(www.conservo.wordpress.com)
Von Michael van Laack *)
Mozart, Haydn, Beethoven oder wer auch immer. Klassik ist anspruchsvolle Musik für Menschen mit gehobener Bildung, belehrt uns der Mainzer Staatssender. Schon die Erfüllung dieses Kriteriums genüge, um den Rassismus-Verdacht zu erhärten. Aber es gälte noch manches mehr zu bedenken, was dann in der Summe zeige: In jedem Besucher eines Bach- oder Schubert-Konzerts schlummert ein potentieller Applausspender für die Tötung von George Floyd oder gar ein offensiver Vertreter der NS-Rassenideologie. Klassische Musik sei eine „exklusive Welt europäischer Tradition“.
Was Rassisten früherer Jahrhunderte komponiert hätten, würde auch heute noch fast ausschließlich von alten weißen Männern dirigiert, interpretiert und gespielt und folgerichtig auch mehrheitlich von alten weißen Menschen in Konzertsälen mit Applaus bedacht. Klassischer Musik fehlt schwarze Dominanz „Jazz, Blues, Hiphop“ – Das seien Domänen schwarzer Musiker, freut man sich beim ZDF. Im klassischen Bereich fehle diese Dominanz, was zeige, dass man dort die BLM-Gleichheit noch nicht verinnerlicht habe und weiterhin der Unterdrückung aller Mohren, ganz gleich ob mit oder ohne Goldblech und Flitter in Nasen und Ohren, fröne. Hauptverantwortlich für diese jeden Anständigen und Aufrechten zutiefst empörenden Zustände seien allerdings hauptsächlich die führenden Dirigenten der Szene.
Köpfe wie Barenboim oder Rattle müssten sich nun endlich antirassistisch äußern und auch so handeln, in dem sie in Zukunft für Multikulturalismus bei den Orchesterbesetzungen sorgen. Erst wenn mindestens 50% der Musiker keine Weißen seien, könne man den Rassismus-Vorwurf zurücknehmen. Zudem müsse endlich auch das Publikum bunter werden.
Wie das Interesse von Nigerianern, Ägyptern oder Afro-Amerikanern an Brahms, Vivaldi oder Schumann geweckt werden könnte, erläutert uns das ZDF leider nicht. Vielleicht erst einmal Jahresfreikarten für alle seit 2015 ins Land gekommenen Asylbewerber und Migranten mit der richtigen Hautfarbe?
PP schlägt weitere Überprüfungskriterien vor
Nach der Lektüre des ZDF-Beitrags kamen beim Autor dieses Artikels dunkle Gedanken auf. Reicht es, den allgegenwärtigen Rassismus zu bekämpfen? Sollte man nicht stattdessen auch alle mehr oder weniger bekannten Komponisten klassischer Musik (sagen wir mal grob vom Ende des 16. bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts) darauf hin überprüfen, ob sie in einem ihrer Briefe oder gar einer Auto-Biographie rassistische bzw. antisemitische Gedanken geäußert haben? Und müssten wir, wenn wir fündig würden, diese Komponisten nicht umgehend von allen Spielplänen streichen? Zudem auch alle Museen und Ausstellungen schließen bzw. entrassistifizieren, in denen sie zu sehen sind?
Sollten darüber hinaus nicht alle Bürger aufgefordert werden, ihre Werke von den Festplatten beweispflichtig zu löschen und alle CDs, DVDs oder Schallplatten im kommunalen Bürgerbüro vor Ort abzugeben? Und dort dann auch gleich eine Verpflichtungserklärung unterschreiben, jeden Nachbarn zu melden, aus dessen Stereo-Anlage immer noch Chopin erklingt?
Säuberungsaktion bei Wagner beginnen
Der hat zwar nicht wirklich klassische Orchester-Musik komponiert, aber schon sehr rassistisch und antisemitisch gedacht sowie germanische Helden in seinen Opern lebendig werden lassen. Zudem hat Hitler Wagners Musik sehr geschätzt. Muss uns das nicht Beweis genug sein, sein Andenken von der Erde zu tilgen? So wie es einst die Ägypter mit einem Pharao aus der mittleren Dynastie machten: Seine Statuen wurden zerstört und sein Name aus allen Inschriften herausgemeißelt.
