“Eine großartige … eine phantastische Frau”
„Eine großartige … eine außergewöhnliche … eine phantastische Frau… ein großer Dank für ihren Mut, ihre Würde… wir werden weiter mit dir kämpfen…“
So und ähnlich lauten zahlreiche Kommentare unter dem Video, das die Rede der Vizechefin der italienischen Staatspolizei in alle Welt trägt. Eine Rede, welche diese bei der Anti-Green-Pass-Demonstration in Rom am letzten September-Samstag hielt, die Rede einer bedeutenden, in der Öffentlichkeit stehenden Frau, die den Mut hatte, sich öffentlich gegen den diskriminierenden Green Pass zu stellen, sich zur Verfassung zu bekennen und mehr noch – die Befolgung der Verfassung anzumahnen.
Von Dr. Juliana Bauer
Rom, die Ewige Stadt, atmet noch den Spätsommer.
San Giovanni in Laterano, die Bischofskirche des Papstes, d.h. seine Kathedrale als Bischof von Rom, bildet eine ehrwürdige Kulisse vor der gleichnamigen Piazza. Unzählige Menschen – Medien sprachen von vielen Tausend – waren in luftiger Kleidung gekommen und füllten Platz und Umfeld, um gegen den von der Regierung verordneten Green Pass, den Gesundheitspass, und die angestrebte Zwangsimpfung zu protestieren. Seit spätestens dem vergangenen Wochenende gehört Rom nun neben Mailand und Turin zu den Zentren des aktiven Widerstands.
NUNZIA ALESSANDRA SCHILIRÒ
und ein denkwürdiger Tag vor San Giovanni in Laterano
Eine prominente Rednerin betritt die Bühne: Nunzia Alessandra Schilirò (gespr. Skilirò), die Vize-Polizeichefin Roms, eine dunkelhaarige Schönheit aus Catania in Sizilien. Bevor sie zur Staatspolizei ging, wo sie mehrere Jahre die Leitung der Abteilung für Sexualdelikte, vor allem für Sexualverbrechen an Kindern, innehatte, arbeitete sie als Rechtsanwältin. Gegenwärtig ist die Dottoressa bei der Kriminalpolizei tätig. Ihre Rede gebe ich zu einem großen Teil wörtlich wider, stellenweise fasse ich auch einige ihrer wesentlichen Gedanken zusammen.
Ein „Akt des zivilen Ungehorsams“
„Heute bin ich als freie Bürgerin hier,“ beginnt Nunzia Schilirò, „ich bin hier, um meine Rechte, die in der Verfassung stehen, auszuüben…“ Großer Applaus brandet auf. „Ich entschied mich, an dieser Demo teilzunehmen, denn in diesem historischen Moment, den wir gerade durchleben, gibt es Schwerwiegendes, das beispiellos ist … Ich sagte mir, wenn du hier mitgehst, hast du eine Möglichkeit, aus der Ungerechtigkeit herauszutreten…“ Frenetischer Applaus! „Wenn du das nicht machst, hast du schon verloren, dann hast du aufgegeben…
Wenn mir einer sagt, demonstrieren sei unnütz, erinnere ich ihn daran, dass der erste Akt, den Gandhi tat, um sein Land zu befreien, der war, zu demonstrieren.“ Nun bezieht sich Nunzia konkret auf Mahatma Gandhi, der, wie sie in einem Interview bekannte, für sie ein Vorbild für Pazifismus sei: „Er wusste, dass der erste Akt zivilen Ungehorsams der ist, zu demonstrieren. Gandhi erklärte auch den Akt des zivilen Ungehorsams.
‚Dieser‘, sagte er“ und sie zitiert ihn, „ist eine heilige Pflicht, wenn der Staat despotisch oder korrupt wird…“ Wieder Applaus! „Der Bürger, der mitmache, der es ihm gleichtue, wird Komplize dieser Korruption, dieses Despotismus…“ Tosender Applaus!
