Ein erster Zwischenruf
Von Dr. Juliana Bauer
„…er macht halt gerne Amore…“
Wieder einmal. Und immer von neuem. Der Zölibat bewegt die Gemüter der römisch-katholischen Welt… und wieder machen Diskussionen die Runde… Endlos! Eine Tragik? Eine Komödie?
Und Papa Francesco träumt. Träumt im Kreise einer Priester-Konferenz. Träumt vom Gelingen zölibatären Lebens … das, letztlich erzwungen, schon so häufig misslang.
Wie war das doch bei einem seiner Pastoralbesuche in seiner Diözese Rom? Den ich Life und amüsiert über ein Video zufällig einmal verfolgen konnte. (Welches nur kurzzeitig ausgestrahlt wurde). Als sich einige fromme Lämmer bei ihm beklagten, dass ihr Don Camillo oder Don Giorgio oder wie er hieß, ein schwerer Sünder sei…! Denn er führe ein Doppelleben … er mache halt gerne Amore…! Wohlbemerkt mit einer erwachsenen Frau!
Drei Artikel katholischer Art
Interessant waren in der vergangenen Woche drei Artikel zum Thema:
ein Interview mit einem Seminaristen aus Regensburg, dem Vorsitzenden der deutschen Seminarsprecherkonferenz, der u.a. darauf einging (Domradio, 18.02.2202); ein Beitrag über die Sorge der Pastoralreferenten über fehlenden Nachwuchs (Domradio, 17.02.2022) sowie – man lese und staune – das Sich-Gehör-Verschaffen von Pfarrhaushälterinnen, die sich über eine mögliche? „Aufhebung“ des Zölibats Gedanken machen und darüber, dass eine solche „unsere Arbeit verändern…würde“ (katholisch.de, 16.02.2022).
Pflicht-Zölibat? Oder nicht?
Zunächst ein paar Worte zu dem Regensburger Seminaristen.
Abgesehen davon, dass dieser einen Generalverdacht betr. des Missbrauchs beklagt, unter dem die Seminaristen augenblicklich stünden, wehrt er sich vor allem gegen den Begriff des „Pflicht-Zölibats.“ Ach herrjeh…! Es ist ein Begriff, der m. E. noch relativ zahm ist. Sicherlich würde er sich gegen den Begriff Zwangs-Zölibat noch heftiger zur Wehr setzen. Nun – über die Begriffe kann man natürlich geteilter Auffassung sein. Wie über die gesamte Vorgabe.
Kein Mann wird gezwungen, Priester zu werden. So die Argumentation des Seminaristen. Das ist richtig.
Aber – und jetzt stellt sich jedoch ein großes ABER in den Weg, womit wir auch schon am Ende der Argumentation angelangt sind: die ehelose Lebensform wird als Grundvoraussetzung vorgeschrieben, um sich dem Priesterberuf in der lateinischen Kirche überhaupt nähern zu können. Eine kirchliche Vorschrift – eine Vorschrift! –, aus biblischer Sicht unhaltbar.
In diesem Kontext stelle ich eine spezielle Frage an den Seminaristen: Wie erklären Sie dann Ihren Priesterkandidaten die Tatsache, dass ihre Amtsbrüder der Ostkirchen, die zu ROM gehören, zu rund 90% verheiratet sind?
(Ich hoffe nicht, in der Einbildung einer elitär-spirituellen Erhabenheit eines Kardinal Sarah, der jene Priester nicht als ebenbürtig betrachtet, Domradio, 21.02.2020, Zölibat Thema bei Papstaudienz mit US-Bischöfen der Ostkirche).
Die römische Kirchenleitung sollte vor dieser und einer anderen Tatsache nicht mehr die Augen verschließen: dass es Männer in ihrer Kirche gibt (das Thema Frauenpriestertum lasse ich hier außen vor), junge und reifere Männer, die tief gläubig sind, die – um es einmal mit einem biblisch-historischen Wort zu beschreiben – gottesfürchtig sind, die um ihre intensive Liebe zu Gott und zu Christus wissen – und, die gerne, ja unendlich gerne Priester werden möchten.
Denen aber der Weg versperrt ist. Und versperrt bleibt. Nach wie vor!
Denn diese Männer können und wollen eines nicht: sich unabdingbar der zölibatären Lebensform verschreiben, wie sie die lateinische Amtskirche für den priesterlichen Auftrag formuliert. Diese Männer sind entweder verheiratet oder sie wissen, dass sie heiraten möchten. Dass sie eine Heirat dem Zölibat vorziehen. Dass sie eine Heirat zumindest nicht ausschließen, wenn ihnen Gott, wie sie es aus ihrem Glauben heraus verstehen, die für sie bestimmte Frau zuführt.
