Gedanken zur Würde der Bürger Europas

(www.conservo.wordpress.com)

Von Dr. Juliana Bauer *)

Vor genau drei Jahren, im Juli 2018, schrieb ich dem Präsidenten des Deutschen Bundestages Wolfgang Schäuble die unten zitierte Mail. 

Dazu ein kurzer erläuternder Rückblick. Erinnern wir uns: Horst Seehofer saß zu diesem Zeitpunkt erst seit knapp vier Monaten als Innenminister im Kabinett Merkel. Allgemein ist zu seiner damaligen Einstellung bezüglich der Asylpolitik folgendes festzuhalten: er saß der Kanzlerin betreffs Grenzschließungen und Ausweisungen krimineller Asylanten buchstäblich „im Genick.“

Verfolgen wir rückwirkend einige hier ausgewählte Fakten (Horst Seehofer, Wikipedia, Juni 2021):

Seehofer sprach sich über Jahre hinweg gegen eine unkontrollierte Zuwanderung sowie gegen eine Massen-Zuwanderung aus. So tönte er beim politischen Aschermittwoch 2011, er wolle sich „bis zur letzten Patrone“ gegen die Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme zur Wehr setzen – Sätze, die er in den darauffolgenden Jahren immer wieder anklingen ließ. Noch im Dezember 2018 wiederholte er seine Forderungen nach einer Verschärfung des Asylgesetzes und darüber hinaus u.a. nach einer Ausweitung der Abschiebehaft für abgelehnte, insbesondere für kriminelle Asylbewerber.

In der Flüchtlingskrise forderte Seehofer 2015 von der Bundeskanzlerin ein klares Signal zur Begrenzung der Zuwanderung, seit dem Jahreswechsel 2015/16 auch eine „Obergrenze“ von 200.000 Personen, was von Angela Merkel vehement abgelehnt wurde („Es gibt keine Obergrenze“).

Als im Juni 2018 – womit wir im Zeitraum meiner Mail wären – ein Streit zwischen CDU und CSU wegen der Migrationsfrage entstand, drohte die CSU unter Seehofer zunächst, im Alleingang die Grenzen zu schließen; wenige Wochen später zog Seehofer nach mit seiner Drohung, seine Ämter sowohl als Parteivorsitzender, als auch und vor allem als Innenminister aufgeben zu wollen… Taktik? Die spezielle Szene einer Komödie von irreführender Art?

Neuerdings will Herr Seehofer ja wieder einmal gegen neue Migranten „einschreiten, bevor die Zahlen in die Höhe schnellen“ (Spiegel, 11.05.21). Gleichzeitig möchte er nach der furchtbaren Tat von Würzburg die „gesellschaftlichen Bemühungen um die Integration von Flüchtlingen auf den Prüfstand stellen“, von Flüchtlingen, die in unserem Land in ihrer Mehrheit viel Zuwendung und Toleranz genießen. Wie sagte doch einst schon Martin Luther: „Gott erbarme sich über das arme Deutschland.“

Aber zurück zu meiner Mail, die letztlich, wie ich meine, nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Als Herr Seehofer, seines Zeichens Bundesinnenminister im Kabinett Merkel IV, sich noch „beharrlich“ gegen die Asylpolitik der „deutschen Eiskönigin“ wehrte, brach der Herr Präsident des Deutschen Bundestages in mehrfache Jammertiraden aus bezüglich der „Würde der Kanzlerin”, die der Herr Bundesinnenminister mit seinen Widerreden und seinem permanenten Widerstand in der Öffentlichkeit untergraben würde. Nach einigen Tagen dieser unendlichen Klagen „platzte mir der Kragen“, auch wenn ich in der damaligen Sommerhitze keinen am Hals trug. So schrieb ich Herrn Schäuble folgende Mail (die offensichtlich etwas bewirkte: schlagartig hörte nämlich das Jammern um die so hohe Würde von Frau Merkel auf).

