dabei werden die Muslime mit ihren unzähligen Expansionskriegen und enormen Landeroberungen seit dem 7. Jahrhundert durchaus mit Recht unter die erfolgreichsten Imperialisten und Kolonialisten der Geschichte gezählt.
Die überwältigenden kriegerischen Erfolge als Wunder und Zeichen der Wahrheit
Welche Prägekraft die islamischen Eroberungskriege der Frühzeit bis auf den heutigen Tag auf die islamische Welt entfaltet haben, veranschaulicht der Islamforscher Khalid Duran mit der Feststellung:
„Die rasante Expansion des frühen islamischen Weltreichs gewöhnte die Gläubigen an das Schauspiel eines nicht nur religiös, sondern auch politisch triumphierenden Glaubens. Die Muslime wurden durch ihre so überaus glorreiche Frühgeschichte gewissermaßen verwöhnt. Spätere Niederlagen taten dem einmal entstandenen Image wenig Abbruch. Der damals entstandene ‘Prinzenkomplex’ ist bisher kaum bewältigt worden.“
Der Orientalist E. v. Grunebaum erkennt einen Zusammenhang, den gläubige Muslime zwischen dem immensen Erfolg Mohammeds und der Wahrheit seiner Lehre sehen:
„Dem gläubigen Muslim will Auftreten und Aufstieg seiner Religion als ein Wunder erscheinen; der überwältigende Erfolg der Sendung des Propheten ist ihm die schlagende Bekräftigung ihrer Wahrheit.“
Eine verquere Denkweise: „Hineinverteidigen“
Im Kontext der islamischen Eroberungsgeschichte verwenden Muslimen den eigenartig klingenden Begriff „Hinein-Verteidigung“. Dieser Begriff will suggerieren, dass der Angriff legitim und der Angreifende ein Opfer ist. In Wahrheit bedeutet „Hineinverteidigung“ jedoch nichts anderes als gewaltsame Expansion, kriegerische Aggression und Invasion. Denn Gewalt wird nach islamischem Verständnis in Bezug auf die Glaubensverbreitung traditionell als Verteidigung und nicht als Angriff verstanden. Deswegen können Muslime auch ungeniert und für informierte Außenstehende völlig unverständlich vom „friedfertigen Islam“ sprechen.
Unter Berufung auf die koranische Pflicht, die Erde durch Konversion oder kriegerische Unterwerfung zu islamisieren, erläutert der Islamologe
Welt verbreitet, nicht um Krieg, sondern um eine fromme, gerechte Handlung in Erfüllung einer religiösen Aufgabe geht… Die Aggressoren sind die Nichtmuslime, welche die Islamisierung ihrer Völker zu verhindern suchen. Ihnen ist die ‘Schuld’ an den Kriegen anzulasten, die sie durch ihren Widerstand gegen die muslimische Eroberung auslösen …Überall würde Frieden herrschen, wo immer die Nichtmuslime dem Ruf des Islam … durch Konversion oder Unterwerfung folgen“ (Hervorgehoben: U.H.).
Das spezielle Friedensverständnis im Islam
Diese Aussagen von Bassam Tibi zum islamischen Friedensverständnis, markieren ein Dreifaches:
Frieden ist nur zwischen Muslimen möglich.
Dschihad, = Krieg zur Ausbreitung des Islams, ist eine fromme, gerechte Handlung.
Aggressoren sind alle, die der Islamisierung im Wege stehen.
Zu den Merkmalen der „Religion des Friedens“ zählt auch das Faktum, dass der islamische Kampf gegen die nichtmuslimische Welt seit den Anfängen dieser Religion stets begleitet war und bis heute ist von intra-muslimischen Auseinandersetzungen, den islamischen Bruderkriegen mit ihren Feindseligkeiten, Rebellionen und blutigen Kämpfen.