Ehepaare in der Nachfolge Jesu
Diese Männer leben mit einer Frau eine eheliche Liebe oder möchten sie leben, wie sie von Gott geschaffen und geheiligt ist. Im Sakrament der Ehe. Eine Liebe, die sie in die Liebe zu Christus hineintragen. Eine Liebe, mit der sie sich gemeinsam für das Reich Gottes stark machen.
Gemeinsam in der Nachfolge Jesu. Als Ehepaar, wie sie im NT mehrfach bezeugt sind. So u.a. bei Petrus und seiner Frau sowie bei anderen Aposteln mit ihren Ehefrauen (1 Kor 9,5). Es ist eine Liebe, die Jesus keinem seiner Anhänger, auch keinem seiner Nachfolger im Verkündigungs- und Altardienst, im Diakons- und Priesterdienst UNTERSAGTE (Siehe auch Paulus: „Was die Frage der Ehelosigkeit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn“, 1 Kor. 7,25).Jesus stellte die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen als Gabe hin, als eine Möglichkeit, doch nie als Vorschrift. Als eine Lebensform, die der/die eine oder andere als seine/ihre Berufung in dieser Radikalität erfahren kann.
Und damit sind wir nochmals beim verpflichtenden Zölibat angelangt. Beim Zölibat, den die Führung der römischen Kirche von den Priestern fordert. Fordert. Nicht empfiehlt. Sondern fordert. Einfordert. Zum Gebot erhebt. Den die Päpste und auch viele Bischöfe einfordern. Nicht aber Jesus von Nazareth.
Was Jesus von seinen Anhängern verlangt/erwartet, ist die unverbrüchliche Gemeinschaft mit ihm, mit seinem Leben für das Reich Gottes, eine Absage an die Ich-Fixierungen aller Variationen und die Hinwendung zu Gott und zum Mitmenschen, ohne Wenn und Aber – ob verheiratet oder ehelos. Eine Forderung, der z.B. viele Bischöfe deutscher Lande – mit Verlaub – nicht nachkommen. Zölibatär hin oder her! Da sichert man sich ab mit Gehältern auf Höchstniveau, auch während monatelanger Auszeiten, auch während Zeiten, in der viele Menschen ihre Existenz verlieren, fährt Luxuslimousinen im Preis von 100.000 €, plant Millionenprojekte mit „angemessenen“ Appartements, weil „der Herr Bischof ja nicht in seinem einfachen Haus bleiben kann.“ Und präsentiert sich dann als Diener Jesu. Diese Nachfolge Jesu hinkt… Und stürzt! Stürzt immer tiefer.
Einem Mann, der sich zum Priester berufen fühlt, der aber im Sakrament der Ehe lebt oder künftig leben möchte, wird in der lateinischen Kirche jegliche Möglichkeit genommen, Priester, ja selbst Diakon werden zu können (letzteres, sofern er nicht schon verheiratet ist; selbiges gilt auch für die Priester der Ostkirche, von denen sich jedoch die große Mehrheit klugerweise vor einer Heirat nicht weihen lässt).
Der Bischof von Rom in der Nachfolge von Simon Petrus und seine Bischofsbrüder sollten sich einmal dringend fragen, inwieweit sie mit ihrer Uneinsichtigkeit und Unbeweglichkeit, ja mit einer geradezu verbissenen Verbohrtheit in der für sie bestehenden Unabänderlichkeit des priesterlichen Pflicht-Zölibats
wertvolle Berufungen, kostbare Gnadengaben Gottes am Wegesrand liegen lassen.
Immer noch unterstützt durch die klerikale Hörigkeit vieler Priester und Priesteranwärter.
Darin liegt eine große Schuld der römischen Kirche.
Der in human-politischen Diskussionen so wendige Papst sollte sich zudem einmal fragen, inwieweit das Verbot der Heirat nicht ein eklatanter Verstoß gegen elementare Menschenrechte darstellt. Kirchlich sogar abgesichert durch den Apostel Paulus, der das Verbot der Eheschließung nicht als Werk Gottes, sondern in der Erkenntnis des Heiligen Geistes als Werk von „Heuchelei“ und „Lügenrednern“ sieht (1 Tim 4,1-5).
