(www.conservo.wordpress.com)
von suedtirolinfo (SID)
Im letzten SID war ein mit Recht Aufsehen erregendes Buch vorgestellt worden. Christoph Franceschini: „Geheimdienste, Agenten, Spione. Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte“, Bozen 2020 (siehe: https://www.conservo.blog/2021/01/23/geheimdienste-agenten-spione-suedtirol-im-fadenkreuz-fremder-maechte/#more-30605 )
Der Leser wird in diesem Buch damit konfrontiert, dass die USA anfangs den „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) duldeten und sogar unterstützten. Sie taten dies über Mittelsmänner die für sie aus voller Überzeugung im Kampf gegen den Kommunismus tätig waren, mit derselben Überzeugung und Kraft aber auch für die Freiheit Südtirols eintraten. Dieser Aspekt wird nachstehend hier noch ausführlicher behandelt:
von Christian Plaickner
Die Rolle von Fritz Molden, Wolfgang Pfaundler und Gerd Bacher im „BAS“
Der junge Fritz Molden – Widerstandskämpfer und amerikanischer Geheimagent
Der 1924 geborene Fritz Molden war Sohn des Wiener Historikers und Redakteurs der „Neuen Freien Presse“, Ernst Molden und der Dichterin Paula von Preradovic, der Verfasserin der österreichischen Bundeshymne.
Ernst Molden war einer von insgesamt 44 Redakteuren der Zeitung. „Neue Freie Presse“, welche bei den Nationalsozialisten verhasst war.
Der 13jährige Fritz Molden wurde politisch auch dadurch geprägt, daß er im Jahre 1938 im Zuge des „Anschlusses“ erleben mußte, daß sein Vater und sein älterer Bruder kurzfristig inhaftiert wurden und die Wohnung von nationalsozialistischen Rabauken verwüstet wurde, wobei seine Mutter Fausthiebe abbekam.
Der junge Molden selbst wurde eine Zeit lang von der Gestapo inhaftiert, für „politisch unzuverlässig“ erklärt und in ein „Bewährungsbataillon“ gesteckt. Im Jahre 1944 desertierte Fritz Molden in Oberitalien und schlug sich in die Schweiz durch. Er wurde zunächst vom schweizerischen militärischen Nachrichtendienst als Agent rekrutiert und nach seiner Bewährung im Einsatz an den amerikanischen Geheimdienst „Office of Strategic Services“ (OSS) weitergereicht.
Als OSS-Agent erledigte er, ausgestattet mit falschen deutschen Militärpapieren, waghalsige Aufträge in Oberitalien, Wien und Tirol. Dort kam er auch mit der Familie Heuberger in Innsbruck konspirativ zusammen, die dem Widerstand angehörte und mit der Familie Molden verwandt war.
Projekt einer prowestlichen Regierung
Im Dezember 1944 betrieb Fritz Molden, zweifellos im Auftrag des US-Geheimdienstes, maßgeblich die Gründung eines „Provisorischen Österreichischen Nationalkomitee“ (POEN), welches als politische Vertretung der in Ansätzen existierenden Widerstandsbewegung 05 ( Null für O, 5 für E, den 5. Buchstaben im Alphabeth = OE) den Kern einer späteren prowestlichen österreichischen Regierung darstellen sollte. Dieses westlich orientierte POEN wurde jedoch gegen Kriegsende von der Gestapo zerschlagen und seine Reste wurden von der einmarschierenden Roten Armee mißachtet. Statt dessen wurde die den Russen – vermeintlich – ergebene Regierung Renner installiert.
Verbindungsoffizier zu den Westalliierten
Die Verbindung zwischen dem POEN und den westlichen Alliierten hatte Fritz Molden über die US-Geheimdienstmission in Bern zu halten. Seine Ernennung zum alliierten Verbindungsoffizier im Rang eines US-Colonels (Obersten) wurde in Bern von dem Leiter der US-Geheimdienstmission, Allen Dulles, persönlich vorgenommen. Dulles wurde nach dem Krieg Leiter des neuen Geheimdienstes „Central Intelligence Agency“ (CIA), welcher an die Stelle des OSS trat.
Die Installierung Karl Grubers als Landeshauptmann
Anfang Mai 1945 fuhr Fritz Molden nach der Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Oberitalien – in amerikanischer Offiziersuniform mit einem Jeep über den Brenner, mitten durch zurückflutende Truppen. Er unterstützte die örtliche Widerstandsbewegung in Innsbruck, welcher der amerikanische Geheimagent Karl Gruber angehörte, bei der Machtübernahme, wodurch eine sinnlose Verteidigung Innsbrucks durch die Wehrmacht und damit auch die Bombardierung und Zerstörung der Stadt verhindert wurde.
Er half bei der Installierung Karl Grubers als Landeshauptmann von Tirol und amtierte für kurze Zeit als US-Sicherheitschef in Nordtirol.