Nach einem freundlichen Dankeschön für die begeisterte Unterstützung der vielzähligen Teilnehmer berichtet Nunzia vom Telefongespräch mit einer Freundin. Sie erzählt, dass diese, als sie ihr mitteilte, sie wolle heute hier präsent sein, fast verrückt wurde…“Du spinnst“, habe sie gesagt. „Du, hast einen guten Job, machst Karriere, die dir sicher ist, morgen hast du das alles vielleicht nicht mehr. Du riskierst, alles zu verlieren, für was? Wenn das Schlechte, das Böse bereits gewonnen hat! Was willst du da tun?“
An dieser Stelle stutzte ich. Der Satz, das Schlechte habe bereits gewonnen, ist für mich aufschlussreich und erschütternd gleichermaßen. Er ist die dramatische Variante des in Deutschland so oft formulierten Satzes: „Da kann man nichts machen, wir haben keinen Einfluss, die Politiker machen eh, was sie wollen.“ Aus beiden Varianten spricht Resignation, teilweise eine tiefe Resignation, die viele Bürger unserer Gesellschaft erfasst hat. Der Gesellschaft Europas in verschiedenen Ländern, in Italien, in Frankreich, in Deutschland. Nicht umsonst berichten Ärzte, insbesondere häufig Kinderärzte, von wachsenden Selbstmordversuchen und Selbstverletzungen bei Kindern und Jugendlichen seit der Coronakrise. Jüngste Berichte vieler solcher Fälle stammen – man lese und staune – aus dem päpstlichen Kinderkrankenhaus Roms Bambino Gesù (Das Jesuskind).
Folgen wir weiter Nunzias Worten und der Antwort, die sie ihrer Freundin gab, einer Antwort, die Mut macht wie die zahlreichen Demonstranten, die sich Woche für Woche aufmachen. „Ich habe ihr gesagt: ‚Nein. Das Böse hat nicht gewonnen. Das Böse gewann in der Geschichte nie. Daran erinnerte auch immer Gandhi. Denn die Wahrheit und die Liebe triumphierten immer, auch wenn es unmöglich schien.‘ Sie gab mir dann zu bedenken, dass das nicht wahr sei. Das Böse habe schon gewonnen…“ Dann sprach die Freundin von Jesus von Nazareth, von den vielen unschuldigen Opfern der Mafia wie Giovanni Falcone, die alle „ein schlimmes Ende genommen“ hätten… „Doch,“ so die Polizeichefin, „ich antwortete ihr dann ganz einfach: ‚Nein. Das Böse gewann nicht. Hätte das Böse gewonnen, wären wir heute nicht hier. Dann wären wir ausgelöscht…“ Wieder brandet Applaus auf.
„Und heute bin ich hier, um euch zu sagen, um uns daran zu erinnern, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, dass es abweichende Auffassungen von der Denkweise gibt, die dominiert.“ Nunzia verweist auf das Recht eines jeden, seine Meinung frei zu äußern. Tobender Applaus! Die Demo-Teilnehmer antworten mit dem Ruf „Libertà, Freiheit!“
Sie pflichtet ihnen bei. Verweist dann auf die Konstitution, die auch Minderheiten schütze. „Wir müssen uns immer die vielen Minderheiten in Erinnerung rufen“, meint sie und nennt die frühen Christen, auch die Partisanen (letztere sind in Italien heute noch ein Symbol des Widerstands gegen den Faschismus und jegliche Diskriminierung). Es seien diejenigen gewesen, die nicht mit allem einverstanden waren, auch damit waren sie in der Minderheit. Aber „sie hatten den Mut das zu tun, was nicht vorteilhaft für sie war“, sagt Nunzia weiter. „Ich hätte auch das tun können, was für mich zum Vorteil gewesen wäre…“ … es wäre sehr leicht gewesen, sie hätte dann einfach weitergemacht wie bisher. Sie hätte weiter andere diskriminiert…
„Ich habe aber dagegen entschieden, gegen meine Interessen, gegen den Schein…“
Dann macht sie eine harte Voraussage: „Denn die Wirklichkeit wird sein: das, was heute für wenige schlimm ist, wird morgen für alle schlimm sein. Denn wir sind alle miteinander verbunden, auch wenn es uns gefällt oder nicht, ob wir es glauben oder nicht.
„Der Green Pass ist nicht mit der Verfassung kompatibel“
Ich bin heute hier,“ fährt sie fort und bekennt nun offen und frei, dass sie nicht mit dem Green Pass einverstanden sei und nennt im Zuge dessen deutlich etwas, was die Innenministerin maßlos erzürnen wird und ein Disziplinarverfahren gegen die Beamtin eröffnen lässt: sie sagt, dass der
Gesundheitsausweis „mit unserer Verfassung in keiner Weise kompatibel ist.
