Um 8.45 Uhr läuteten alle Kirchen von Nizza die Totenglocke

(www.conservo.wordpress.com)

Von Dr. Juliana Bauer

Es war die furchtbare Tatzeit: am 29. Oktober 2020 um 8.45 Uhr.

Drei Menschen, zwei Frauen und ein Mann, wurden in der Kathedrale von Nizza, in NOTRE DAME de l’ASSOMPTION, bestialisch von einem fanatischen Muslim aus Tunesien, der als „Flüchtling“ über Lampedusa nach Frankreich kam, ermordet.

Die Stadt Nizza verkündete auf ihrer Homepage:

Um 8.45 Uhr läuteten alle Kirchen von Nizza die Totenglocke im Gedenken an Nadine, Simone und Vincent, die Opfer des grauenvollen Attentats wurden, welches vor einem Jahr die Basilika Notre Dame de l’Assomption erschütterte.

Unsere Gedanken begleiten ihre Familien und ihre Angehörigen.

Sie wollten in „ihrer“ Kirche beten bzw. ihren Dienst verrichten:

Die 44jährige Simone Barreto Silva, eine französisch-brasilianische Mutter von drei Kindern, die im Sterben ihren Kindern eine zärtliche Liebeserklärung machte

Nadine Devillers, eine 60jährige Dame, die ihren Ehemann zurückließ, der ihren Tod nur mit Hilfe von lieben Freunden verkraftet. Ihre beste Freundin bezeichnet sie als fleur de rocaille, als Felsenblume

Der 54jährige Vincent Loquès, Ehemann, Vater von zwei Töchtern und Mesner der Basilika, der kurz vor der Tat die Türen des Gotteshauses geöffnet hatte. Die vielen Gläubigen, die ihn kannten, liebten sein freundliches Wesen.

Am vergangenen Freitag jährte sich ihr Todestag und damit die schreckliche Tat zum ersten Mal.

Die Bewohner von Nizza, insbesondere die Katholiken, organisierten mit Maire Christian Estrosi, dem Oberbürgermeister der Stadt, und in Absprache mit den Familien der Opfer eine bewegende Gedenkfeier in der Kathedrale, bei der Estrosi, selbst tief bewegt, eine ergreifende Ansprache hielt. Eine Ansprache, in der er sich persönlich und voller Mitgefühl an die Familien und Angehörigen der Opfer wandte, in der er die Trauer bekundete, an liebenswerte Charakterzüge der Ermordeten erinnerte, versicherte den Familien seine und ihrer Mitmenschen Solidarität, ihre Zuneigung… Er hob das Gemeinschaftsgefühl der Familien, der Bürger, der Gläubigen hervor… betonte die in „unserer Zivilisation verankerte Brüderlichkeit… und Demokratie…“ Er erinnerte auch an das Attentat vom 14. Juli, das Nizza 2016 furchtbar traf, an das Attentat in Paris im November 2015, nannte ohne Umschweife den islamistischen Terror und seine unbeschreibliche Brutalität. Mit einem Hoffnungsstrahl, dem Blick auf das „Licht des Lebens“ schloss der Oberbürgermeister seine zutiefst menschliche Ansprache.

Auch in der Regierung in Paris ließ man es sich nicht nehmen, einen Vertreter zu entsenden. In Vertretung des Staatspräsidenten nahm der Innenminister teil und hielt eine Rede, des Weiteren der Präsident der Region Provence-Alpes-Côte d’ Azur u.a. politische Autoritäten.

Zu Beginn der Feier enthüllten die Familien der Ermordeten das Bild einer Friedenstaube auf dem Vorplatz der Kathedrale, die ein Werk des jüdischen Malers und Illustrators Théo Tobiasse (geb. als Tobias Eidesas) darstellt. Anschließend enthüllte der Bischof von Nizza im Innern der Kathedrale eine Gedenkplatte an sie.