Man muss die Zusammenarbeit mit den Amerikanern unter Betrachtung der damaligen internationalen Lage sehen. Die Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur konnten keinesfalls gewillt sein, den kommunistischen Machtbestrebungen gegenüber teilnahmslos zu sein.
Ende Juli 1945 wurde Fritz Molden in Zell am See, wo die Zentrale des „OSS“ in Österreich offiziell ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte, offiziell mit einer 3 Tage und 3 Nächte dauernden fulminanten Feier als US-Offizier aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Er erhielt außerdem eine hohe US-Auszeichnung verliehen, die „Medal of Freedom“. Er zog die Uniform aus. Wie wir sehen werden, erledigte er ohne Uniform weiterhin wesentliche Aufgaben für die Amerikaner.
Sekretär des Tiroler Landeshauptmannes
Fritz Molden wurde sodann Sekretär des Tiroler Landeshauptmannes Karl Gruber und lieferte in dieser Zeit als Agent laufend Berichte, auch über Südtirol, wie der Historiker Christoph Franceschini anhand der von ihm eingesehenen OSS-Akten der National Archives in Washington berichtet. (Christoph Franceschini: „Geheimdienste, Agenten, Spione. Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte“, Bozen 2020, S. 249)
Einflussnahme auf das Geistesleben
Fritz Molden half seinem Bruder Otto Molden, der ebenso wie sein Bruder Fritz OSS-Agent gewesen war, das erste Treffen eines neugegründeten „Österreichischen College“ in dem kleinen Nordtiroler Ort Alpach zu gründen. Diese „Internationalen Hochschulwochen“ des späteren „Europäischen Forum Alpach“ waren ins Leben gerufen worden, um die Vertreter des österreichischen Geisteslebens, vor allem die Studenten und Professoren der österreichischen Universitäten, eng an das Geistesleben der westlichen Staatenwelt und an seine demokratischen Traditionen anzubinden. Auch diese Aktion lag im Interesse der USA. Der „Kalte Krieg“ lag schon in der Luft.
Die Länderkonferenz und das „Pariser Abkommen“
Die nächste wesentliche Aufgabe war die Vorbereitung der sogenannten „Länderkonferenz“ in Salzburg, auf welcher die Vertreter der westlichen Bundesländer den Vertretern der von den Sowjets in Wien eingesetzten Regierung Renner die Forderung unterbreiteten, Vertreter der westlichen Bundesländer in die Bundesregierung aufzunehmen, damit diese von den Westalliierten anerkannt werden könne. Eine weitere Forderung war die nach Ansetzung baldiger freier Nationalratswahlen. Hier ging es darum, zu verhindern, daß in Wien eine reine sowjetische Satellitenregierung entstünde.
Man einigte sich und Dr. Karl Gruber wurde als Repräsentant des Westens zum Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten (Außenminister) in der Provisorischen Regierung Renner bestellt, woraufhin die Regierung auch von den Westalliierten anerkannt wurde. Eine wesentliche Aufgabe Grubers war es, zu verhindern, daß die Ausbreitung der Macht der österreichischen Regierung auf die westlichen Bundesländer zu einer „Sowjetisierung“ Westösterreichs führte.
Die „Freunde der Amerikaner“ im Außenministerium
An der Seite Grubers, der dann nach den gesamtösterreichischen Nationalratswahlen Außenminister wurde, zog Fritz Molden als sein Sekretär in das Außenministerium ein.
Im Jahr 1988 hatte der amerikanische Historiker Professor Robert Edwin Herzstein von der University of South Carolina anhand von US-Geheimakten, die er mit einer Sondergenehmigung der US-Regierung einsehen durfte, enthüllt, daß Gruber noch mindestens bis in die frühen fünfziger Jahre zuerst als Landeshauptmann und dann als österreichischer Außenminister nachrichtendienstlich für die Amerikaner gearbeitet habe:
„Sowohl Gruber als auch Molden hatten starke Bindungen an den US-Nachrichtendienst… Gruber begann im Frühling 1945 Informationen und Dokumente an die 430. Abteilung des US-Counter-Intelligence Corps zu liefern. (Er führte dies zumindest bis in die frühen fünfziger Jahre fort.)“ (Robert Edwin Herzstein: „Waldheim. – The missing years“., London, Glasgow, Toronto, Sydney, Auckland 1988, S. 168)
Das Counter Intelligence Corps (CIC) war ein Geheimdienstzweig, der sich vorwiegend mit Spionageabwehr befaßte, aber auch gelegentlich wie die CIA offensiv aufklärte.
Herzstein fährt fort:
„Das Außenministerium wurde… von Karl Gruber geleitet und von seinem Assistenten Fritz Molden – die beide für die 430. Abteilung des amerikanischen Counter Intelligence Corps arbeiteten. Eine ihrer Hauptinteressen war, die Kommunisten von der Kontrolle über das neu organisierte Ministerium fernzuhalten. Sie hatten außerdem den Auftrag, ihre amerikanischen Freunde mit Informationen über die Sowjets und die Jugoslawen zu versehen.“ (Robert Edwin Herzstein: a.a.O., S. 258)
Molden blieb aber nicht im Außenministerium. Bald sollten neue Aufgaben an ihn herantreten.
