Vor lauter Rücksicht auf andere Religionsgruppen wollte die EU durchsetzen, dass in den Mitgliedsstaaten von offizieller Seite auf den Begriff „Weihnachten“ verzichtet wird. Stattdessen solle von „Festtagen“ geredet werden. Nach einem Sturm der Entrüstung vor allem aus Italien machte die EU einen Rückzieher. Auf Katolisch.de gibt es dazu einen Faktencheck: Wollte die EU Weihnachten, Josef und Maria verbieten? Doch die Relativierung des aggressiven Vorstoßes der EU-Gleichstellungskommissarin zündet nicht und hält keiner Überprüfung mit historischen Geschehnissen stand, deren Nachwirkungen bis heute andauern.
Wenn Säkularisten ihren Krieg gegen Kultur und dem nach ihrer Ansicht rückständigen Glauben beginnen, verläuft dies in mehreren Phasen, stets mit dem Anstrich versehen, der Gerechtigkeit zu dienen und Ungleichheiten überwinden zu wollen. Da holt man sich gerne auch Verbündete ins Boot, die noch stärker ihrer Religion verhaftet sind und jeden neuen Moscheebau in einem westlichen Land als Sieg des Islams feiern. Selten hat man von Buddhisten gehört, die sich an Weihnachten, Maria und Josef stören. Da die Praktizierenden dieser Weltanschauung nicht aggressiv auftreten, taugen sie nicht zum Kulturkampf. Wie so eine unheilige Allianz enden kann, zeigt der Ausgang der „Islamischen Revolution“ im Iran. Linke Gewerkschaftler und Kommunisten, die gemeinsam mit den Mullahs gegen den Schah kämpften, waren die ersten, die an den Baukränen der Gotteskrieger landeten.
Doch es geht auch ganz ohne den Islam. Beispiel Mexiko: Dort sind über 90 Prozent der Bevölkerung katholisch. Nach der Unabhängigkeit vom Mutterland Spanien im 19. Jahrhundert gaben sich die Regierungen die Klinke in die Hand. Mal thronte ein Kaiser über allen, später setzten sich nur noch revolutionäre Kräfte durch. Doch mit der Macht der Kirche legte sich niemand gerne an, wohlwissend, dass die große Mehrheit der Bevölkerung auch unabhängig von Rom auf ihren Glauben bestehen würde. Das änderte sich auch nicht mit der Verfassung von 1917, in der die Beschneidung der Rechte der Katholischen Kirche festgeschrieben war.
Erst Präsident Plutarco Elías Calles machte knapp ein Jahrzehnt später blutigen Ernst, der zum Cristero-Aufstand (1926 – 29) führte, auch als „Guerra Cristera“ in die Geschichtsschreibung eingegangen. Die eigens gegründete Staatskirche wurde von den Katholiken abgelehnt. Sie bestanden auf ihre gewohnten Gottesdienste und Bräuche, die der Präsident verbieten ließ. Priestern war es nicht mehr gestattet, sakrale Kleidung in der Öffentlichkeit zu tragen. Etliche wurden ausgewiesen und Kirchen enteignet. In allen Teilen des Landes standen Christen auf und protestierten gegen die Calles-Gesetze.
Der Präsident beließ es nicht bei seinen Drohungen. Regierungstruppen stürmten die ersten Kirchen und erschossen die Priester vor den Augen der Gemeinde, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Den hartnäckigen Widerstand, der auf diese Eskalation folgte, hat man aber unterschätzt. Ein landesweites Netzwerk mit Sympathisanten in Militär und Verwaltung bildete sich. Frauen sammelten Munition und legten ganze Waffendepots an. Auch bereiteten sie die medizinische Versorgung von Verwundeten vor, falls es tatsächlich zu Kämpfen mit den Regierungstruppen kommen sollte. Zahlreiche Geistliche unterstützten die Freiwilligen, die nicht länger hinnehmen wollten, für ihren Glauben unterdrückt zu werden. Der Vatikan jedoch hielt still und strebte eine „diplomatische“ Lösung an.
Die Regierung ging immer schärfer gegen die widerständige Landbevölkerung vor. Ganze Dörfer wurden vernichtet, Kirchen gesprengt. Zur Abschreckung hängte man gefangen genommene Cristeros an den Telegrafenmästen entlang den Bahnstrecken auf, damit jeder Reisende sehen konnte, was ein Bekenntnis zu Christus (Viva Cristo Rey) nach sich ziehen konnte.
Die Cristeros organisierten sich immer besser und konnten hochdekorierte Generäle für ihre Sache gewinnen. Präsident Calles musste eine Schlappe nach der anderen hinnehmen und ersuchte um militärische Hilfe bei den USA. Dort hatte man hohes Interesse an einer Verlängerung der Erdölverträge und schickte Maschinengewehre, Berater und Kanonen. Gleichzeitig handelten Vertreter des Vatikans unter Vermittlung durch den amerikanischen Botschafter ein Stillstandsabkommen (Modus Vivendi) mit der Regierung aus. Gottesdienste sollten wieder erlaubt werden, wenn die Katholische Kirche weitgehend auf ihre Ansprüche verzichte. Auch eine Amnestie seitens Mexiko für alle noch aktiven Kämpfer der Cristeros gehörte dazu. Das Verhalten des Vatikans nahmen diese missbilligend zur Kenntnis und betrachteten es als Verrat an ihrem Glauben.