Der islamischen Behauptung, die Kriege im Islam seien reine Verteidigungskriege gewesen, hält der Islamwissenschaftler Rainer Glagow die mehr als berechtigten Fragen entgegen:
„Sind die islamischen Heere in lauterer Verteidigungsabsicht bis an den Indus, bis an die Rhone und die Loire und an die Donau gelangt? Haben die islamischen Eroberer die Ostprovinzen des Byzantinischen Reiches, das christliche Nordafrika, das Westgotische Reich in Spanien, im Zuge reiner Grenzverteidigung in Besitz gebracht? Fiel das neupersische Reich der Sassaniden und der größte Teil des indischen Subkontinents den Muslimen zum Opfer, weil diese nur ihre ‘Ehre und menschliche Würde’ verteidigten? War es nicht von Beginn an höchstes religiöses Ziel, Konstantinopel für den Islam zu erobern? Welche Verteidigungsstrategie führte die osmanischen Türken zwei Mal vor die deutsche Kaiserstadt Wien?“
Die Erde ist als Territorium Allahs auch Besitz des Islams
Das für Nichtmuslime verquere, völlig unverständliche Denksystem der Muslime vom „Hineinverteidigen“ soll an dieser Stelle von der Publizistin Bat Ye’or (Pseudonym) aus einer noch anderen Perspektive beleuchtet werden:
„Aus islamischer Sicht ist die ganze Erde eine Stiftung … ein Territorium, das Allah gehört … Insofern qualifiziert die Wiederaneignung von Land, das in jedem Fall dem Islam gehört, den Djihad zu einem defensiven, gerechten und legalen Krieg der Muslime … Gemäß dieser religionspolitischen Perspektive gilt die islamische Eroberung als Wohltat für die unterworfenen Völker, weil ihnen die Niederlage die Chance öffnet, zum Islam zu konvertieren.“
Die äußerst erfolgreichen und auch (nicht nur von Muslimen) bewunderten dschihadistischen Expansionen, die bereits am Anfang der islamischen Geschichte im 7. Jahrhundert stehen, belegen überdeutlich die These: Dem Wesen und Selbstverständnis des Islams sowie dem Lebensbeispiel seines Stifters entsprechend kann die gesamte Geschichte dieser Religion als eine die Jahrhunderte umfassende Expansions-, Unterwerfungs- und Eroberungsgeschichte bezeichnet werden. Die 1400-jährige Geschichte des Islams zeigt sich somit als eine nahezu durchgehende Kette des Zurückdrängens, des Verdrängens und des Auslöschens der „Ungläubigen“, d. h. aller Nichtmuslime.
Die Türkei: Noch im 13. Jahrhundert ein christliches Land
Als Beispiel unter vielen anderen soll an dieser Stelle auf den jahrhundertelangen Verdrängungsprozess in der Türkei verwiesen werden: Die Türkei war noch im 13. Jahrhundert ein rein christliches Land. Dann aber wurden im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Christen vertrieben, unterworfen oder ermordet bzw. zur Konversion in den Islam gezwungen. Nur noch ein Viertel der türkischen Bevölkerung war am Ende des 19. Jahrhunderts christlich. Der Völkermord der Türken an den 1,5-2 Millionen christlichen Armeniern (1914/1916) war einer der ersten systematischen Genozide des 20.Jahrhunderts. Heute bekennen sich lediglich verschwindende 0,2 Prozent der türkischen Bevölkerung zum christlichen Glauben.
.3. Die Erst-Eroberung der HAGIA SOPHIA durch Christen beim 4. Kreuzzug
Die blutige Erst-Eroberung der HAGIA SOFIA ist nicht muslimischen, sondern christlichen Truppen anzulasten. Der von Papst Innozenz III. ausgerufene 4. Kreuzzug (1202-1204) führte nicht ins Heilige Land, sondern endete bereits in Konstantinopel. Er war eine einzige Katastrophe und kann umschrieben werden als ein Kreuzzug von Christen gegen Christen.