Kein Recht kann dem Besitz eines Zertifikats untergeordnet werden. Ein Zertifikat, das in keinem Teil der Welt in dieser Strenge existiert…“ Wieder tosender Applaus! „Ein Zertifikat, dem keine verfassungsmäßige Basis zugrunde liegt, das auch keinerlei wissenschaftliche Basis hat… was uns auch reelle Fakten sagen.“ Sie nennt Fakten u.a. aus Israel, aus Island, aus Australien, verweist darauf, dass „Geimpfte erkranken, sie infizieren sich, sie erkranken mitunter schwer. Wie alle anderen auch. Diese Realität müsste auch in Italien klar sein.“ Sie erzählt von einem Fall, der sich im Juli in Italien ereignete: von 360 Mitgliedern einer Militärbrigade, die alle geimpft waren, infizierten sich nicht wenige und erkrankten.
„Angst sät Hass…und nimmt die Würde und die Freiheit“
Dann kommt Nunzia auf einen „Virus“ zu sprechen, den Andrea Riccardi, der Gründer der Gemeinde Sant’Egidio in Rom, den „Haupakteur unserer Zeit“ nennt: die Angst. Dieser „Virus“ sei gefährlich… und „diese Angst sät Hass, bewirkt soziale Trennungen… Wir alle zusammen müssen diese Angst überwinden. Es ist immer die Angst, die uns die Freiheit nimmt. Was ist ein Leben aber ohne Freiheit?“ fragt die Quästorin.
Es ist eine Frage, die sie vier Tage später in einem TV-Interview vertieft und dabei herausstellt, dass, wenn dem Menschen seine Freiheit genommen würde, die “libertà di scelta“, seine Freiheit, zu entscheiden, die Freiheit, sein Leben auf der Grundlage humaner Werte selbst zu bestimmen, man ihm auch seine Würde nehme. In diesem Kontext erläutert sie die demokratisch-freiheitlichen Grundpfeiler der Verfassung, die die Gründungsväter bei der Gründung des italienischen Staates bewegten, gerade mit Blick auf die zurückliegenden Jahre der faschistischen Diktatur (RedRonnie TV, 28.09.2021).
Die Regierungen, die sich die Medien kaufen und die Verfassung missachten
Sie müsse nun aber noch etwas anderes sagen, das fundamental sei: „Wir müssen uns ehrlich, ernsthaft informieren. Das Grundlegende für jedes Recht und für die Freiheit, ist freie Information.“ Sie beklagt dieses Manko bei den Mainstream-Medien, welche diese Demonstration live übertragen müssten, „aber sie sind nicht hier. Wisst ihr, warum die Fernsehsender, die Mainstream-Medien nicht hier sind? Weil sie zu beschäftigt sind. Zu beschäftigt damit, die Meinung, die Spots der Regierung zu senden. Wir dürfen nicht vergessen, dass
die Regierung sehr viel Geld für alle Radiosender und das Fernsehen zahlt, um ihre Spots zu übertragen, selbst zu einer angewiesenen Uhrzeit…“
Damit spricht Nunzia Schilirò die entscheidende Beeinflussung der so genannten Mainstream-Medien durch eine immer diktatorischer agierende Regierung offen aus, eine Regierung, wie sie nicht nur in Italien das Volk terrorisiert, sondern desgleichen in Frankreich und in deutschen Landen – und legt gleich darauf den Finger in die nächste Wunde…
„Ich bin auch hier, um alle Ordnungskräfte/alle Polizisten daran zu erinnern, dass wir alle den Eid auf die Verfassung leisteten.“
Brüllender Applaus, Bravorufe! „Auf eine Verfassung, die noch in Kraft ist!“ Die Verfassung aber sei die Quelle, deren darin festgehaltenes Recht über allem stehe, die allen anderen Gesetzen des Staates übergeordnet ist.