Der Text lautet wie folgt:

An diesem Ort des Friedens und des Gebetes
wurde am Donnerstag, den 29.Oktober 2020
das Leben durch barbarische Gewalt verhöhnt

Nadine Devillers, Simone Barreto Silva, Vincent Loquès
wurden Opfer des islamistischen Terrorismus

Eine Messe zur Wiederherstellung   (als Gotteshaus)
wurde am 1.November 2020 zelebriert
„Selig sind die Friedensstiftenden
denn sie werden Kinder Gottes genannt“

(Aus den Seligpreisungen, Matth. 5,7)

Nach deren Errichtung sang einer von Simones Söhnen, wohl 14/15 Jahre alt, für seine Mutter ein Liebeslied. Es war seine Antwort auf ihre letzten Worte, auf die Liebeserklärung an ihre Kinder, die er mit dem Satz einleitete: „Maman … du hast uns eine Botschaft hinterlassen und ich möchte dir so gerne antworten, auf meine Weise…“ Und er sang: „Je revois ton sourire – ich sehe wieder dein Lächeln, ich höre den Klang deiner Stimme, die unablässig die Liebe ausdrückt, die um dich ist…“ Während er die ersten Zeilen in französischer Sprache sang, wechselte er, als er seiner Mutter seine Liebe beteuerte, in seine Heimatsprache Portugiesisch.

Am Abend feierte der Bischof von Nizza, Mgr André Marceau, in dem gut besetzten Gotteshaus eine Gedenkmesse für die drei ermordeten Menschen. Seine Ansprache war geprägt von den Verletzungen, dem Leid ihrer Familien, auch dem Leid der Gemeinde, aber auch von dem „einzigartigen Leben“ jedes der drei Toten, das er detailliert thematisierte. Als Priester verwies er darauf, dass sie „im Herzen Gottes lebten“, dass sie uns, den „getauften Brüder und Schwestern“ Begleiter auf unserem Lebensweg seien, wie auch unsere Gebete sie weiter begleiten… Auf die Auferstehung Jesu und das Ewige Leben mit ihm hinweisend wiederholte er am Schluss noch einmal das tröstende Wort: „Nadine, Simone, Vincent leben im Herzen Gottes.“

Vor dem Altar waren die Fotos der Ermordeten, groß und mit Blumen umkränzt, aufgestellt. Vor ihren Bildnissen hielt Bischof Marceau, in Ehrfurcht vor ihnen, nach seiner Predigt eine Weile inne. Ein Gruß- und Erinnerungswort des Präsidenten der französischen Bischofskonferenz, Mgr De Moulins-Beaufort, Erzbischof von Reims, gab der Eucharistiefeier überdies ein besonderes Gewicht – dahingehend, dass außer den staatlichen Autoritäten auch jene der katholischen Kirche Frankreichs ihr Gedenken an den durch einen Islamisten brutal ermordeten Menschen und gläubigen Katholiken bekundeten. Auch der Reimser Bischof wandte sich in seinem Schreiben persönlich an deren Familien. Nicht zu überhören war in allen Worten, Kommentaren die Betonung des islamistischen Terrors.

Es war mir ein großes Anliegen, über diese Gedenkfeierlichkeiten zu berichten, ein Gedenken, das von aufrichtiger Menschlichkeit durchdrungen war wie auch von sehr großem Interesse an den Opfern – und nur an den Opfern und dem Leid ihrer Familien, von sehr großer Aufmerksamkeit und Zuwendung ihnen gegenüber.

Es war ein Gedenken, das aus den HERZEN der Menschen wuchs, der Bürger von Nizza.

Gedenk-Messe in Nizza

Min. 3.12 bis 4:20, Enthüllung der Gedenktafel für Nadine, Simone, Vincent

Mit dem Text der Gedenkplatte in der Kathedrale zu Nizza

Französischer Artikel zur Gedenkfeier

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