Da dieses grausame Eroberungsgeschehen im Rahmen der Kreuzzugsbewegung stattfand, sollen hier zunächst die wichtigsten Ursprungsmotive dieser mittelalterlichen von der römischen Kirche – durch oströmische Hilfeersuche -initiierten Bewegung dargestellt werden.
Vier Vorbemerkungen: Ursprüngliche Motive der Kreuzzugsbewegung (1095-1291)
1. Den „Kreuzzugspäpsten“ und der katholischen Kirche insgesamt wird immer wieder vorgeworfen, bei den Kreuzzügen sei es um ein „Re-Christianisierungsprojekt“ (Basam Tibi) bzw. um die Ausbreitung territorialer Macht gegangen. Doch dem Aufruf von Papst Urban II. vor dem 1. Kreuzzug (1095) sowie seinen Kreuzzugspredigten ist kein einziger Missions- und Bekehrungsgedanke hinsichtlich der Muslime zu entnehmen.
2. Zentrale menschlich-christliche, aber auch kirchenpolitische Motive und Legitimationsgründe für die Kreuzzugsbewegung bzw. für die Kreuzzugsteilnahme waren:
a) Der Schutz der in ihrer Existenz bedrohten orientalischen (= mehrheitlich nichtkatholischen) Christen.
b) Die Solidarität der abendländischen Christenheit mit dem vom Islam bedrängten byzantinischen Kaiserreich und den orientalischen, also den mehrheitlich von Rom getrennten Kirchen der Orthodoxie, die durch oströmischen Kaiser Alexios ein Hilfegesuch an Papst Urban II. richteten.
d) Das Absichern und Offenhalten der Pilgerwege aus Europa ins Heilige Land hinsichtlich der Überfälle und Raubzüge der Muslime auf friedliche Pilgergruppen.
e) Die Befreiung Jerusalems von der islamischen Herrschaft, der Schutz der christlichen Stätten im Heiligen Land vor deren Schändungen und der Zerstörungswut von Muslimen.
f) Das ausdrücklich formulierte Ziel des Papstes: Die Hoffnung auf die Wiedervereinigung der lateinischen mit der byzantinischen Kirche nach dem Schisma 1054.
g) Der Schutz des christlichen Europas vor islamischer Bedrohung und Herrschaft vom Südwesten (Spanien), Süden (Italien) und Südosten (Byzanz) her.
3. Die Episoden grausamer und willkürlicher Gewalt durch Kreuzfahrer waren weder Ausgangspunkt noch Antrieb für das mittelalterliche Phänomen der Kreuzzugsbewegung.
Doch Anfangsideale der Kreuzfahrer wurden leider schon bald oftmals überlagert von Interessen eher weltlicher und machtpolitischer, auch materieller und wirtschaftlicher Art. Bei allzu vielen Kreuzfahrern und ihren Anführern war dabei ein widersprüchliches Nebeneinander von Frömmigkeit und Grausamkeit, von Verzicht und Habgier festzustellen, das allen christlichen Prinzipien widersprach.
- Letztlich war die Kreuzzugsbewegung jedoch eine not-wehrende, aber auch eine not-wendige und zugleich eine not-volle Reaktion auf die jahrhundertelang vorausgegangenen
Aggressionen, Expansionen und Invasionen, auf die Raub-, Eroberungs- und Versklavungskriege der Muslime.
Den sechs bzw. sieben Kreuzzügen stehen bis auf den heutigen Tag unzählige, unaufhörliche und weltweite Dschihads gegenüber. Die Kreuzzüge waren also ein temporäres Phänomen. Sie blieben zeitlich und geografisch vergleichsweise eng begrenzt und waren so im Vergleich zu den islamischen Eroberungszügen eine historische Randepisode. Während die Kreuzzüge vor über 700 Jahren beendet wurden, sind die islamischen Eroberungskriege dagegen entsprechend den Anweisungen des Korans zeitlich und räumlich unbegrenzt.
