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von Notan Dickerle, Anwärter auf den Leuchtturmpreis für mutigen Journalismus gegen “Bunt”
Was den Alchemisten des Mittelalters die Herstellung von Gold war scheint dem System Merkel heute die Schaffung von Nazis zu sein. Ist der so geschaffene ideologische Feind erst einmal besiegt, strahlt die Gloriole der politischen Correcties umso goldener, und es gibt Lob von „German Watch“, der „Anti Diffamation League“ und wie die „Nie-wieder-irgendwas“-Organisationen alle heißen. Außerdem läßt es sich viel leichter durchregieren, wenn Opponenten von vorneherein ins moralische Abseits gestellt werden können.
Beißhund „Spiegel“ ließ in diesem Zusammenhang neulich den „Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus der Universität Leipzig“ zu Wort kommen. Ja, so ein „Kompetenzzentrum“ gibt es tatsächlich und ist possierlicherweise an der dortigen Theologischen Fakultät angesiedelt. Der Herr Direktor heißt Oliver Decker, und seine ebenso tiefschürfende wie spiegelgerechte Analyse lautete, „Verschwörungsmythen, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Antifeminismus“ seien „Bindeglieder zwischen… antidemokratischen Milieus“. Klickt man vor diesem Hintergrund mal bei der Uni Leipzig rein, so stellt sich dort tatsächlich das „KreDo“ vor, das „Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus und Demokratieforschung“.
Man kann ja schließlich dieses auch im Hinblick auf Staatsknete so dankbare Thema nicht dem notorischen „Experten“ Matthias Quent (Träger nicht des Leuchtturmpreises aber eines „Preises für Zivilcourage der Stadt Jena“) und der Anetta Kahane-Stiftung überlassen, auf die eine Linkliste des „KreDO“ allerdings als erste Adresse verweist; als nächstes kommt das „Netzwerk für Demokratie und Courage – gegen menschenverachtendes Denken.“
Klickt man Professor Decker an, so erscheint das Bild eines Bücherregals mit richtungsweisenden Titeln: „Theodor W. Adorno“, „Was heißt Rassismus?“, „Paradigma der Geschlechterdifferenz“. Das Wort „Krise“ ist auffallend häufig Titelbestandteil wie z.B. „Die Mitte in der Krise“. Der „Mitte“ gilt nämlich die besondere Aufmerksamkeit von Professor Decker, der nicht nur das „Kompetenzzentrum“ in Leipzig leitet, sondern auch „Professor für Sozialpsychologie und interkulturelle Praxis an der Sigmund Freud-Universität Berlin“ sowie „Co-Leiter des Graduiertenkollegs Rechtspopulismus“ der Universität Köln ist. Außerdem gibt er seit 2002 regelmäßig „Mitte-Studien zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland“ heraus. Eine dieser Studien trägt den aparten Titel „Vom KZ zum Eigenheim – Bilder einer Mustersiedlung“ und ist kofinanziert von der (aus dem Programm „Demokratie leben“ üppig ausgestatteten) Kahane-Stiftung.
Decker ist auch Verfasser eines 2013 erschienenen Werks „Die enthemmte Mitte“. Was Forschung doch nicht alles leisten kann! Auch ohne Kenntnis von Einzelheiten kann man sich leicht vorstellen, wohin die Reise geht:
Die Mitte der Gesellschaft soll mit derart geschwätzwissenschaftlichem Hokuspokus in die rechte Schmuddelecke gestellt werden. Leute wie Decker schaffen ideologisch grundierte Theorien, die sich die betroffene Mitte der Gesellschaft auf Grund ihrer Abstrusität – ähnlich wie bei der Gendertheorie oder dem „Dritten Geschlecht“ – nicht einmal in ihren Alpträumen vorstellen kann.
Sie entwickeln indes eine Eigendynamik, die früher oder später als Grundlage für staatliche Manipulationen einschließlich ideologischer Übergriffigkeiten gegen ebendiese politisch eher unauffälligen Bürger der Mitte dienen kann, sobald diese Mitte neu definiert bzw. wie im System Merkel nach links verschoben werden soll. Die „Neue Mitte“ ist dann eben die alte Linke, und wer bei dieser Charade nicht mitmacht, ist schwuppdiwupp der neue Rechte, der im Rahmen des „Kampfes gegen Rechts“, des imaginären „Aufstands der Anständigen“, gnadenlos bekämpft wird.
Der multifunktionale Oliver Decker hat das alles nicht selbst erfunden. Wie fast alles „Gute“ kommt auch der intellektuelle Taschenspielertrick vom „Extremismus der Mitte“ direkt aus „God’s own country“. Er wurde bereits vor über 60 Jahren, also auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, von dem amerikanischen Soziologen Seymour Martin Lipset in dem Buch „Political Man“ entwickelt, in dem er behauptet, der Faschismus sei in der sozioökonomischen Mittelschicht beheimatet. Personen, die ihren Status in Gefahr sehen, neigten zum Rechtsextremismus, der Mittelstand bilde praktisch eine Art konterrevolutionäres Potential.
Der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky – immerhin ein Mann von der sozialistischen SPÖ! – hat das gleiche Phänomen in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts wesentlich einfacher und undramatischer formuliert: „Niemand lässt sich gerne etwas wegnehmen.“ Entsprechend blieb die Wirkung des linken Vordenkers Lipset lange auf geschwätzwissenschaftliche Seminare beschränkt, sein „Extremismus der Mitte“ galt weniger als Instrument der politischen Analyse denn als politischer Kampfbegriff von Strategen der Umverteilung, eines „Great Reset“.
Deckers eher konservativer Kollege Uwe Backes, der an der TU Dresden vergleichende Diktaturforschung betreibt (und außerdem als stellvertrender Direktor am Hannah Arendt-Institut für Totalitarismusforschung wirkt) hat den manipulativen Trick ebenfalls durchschaut: „Kein Wunder, daß in der ‘Mitte’ fündig wird, wer mit neurechten Tendenzen neoliberale Politikkonzepte oder die Berufung auf den Nationalstaat meint.“ Eigentlich sehr einfach und leicht nachvollziehbar. Aber der „Great Reset“ steht ja demnächst auf der Tagesordnung, und wer Nazis sucht, der findet auch welche – zur Not auch in der Mitte der Gesellschaft mit Hilfe von Herren wie Lipset, Decker oder Quent. Mit Demokratie hat das dann aber nichts mehr zu tun, vielmehr mit ihrem Gegenteil!