Von Dr. Gunther Kümel
Kernwaffen sind immer Angriffssysteme. Es wird aber keinen Krieg geben, in dem sie gezündet werden. Der Atomkrieg der USA um „Full Spectrum Dominance” weltweit, er wird gewonnen (oder verloren), ohne daß die entscheidenden Superwaffen wirklich eingesetzt werden. Der Ukraine-Konflikt ordnet sich in diesen Machtkampf um Unterwerfung ein.
Seit Hiroshima und Nagasaki ist klar, daß es „nicht vorteilhaft” ist, einen Krieg zu führen, wenn beide Seiten über Kernwaffen verfügen. Während des Kalten Krieges wurde zunächst versucht, die Parität der Bewaffnung soweit zu kippen, daß dennoch eine Unterwerfung möglich wäre. Zuerst haben die USA eine immer größere Zahl von Uranwaffen bereitgestellt, dann auf immer gewaltigere Zerstörungskraft gesetzt, schließlich die Fusionsbombe entwickelt. Die Sowjetunion konnte jedoch immer gleichziehen. Die Transportkapazität wurde immer weiter verbessert, Bomber, Superbomber, Raketen. Bei der Entwicklung von Fernraketen hatten die Sowjets die Nase vorn, sie „hatten die besseren deutschen Raketenentwickler” in Dienst gezwungen: Der Sputnik war eine böse Überraschung für die USA. Dann wurde daran gearbeitet, die Treffsicherheit immer weiter zu verbessern, die Raketen zu verbunkern oder auf mobilen Systemen zu montieren.
Die Entwicklung von U-Booten, die Trägerraketen mit Kernwaffen abfeuern, haben die Regeln des tödlichen Spiels grundlegend verändert. Selbst wenn ein Land in einem Kernwaffenkrieg vollkommen zerstört ist, können seine atomar bestückten U-Boote immer noch den Gegner auslöschen. Diese „Zweitschlagskapazität” macht also ein Land für jeden Gegner unangreifbar. Deshalb war es auch eine systemverändernde Entwicklung, als die BRD dem kriegerischen Apartheids-Staat Israel atomwaffenfähige U-Boote der absolut modernsten Bauart geschenkt bzw. halb geschenkt hat. Selbst wenn Saudi-Arabien oder Iran über die Bombe verfügten, selbst in hoher Quantität, selbst als H-Bombe, sie wäre nutzlos in einem Konflikt mit Israel. Sie könnte gegen diese Macht gar nicht eingesetzt werden, sie wäre nicht einmal eine Bedrohung für Israel.
„Nicht-Krieg” oder gar Frieden sind im Zeitalter der Kernwaffen also nur noch möglich, wenn die potentiellen Gegner über die Fähigkeit der „garantierten völligen gegenseitigen Zerstörung” verfügen. Darin besteht das neue strategische Grundprinzip. Damit wird die Kriegsplanung, bzw. „Verteidigungsstrategie”, zu einer Art Schachspiel. Der ganz große Krieg braucht gar nicht erst geführt zu werden. Wenn es der einen Seite gelingt, ihre Systeme in der Weise zu etablieren, daß das Prinzip der garantierten gegenseitigen Zerstörung ausgehebelt wird, ist der Krieg bereits gewonnen. Dann kann jede beliebige Unterwerfung auf kaltem Wege durchgesetzt werden. Der Unterlegene hat keine Möglichkeit mehr, sich gegen Ausbeutung, Enteignung, Überfremdung, Besetzung oder jede andere denkbare Spielart der Versklavung zur Wehr zu setzen. Deshalb ist auch die Aufstellung von Defensivsystemen zur Raketenabwehr ein aggressiver Akt hoher Gefährlichkeit, wenn dadurch das Grundprinzip unterlaufen wird.
Die USA verfolgen mit ihrem Werkzeug NATO seit langem das Konzept der „”Full-Spectrum Dominance”. Der Gedanke an „Frieden” kommt im Kalkül der Macht gar nicht mehr vor. Es geht nur noch um die Macht, jedem anderen ohne Einschränkung seinen Willen aufzwingen zu können. Neben den klassischen drei Dimensionen (Land, See, Luft) werden auch der Weltraum, die elektromagnetische Ebene und der Informationskrieg („Cyberwar”) und natürlich der immerwährende Krieg gegen „Terrorismus” dazugezählt. Die „Wolfowitz-Doktrin“ (Bush jun.) plant durchaus auch Präventivkriege ein, vorgeblich zur flächendeckenden Verbreitung von „Freihandel+Demokratie“. Das bedeutet natürlich „Globalismus“, also Einschluß jedes Staates der Erde in ein Ausbeutungssystem der US-Hochfinanz. Damit stehen die USA seit dem WKII in der Tradition des „British Empire”, das ja ebenfalls Krieg zugunsten der „City” geführt hat. Das erschreckendste Beispiel dafür ist der „Opiumkrieg” gegen China, um das Land zu zwingen, den Import von Opium aus Indien zuzulassen. Der Opiumexport lag in den Händen der Finanzdynastie Sassoons.
Es ist selbstverständlich, daß die Menschen im Westen entsetzt sind über den Ukrainekrieg. Schließlich ist jeder Deutsche über die furchtbaren Greuel der aufgehetzten Soldateska Stalins im WKII informiert. Und das Jahrtausendverbrechen der mordlüsternen Vertreibung wurde zwar vom Westen ausgeheckt, aber von Stalin, Tito, Polen und der CSR exekutiert. Man muß sich aber wundern darüber, daß Russland seit 1990 mit einer Eselsgeduld zugewartet und zugeguckt hat, wie die Macht der USA an seine Grenzen vorrückt.
Putin hat protestiert und in der Nachfolge von Gorbatschow gutwillig und ernsthaft verhandelt, um die offensichtliche Gefahr von seinem Land abzuwehren, von den USA in die Unterwerfung gezwungen zu werden. Das gespielte Erstaunen der USA, man müsse doch der armen kleinen Ukraine die Möglichkeit lassen, „jedem beliebigen Verteidigungsbündnis beizutreten”, entlarvt sich als aggressiver Akt höchster Gefährlichkeit für Russland. Die Flugzeit von Raketen Ukraine-Moskau würde nur noch 3 Minuten betragen, bei weitem zu kurz selbst für die neuentwickelten superschnellen russischen Abwehrwaffen. Schon durch das Vorrücken der NATO von der Elbe bis zum Dnjestr und Peipussee und durch die Aufstellung von Raketenabwehrstellungen in Osteuropa wurde das allgemein anerkannte strategische Grundprinzip schwerstens verletzt.
Die Medien in Deutschland kommen ihrem Informationsauftrag nicht nach.
Sie müßten alle Menschen darüber aufklären, daß der russische Bär sich zuletzt zur Wehr setzt gegen die seit 1990 unternommene und fortgesetzte NATO-Unterwerfung. Statt tödliche Waffen zu liefern, sollte der Bärbock-Kanzler lieber diplomatische Vermittlung in dem Konflikt NATO-Russland anbieten. Durch die Waffenlieferung wird die BRD zur Kriegspartei, ebenso wie die USA in den Weltkriegen bereits durch die gigantischen Waffenlieferungen Kriegspartei wurden, noch vor den Kriegserklärungen. Und Scholz, der Weise sollte daran denken, daß die bestehenden Feindstaatenklauseln Rußland die Möglichkeit einräumen, die BRD zu besetzen, wenn sie Kriegspartei wird.
Das Ziel muß Frieden in der Welt sein und gedeihliche Entwicklung, nicht Unterwerfung!