Krieger im „Kalten Krieg“: „Stay behind“
Fritz Molden quittierte im Frühjahr 1946 den Dienst im Außenministerium. Eine neue und sehr wesentliche Aufgabe wartete auf ihn: der Aufbau einer bewaffneten antikommunistischen Widerstandsbewegung in Österreich.
Im Herbst 1946 versammelte sich eine illustre Runde im Restaurant „Kronenhalle“ am Zürcher Bellevueplatz. Es ging bei Rösti und Steaks um nichts weniger als um die Organisation des Widerstandes im Falle eines „von den Sowjets unterstützten kommunistischen Staatsstreichversuchs in Wien und in Ostösterreich“ und die Errichtung einer kommunistisch dominierten Bundesregierung, welche auch Einfluss auf die westlichen Zonen nehmen könnte. (Fritz Molden: „Vielgeprüftes Österreich“, Wien 2007, S. 61)
Damals baute das „OSS“ (ab 1947 „Central Intelligence Agency“ – CIA) in ganz Europa geheime militärische Strukturen einschließlich geheimer Waffenlager auf und rekrutierte die Partisanen einer künftigen Untergrundarmee. Bei den Amerikanern hieß das gesamte Unternehmen „stay behind“, für die einzelnen Länder gab es andere Decknamen: „Gladio“ in Italien, „easeful“ in Österreich. Ähnliche Strukturen wurden in insgesamt 16 europäischen Ländern aufgebaut, darunter auch in neutralen Staaten wie Schweden und der Schweiz.
Das Züricher Treffen diente nun dazu, die Schaffung einer „stay behind“-Struktur in Österreich auf sicherem Terrain – auf neutralem Boden – vorzubereiten. Hier war man vor sowjetischer Bespitzelung weitgehend sicher. Es war von dem Schweizer Major (später Oberst) Max Waibel organisiert worden, dem Chef des militärischen Nachrichtendienstes im Generalstab der Schweizer Armee. Er hatte im Zweiten Weltkrieg eng mit der amerikanischen OSS-Residentur in Bern zusammen gearbeitet. Ein weiterer Mitorganisator der Verschwörerrunde, die den antikommunistischen Partisanenkrieg in Österreich vorbereiten sollte, war Fritz Dickmann, der Leiter der Österreich-Abteilung des Schweizerischen Militärgeheimdienstes. Er hatte im Krieg eng mit Fritz Molden und dem „OSS“ zusammengearbeitet. Nun saß Fritz Molden wieder an seiner Seite als Schlüsselmann für Österreich.
Die USA waren vertreten durch Howard Chapin, US-Colonel und während des Krieges Chef des OSS bei dem Oberkommando der 5. US-Armee in Caserta sowie durch Gero von Gaevernitz, Deutschamerikaner und Mitglied der OSS-Residentur in Bern. Gaevernitz hatte auch als Führungsoffizier Moldens fungiert und sich mit diesem persönlich befreundet.
Das Gespräch der Herren kam rasch zur Sache: Wie Fritz Molden in seinen Erinnerungen berichtet, ging es um „mögliche Bemühungen, im ostösterreichischen sowjetisch besetzten Teil Widerstandsmaßnahmen zu treffen.“ (Fritz Molden: „Vielgeprüftes Österreich“, Wien 2007, S. 59ff)
Die Untergrundorganisation
Darüber, was in der Folge geschah, berichtete Molden Jahrzehnte später:
„Kurz danach (nach der Züricher Besprechung; Anm. d. Red.) wurde von mir und meinen Freunden, mit Wissen der Regierung, der aktive und geheime Widerstand gegen die Sowjets organisiert. Durchgesetzt wurde der Widerstand von Franz Olah, Karl Gruber und dem Staatssekretär im Innenministerium, Ferdinand Graf. Die Brücken zur CIA wurden von Gruber und mir gebaut.“ (Fritz Molden im Magazin „NEWS“ Nr. 4/1996)
Eine wichtige Arbeit besorgte der sozialdemokratische Innenminister Oskar Helmer mit der Hilfe seines dienstlichen Apparates. Helmer erlangte nicht nur Kenntnisse über sowjetische Truppenbewegungen, sondern auch relevante staatspolizeiliche innenpolitische Erkenntnisse über Putschabsichten der Kommunisten.
