Von Dr. Juliana Bauer
TORINO C’È! Turin ist da!
La gente come noi non molla mai! Leute wie wir geben niemals auf!
Freiheit! Wir sind ein freies Volk! Wir – sind – frei! Nein zum Green Pass!
Hände weg von unserer Arbeit! Hände weg von unseren Kindern!
Trieste chiama, Torino risponde!
Aus 10.000 Kehlen hallten die Rufe, hallte vielzählige Male das zur Tradition gewordene, einzeilige Demonstrations-Lied mit der eingängigen Melodie. Inzwischen zur Erkennungsmelodie der Green-Pass-Gegner geworden.
Ein endloser friedfertiger Zug, eine beeindruckende Flut von Menschen zog am Samstag durch die Innenstadt Turins. Sie lesen es richtig, liebe Leser und Leserinnen. Es waren über zehntausend Teilnehmer. Sie kamen, um zum wiederholten Mal der Regierung Draghi entgegenzuhalten und zu zeigen, dass sie nicht aufgeben, nicht nachgeben werden. Sie kamen dieses Mal aber auch, um den zahlreichen Hafenarbeitern in Triest ihre große Solidarität zu bekunden.
Den Menschen, die ihre Arbeit auf Grund der von der Regierung verhängten Green-Pass-Regel bis auf Weiteres verloren und deren Hafen-Blockade in einem der wichtigsten Häfen des Landes am vergangenen Montag von der Polizei „im Namen des Gesetzes“ gewaltsam aufgelöst worden war. In vielen Städten Italiens folgten daraufhin Proteste; am Freitag und Samstag fanden sich unzählige Menschen unter dem gleichen Ruf wie in Turin zusammen, um Triest ihre Unterstützung zu zeigen: Trieste chiama, Milano risponde… Trieste chiama, Modena risponde… (Man könnte auch im erweiterten Sinn übersetzen: Triest ruft um Hilfe und Italien lässt die Triestiner nicht allein).
Ein Witzbold, der dem Demozug in Turin vorausmarschierte, schrie grinsend, mit einem Schuss Theatralik, aber durchaus auch mit einem Schuss Ernst in seiner tieferen Tonlage: „Draghi, Draghi flieh! Ich reiß dir den Arsch auseinander!“ Fast so schön wie die immer wieder ertönende Aufforderung, mit einer Inbrunst in allen italienischen Städten skandiert: „Draghi, Draghi, vaffanculo!“
Unter dem Ruf „Forza Torino, wir geben nie auf“ versammelte sich das Meer an Menschen gegen Ende der Manifestation „in Piazza,“ auf dem Hauptplatz Turins, der Piazza Castello; mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen. Ein bewegendes Bild flutete den von historischen Häusern umgebenen Platz: tausende helle Lichter flammten auf und schienen über dem Menschenmeer zu schweben. Die Lichter aus tausenden Smartphones! Dazu tönte der alles durchdringende Ruf:
„Wir sind das Licht der Rebellion!“
Italia Ti amo!