Die Eroberung Konstantinopels 1204 und ihre Folgen
Wie im eingangs erwähnten Artikel die Geschichte der Eroberung Konstantinopels durch die türkischen Osmanen im Jahre 1453 nur skizzenhaft dargestellt werden konnte, so kann auch an dieser Stelle die Geschichte der Ersteroberung durch christliche Truppen im Jahre 1204 nur in wenigen Strichen nachgezeichnet werden.
Beim 4. Kreuzzug (1202-1204) verbot Papst Innozenz III. den Kreuzfahrern aufs Strengste jeden Angriff auf das Byzantinische Reich. Das ausschließliche Ziel der Kreuzzüge sei die Befreiung des Heiligen Landes. Trotz nachdrücklicher Mahnung und der Androhung der Exkommunikation durch den Papst plünderten und zerstörten die Kreuzfahrer das Zentrum der Ostkirche mit ihren Kirchen und Klöstern, darunter vor allem auch Kunstwerke im berühmtesten Bauwerk der Stadt: der Patriarchalkirche HAGIA SOPHIA. Sogar vor Vergewaltigung und Mord schreckten sie nicht zurück.
Die anschließende Errichtung des Lateinischen Patriarchats von Konstantinopel und die Gründung des Lateinischen Reiches wurde von den Venezianern ebenfalls gegen den Willen des Papstes durchgesetzt. Das neugegründete Lateinische Reich wurde zwischen der Republik Venedig und den Anführern des Kreuzzugs aufgeteilt.
Die Folge der schrecklichen Ereignisse in Konstantinopel beim „Kreuzzug von Christen gegen Christen“ war die nachhaltige Schwächung des Byzantinischen Reiches bei gleichzeitigem Erstarken der muslimischen Nachbarreiche. Diese sollten – wie oben dargestellt – etwa 250 Jahre später, nämlich im Jahre 1453, das Zentrum des Reiches, Konstantinopel mit seiner HAGIA SOPHIA, erobern und damit auch das Ende des Byzantinischen Reiches herbeiführen.
In einem Brief an den orthodoxen Erzbischof von Athen Christodoulos I. entschuldigte sich Papst Johannes Paul II. im Jahre 2001 offiziell für die zwar von Christen, nicht jedoch von der römischen Kirchenleitung zu verantwortenden Ereignisse des Jahres 1204 in Konstantinopel. Entgegen anderslautenden Veröffentlichungen liegt jedoch zu Recht keine Schuldanerkenntnis seitens der Päpste bzw. des kirchlichen Lehramtes zur mittelalterlichen Kreuzzugsbewegung insgesamt vor.
Die größere Schuld der Christen bei verbrecherischen Handlungen
Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten, Plünderungen, Unrechts- und Gräueltaten gibt es bei allen Kriegen, seit sich die Erde dreht. So auch während der Zeit der Kreuzzüge (1095-1291) bzw. beim 4. Kreuzzug bei der Eroberung Konstantinopels (1204). Für die Christen haben sie jedoch keinerlei Legitimationsgrundlage im Neuen Testament, dem maßgeblichen Ursprungsdokument des christlichen Glaubens. Im Neuen Testament findet sich keine Rechtfertigung und ebenso keine Anweisung für ein verbrecherisches Tun.
Deshalb liegt auch subjektiv bei jenen Christen, die in den Konfrontationen mit dem Islam diesbezüglich persönlich schwere Schuld auf sich geladen haben, ein größeres Maß an schuldhaftem Versagen vor als bei jenen Muslimen, die Gleiches gegenüber Christen getan haben.
Denn das Handeln der Muslime stimmte (in der Regel) mit der Lehre ihrer Religion überein. Zumindest zu deren Teilentlastung kann somit konstatiert werden: Dem Koran und dem Vorbild ihres Religionsstifters entsprechend waren Krieg und Gewalt „im Namen Allahs“ sowie um des islamischen Glaubens willen legitimiert, erwünscht und befohlen. Die Muslime waren in ihren Handlungen aus nichtmuslimischer Sicht also durch die Vorgaben ihrer Religion „fehlgeleitet“ bzw. „irregeleitet“.
