Von Alex Cryso
Nicht nur Ferdinand Wegscheider, Intendant bei ServusTV, brachte es in seiner allwöchentlichen Samstagskolumne hervorragend auf den Punkt: Wenn ein Land den Kommunisten 42 Prozent aller Stimmen geben würde, dann hat es eine akutes Bildungsproblem. So geschehen leider bei den Kommunalwahlen Ende September in der österreichischen Stadt Graz mit rund 291.000 Einwohnern: Dort siegte die Kommunistische Partei Österreichs (kurz: KPÖ) mit einem mark- und beinerschütternden Ergebnis. Nach 18 Jahren wurde die regierende konservative ÖVP abgewählt. Hammer und Sichel für die Region Steiermark? Bereits jetzt schon ist von Graznost oder Leningraz die Rede.
Wer mit der Historie Österreichs vertraut ist, der wird bestimmt eines wissen: Die KPÖ ist jene Partei, die schon einmal die interne Trennung des eigenen Landes nach dem Prinzip BRD-DDR forcieren wollte. Das scheint nun nicht mehr so ganz in den Köpfen der Allgemeinheit relevant zu sein. Viel eher wurde die Wohnbau-Politik des bisherigen Bürgermeisters Siegfried Nagl den Konservativen zum Verhängnis. „Beton-Sigi“, wie man den früheren Rathauschef auch nennt, kümmerte sich dabei wohl eher um Anleger und Investoren als um die Mieter. Hingegen führte KPÖ bereits 1992 eine Art Mieternotruf ein, wo man sich unter anderem Räumungsklagen, Mieterhöhungen oder Betriebskosten-Abrechnungen annahm.
Seit den frühen Neunzigern ist der führende KPÖ-Politiker Ernst Kaltenegger, ebenfalls ein Steirer, im Bereich der Wohnungsnot aktiv. Das übliche Geschwätz der sozialen Gerechtigkeit und der Welt ohne Ausgrenzung kam vor den Wahlen wie immer hinzu. Vor allem im bürgerlichen Lager erzielten die KPÖ und ihre linke Stadträtin Elke Kahr, die möglicherweise als nächste Bürgermeisterin fungieren wird, viele Stimmen. Das Grazer Wahlergebnis für Kommunisten lag bei 29 Prozent, für die ÖVP bei 25 Prozent, was wiederum einen Absturz von zwölf Prozent bedeutet. Stark zugelegt haben im Übrigen auch die Grünen.
Die KPÖ wurde 1918 ins Leben gerufen, war Mitbegründer der Kommunistischen Internationalen unter Lenin, danach unter direkter Regentschaft Stalins und Alpentresor für das Auslandsvermögen der Sozialistischen Partei Deutschlands. Während die KPÖ nach dem zweiten Weltkrieg keine große Rolle mehr spielte, gelangen in Graz immer wieder Achtungserfolge. 1947/48 entstand der Plan, Österreich zu teilen, wobei die sowjetische Besatzungszone im Osten in einen Staat unter kommunistischer Herrschaft umgewandelt werden sollte. Selbst Arnold Schwarzenegger aus Thal in der Steiermark bestätigte, er habe als Kind noch die russischen Panzer durch Österreich rollen sehen. Moskau lehnte den Plan jedoch ab, eine Staatenteilung war nicht im Interesse der damaligen Sowjetunion. Die KPÖ hätte es jedoch gerne gesehen, wenn eine Volksdemokratie nach kommunistischem Vorbild errichtet worden wäre, welcher rund 1,6 Millionen Menschen hätten unterstehen sollen.
Da kann man nur hoffen, dass aus dem kleinen Schneeball keine große Lawine wird – weder für Graz, noch für Österreich, Deutschland und Europa. Wenn 42 Prozent aller befragten Österreicher – und bei der Jugend sind es sogar 52 Prozent – den Kommunismus haben wollen, dann müssen die Alarmglocken schrillen. Der Glaube an eine gerechtere wie gleichere Gesellschaft sollte eigentlich schon anhand des täglichen, ungetrübten Blickes vor die eigene Haustür weichen. Leider greift die Wohlstandsverwahrlosung allgemein um sich. Mehr als hundert Millionen Tote durch den Kommunismus müssten jedoch Mahnmal genug sein. Verbrannte Erde und traumatisierte Generationen ebenfalls.
Alex Cryso
Links:
https://www.oe24.at/oesterreich/politik/wolfgangfellner/warum-42-jetzt-kpoe-waehlen-wollen/493886484
https://www.derstandard.de/story/2000130027157/als-die-kpoe-ueber-eine-teilung-oesterreichs-nachdachte
https://www.owep.de/artikel/856-kommunismus-als-trauma