„Im Juli 2018

Sehr geehrter Herr Dr. Schäuble,
Sie sprachen mit Blick auf Minister Seehofer und seine (einst) geplante Grenzpolitik gegen den Willen Frau Merkels wiederholt von der Würde des Amtes der Kanzlerin.

Entschuldigen Sie, wenn ich mir jedoch die hin und wieder von der Presse überlieferten Fotos dieser Frau anschaue, wie sie im Bundestag über ihrem Tisch flaggt – oder wie wir Alemannen sagen um-enander-pfluenscht – und unappetitlich auf ihren Fingern herumkaut, so kann ich beim besten Willen Frau Merkel nicht mit der Würde eines hohen Amtes in Verbindung bringen. Da nützen dann auch keine rosé- oder apricotfarbenen Sakkos und schön aufgesetzte Reden (die eh jeglichen Inhaltes entbehren und darüber hinaus noch eine ausgesprochene Armut an deutscher Sprache erkennen lassen).

                                Spieglein, Spieglein an der Wand, wer besitzt die Würde im Land?
                                Ihr Frau Kanzlerin, nur Ihr!
                                Ja, ich … ich hab’ sie,

                                die höchste Würde im ganzen Land!

Eines Tages aber wird diese Würde, die auch Sie, Herr Schäuble, glauben verteidigen zu müssen, nichts mehr wert sein. Und vielleicht ist dieser Tag nicht mehr fern!

Denn Sie alle, Sie, Ihre Frau Kanzlerin, und Ihr ganzes Kabinett, Sie nehmen den Bürgern und Bürgerinnen dieses deutschen Landes jegliche Würde, jeden Tag mehr – zumindest den „schon länger hier Lebenden” (wie sich die von Ihnen so hoch verehrte Frau Kanzlerin auszudrücken pflegt).

Doch es wird der Tag kommen, irgendwann, an dem sich die „länger hier Lebenden“ ihrer Würde wieder bewusstwerden und – sich anschicken werden, sich diese zurückzuholen. Die irae! Am Tag des Zorns!

Vielleicht werden dann die noch nicht „in Inzucht degenerierten” (Schäuble) europäischen Frauen und Männer, in Umkehrung der Mozart’schen Bühnendarstellung, die geistig degenerierenden und in ihrer Arroganz erstickenden Eliten-Politiker auf ihrem Weg ins Verderben mit der Arie des Osmin begleiten:
                           
                            Oh wie will ich triumphieren
                            wenn sie euch zum Richtplatz führen… 
 

(aus: Arie des Osmin, in Die Entführung aus dem Serail, Singspiel in drei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart, 1782)

Eines aber ist sicher: gehen die „schon länger hier Lebenden” und ihre Kultur unter, dann werden auch Sie alle, die Politiker wie Kirchenfürsten Deutschlands und Europas mit Ihren Kindern und Kindeskindern zusammen untergehen. Früher oder später. Dann werden die von Ihnen so hofierten Musulmanen, in Treue zu ihrem Koran und ihrem Propheten, auch Ihnen die Köpfe herunterholen. Dessen können Sie gewiss sein!

Mit den besten Wünschen für Sie alle     

Dr. Juliana Bauer“

***

*) Dr. Juliana Bauer, die Autorin dieses Artikels, verfaßt ihre zeitkritischen und auch prosaischen Beiträge in Deutsch, Französisch sowie Italienisch und schreibt seit einigen Monaten für conservo. Über sich selbst sagt sie:  „Ich bin keine Theologin, sondern Kunst- und Kulturhistorikerin, aber eine, die mit der Bibel von Kindheit an vertraut ist und den Worten eines meiner Lehrer, eines ehemaligen Ordinarius des kunsthistorischen Instituts der Universität Freiburg/Br., Rechnung trägt: „Ein Kunsthistoriker des Abendlandes muss bibelfest sein.“ Auch bin ich, in einem ökumenischen Haus aufgewachsen, mit der katholischen wie der evangelischen Kirche gleichermaßen vertraut.“

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