Der Zölibat, dem die Priester verpflichtet werden, ist kein Geschenk. Die Geschichte von Kirche und Priestertum zeigt uns das deutlich. Das Wort „Geschenk“ kann noch so oft gebetsmühlenartig wiederholt werden. Es ist dennoch keines.
Der Zölibat kann aber unter völlig freien Voraussetzungen ein Geschenk, eine Gnadengabe sein. In gleichem Maß ist aber auch die Ehe ein Geschenk, eine Gnadengabe des Heiligen Geistes. Die dem Zölibat in gleicher Weise ebenbürtig ist – in gleicher Weise. Und beide Lebensformen können jedem Dienst am Reich Gottes eng verbunden sein (1 Kor 12,4-7 ff.).
Die Verpflichtung aber zu nur einer einzigen Lebensform innerhalb eines bestimmten Dienstes, die ursprünglich auf einer unter Drohungen gnadenlos durchgesetzten Vorschrift basiert (siehe Zwischenruf 2 in der Fortsetzung), wird zum FLUCH.
Pastoralreferenten – „Die Kinder des Priestermangels“
„Seit 50 Jahren gibt es Pastoralreferenten“ weiß Domradio zu berichten, sie, „die Kinder des Priestermangels“ (09.11.2021). Und erzählt: „Es ist irgendwie typisch, dass es für die Entstehung des Berufs keinen klaren Geburtstag gibt, aber München ist zweifellos einer von mehreren Geburtsorten: Im Sommer 1969 spricht eine Gruppe Priesterseminaristen bei der Diözesanleitung vor. Sie wollen sich nicht weihen lassen, aber dennoch in der Seelsorge arbeiten – und stoßen auf offene Ohren. Am 3. Juli 1971 sendet Kardinal Julius Döpfner in einem Gottesdienst in der Münchner Pfarrkirche Sankt Johann Baptist die ersten sieben Pastoralassistenten aus. Sie arbeiten in Pfarrgemeinden auf freigewordenen Kaplanstellen“ (fünf Jahre später öffnete man den Beruf auch für Frauen, also für Theologinnen).
Warum wollten sich diese Männer nicht weihen lassen? Weil sie heiraten wollten. So lautete jedenfalls das mir bekannte Hauptmotiv. Natürlich „durften“ ab dem oben genannten Zeitpunkt auch Frauen die entsprechenden Aufgaben der männlichen Kollegen übernehmen.
Und heute? Es gibt Klagen über einen zunehmenden Mangel an Pastoralreferenten. So ihr Berufsverband (Domradio, 17.02.2022).
Frohlocken bei den Zölibats-Verfechtern…! Was zu erwarten war.
Nur die Gründe für den fehlenden Nachwuchs sind hier offenbar vielfältiger. Sicherlich fehlt es an Berufungen infolge der Abwendung vieler Menschen von Kirche und religiösem Leben. Das betrifft Priester wie andere kirchlich gebundene Berufe. Beide betrifft auch der hohe Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche infolge des Missbrauchs, aber auch anderer nicht gelebter Zeugnisse.
Doch bei Pastoralreferenten bleibe vor allem eines – so drang es schon an mein Ohr: eine Enttäuschung. Eine herbe Enttäuschung über die Unmöglichkeit, eben doch Priester werden zu können. Was der Traum vieler gewesen sei. Und der Traum Neuinteressierter ist?
Vor mehr als zwei Jahren, als die „Amazonassynode“ z.B. große Hoffnungen freisetzte, stand eine ganze Reihe von ihnen „in den Startlöchern“, um sich weihen zu lassen. Was den ehemaligen Präfekten der römischen Glaubensbehörde, der auf den traditionsreichen Namen „Gerhard Ludwig“ hört, auf die Matte rief. Was bei diesem sogar Entsetzen auslöste. Und er sich deshalb auch beeilte, eine Empfehlung besonders delikaten wie gleichermaßen ungeheuerlichen Inhalts abzugeben: nämlich jene, dass ein verheirateter Priester dann enthaltsam leben müsse (katholisches info 11.10.19). Womit er sich z.B. gegen den Apostel Paulus und damit gegen die biblischen Schriften stellte. So rät Paulus: „Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeit lang, um für das Gebet frei zu sein. Dann kommt wieder zusammen… (1 Kor 7,5).
In manchen Gemeinden wurden die Pastoralreferenten auch schon als „verhinderte Priester“ bezeichnet. Was übrigens dortige Gemeindemitglieder sehr bedauerten. „Denn der Herr X wäre ein toller Priester! Und er versteht uns Familien auch so gut.“ Und die Frauen? Ja, die Frauen. Ich kannte welche, die letztlich als Pfarrerinnen in die evangelische Kirche wechselten.
