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Von Albrecht Künstle
– Die gute Tat: Pfizer will seinen Beschäftigten Corona-Impfungen anbieten
– Abgeordneter: Danke für eure Arbeit, aber wartet, bis ihr dran seid
Stellen Sie sich einmal vor, es herrscht eine Ausnahmesituation. Viele Menschen in Deutschland hungern – nicht etwa nach einem normalen Leben – richtig hungern, haben zu wenig Essen. Die Regierung machte ein Gesetz, mit dem sie Gaststätten schließt – wodurch sich der Hunger vergrößert. Deshalb macht sie noch ein Gesetz zur Schaffung von Suppenküchen. Die arbeitslos gewordenen Köche geben in den neuen Notküchen ihr Bestes und versorgen die Menschen mit gutem Essen. Aber arbeiten macht hungrig, weshalb sie auch etwas von den Früchten ihrer Arbeit zehren wollen. NEIN, das kommt gar nicht in Frage, bestimmt die Regierung, wenn ihr fertig seid mit dem Kochen, stellt euch hinten in der Schlange an, basta. Undenkbar, meinen Sie?Wir haben keine Pandemie, das Infektionsschutzgesetz spricht von „Epidemie“, aber eine Ausnahmesituation haben wir dennoch seit fast einem Jahr. Die Politiker machten fast alles dicht, was zum Menschsein gehört. Der Bau- und Produktionsbereich blieben ungeschoren, die Pharmaindustrie läuft auf Hochtouren, zumindest wenn es mit Corona zu tun hat (andere Medikamente verrotten in den Apotheken). Die Firma Pfizer hilft Biontech, den begehrten Impfstoff zu produzieren, weil die Politik die Parole herausgab: Impfen, Impfen, Impfen. So geben auch die Pfizer-Beschäftigten in Freiburg ihr Bestes und produzieren, produzieren, produzieren den Impfstoff.
Pfizer wäre ein schlechter Arbeitgeber, würde er seinen Beschäftigten neben den zustehenden Gehältern nicht auch Extras bieten, die er sich nicht vom Staat bezahlen lässt wie in anderen Bereichen. Deshalb wollte er seine Leute in den „Genuss“ des selbst produzierten Impfstoffs kommen lassen. Aber da hat er die Rechnung ohne den Wirt gemacht – einen regionalen Bundestagsabgeordneten. Das geht gar nicht, meinte dieser, „das ist für mich ein echter Knaller“, es widerspreche den „Beschlüssen“ der Bund-Länder-Treffen. Sagte dieser gelernte Jurist und rechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion. „Beschlüsse“, obwohl diese Treffen keine gesetzgeberische Kompetenz haben und jenseits unseres Grundgesetzes wurschteln.
Das Pikante: Der Abgeordnete trägt ein rotes Parteibuch, ohne rote Krawatte wurde er noch nie abgelichtet. Unsere gemeinsamen Wege trennten sich – seiner nach Berlin in den Reichstag, meiner aus dieser Partei heraus. Früher galt unter Roten das Motto, übergebt den Werktätigen die Fabriken, in denen sie arbeiten. Und zahlt sie gut, damit sie ihre eigenen Produkte auch kaufen können. Heute heißt es anscheinend, die Produktion gehört erst einmal uns Politikern, und wir verteilen sie nach unseren Vorstellungen. Zuerst einmal kommen andere dran, ihr Werktätigen stellt euch wegen der Impfungen hinten an. Übrigens ist diese Partei in Baden-Württemberg wohl nicht grundlos auf elf Prozent zusammengeschrumpft. Aber auch durch eine nichtpolitische Brille betrachtet:
Wer würde das Serum produzieren, wenn Pfizer-Beschäftigte wegen Corona ausfallen? Wenn dieses Virus wirklich so rücksichtslos ist und alle überfallen kann, dann auch die Pfizer-Belegschaft. Gehören diese Pharma-Beschäftigten nicht auch zur Gruppe der Systemrelevanten!? Viel relevanter jedenfalls als unsere Politiker! Wäre ich bei Pfizer beschäftigt, ich würde wie früher als Gewerkschafter erfolgreich getan, in der Firma eine „produktionshemmende Debatte“ anzetteln. Aber nein, heute sitzt der „Klassenfeind“ nicht mehr an der Spitze der Unternehmen. Es bedürfte eines ganz anderen Streiks.
Aber ein solcher Streik scheidet praktisch aus, denn unsereins lernte noch, so ein Massenstreik darf nur „das letzte Mittel“ sein. Und weil es immer noch schlimmer kommen könnte, wird das letzte Mittel nie eingesetzt. Aber kann es wirklich noch schlimmer kommen als unter dieser Merkel? Einer Wahlempfehlung bedarf es eigentlich nicht. Höchstens eines Ratespiels, welche der Regierungsparteien mehr „neben der Kapp“ ist. Aber das ist Ansichtssache, man könnte es auch auswürfelt oder besser eine alternative Partei wählen.