Von Sven Geschinski (AfD)
Mittwochabend. 18 Uhr. Schwanenteichanlage. Mittlerweile sind diese Angaben Synonym für die Protestbewegung der Maßnahmenkritiker in Heidelberg. Die Ordner sind schnell gefunden und so bewegt sich der Zug über die Bergheimer Straße in das Gelände des Altklinikums links und rechts der Voßstraße.
Es fällt auf, dass die Polizei viel weniger Personal aufbietet als noch zur Jahreswende, zu Beginn der Protestbewegung. Offenbar sind auch die Sicherheitskräfte mittlerweile von der Friedfertigkeit des Bürgerprotests überzeugt.
Am Ende des ehemaligen Klinikviertels geht es wieder auf die Bergheimer Straße, am Bismarckplatz vorbei durch die Rohrbacher Straße.
Es ist ein bunter Zug, der da für Freiheit und Selbstbestimmung und gegen die Impfpflicht buchstäblich auf die Straße geht. Bürger jeden Alters und jeder politischen Coleur. Selbst Tiere sind dabei. Da sind zwei Hunde mit braunem Fell, die in einem Buggy von ihrem Frauchen geschoben werden und freundlich das Treiben um sie herum beobachten. In einem beleuchteten Käfig sitzt sogar ein Nymphensittich, den sich ihre Besitzerin auf den Rücken geschnallt hat. Bunte Vielfalt im besten Sinne!
Ganz anders hingegen am letzten Montag die Demonstration der Impffanatiker. Einheitlich in schwarz, mit Kapuzenpullover, war die sogenannte „Rote Jugend“ unterwegs und machte mit einem Durchbruchsversuch an der Polizeikette vor dem Marktplatz von sich reden. Die Linksliberalen in diesem Demo-Zug setzten sich angesichts der Aggressivität der Linksextremisten an jenem Abend gleich dutzendweise ab. Seither diskutieren die Linken und Grünen in verschiedenen Chatgruppen, wie viel Extremismus und Gewalt in ihren Reihen akzeptabel ist.
Der Zug der Bürger erreicht mittlerweile das St. Josefskrankenhaus, dessen Eigentümer seit dem 1. Januar dringend benötigte, aber ungeimpfte Pflegekräfte aussperren. Dem Betreuungsniveau der Patienten im Haus wird es nicht gerade zuträglich sein, wenn die zurückgebliebenen Pflegerinnen und Pfleger noch mehr Arbeit schultern müssen.
Die Demonstranten sind mittlerweile auf dem Wilhelmsplatz im Herzen der Weststadt angelangt. Die Organisatoren zählen vor dem Josefshaus um die 700 Teilnehmer.
Viel freundlichen Zuspruch am Rande der Strecke hört man auch dieses Mal wieder. Nur vereinzelt gibt es Missfallensäußerungen, der Autor dieser Zeilen zählt im Laufe der zwei Stunden drei Personen, die sich über die Demonstration echauffieren.
Was mag in diesen Menschen, hasserfüllt wie sie erscheinen, vorgehen? Ein Grund kann das seltsame Moralisieren der Corona-Zwangsmaßnahmen sein. Maskentragen, sich seine Mitmenschen vom Leibe halten, Verbote und Impfzwang gelten so manchem als gelebte Solidarität und Nächstenliebe. Was für eine Pervertierung des eigentlichen Wortsinnes! Kein Wunder, dass hierzulande manch einer ängstlich auf unsere europäischen Nachbarländer wie Dänemark schaut, in denen das Pandemieregime gerade endgültig abgeschüttelt wird und die Normalität der Zeit vor 2020 zurückkehrt.
Der Zug für Freiheit und Selbstbestimmung endet mit einer kurzen Ansprache des Orga-Teams um 20 Uhr. Selbstbewusste, angstfreie Bürger machen sich auf den Heimweg. Am nächsten Mittwoch werden sie wieder ihre Grundrechte einfordern.
Sven Geschinski
Fotos: Sven Geschinski