Pfarrhaus-Hälterin oder La Perpetua – die Ewige
Perpetua – ein poetischer Name! Die Pfarrhaushälterin auf Italienisch!
Gesuina hieß sie.
Sie trug also die weibliche Form von Gesù, Jesus. Und sie war nicht nur die Schwester von Don Giovanni in Rom, sondern auch seine Perpetua. Die ihm den Haushalt führte. Eine schlichte sardische Seele, mit einem großen Herzen. Voller Gastfreundschaft. Und sie jammerte. Jammerte über die Männer. Die unerträglichen Männer. „O gli uomini, Giuliana, gli uomini – Oh die Männer, Juliana!“ Mehr als 40 Jahre führte sie damals den Haushalt des Priesters, ihres Bruders. War ihm nach Rom gefolgt. Um für sein leibliches Wohl zu sorgen. Denn er hätte sonst die exzellente sardische Küche vermissen müssen.
Una cucina deliziosa e genuina! Eine ursprüngliche Küche voller Köstlichkeiten!
Und mit der Wäsche hatte sie immer zu tun…! Das nahm kein Ende. „Wenn der mich nicht hätte, Giuliana…“
Ja, sie hatte als blutjunge Frau ihre „in die Sonne getauchte“ Heimat verlassen. Das Land, „wo die Luft, den Duft des Mandarinenbaums verströmt“, wie ich über Sardinien schrieb. Für ihren Bruder. Für einen Don Giovanni in schwarzer, bodenlanger Soutane, mit deren Saum er die Straßen Roms „fegte.“ Der alles andere war, als ein sich unwiderstehlich fühlender, gepuderter Frauenverführer. Als er an jenem heißen Septembertag nach der Abendmesse atemlos zur Tür hereinkam – die Treppen zum dritten Stockwerk schafften ihn –, machte ich in der Küche, in der ich mit Gesuina gerade einen starken, süßen Espresso trank, einen Satz zurück. Sein Schweiß drang aus allen Poren. Da verstand ich jedenfalls die arme Gesuina… …
Zum Glück war Don Giovanni schon in Rente und hatte das einst große Pfarrhaus, die Casa Parrocchiale, gegen eine nicht allzu große Wohnung getauscht. So hatte Gesuina wenigstens nicht mehr so viel zu putzen.
Ach, die unverheirateten Schwestern der Pfarrherren! Die ihren Haushalt führten, die die oft weiträumigen Häuser in Schuss hielten, kochten, backten, wuschen, bügelten. Die den zum Pfarrhaus gehörenden Obst- und Gemüsegarten bestellten. Dazwischen war auch mal ein wenig Zeit für Muße. Für eine Tasse Kaffee, ein Stück Hefezopf. Und zum Ratschen. Denn in der großen Pfarrküche trafen immer mal wieder ein paar Ratschkatteln aufeinander. Dort erfuhr man dann Neues aus der Pfarrei.
Man erfuhr, welche „Modeerscheinungen“ es gab und was die Sünder so trieben… Wer mit wem das 6. Gebot brach…Ah… Welcher Geizkragen auf seinem verfluchten Geldsack hockte und nur dem Mammon diente…Ganz gegen Jesu Warnung… Wer den „armen“ Ehemann verludern ließ und ihm nicht regelmäßig das Bett frisch bezog…Schämt die sich nicht?… Nein, neuerdings hat sie sogar eine Freundin, die sie gegen ihren Mann aufhetzt…Wenn man einen Mann hat, braucht man doch keine Freundin… …Und der XX beschimpft ständig seine alten Eltern und setzt dennoch ein frommes Gesicht in der Kirche auf…ja, solch eine Heuchelei …“
Leben, insbesondere junges Leben kam in die Bude, wenn Nichten und Neffen zu Besuch waren oder gar mit im Pfarrhaus wohnten. Dann herrschte eine Atmosphäre, die dem in einem evangelischen Pfarrhaus in Nichts nachstand, eine Atmosphäre, wie ich sie liebte.
Mittlerweile sind sie Legende. Die Schwestern des Herrn Pfarrer. Die sich meist ebenso dem Zölibat verschrieben hatten, wie ihre Brüder. Ihnen folgten fremde Haushälterinnen, Hauswirtschafterinnen… Die – so ist meine Erfahrung, die sicher nicht repräsentativ ist – bei weitem nicht mehr die Seele des Hauses waren, wie viele der leiblichen Schwestern der alten Pfarrer.