Helmer war ein entschiedener Gegner des Kommunismus. Er hatte in Niederösterreich und Wien die Gewalttaten des sowjetischen Militärs gegenüber der Zivilbevölkerung erleben müssen, wobei auch sein eigenes familiäres Umfeld betroffen war. Der österreichische Außenminister Dr. Karl Gruber berichtete darüber: „Soldaten der ersten russischen Angriffswelle hatten Helmers Bruder im Keller erschlagen, als er seine Familie schützen wollte.“ (Karl Gruber: „Meine Partei ist Österreich“, Wien-München 1988, S. 83)
Der sozialdemokratische Bauarbeiter-Gewerkschaftsführer Franz Olah schließlich gründete einen von der CIA finanziell und mit der Lieferung von Funkgeräten unterstützten „Wander-, Sport- und Geselligkeitsverein“ (WSGV), der die Struktur für eine Partisanentruppe von bis zu 2.700 Mann schuf. (Siehe: Erwin A. Schmidl: „Österreich im frühen Kalten Krieg 1945–1958: Spione, Partisanen, Kriegspläne“, Wien 2000, S. 111)
Die Amerikaner und auch die Engländer legten für den Widerstandskampf vorsorglich eine große Anzahl von Waffen- und Sprengstofflagern an, die erst im Jahr 1996 der österreichischen Regierung bekannt gegeben wurden, welche dieselben dann entsorgte.
(Einige Vorratslager waren übersehen worden. So wurde noch im Jahr 2014 durch Zufall ein geheimes Waffendepot in Österreich entdeckt )
Die wesentlichste Tätigkeit von Franz Olah aber war die Organisation und Motivation seiner gewerkschaftlich organisierten Holz- und Bauarbeiter zur Niederschlagung von kommunistischen Putschversuchen. Im Jahr 1950 sollte die Bewährungsprobe erfolgen: Olahs Rollkommandos schlugen den Kommunistenputsch mit Brachialgewalt zusammen und verhinderten die Errichtung einer „Volksdemokratie“ in Österreich.
Auf offizieller Ebene wurde eine kleine Reservearmee in Form der B-Gendarmerie geschaffen, die zum Keim des späteren Bundesheeres wurde.
Aufbau einer prowestlichen Presse
Den Zeitungsmann Ernst Molden, den Vater von Fritz Molden, zog es nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit aller Macht wieder zur Publizistik. In Fortführung der alten Tradition der „Neuen Freien Presse“ gründete er nun mit der finanziellen Hilfe einiger österreichischer Industrieller die Zeitung „Die Presse“.
Die Herausgeberlizenz hatte Fritz Molden von den Amerikanern besorgt, welche das liberale und antikommunistische Blatt auch mit dem begehrten Papierkontingent versorgten. Als die Zeitung 1949 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, rettete Fritz Molden mit Hilfe einer amerikanischen Bankgarantie das väterliche Unternehmen. Fritz Molden arbeitete ab nun selbst bei der väterlichen Zeitung und wurde deren Verlagsdirektor.
Entdeckung und Flucht
Im Mai 1948 mussten Molden und seine Freunde entdecken, daß die Sowjets in ihr Netz eingedrungen waren und im sowjetisch besetzten Ostösterreich mit Verhaftungen und Entführungen die Untergrundorganisation aufrollten.
Im August 1948 musste Fritz Molden selbst fliehen, um einer Verhaftung durch die sowjetische Geheimpolizei NKWD zu entgehen.
Die Amerikaner flogen ihn mit einem kleinen Flugzeug von der Heiligenstädter Lände als improvisierter Rollbahn nach Salzburg aus. Von dort ging es weiter nach New York, wo Molden im Auftrag des Außenministers Gruber im „Österreichischen Informationsdienst“ tätig war und von dort aus „Aufgaben erfüllen konnte, die ja in keiner direkten Verbindung mit der österreichischen Regierung und dem diplomatischen Dienst stehen durften.“ (Fritz Molden: „Besetzer, Toren, Biedermänner“, Molden-Taschenbuch 1980, S. 136)
Im Klartext: Molden war wieder einmal als geheimdienstlicher Verbindungsmann zu den Amerikanern tätig. In diesem Jahr 1948 heiratete er die Tochter des amerikanischen CIA-Chefs Allen Dulles.
1956: Mission in Budapest
Erst Ende 1949 erklärten die Sowjets der österreichischen Regierung, daß Fritz Molden ungefährdet wieder nach Österreich zurück kehren könne, was dieser mit gemischten Gefühlen tat. Im Jahre 1950 scheiterte der kommunistische Putsch, im Jahre 1955 war der Staatsvertrag erreicht.
Am 23. Oktober 1956 brach der antikommunistische Aufstand in Budapest aus, der siegreich zu sein schien, weil sich die sowjetischen Truppen zunächst zurück zogen.
Bereits am 31. Oktober traf Fritz Molden in Györ, dem alten Raab, zu Besprechungen mit ungarischen Journalisten ein, um den Aufbau einer nichtkommunistischen freien Presse in Angriff zu nehmen. Molden war bereit, aus seinem eigenen Besitz umgehend 4 Setzmaschinen aus der Druckerei am Fleischmarkt in Wien nach Ungarn bringen zu lassen. Weiters wollte er eine komplette Zeitungsrotationsdruckmaschine aus Deutschland oder der Schweiz nach Ungarn liefern. (Fritz Molden: „Besetzer, Toren, Biedermänner“, Molden-Taschenbuch 1980, S. 170)
Wer die Finanziers gewesen wären, dürfte wohl nicht schwer zu raten sein. Am 3. November 1956 – die Sowjettruppen rückten bereits wieder vor – fuhr Fritz Molden mit seinem eigenen Auto wiederum nach Ungarn, offiziell um das Medikament Gammaglobulin nach Miskolc zu bringen, wo eine Kinderlähmungsepidemie ausgebrochen war.