Die Christen hatten demgegenüber in ihrem menschenunwürdigen Handeln immer schwer gegen den Glauben und gegen die Ethik ihrer Religion verstoßen. Das schwer schuldhafte Versagen von Christen ereignete sich also nicht wegen ihres Glaubens, sondern trotz ihres Glaubens und gegen ihren Glauben, die entsprechende Schuld von Muslimen jedoch in Übereinstimmung mit ihrem Glauben.
Für die ermordeten, verstümmelten, versklavten, missbrauchten Menschen spielt es allerdings keine Rolle, ob sie durch ein Verbrechen im Auftrag einer Religion zu Opfern geworden sind oder ob sich jene, die ein Verbrechern an ihnen begangen haben, gegen die Ethik ihrer Religion verstoßen haben.
Der 4. Kreuzzug „das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte“?
Der angesehene Historiker Steven Runciman versteigt sich zur Behauptung, es habe „niemals ein größeres Verbrechen an der Menschheit gegeben als den Vierten Kreuzzug“, bei dem Konstantinopel erobert wurde. Ein voluminös-überdimensioniertes Urteil! Es umgreift gleichsam die gesamte Menschheitsgeschichte und missachtet damit in nicht nachvollziehbarer Weise das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Und die Begründung dieser
These? Runciman verweist einzig und allein auf „die Zerstörung all der Schätze der Vergangenheit, welche Byzanz so hingebungsvoll aufbewahrt hatte“.
Vor allem aber ist festzuhalten: Bei den unsäglichen Plünderungen Konstantinopels während des 4. Kreuzzuges im Jahre 1204 sollen etwa 2.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Selbst wenn auch hier gilt, dass jedes getötete Menschenleben eines zu viel ist,
vergisst Runciman bei seinem Resümee offensichtlich die mit nichts zu vergleichenden monströsen Großverbrechen der Totalitarismen des 20. und teilweise des 21. Jahrhunderts, insbesondere des atheistischen Kommunismus in seinen unterschiedlichen Formen etwa in der Sowjetunion, in China und Nordkorea, aber auch des antichristlichen, antikirchlichen Nationalsozialismus in Deutschland. Er vergisst darüber hinaus vor allem auch die immensen Opferzahlen der jahrhundertelang andauernden islamischen Eroberungen.
Mit ihren menschenverachtenden Methoden sowie den geschätzten insgesamt 125 Millionen Todesopfern überboten die beiden Gewaltsysteme Kommunismus und Nationalsozialismus in einem vergleichbaren kleinen Zeitabschnitt fast alle Dimensionen des Schrecklichen, die bislang die Menschheitsgeschichte zu verzeichnen hat, von den im Vergleich dazu mehrfachen Millionenopfern der Muslime in langen Jahrhunderten ganz zu schweigen.
Im Blick auf das Schuldverhalten der Muslime macht der Islamologe Basam Tibi folgende Beobachtung:
„Den christlichen Vertretern wurde nicht nur die deutsche Vergangenheit vorgehalten, sie wurden auch für die Kreuzzüge und für den Kolonialismus mitverantwortlich gemacht. Zugleich verbaten es sich die Muslime, mit der Geschichte des Dschihad konfrontiert zu werden. Bei den islamischen Dschihad-Eroberungen ist jedoch viel Blut geflossen, und Muslime haben Nichtmuslimen ihren Glauben oftmals brutal aufgezwungen. Doch darüber zu reden gilt als tabu. Lieber reden auch die Christen von ihrer eigenen dunklen Vergangenheit.“
- Moscheen-Namen sind Programm
„Nomen est omen“ (= „Der Name ist ein Zeichen“) – so die lateinische Redewendung, die im Kontext dieser Ausführungen besagen könnte: Die Namen vieler Moscheen verraten einen dunklen, bedrohlichen Hintergrund. Denn auch in unserem Land sind viele Moscheen nach „Heldengestalten“ der Islamgeschichte benannt. Hinter diesen Namen steht jedoch ein dezidiert islam-ideologisches, nicht nur gegen das Christentum, sondern gegen die gesamte nichtmuslimische Welt gerichtetes militant-aggressives Programm zur Ausbreitung des Islams.
