Von Maria Schneider
Vor einigen Wochen war ich mit meinem Bekannten in meinem Stammcafé, das von einem netten, coolen jungen Mann betrieben wird, der wie so viele unter dem Coronaregime ächzt. Seiner Lockerheit war es zu verdanken, dass vier Frauen an meinem Nebentisch sich überhaupt zu ihrem Kaffeeklatsch treffen konnten.
Zunächst unterhielten sich die Damen einfach nur über Gott und die Welt. Nach einer Weile horchte ich jedoch alarmiert auf. Geschlagene 30 Minuten lang hetzten die Damen ununterbrochen über Ungeimpfte, als seien sie Schwerverbrecher und Mörder. Besonders eine alte Dame ereiferte sich derart, dass sie – spuckend vor Hass und Wut – forderte, dass Ungeimpfte nicht mehr in Krankenhäusern behandelt werden sollten. Dies sei die gerechte Strafe für sie und sie hätte auch „überhaupt kein Mitleid“ mit ihnen.
Entsetzt zuckte ich zusammen, da ich die hasserfüllte Ausstrahlung regelrecht körperlich fühlen konnte. Unwillkürlich schaute kurz zur Dame hinüber, denn sie saß unter Mißachtung sämtlicher Abstandsregeln nur einen halben Meter entfernt von mir. Nett sah sie nicht aus. Ich schätzte sie auf um die 70 Jahre. Allerdings hatte sie sich gut gehalten. Sie war schlank und hatte einen flotten Kurzhaarschnitt. Nur das Gesicht – das Gesicht war vor Hass und Groll verzerrt.
Ich hatte schon den Mund geöffnet, um sie darüber zu informieren, dass in den Niederlanden aktive Sterbehilfe bei dementen Menschen möglich ist, selbst wenn sie dies – entgegen ihrem ursprünglichem Wunsch – nicht mehr möchten. Ich wollte ihr erzählen, dass immer mehr alte Menschen nach dieser aktiven Sterbehilfe sogar verlangen und sich suizidieren wollen. Warum? Weil sie das Alter nicht mehr ertragen, niemandem zur Last fallen wollen und – in letzter Konsequenz – sich immer weniger dem Druck der Gesellschaft entziehen können, die ihnen vermittelt, dass sie als alte Menschen „wertlos“ sind.
Ich will die hartherzige alte Dame also fragen, wie sie es fände, wenn die deutsche Gesellschaft solchen Druck auf sie ausüben würde, weil sie die Eigenschaft „alt“ aufwiese. Doch ich verkneife mir all dies, weil mein Bekannter mich mit Blicken anfleht, den Mund zu halten.
Kurz darauf geht das Quartett – möglicherweise (auch), weil meine entsetzten Blicke nicht unbemerkt geblieben sind. Fast spüre ich so etwas wie Scham bei einer der jüngeren Begleiterinnen. Diese hatte der alten Dame auch, direkt nach meinem entsetzten Zusammenzucken, widersprochen. Ich möchte fast sagen: Gott sei Dank! Gott seid Dank gibt es noch solche feinfühligen Menschen, die den Mut haben, andere auf herzlose und unüberlegte Äußerungen hinzuweisen.
Zum Abschluss ein Zitat aus dem Bericht einer Falun-Gong Praktizierenden aus China. Deren Ehemann Zhuoyuan wurde allein wegen seiner Falun-Gong-Praxis interniert und über Wochen hinweg zu Tode gefoltert. Danach wurde auch seine Frau seelisch und psychisch unter Druck gesetzt, Falun Gong aufzugeben. Die Parallelen zu den Schikanen, die heute gegenüber Impf-Abweichlern angewandt werden, sind beängstigend:
„Nach Zhuoyuans Ableben kam Wen Chunlan, eine Agentin des “Büros 610” von Haizhu, an meinen Arbeitsplatz und hetzte meine Vorgesetzten auf, mich zu erniedrigen und zu verleumden. Diejenigen, die niedrigere Titel und Positionen hatten als ich, erhielten einen höheren Bonus als ich (Ich bekam nur 80 % von dem, was sie erhielten). Jemand an meinem Arbeitsplatz verbreitete sogar das Gerücht, dass sich mein Mann selbst umgebracht hätte. Der Direktor der Personalabteilung namens Li Qi sprach sogar mit einigen meiner Freunde und bat sie, ihre Freundschaft mit mir zu beenden.“.
Übrigens besteht auch in China mehrheitlicher „Konsens“, dass Falun Gong eine Gefährdung der Mehrheitsgesellschaft bedeutet. Parallelen zu dem, was in Deutschland gerade mit Ungeimpften passiert, sind vermutlich nur „rein zufällig“.