Daß es nicht nur um den Impfstoff gegangen sein mag, können wir der Tatsache entnehmen, daß Molden in Budapest ein Gespräch mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Imre Nagy und dem Verteidigungsminister Pal Maleter führte. (Fritz Molden: „Besetzer, Toren, Biedermänner“, Molden-Taschenbuch 1980, S. 176)
Molden erlebte die Niederschlagung der ungarischen Freiheitsbewegung durch sowjetische Panzer und entkam knapp nach dem Westen. Als während der Ungarn-Krise 1956 die Gefahr bestanden hatte, dass die Sowjets mit der Roten Armee nach Zentraleuropa einfallen könnten, hatte Pfaundler im Auftrag der CIA „stay behind“-Waffenlager im Gebirge in Österreich angelegt. (Christoph Franceschini: „Geheimdienste, Agenten, Spione. Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte“, Bozen 2020., S. 270f)
Die Entlarvung der „Weltjugendfestspiele“
Im Juni des Jahres 1959 traf sich Fritz Molden in Meran mit einigen bedeutenden politischen Persönlichkeiten, darunter Dr. Bruno Kreisky, Staatssekretär im Außenamt, Peter Strasser, der Führer österreichischen Sozialistischen Jugend und einige andere Herren. Mit zugegen war C.D. Jackson, Vizepräsident des Time-Life-Konzerns in New York.
In Wien stand die „Siebenten Weltjugendfestspiele für Frieden und Freundschaft“ vor der Tür, eine kommunistische Veranstaltung, die aber nicht als solche ausgegeben wurde, sondern die sich überparteilich gab.
Die Meraner Runde beriet nun darüber, wie man dem kommunistischen Propagandaspektakel mit einer „Gegendemonstration der Freiheit“ begegnen könnte. Immerhin wurden zehntausende Jugendliche aus aller Welt erwartet. Das Ergebnis der Meraner Beratungen konnte sich sehen lassen. Eine in sieben Sprachen herausgegebene tägliche Zeitung namens „Wiener Nachrichten“, die gratis verteilt wurde, informierte die Besucher über die kommunistischen Verbrechen in aller Welt und stellte das demokratische Leben im Westen vor.
Es wurden die Festivalbesucher gratis mit Bussen zum Eisernen Vorhang gefahren und eine Vielzahl von Veranstaltungen klärte über die Unterschiede zwischen dem westlichen und dem östlichen politischen System auf. Die „Weltjugendfestspiele“ wurden zum Fiasko für die Kommunisten. Die notwendigen Geldmittel waren zu einem erheblichen Teil „durch unsere amerikanischen und westeuropäischen Freunde“ aufgebracht worden. (Fritz Molden: „Besetzer, Toren, Biedermänner“, Molden-Taschenbuch 1980, S. 284)
Molden, Pfaundler und Bacher – Mitbegründer des BAS
Bereits auf der Großkundgebung von Sigmundskron am 17. November 1957 war der Kreis um den Frangarter Kaufmann Sepp Kerschbaumer mit Flugblättern in Erscheinung getreten, die mit „Befreiungsausschuß Südtirol“ (BAS) gezeichnet waren. Ab diesem Zeitpunkt begannen Patrioten auch in Nordtirol den BAS aufzubauen.
Zu diesen Leuten zählten vor allem der Nordtiroler Obmann des Bergisel-Bundes, der Landeshistoriker Dr. Eduard Widmoser, die Innsbrucker Universitätsassistenten Dr. Helmut Heuberger und Dr. Norbert Burger, der bekannte Tiroler Schriftsteller Dr. Heinrich Klier, der Kaufmann Kurt Welser, sowie der akademische Bildhauer Klaudius Molling und seine Frau, die Kunsthistorikerin Dr. Herlinde Molling.
Eine besondere Rolle spielten drei Persönlichkeiten, die sich in Zusammenarbeit mit den Amerikanern auch gegen den internationalen Kommunismus engagiert hatten.
Einer dieser Freunde war der Journalist, Volkskundler und Historiker Wolfgang Pfaundler von Hadermur aus Innsbruck, der aus einer der berühmtesten alteingesessenen Tiroler Familien stammte. Er hatte während der Zeit des 3. Reiches auch die Verfolgung seiner eigenen Familie miterleben müssen, was ihn dazu bewogen hatte, als 20-Jähriger den Widerstand im Ötztal zu organisieren, welcher in Zusammenarbeit mit der Innsbrucker Widerstandsgruppe den kampflosen Abzug der deutschen Truppen aus Nordtirol erwirkte.