Die Erfahrung, die ich mehrfach in katholischen Pfarrhäusern machte, ist nicht gerade schmeichelhaft für manche (einstige) Bewohner. Die Atmosphäre, die ich oft erlebte, war steril, kühl. Die Haushälterin öffnete die Tür – sofern die Seelsorgehelferin nicht anwesend war –, wechselte ein paar Worte, verschwand wieder. Der Pfarrer kam, wechselte einige Worte, manchmal war auch ein kleines Gespräch möglich. Lief mitunter im Pfarrhaus umher wie ein verlassener Vogel, verschwand in die Studierstube, wo „man ihn jetzt nicht stören“ durfte… Oder er musste außer Haus. Z.B. zu Krankenbesuchen.
Heute berichten die Pfarrhaushälterinnen, sie seien viel mehr, als Haus-Wirtschafterinnen. Sie seien in der Seelsorge und Gemeinde mit engagiert, könnten dem Pfarrer vieles abnehmen, halten auch unliebsame Dinge von ihm fern, seien für die Sorgen der Menschen offen – seien schlichtweg wieder die Seele des Pfarrhauses. Sie würden helfen, wo sie könnten, da die Pfarrer infolge der Zusammenlegungen von Pfarreien ja so überlastet seien…
Und wissen Sie was, liebe Haushälterinnen und Seelsorgerinnen?
Ich kannte neben engagierten Seelsorgern auch Pfarrer, die hatten, gerade weil sie sich keiner Familie zu widmen hatten, weil sie ihren häufig ich-bezogenen Zölibat zu nutzen verstanden, weil die Haushälterinnen oder andere diensthabende Feen ihnen vieles abnahmen, noch genügend Zeit, z.B. eine Doktorarbeit zu schreiben. Neben ihrer so umfangreichen Gemeindearbeit? Die sogar betreffs ihrer Doktorarbeit über Jahre hinweg tagelang immer wieder außer Haus weilten, so z.B. an der römischen Elite-Universität Gregoriana. Die Zeit hatten, an Hochschulen zu unterrichten. Die Zeit für ein weiteres Studium aufbrachten, das sie neben ihrer ach so vielen Arbeit als Leiter einer Großpfarrei absolvierten. Und, und!
Ich kenne aber keinen einzigen evangelischen Pfarrer, der sich solchen Extravaganzen hingeben konnte. Die Pastoren, die ich kannte, waren vorwiegend Pastoren – Seelsorger. Die sich ihrer Gemeinde und ihrer Familie widmeten. Die Gott verkündeten. Die sich Zeit nahmen, eine alte Dame zu einem runden Geburtstag zu beehren und sich eingehend mit ihr zu unterhalten, wohingegen ich katholische Pfarrer erlebte, zölibatär für die Gemeinde, die irgendwelche Hilfs-Mamsellen mit einer Flasche Rotkäppchen-Saft in Geschenkpapier schickten.
Und wie ich lesen konnte, verehrte Haushälterinnen, wächst Ihre Sorge um Ihren Berufsstand. Der Zölibat könnte doch noch aufgehoben werden (einer Aufhebung erteilte Papa Francesco jedoch gerade eine Absage). Und wenn doch noch? – ja, dann würde sich Ihre Arbeit in der Tat verändern. Aber keine Sorge! In der Altenpflege werden viele engagierte Leute gesucht. Dort herrscht ein großer Mangel an Fachkräften und an Menschlichkeit. Auch Dorfhelferinnen, Gemeindehelferinnen sind gesucht. Vielleicht auch hier und da eine Hauswirtschafterin für ein Priester-Ehepaar?
Nur – gönnen Sie unseren Priestern endlich eine Ehefrau! Und vielleicht wird der eine oder andere Pfarrer ja auch unter Ihnen wählen?
Wie erzählt doch eine alte Hohenloher Chronik aus dem 16.Jahrhundert? Der Pfarrer … aus dem benachbarten „Limpurg hatte eine Maid bei sich…mit der er … nach seinem Bekenntnis zur reinen evangelischen Lehre … (also der Reformation) … die Ehe schloss…“
Denn nichts bleibt ewig. Auch nicht Perpetua – die Ewige!
Vielleicht wird das eine oder andere katholische Urgestein unter den Lesern in seiner Kirche auf meinen Artikel aufmerksam machen…??? Halten Sie mir aber aufgebrachte Pfarrherren und ihre Hauserinnen zurück, auf dass sie mich nicht noch steinigen…!