Mit der Namensnennung soll wohl aber immer besonders auch der Sieg über die Christen bzw. das Ende der christlichen Herrschaft symbolisiert werden. So sollen z. B.
die Tarik-Moscheen (z. B. in Frankfurt a. M.) den Beginn der Eroberung Spaniens im Jahr 711 durch den islamischen Berberfürsten Tarik Ben Ziad im Bewusstsein halten,
die Moscheen mit dem Beinamen „Fatih“ (= „Eroberer“, in Deutschland 52, 10 weitere in Europa), die Erinnerung wachhalten an Fatih Sultan Mehmet II., der 1453 das zuvor christliche Konstantinopel gewaltsam eroberte (siehe oben),
die Ayasofya-Moscheen (in Deutschland 26, weitere 4 in Europa), die an die im Jahre 532 erbaute christliche, dann 1453 in eine Moschee umgewandelte HAGIA-SOPHIA-Kirche in Istanbul (jetzt wieder Moschee) erinnern, die für die Muslime ein Symbol für den Islam ist, der über das Christentum siegte (siehe oben),
die Yavuz-Sultan-Selim-Moscheen (in Deutschland 3), die auf Yavuz, genannt „der Grausame“, zurückgehen, der innerhalb von acht Jahren angeblich 70.000 Aleviten (eine islamisch geprägte Gemeinschaft) ermorden lassen haben soll.
Diese kleine Namensliste von Moscheen ruft nach einer Antwort auf folgende Fragen:
(1) Mit welchen Konsequenzen müssten wohl christliche Gemeinschaften in islamischen Ländern beim (nicht denkbaren) Versuch rechnen, kirchliche Gebäude in Erinnerung an die Kreuzzüge etwa nach Papst Urban II. oder nach Bernhard von Clairvaux, nach Gottfried von Bouillon oder nach Richard Löwenherz zu benennen?
(2) Wie ist es möglich, dass in christlich geprägten demokratischen Staaten eine wachsende Anzahl von Moscheen problemlos nach Eroberern der türkisch-osmanischen Geschichte benannt werden können – meist nicht hinterfragt von staatlichen/städtischen Behörden und vor allem auch schweigend hingenommen insbesondere von jenen Parteien und Gruppierungen, die in vergleichbaren nichtmuslimischen Fällen gerade auch in der aktuellen Antirassismusdiskussion vehement z. B. die Umbenennung von Straßen, Plätzen- und Kasernen oder die Entfernung von Statuen bei politisch unliebsamen Namensgebern fordern?
(3) Ist es nicht auch sonderbar, dass insbesondere von Bischöfen und politischen Verantwortungsträgern keine Reaktionen, kein Protest bei mehr als problematischen Namensgebungen von Moscheen in Deutschland bekannt wurden?
Minarette als „Siegessäulen des Islams“
Wie die Kuppel so ist auch das Minarett eine charakteristische Ausprägung der Moschee- Architektur. Das Wort Minarett bedeutet „Leuchtturm“. Denn in den von Muslimen unterworfenen Gebieten wurden Leuchttürme errichtet, ursprünglich auch zur Überwachung des eroberten Gebietes und als Signaltürme für die Karawanen. Zudem wurde die Bevölkerung von Wächtern im Morgengrauen geweckt. Erst später wurde das Minarett zum Ort des Gebetsrufes für den Muezzin.