Hierbei war Pfaundler auch mit Fritz Molden und dem OSS in Kontakt gekommen. Wie der Historiker Christoph Franceschini aufgrund der Aktenlage berichtet, hatte Pfaundler auch über einen angeheirateten Verwandten „enge und dauerhafte Kontakte zur amerikanischen CIA und zum deutschen ‚Bundesnachrichtendienst‘ (BND)“. (Christoph Franceschini: „Geheimdienste, Agenten, Spione. Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte“, Bozen 2020, S. 252ff und 259ff)
Zu diesem Freundeskreis zählte auch der Journalist und spätere ORF-Generalintendant Gerd Bacher. Im Frühjahr 1958 brachte Wolfgang Pfaundler seine Freunde Fritz Molden und Gerd Bacher, zu dem BAS-Gründer Sepp Kerschbaumer. Auch Bacher hat laut Franceschini „in US-amerikanischem Interesse“ gearbeitet. (Christoph Franceschini: a. a. O., S. 250)
Ab diesem Zeitpunkt gehörten auch Molden und Bacher zum engsten Kreis der Freiheitskämpfer. Fritz Molden war auch ein Vetter 1. Grades des Innsbrucker Widerstandskämpfers gegen das NS-Regime und späteren Universitätsprofessors Dr. Helmut Heuberger. Dieser war am Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen mit ihm im Widerstand tätig geworden und hatte einen maßgebenden Anteil an der Machtergreifung des Widerstandes in Innsbruck und an der Rettung der Stadt vor einer sinnlosen Verteidigung und Verwüstung gehabt. Heuberger nahm zusammen mit Molden, Pfaundler, Bacher und anderen Mitverschworenen wie Erhard Hartung tätig am Südtiroler Freiheitskampf der 1960er Jahre teil.
Der Mitverschworene Fritz Molden war es, der eine Meinungsumfrage des Demoskopischen Institutes in Allensbach finanzierte, die dann 1960 erschien und offen legte, daß die Freiheitskämpfer bei einsetzendem Widerstand von einem erheblichen Teil der Südtiroler Bevölkerung unterstützt werden würden.
Molden sorgte zusammen mit Wolfgang Pfaundler für bedeutende Finanzierungen des Widerstandes. Das Jahr 1959 verging mit der Beschaffung von Geld, Waffen und Sprengstoff und mit dem Aufbau der Kampfgruppen in Nord und Süd.
Eine moraltheologische Beurteilung des Südtiroler Freiheitskampfes
In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass Molden, Pfaundler, Dr. Heuberger sowie Dr. Burger sich zu Beginn des Südtiroler Freiheitskampfes an den berühmten katholischen Moraltheologen der Universität Regensburg, Univ.-Prof. DDr. Franz Klüber, gewandt und ihn um eine fachliche Stellungnahme zu dem Widerstandsrecht der Südtiroler gebeten hatten. Der angesehene Verfasser zahlreicher Werke über christliche Soziallehre und katholische Gesellschaftslehre erfüllte diese Bitte und Fritz Molden konnte 1964 in seiner Wiener Großdruckerei die fundierte Arbeit des Theologen herausbringen, welche den Südtiroler Freiheitskämpfern und ihren Helfern das Recht auf Widerstand zusprach und damit großes Aufsehen erregte.
In der Schrift heißt es unter anderem:
„Unsere Überlegungen kamen zu dem Ergebnis, daß aktiver Widerstand geboten ist, wenn durch Missbrauch der Staatsgewalt die Lebensrechte eines Volkes missachtet werden, wenn der Bestand einer Gemeinschaft bedroht ist und die Wiederaufrichtung des Rechtes auf andere Weise nicht zu erwarten ist. … Es ist aber unbestritten, daß die Maßnahmen des italienischen Staates das Lebensrecht der Südtiroler Volksgruppe als ethnischer und kultureller Einheit verneinen und darauf zielen, sie in ihrem Bestand und Gefüge zu treffen. Damit ist die Lebensordnung eines Volkes in Frage gestellt. Da andere Mittel versagt haben und zudem das Volkstum der Südtiroler Volksgruppe nunmehr aufs höchste bedroht ist, ergibt sich aus dieser Situation das Recht zum aktiven Widerstand. Die Entscheidung für den aktiven Widerstand ist nicht nur rechtlich erlaubt, sondern moralisch von höchstem Wert, weil hier der einzelne sich mit dem Risiko seiner ganzen Existenz in den Dienst der Gemeinschaft stellt. Die Südtiroler Volksgruppe hat das Recht, entweder der italienischen Staatsgewalt so lange aktiven Widerstand entgegenzusetzen, bis der Schutz ihres Volkstums durch rechtlich-institutionelle Sicherungen gewährleistet ist, oder den Kampf weiterzuführen bis zur vollen Herauslösung Südtirols aus dem italienischen Staatsverband.“ (DDr. Franz Klüber: ,,Moraltheologische und rechtliche Beurteilung aktiven Widerstandes im Kampf um Südtirol“, Schriftenreihe des Mondseer Arbeitskreises Nr. 2, Verlag Molden, Wien 1964, S. 65)
Ein halbamtliches Weißbuch zur Südtirol-Frage
Südtirol war für Wolfgang Pfaundler ein sehr ernstes Anliegen. Im Jahre 1958, als sich die Lage zuzuspitzen begann, versammelte sich unter Pfaundlers Leitung als Herausgeber die geistige wissenschaftliche und politische Elite ganz Tirols zu einer großen Aufgabe: Zur umfassenden Darstellung der Geschichte Südtirols, seiner Entwicklung seit der Abtrennung vom Mutterland, der brennenden wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Probleme, der Volkstumssituation der deutschen und ladinischen Volksgruppe und der daraus erwachsenden Lösungsvorschläge und politischen Forderungen.