Nach drei Jahren Bürgerkrieg verzichtete Calles auf die Anwendung der antiklerikalen Gesetze der Verfassung von 1917, ließ aber noch tausende Cristeros von den nun wieder überlegenen Regierungstruppen verfolgen und gnadenlos abschlachten. Für den Vatikan war damit die Sache für die nächsten Jahrzehnte erledigt. Erst in den Neunziger Jahren nahmen Mexiko und Rom wieder diplomatische Beziehungen miteinander auf. Zur Imagepolitur des Vatikans diente sicher auch die Seligsprechung von 13 Märtyrern durch Papst Benedikt im Jahr 2005. Einer der ermordeten Kämpfer, der 14-jährige José Sánchez del Rio, wurde 2016 von Papst Franziskus heiliggesprochen.
Augenzeugen berichteten, dass dem Jungen die Fußsohlen aufgeschnitten worden waren und er auf Salz hin und herlaufen musste, bevor er zu seiner Hinrichtungsstätte geführt wurde. Mehrmals forderte man ihn auf, sich von seinem Glauben loszusagen, um dem Tod zu entgehen. Doch er antwortete: „Viva Cristo Rey – Es lebe Christus, der König! Lang lebe die Jungfrau von Guadalupe!“ Daraufhin wurde er per Kopfschuss hingerichtet und soll noch ein sterbend Kreuz in den Boden gezeichnet und geküsst haben. Soweit die Legende, der heute Millionen Katholiken in Mexiko jedes Jahr an seinem Todestag gedenken.
Die Ereignisse zeigen, wie schnell Säkularismus als Verfassungsprinzip missbraucht und in Hass auf alles Religiöse umschlagen kann, aber am Ende keine Chance hat, wenn sich die Menschen dem Terror nicht beugen und lieber den Tod in Kauf nehmen, als ihrem Glauben abzuschwören und gegen ihr Gewissen zu handeln.
In der „modernen“ westlichen Welt kommt die Unterdrückung des Christentums nicht oder noch nicht gewaltsam daher, doch haben aggressive, angeblich „progressive“ Kräfte die Positionen besetzt, von denen aus der Kulturkampf perfekt geführt werden kann. Jedes Outing irgendeiner Art „sexueller Präferenz“ wird in den Medien hochgejubelt, von der Politik beklatscht und als Vorbild gelobt, während ein Bekenntnis zum christlichen Glauben inzwischen Misstrauen weckt, außer man setzt sich lautstark für „Vielfalt“ und „Integration“ ein und betrachtet die Aufnahme Millionen kulturfremder Migranten als Christenpflicht.
Und auch gegenüber der Medizin, die sich als „Wissenschaft“ ausgibt, haben sich beide Amtskirchen gebeugt. Abtreibung sieht man nicht gerne, aber an der Beratungspraxis haben sich beide Institutionen beteiligt. Dasselbe bei Organspende, der angebliche Hirntod stellt kein religiöses Hindernis mehr dar, obwohl er nicht einmal wissenschaftlich haltbar ist. Und bei der Vergabe von ethisch bedenklichen Impfstoffen hat Franziskus höchstpersönlich das Wort ergriffen und das Impfen zur Christenpflicht erklärt.
Christen, die ihren Glauben ernster nehmen als Vatikan und EKD, dürften aber ihre Probleme damit haben, wenn sie nur wüssten, dass zur Herstellung der allermeisten Impfstoffe auf die Verwendung menschlicher Zelllinien zurückgegriffen wird. Diese stammen angeblich nur von zwei in den Sechziger Jahren abgetriebenen „Föten“, die beständig weiter entwickelt werden. Dennoch können Spuren davon in den Präparaten enthalten sein. Auch für manche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln gilt das.
Auf die Kirchen ist kein Verlass, will man sich aus religiösen Gründen den geplanten Zwangsimpfungen widersetzen. Was gedenkt die Obrigkeit zu tun, wenn Glaube und Gewissen stärker wirken als Gehorsam gegenüber dem Staat, der nun in Gestalt der EU das gesamte christliche Abendland in die Pflicht nehmen will? Gewalt?
Es wird nicht bei diesen Angriffen auf die Freiheit des Glaubens und der Religionsausübung bleiben. Jeder soll sich diesen bösartigen Materialisten unterwerfen und seine Menschlichkeit der seelenlosen Medizin opfern, die alles im Sinne hat, nur nicht die Gesundung von Patienten und weit davon entfernt ist, eine Heilslehre zu sein.
Was tun? Den anderen Oberarm hinhalten – alle sechs Monate?
Erstveröffentlichung auf Opposition24