„Wie kann man daher das Recht auf Arbeit verbieten, das Recht auf Freiheit, das Recht, sich frei zu bewegen, das Recht auf das soziale Leben eines Bürgers? Wie kann man das machen? Das ist unmöglich. Dann müsste man die Verfassung ändern…
Ich sage den Ordnungskräften, dass wir verpflichtet sind, die Gesetze zu respektieren. Ich sage es klar und deutlich:
leider ist der Green Pass illegal.“
Sie verweist auf die Artikel des ersten Teils der italienischen Verfassung, auf den entsprechenden Artikel der Verfassung der EU … Dann ruft sie zum Miteinander, zum Zusammenhalt auf: „Ich bin auch hier, euch zu bitten, euch zusammenzutun. Wenn wir uns zusammentun, unsere Energien bündeln, können wir einen Weg für eine bessere Welt weisen… …“
Ich möchte unseren Regierenden eine Frage stellen, sollten sie mich anhören wollen“ meinte die Quästorin gegen Ende ihrer Rede: „Ich möchte wissen, was sie am 15.Oktober tun … wenn sie die Pforten der Hölle öffnen, … wenn 15 Millionen Italiener, die Nein zum Green Pass sagen, entscheiden müssen, zu Hause zu bleiben.
Was macht ihr dann? Was macht Italien dann? … …“
Una donna coraggiosa, una donna senza paura –
eine mutige Frau, eine Frau, die keine Angst kennt
In Interviews mit La Repubblica, einer der führenden Tageszeitungen Italiens (26.09.2021), sowie in Fernsehinterviews, die sich in den darauffolgenden Tagen um Nunzia Schilirò reißen, wiederholt sie nochmals die Aussage, dass der Green Pass illegal sei und die Konstitution des Landes verletze. Als eine Vertreterin des Staates habe sie gemäß Artikel 54 der italienischen Verfassung die Pflicht, es zu sagen, wenn ein Gesetz unrechtmäßig sei. Sie unterstreicht „ihre Treue zur Verfassung und dem italienischen Volk“, sie betont, dass sie den Eid auf die Verteidigung des italienischen Volkes geleistet habe und macht deutlich, dass sie auf diesem Weg weitergehen werde, ob „mit oder ohne Uniform,
aus Liebe zu ihrem Land.“
Sie legt darüber hinaus klar, dass sie „jede Maßnahme gegen mich anfechten“ werde.
„Es wäre ein Privileg für mich … sie gratis zu verteidigen“
Wozu sie mit prominenter Unterstützung rechnen kann. Bereits am Tag nach ihrer Rede, welche die italienische Politik aufwühlte, meldete sich Prof. Sinagra, ein hochrangiger Jurist, auf dem Blog Catania Creattiva zu Wort und stellt fest, dass das gesamte (politische) System von Angst getrieben sei, welches jene verfolgt, die „Illegalität und Amtsmissbrauch“ gerade betreffs der „nicht-verhandelbaren Rechte und Freiheiten der Verfassung“ benennen.
Dann lässt er die „Dott.ssa Nunzia Alessandra Schilirò“ wissen, dass es für ihn und seine Kollegen „ein Privileg wäre, sie gratis zu verteidigen.“ Denn „Beamte von einer solchen moralischen Integrität sind die Zukunft dieser unglücklichen Nation.“ In weiser Voraussicht wagt er darüber hinaus zu prophezeien, dass sich der Augenblick nähere, in dem diejenigen, die „bezahlen müssen, bitter bezahlen werden“ (Augusto Sinagra, CATANIA CREATTIVA: BLOG, WEB TV & RADIO-PODCAST, 26.09.2021).
Anm.:
Augusto Sinagra ist Professor für Unionsrecht der europäischen Gemeinschaften an der Fakultät für Politikwissenschaft der Universität “La Sapienza” in Rom. Des Weiteren ist er Rechtsbeistand/ Pflichtverteidiger beim Obersten Justizministerium in Italien sowie am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.
Übersetzung von Rede und Texten: Juliana Bauer
oder:
discorso integrale. ‘Il male non ha vinto’
Manifestazione di Roma Green Pass, vicequestore Schilirò
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Interview mit Red Ronnie
Ein Interview, das mit 340.840 Aufrufe und 5.225 positiven und vielen begeisterten Kommentaren, auch von zahlreichen Männern, die Nunzias Mut und Intelligenz betonen, punkten kann (1.Oktober, Abend).
So schreibt ein Francesco: „Früher oder später werden die Diktatoren fallen, Intelligenz und Kultur triumphieren immer. Dieser wunderbaren Frau gebührt Ehre.“
Oder ein Giuseppe: „Dottoressa Schilirò, die Welt müsste voll sein von Personen wie Ihnen, voller Ethik und Mut.“