Dieses Werk Wolfgang Pfaundler (Hrsg.): „Südtirol – Versprechen und Wirklichkeit“ war eine Art halbamtliches Weißbuch zur Südtirolfrage. Es war in Abstimmung mit der Nordtiroler Landesregierung, der Südtiroler Volkspartei (SVP) und der österreichischen Bundesregierung entstanden. Zu den Autoren des Buches zählten Persönlichkeiten wie Univ.-Prof. Staatssekretär Dr. Franz Gschnitzer und der Obmann der Südtiroler Volkspartei Dr. Silvius Magnago.
Man kann sagen, dass Pfaundler zu jener Zeit der herausragende wissenschaftlich-publizistische Vorkämpfer für die Rechte der Südtiroler war. Sein Buch war das Handbuch für die Argumentation auf allen politischen und publizistischen Ebenen. (Wolfgang Pfaundler (Hrsg.): „Südtirol – Versprechen und Wirklichkeit“, Wien 1958)
Die damals instabile Lage in Italien
Interessant ist es, die damalige politische Lage in Italien zu betrachten, welche instabil war. Es drohte eine Linksregierung unter Einschluss der mächtigen Kommunisten. Damals war für die Strategen der NATO und des CIA noch nicht klar, ob Italien durch Wahlen schließlich in das kommunistische Fahrwasser gelangen oder westlich orientiert bleiben würde.
Heute wissen wir, daß für einen derartigen Fall die Mobilisierung der Untergrundarmee „Gladio“ geplant war.
Und was wäre in Südtirol geschehen, dem Land, welches die strategisch wichtigen Übergänge über die Alpen kontrolliert und in dem US-Atomraketen stationiert waren?
In dieser Situation hätte wahrscheinlich auch eine Südtiroler Untergrundbewegung, die katholisch und strikt antikommunistisch eingestellt war, den amerikanischen Interessen dienlich sein können. Daher war es für die Amerikaner wichtig, im Fall des Falles Einfluss auf den BAS zu haben.
Die CIA hätte mithilfe des BAS einen Partisanenkampf in Südtirol unterstützen, ein kommunistisch gewordenes Italien destabilisieren und die militärstrategisch entscheidenden Alpenpässe unter Kontrolle halten können.
Die politische Lage in Italien stabilisiert sich – die Südtiroler beschließen den Kampf – Molden, Bacher und Pfaundler steigen offiziell aus
Die Wahlen vom 25. und 26. Mai 1958 brachten zwar eine Mehrheit von Christdemokraten und Sozialisten an die Regierung, die politische Lage stabilisierte sich jedoch nach mehreren Krisen im Juli 1960 unter Ministerpräsident Fanfani, dessen christdemokratische Regierung die Unterstützung dreier Mittelparteien erhielt.
Ab nun konnte die Unterstützung und selbst die Duldung einer regierungsfeindlichen aufständischen Untergrundbewegung in Südtirol nicht mehr im amerikanischen Interesse liegen, sondern mußte als Gefahr für die NATO-Interessen betrachtet werden. Die Situation hatte sich vollkommen umgedreht.
Zur gleichen Zeit verschärfte sich das politische Klima zwischen den USA und der Sowjetunion. Die Berlinkrise mit dem Bau der Mauer und die Kubakrise warfen ihre Schatten voraus.
Am 8. Dezember 1960 teilte die Südtiroler BAS-Gruppe um Sepp Kerschbaumer auf einem Treffen mit den Nordtiroler Freunden in Innsbruck mit, dass sie nun den Kampf mit Waffen und Sprengstoff aufnehmen wolle.
In dieser Situation erklärte Fritz Molden, der bislang sogar geholfen hatte, Waffen zu beschaffen, daß es zu früh zum Losschlagen sei und legte seine Funktionen im BAS nieder. (Christoph Franceschini: „Der Aluminiumduce beim Kreisky“, in „Südtirolillustrierte FF“, Nr. 14/91, S. 17 f)
Molden selbst berichtet dazu in seiner Autobiographie:
„Am 8. Dezember 1960 kam es zu einer Konferenz aller führenden BAS-Leute, in der abgestimmt wurde, ob endlich losgeschlagen werden sollte oder nicht. Eine klare und eindeutige Mehrheit stimmte für das Losschlagen. Lediglich eine Minderheit wie etwa Gerd Bacher und ich schlugen vor, noch ein Jahr zuzuwarten und den Bemühungen der österreichischen Regierung, Zugeständnisse zu erreichen, noch eine Frist zu geben. Wir konnten uns nicht durchsetzen, und wie sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten herausgestellt hat, war die Entscheidung loszuschlagen richtig.“ (Fritz Molden: „Vielgeprüftes Österreich. Meine politischen Erinnerungen“, Wien 2007, S. 150)
Weiter mit einem Fuß im BAS – keine Berichtspflicht mehr gegenüber den Amerikanern
Tatsächlich zogen sich Fritz Molden, Gerd Bacher und Wolfgang Pfaundler aber nicht zur Gänze aus dem BAS zurück. Sie unterstützten den Freiheitskampf weiterhin mit Rat und Tat, mit Waffen, Sprengstoff und Geld. Vor allem unterstützten sie die Gruppen um Georg Klotz und Luis Amplatz. Sie gehörten aber nicht mehr der oberen Führungsebene an.
Peter Kienesberger, ein Mitstreiter des Freiheitskämpfers Georg Klotz, hat später, als diese Offenheit keinen Schaden mehr anrichten konnte, Details über ein Treffen mit Molden und Bacher berichtet. In einem Gedächtnisprotokoll von ihm heißt es:
„Im August und September 1961 haben Klotz und ich zwei militärisch geplante Feuerüberfälle im Passeier und Rabenstein durchgeführt. … Klotz und ich wurden einige Zeit nachher nach Alpbach gebracht. Mit dabei waren Pfaundler, Schimpp, Schwarzenbacher (ein Zollbeamter) und Franz Sigmund. … In Alpbach wurden wir Molden und Bacher vorgestellt, bzw. ich. Klotz kannte beide schon. Schon bei der Fahrt wurden wir über die Bedeutung des Treffens informiert. …
Molden begrüßte Klotz überschwänglich herzlich und auch mich. Er bedankte sich für meinen Mut, dass ich als Österreicher bereit war, solche gefährlichen Einsätze mitzumachen.“ (Gedächtnisprotokoll Peter Kienesberger vom 6. 8. 1996. In: Otto Scrinzi (Hrsg.): „Chronik Südtirol 1959 – 1969“ Graz-Stuttgart 1996, S. 170)
Über solche Begebenheiten und auch über ihre Unterstützungstätigkeit hatten Molden, Bacher und Pfaundler ihren amerikanischen Freunden gegenüber jedoch keine Berichtspflicht mehr, denn sie waren ja aus der Führungsebene des BAS ausgestiegen. Man darf im Rückblick ihre damalige Entscheidung als wohl als richtig, notwendig und anständig bezeichnen
Eine letzte Warnung vor der Kursänderung der USA
Im Juli 1961 warnte in Oberösterreich ein gewisser Arnold Strigl, Mitarbeiter des eng mit den Amerikanern zusammen arbeitenden „Bundesnachrichtendienstes“ (BND), den ihm aus Kriegstagen eng befreundeten Obmann des oberösterreichischen Bergiselbundes Richard von Helly.
Strigl hatte im deutschen und amerikanischen Auftrag ein Nachrichtennetz bis in den Ostblock hinein aufgebaut und er hatte Richard von Helly anzuwerben versucht. Dieser hatte seinem alten Freund und Weltkriegskameraden jedoch mit Rücksicht auf seine Familie – Helly hatte erst unlängst wieder geheiratet – abgesagt.
Nun warnte Strigl seinen alten Freund, der enge Kontakte zu Südtiroler Patrioten unterhielt. Er erklärte, dass die Amerikaner sich auf die italienische Seite geschlagen hätten. (Quelle: Mitteilung von Dr. Helmut Golowitsch, welcher damals Mitglied des Bergisel-Bundes und ein Mitarbeiter von Richard von Helly war.)
Tatsächlich gingen die alliierten Dienste in der Folge mit allen Mitteln gegen die Südtiroler Freiheitskämpfer vor und hatten dabei die österreichische Staatspolizei und die Justiz zumeist – aber nicht immer – auf ihrer Seite.
Dieser Rückblick zeigt, wie sehr und wie tief die Amerikaner in das damalige Geschehen verwickelt waren. Manche Dinge erscheinen nun in neuem Licht.
Angesichts der hier sichtbar gewordenen Dimensionen ist zu bewundern, dass die Südtiroler Freiheitskämpfer – wenn auch unter großen Opfern – letztendlich doch so erfolgreich waren, dass mit dem „Paket“ von 1969 eine neue und wesentlich verbesserte Autonomie erreicht werden konnte. (Original: Südtiroler Informationsdienst, presse@suedtirol-info.at , http://suedtirol-info.at/die-cia-und-der-suedtiroler-freiheitskampf/ )