Und reicht es überhaupt aus, wenn wir den Klassik-Sektor nur entnazifizieren? Muss da nicht mehr geschehen? Brauchen wir nicht auch eine Frauen- und Divers-Quote bei Dirigenten und Musikern? Darf noch zugelassen werden, dass im Publikum eine Geschlechterungleichheit herrscht? Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass viele der berühmten Komponisten klassischer Musik katholisch, evangelisch oder orthodox waren. Darf man einem schwarzen und vermutlich auch muslimisch geprägten Jahresfreikarten-Publikum weiterhin Musik christlicher Komponisten oder gar Werke mit christlichen Inhalten wie z.B. Bachs Passionen zumuten?
Sollten wir nicht eher im Interesse kommender Generationen alles konsequent aus dem Musik-Gedächtnis löschen, das im Verdacht steht, die religiösen Gefühle von Muslimen zu verletzen? Klimafeindliches Gedankengut? Und ist – um aus diesem Problemkreis nur ein Beispiel zu nennen – das Hören von Händels Feuerwerksmusik nicht Aufruf zu klimafeindlichem Handeln? Wir alle wissen ja um die Schadstoffbelastung an Silvester.
Auch bedenkenswert: „Puer natus est“ (Ein Kind ist uns geboren) hören wir in manchen Oratorien klassischer Komponisten. Wie muss sich eine Frau, die schon zweimal abgetrieben hat, fühlen, wenn ihr solche Aussagen im Rahmen eines klassischen Konzerts vorgetragen werden? Fragen über Fragen, auf die das ZDF heute noch keine Antwort gibt.
Doch ist die Redaktion dieses Blogs zuversichtlich, dass es bald auch Erkenntnisse und Empfehlungen zu den hier aufgeworfenen und vielen anderen noch ungestellten Fragen geben wird. Schließlich bezahlen wir alle gern unsere Zwangsgebühren, um Erleuchtung zu erhalten und die Welt in all ihren Facetten erklärt zu bekommen. Deshalb haben wir selbstverständlich Anspruch auf umfassendere Aufklärung als die im vorliegenden ZDF-Beitrag gebotene.
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conservo meint: Wehret den Anfängen!
Niemand ist gezwungen, (europäische) Klassische Musik zu mögen. Aber sie gehört zum Wesen unserer Kultur(-Tradition) und ist über Jahrhunderte gewachsen. Mehr noch:
Klassische Musik – übrigens ein sehr weit gefaßter und nicht genau definierter Begriff – ist in allen Erdteilen, auch in fernen Kulturen – anerkannt und beliebt. Wieso hat sie sie so viele Freunde in den uns eher fernen asiatische Kulturräumen wie z.B. Japan und China gefunden und auch dort Interpreten mit Weltruf hervorgebracht (z.B. Lang Lang)?
Wären diese linken Kulturvernichter ehrlich, müßten sie zugeben, was hinter ihrer Abneigung steckt: Sie sind Gesellschaftszerstörer und wollen alles ändern, was unsere Gesellschaft im Inneren stark gemacht hat und verbindet. Wehret den Anfängen!
Dem renommierten Blogger „altmod“ gehört höchste Anerkennung dafür, daß er seit Wochen täglich wechselnd ein bedeutendes Stück dieser Musik veröffentlicht. Ein deutlicher Gegenpol gegen die seichten, kulturlosen(sic!) Bla-Bla-Töne der Zeitgeistigen!
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*) Michael van Laack ist vielgelesener Kolumnist des Blogs „Philosophia Perennis“, den Dr. David Berger betreibt und mit dem conservo einen regelmäßigen Austausch pflegt. Sie lesen gern die Debattenbeiträge und Analysen fernab des Mainstreams, die Ihnen Michael van Laack auf PP bietet? Dann können Sie ihn für sein Engagement hier unterstützen: