(www.conservo.wordpress.com)
Von Peter Helmes
„Großer Manitu, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen,
ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.“
(alte Apachen-Indianerweisheit)
Ich sollte also öfter ´mal meine Schuhe mit den Mokassins eines anderen tauschen, um erkennen zu können, wie er „geht“ – oder auch, wo ihn der Schuh drückt.
Liebe Leser,
in Absprache mit „altmod“, dem „dienstältesten“ Kolumnisten auf conservo, veröffentliche ich den kurzen Schriftwechsel zwischen altmod und mir, der sich nach der Wiedergabe eines Beitrages zum Ende der Wahlperiode Trumps entwickelte. Zum Verständnis unserer Schreiben hier zunächst der Link zum Originalbeitrag von altmod, ohne dessen Lektüre der Schriftwechsel nicht verständlich wäre: https://www.conservo.blog/2021/01/11/der-donald-und-wir/
Mit seinem Beitrag handelte sich altmod eine große Zahl von Zuschriften ein, die überwiegend kritisch waren – auch von mir. Ich hatte seinen Beitrag voreilig als „Ausrutscher“ bezeichnet. Das war er aber nicht. „Voreilig“ war eher meine Etikettierung; denn hätte ich gründlicher nachgedacht, wäre ich nicht zu diesem Urteil gekommen.
Auch deshalb bedaure ich, daß es unsachliche, ja unflätige Stellungnahmen einiger Leser gegeben hat, die altmod nicht gerecht werden und auch nicht zum Stil auf conservo gehören.
Ich bin altmod sehr dankbar, daß er dies nicht zum Anlaß genommen hat, den Kontakt zu conservo abzubrechen, und freue mich über die Artikel, die er „seitdem“ geschrieben hat. Die Resonanz darauf zeigt im Übrigen erneut die Wertschätzung der conservo-Leser.
Ich habe beim Schriftwechsel wieder einmal erfahren, wie wichtig es ist, erst gründlich nachzudenken sowie sich in die Auffassung des anderen hineinzufühlen und dann erst eine Meinung zu äußern.
Mit Dank und herzlichen Grüßen, vor allem an altmod
Ihr Peter Helmes
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Hier folgt der Schriftwechsel:
Der Donald und wir
12.01.2021 14:27, An Peter Helmes <peter.helmes@t-online.de>
Sehr geschätzter, lieber Herr Helmes,
Ich möchte nicht mit einer Stellungnahme im Kommentarbereich auf conservo in die Diskussion hineinreden, um damit vielleicht – nolens volens – neues Öl ins Feuer zu gießen. Mit diesem Schreiben wende ich mich an Sie persönlich – was mir unsere lange Verbundenheit auferlegt.
Da bin ich in meinem Beitrag zu Trump und mit einigen Äußerungen offensichtlich in einen stattlichen Fettnapf getreten und habe eine Empörungswelle auf conservo ausgelöst. Sie selbst sprachen von einem „Ausrutscher“.
Ich darf Sie versichern, es war kein „Ausrutscher“, sondern ein vielleicht mehr aus dem Bauch heraus entstandenes „Propagandapampflet“ – ich wähle mal diese nette Benennung von einem netten Kommentator.
Ich habe in meinen Beiträgen nie eine Mördergrube aus meinem Herzen gemacht und versuche – was für eine ersprießliche Diskussion wohl auch wichtig ist – Ehrlichkeit deutlich werden zu lassen. Auch wenn es manchem nicht gefallen mag. Wie auch jetzt. Und ich werde mich auch weiterhin nicht verstellen.
Ja, ich war enttäuscht von dem Wahlergebnis. Ich habe mir einen anderen Ausgang – den pro Trump – erhofft und gewünscht. Das kann man mir auch in Bezug auf meinen so empörenden Beitrag nicht in Abrede stellen.
Und ich habe darüber nachgedacht, warum es nicht so gekommen ist, wie ich es mir und viele – ich meide jetzt das „wir“, was ja auch schon für manche verdächtig erscheint – erhofft haben. Und ich kann nicht zu einem pauschalen Ergebnis kommen, vielleicht dahingehende, böse Mächte hätten eine Lichtgestalt zu Fall gebracht..
Man muss nicht zum wiederholten Male auf das Wahlsystem in den USA rekurrieren, dessen Unzulänglichkeiten es erlauben, mehr noch als bei unserem statischen Verhältniswahlrecht, nicht genehme Ergebnisse uminterpretieren zu können; und es erscheint uns, dass in diesem Wahlsystem Betrug, Unregelmäßigkeiten, Fälschungen – und was sonst noch – möglich sind. Das ist aber allein das Problem der dortigen Gesellschaft und nicht unseres, aus wenn das einige anders sehen. Wer nach den US-Verhältnissen gewählt wurde, ist gewählt – und das muss die Welt akzeptieren.
Wenn die Bundeskanzlerin verlangte, dass ein Wahlergebnis – auf das sie eigentlich keinen Zugriff hat und haben darf, korrigiert werden soll, dann hat man ihr das zurecht um die Ohren geschlagen. Wenn aber einer das Gleiche tut, den man als Hoffnungsträger oder Lichtgestalt für sich reklamiert hat, dann ist es richtig und man verbeißt sich regelrecht in jegliche Argumentation für eine Defraudation.
Mir hat der Obama nicht gepasst, der Clinton nicht – wie aber auch der Bush jr. nicht. Aber die amerikanische Präsidentenwahl ist keine Wunschveranstaltung.
Ich habe die Präsidentschaft von Reagan für einen Glücksfall in der Geschichte gehalten. Ich hoffte, dass sein vormaliger Vize George Bush Sr. ein zweites Mal Präsident werden würde – nicht nur wegen seiner Rolle bei der Wiedervereinigung.
Was die Verdienste von Trump angeht, habe ich es das auch geschrieben. Vor allem dass er mit seiner Kandidatur und dem Amtsantritt dieses linke, korrupte Establishment in Selbstgewissheit verharrt, aufgemischt hat. Hinzu kommt, dass er mit seiner Besetzung des obersten Richtergremiums ein notwendiges Korrektiv geschaffen hat.
Was ich ihm nachtrage, ist, dass er es nicht geschafft hat, die Stimmung im Lande zu wenden und wirksam gegen all diesen verderblichen Mist vorzugehen, der von den Hochschulen und linken Think Tanks ausgehend, diesen „Wahnsinn der Massen“, wie ihn Douglas Murray in seinem Buch so treffend beschrieben hat. Er hat hier intellektuell nicht entgegengehalten und auch seine Administration nicht, sondern man hat eher polarisiert.
Als seine Niederlage sich abzeichnete – Wahlbetrug oder -Fälschung hin oder her – hat er sich in meinen Augen wie ein trotziges Kind und nicht wie ein souveräner Staatsmann verhalten.
Die juristischen Bemühungen das Wahlergebnis zu ändern – auch Finten und Tricks, was auch keiner anzweifeln kann – sehe ich ihm nach.
Was ist das aber für ein Stil, zu sagen, ich gehe nicht zur Amtseinführung meines Nachfolgers, weil mir das Ergebnis der Wahl nicht gefällt.
Aber vielleicht habe ich ein altmodisches, überkommenes Idealbild von einem politischen Führer oder Staatsmann.
Dass es zu diesem „Sturm auf das Kapitol“ gekommen ist, hat er mit zu verantworten, da ihm die Rhetorik und der Diskurs über das Ende seiner Amtszeit schließlich entglitten sind. An Vermutungen, dieser Sturm wäre eine Inszenierung der Linken gewesen, oder die Polizisten hätten auf Geheiß der linken Bürgermeisterin von Washington die Pforten des Kapitols für die Protestanten freigegeben, um letztendlich Trump zu schaden, beteilige ich mich nicht; wenn auch das für manche Trump-Anhänger jetzt wohl schon Gewissheit ist. Das Faktum dieser „Erstürmung“ hat mich auch nicht erschüttert oder verwundert, es war bei der Gewaltgeneigtheit der dortigen Gesellschaft – links oder rechts angesiedelt – einmal zu erwarten. Man bedenke nur, was sich dort tagtäglich auf den Straßen – auch vor dem Kapitol oder dem Weißen Haus abspielt.
Ich habe versucht, in meinem Beitrag meine „Betroffenheit“ auf unterschiedlichen Ebenen darzustellen und dafür bewusst die Metapher „Quälodram“ eingesetzt.
Für die Disputanten auf conservo habe ich offensichtlich einen derartigen Frevel begangen, als hätte ich vor einer orthodoxen Kirchengemeinde auf eine Ikone gespuckt.
Angriffe auf meine Person, dass man u.a. „dem Mediziner“ oder „Gott in Weiß“ die Allgemeinbildung abspricht, schlagen auf die Person, die sich noch wohl selbstironisch „diehassrede“ nennt, selbst zurück. Sei´s drum…
Dafür, dass man annimmt, meine Bemerkungen resultierten einfach „nur aus der Enttäuschung und / oder aus dem täglichen Umgang mit dem ignoranten Umfeld“, dafür ich habe ich selbst mit einigen Bemerkungen Vorschub geleistet. Aber die Empfehlung, ich sollte darob mein Eheweib „zum Teufel jagen“, geht eindeutig zu weit und ist übergriffig. Und das entschuldige ich nicht, und das würden Sie – nehme ich an – auch nicht tun.
Ich werde meinen Stil und die Tendenz auf „altmod“ beibehalten und gewiss niemandem nach dem Mund reden, um vielleicht Beifall von einer Seite zu erhalten, auf der ich mich partout nicht wohlfühlen würde.
Ich habe auf meinem Blog ausgeführt, warum und für wen ich schreibe: u.a. „zum Blitz-ableiten, zur persönlichen Psycho- und Verstandes-Hygiene“ und durchaus auch, um mal zu provozieren und um zu „stänkern“. Und da muss man hinnehmen, dass auch manches erscheint, das vielleicht einem nicht gefallen mag – oder vielleicht auch widersprüchlich erscheint. Mit meinem Blog bin ich nicht angetreten, um die Welt zu verbessern oder mit meinen Ansichten irgendeine Richtung aufzumischen. Mir macht es einfach Vergnügen, zu recherchieren, nachzudenken und das Gedachte und Empfundene aufzuschreiben, auch um die grauen Zellen in Form zu halten. Die Anzahl möglichst vieler Klicks oder Aufrufe ist mir dabei gleichgültig.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr altmod
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Peter Helmes, 20.01.2021
An altmod
Lieber und hochgeschätzter(!) altmod,
Uff, uff, Sie machen mir´s schwierig!
Im Lichte Ihrer Antwort vom 12.01. (s.o.) liest sich Ihr umstrittener Artikel ganz anders, und ich hätte meinen Kommentar ganz anders abgefaßt.
Aber darf ich bitte zuvor das Allerwichtigste schreiben:
Aus vielen kritischen Kommentaren, vor allem der Schreiber, „die schon lange bei conservo sind“, geht ganz eindeutig hervor, daß Sie als Autor in höchstem Maße respektiert werden. Das ist nicht selbstverständlich – und verstärkt den Respekt, den auch ich Ihnen entgegenbringe!
Ich will jetzt hier keinen neuen Kommentar schreiben; denn durch Ihre Antwort hat sich mein ursprünglicher Kommentar schlicht erledigt. Er war Folge eines Mißverständnisses, und ich bin sicher, daß es den „alten“ Kommentatoren genauso geht.
Übrigens, das wird Sie natürlich nicht überraschen, teile ich alle in Ihrer Antwort enthaltenen Standpunkte – auch was Trump angeht. Ich zählte nie zu dessen „Bewunderern“, aber hatte große Hoffnung, daß er – ganz wie Sie schreiben – mehr zu einer Wende hätte beitragen können. Das ist ihm nicht gelungen – auch aus eigener Schuld. Seine nicht zu bezweifelnden Verdienste bleiben aber. Und von Verschwörungstheorien bin ich gänzlich verschont.
Ich habe ein paar Tage gebraucht, Ihnen zu antworten, weil ich ein wenig nachdenken mußte. Erst dachte ich daran, Sie zu bitten, Ihre Antwort an mich veröffentlichen zu dürfen, bin mir aber immer noch nicht sicher, ob das ratsam wäre.
Ich bitte Sie deshalb ganz unkompliziert, Ihre Artikel auch weiterhin veröffentlichen zu dürfen. Ihre Gedankenansätze und Ihr Stil passen einfach bestens zu conservo. Es wäre schade, wenn ich darauf verzichten sollte.
Herzlichen Dank für Ihre Geduld mit mir und Ihr Vertrauen.
Mit allen guten Wünschen
Ihr Peter Helmes