Über ihre Funktionen hinaus haben Minarette auch eine symbolische Bedeutung. Sie wurden/werden nämlich auch verstanden als „Siegessäulen des Islams“. So ließ Sultan Mehmet II. „der Eroberer“, nach der Eroberung Konstantinopels 1453 um den Kuppelbau der HAGIA SOPHIA Minarette bauen. Das im 6. Jahrhundert auch als Zeugnis der christlichen Kultur und Zivilisation geschaffene Gotteshaus mit seiner imposanten Kuppel wurde gleichsam „eingekreist“ durch die Siegessäulen des Islams, die überdies das Bauwerk noch überragten. Ein Eroberungssymbol eigener Art.
Zum Verständnis der Minarette als „Siegessäulen des Islams“ soll hier das seit Jahren immer wieder zitierte bildhaft geprägte Wort von Tayyip Erdogan in Erinnerung gerufen werden:
„Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.
Die Moscheen sind unsere Kasernen,
die Minarette unsere Bajonetten,
die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“
Diese erdoganische Definition der islamischen Gläubigen und ihrer Moscheen mit ihren Kuppeln und Minaretten ist eine vielsagende Veranschaulichung der islamischen Lehre und Geschichte, die vom Dschihad, dem koranlegitimierten Kampf und Krieg „um des Glaubens willen“ gekennzeichnet ist. Die Demokratie ist dabei lediglich „Mittel zum Zweck“.
5. Heute die HAGIA SOPHIA, morgen Jerusalem und Cordoba
Im Zusammenhang mit der für Erdogan und seine Anhängerschaft „erfolgreichen“ Umwandlung der Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee wurden Forderungen laut zu entsprechenden Vorgehensweisen an anderen Orten. Hier kann nur auf Cordoba und Jerusalem verwiesen werden.
1. Cordoba: Noch vor der Umwidmungszeremonie forderte ein Sultan aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die Rückgabe der katholischen Kathedrale von Cordoba an die Muslime. „Sie gehört ihnen nicht”, da sie „den Muslimen gehört“, betonte der Scheich. Jedes Gebäude, das einmal eine Moschee war, müsse auch immer eine Moschee bleiben.
2. Cordoba war einst für die Muslime nach der Eroberung das geistige und politische Zentrum von Andalusien. Das heute als „Moschee-Kathedrale“ bezeichnete christliche Gotteshaus wurde im achten 8. Jahrhundert als Moschee erbaut. Nach der Eroberung der Stadt durch den spanischen König Ferdinand III. im Jahr 1236 wurde die sogenannte „Große Moschee“ in eine Kirche umgewandelt und ist es bis heute geblieben.
In empörten Reaktionen wurde der muslimische Anspruch auf den Besitz der Kathedrale von Cordoba zurückgewiesen, verbunden mit der Aufforderung, „unsere Kultur und unsere Symbole gegen diejenigen, die ihnen ein Ende bereiten wollen“ zu verteidigen. Auch sollte der Name „Moschee-Kathedrale“ („Mezquita-Catedral“) nicht mehr verwendet und das christliche Gotteshaus nur noch „Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale“ genannt werden.
Von hohen türkischen Verantwortlichen wie auch von muslimischen Historikern und Theologen soll einem Bericht zufolge die Kathedrale von Cordoba „bei mehreren Gelegenheiten benutzt worden sein, um die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu rechtfertigen“, Der Islamexperte Robert Spencer bemerkt zum Versuch der Rückgewinnung der Kathedrale durch Muslime:
„Die Kathedrale von Cordoba war tatsächlich einmal eine Moschee. Aber diese Moschee wurde ursprünglich an der Stelle einer westgotischen Kirche errichtet, welche die einfallenden Muslime zerstörten“.
Längst vor der islamischen Eroberung Cordobas im 8. Jahrhundert stand also bereits eine christliche Kirche genau an der Stelle, an der von den islamischen Eroberern eine Moschee gebaut wurde, die ab 1236 bis heute die Kathedrale des Bischofs von Cordoba ist.
1. Jerusalem: Die Ereignisse rund um das Weltkulturerbe HAGIA SOPHIA waren für Recep Erdogan auch Anlass, seine gegen Israel gerichtete Politik ins Spiel zu bringen und sich dabei zugleich als ein Führer der islamischen Welt zu inszenieren. In regierungsnahen türkischen Medien, die Erdogan als Retter der „Tyrannei der Kreuzfahrer“ bezeichnen, las man die anti-israelischen Botschaft, die „Wiederauferstehung der Hagia Sophia“ sei der „Vorbote zur Befreiung der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem“.
Die al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in Ost-Jerusalem zählt bei den Muslimen zu den wichtigsten Stätten des Islams. Hinter der Eroberung Jerusalems im Jahre 637 steht eine Legende, nach der Mohammed im Jahre 620 in einer Himmelreise bzw. Nachtreise mit einem Engel auf einem geflügelten Pferd nach Jerusalem geritten sein soll. Von dort aus sei er durch alle sieben Himmel aufgestiegen und dabei Adam, Abraham, Mose und Jesus begegnet und sogar Allah vorgestellt worden. Dadurch sei sein Prophetentum und seine Sendung bestätigt worden.
Es liegt nahe, dass diese Legende dazu geführt hat, dass die Muslime den Anspruch auf Jerusalem als drittheiligste Stadt nach Mekka und Medina erhoben haben, um dadurch gleichzeitig die Eroberung der Stadt mit ihrem Tempelberg zu legitimieren.
Doch der Tempelberg hat zuvor Jahrhunderte lang allein den Juden gehört und war für sie ein heiliger Ort. Erst nach der genannten Eroberung im Jahre 637 ist er von den Eroberern als ihr Heiligtum reklamiert worden. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Tempelberg zu einem Konfliktort zwischen Juden und Muslimen geworden ist. Derzeit haben die Israelis die Verantwortung für die Bewachung des Geländes, die Jordanier für die Verwaltung und eine islamische Stiftung für die Bearbeitung der religiösen Angelegenheiten.
Bereits seit mehreren Jahren ist zu beobachten, dass der türkische Präsident gezielt versucht, größeren Einfluss auf den Tempelberg zu nehmen. Nach seinen Vorstellungen soll Israel von der Kontrolle ausgeschlossen werden. Er meint, dass er als Präsident eines muslimischen Landes die Verantwortung habe, die Jerusalemer al-Aqsa-Moschee zu schützen. Zugleich provoziert er seit Jahren mit anti-israelischen Aussagen.
Die zweite Umwandlung der HAGIA SOPHIA am 24.7.2020 nahm er dann zum Anlass eines Versprechens: Die al-Aqsa-Moschee soll im Rahmen eines panislamischen Erwachens „befreit“ werden. Darunter verstand er wohl: Den Tempelberg von jüdischen Gläubigen „zu befreien“ und ihn gleichzeitig der Kontrolle der Israelis zu entziehen.
6. An Stelle eines Schlusswortes: Ein Blick in die „abgeteilte“ islamische Frauenwelt
Bei der Durchsicht der Presseartikel zum Thema „HAGIA SOPHIA 2020“ liest man fast ausschließlich nur von Männern, auf den z. T. eindrucksvollen Bildern sieht man fast ausschließlich – ebenfalls nur Männer. Berichtet wird von der Präsidentengattin Emine Erdogan und den beiden Ministerinnen der türkischen Regierung, die „in dem abgeteilten Frauenbereich“ der Moschee bei den anderen Frauen Platz nehmen mussten. Frauen sind nahezu unsichtbar- und wenn, dann „hinten“. Auch diese Symbolik spricht Bände. Und vom realen korankonformen Leben der islamischen Frau unter der alles dominierenden Männerwelt wurde schon tausendfach berichtet.