Noch einmal römisch-katholisch:

Endre und Ute Koncsik. Sie heirateten 1968 vor seiner Priesterweihe. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie. Foto: Theresa Müller, Mainpost

„Süßes Joch Christi“ oder „beschwerter…Stand?“
„Es ist niemand … der nicht hundertfach empfange: jetzt in DIESER ZEIT HÄUSER … … … und KINDER … und ÄCKER …“
Der dritte und letzte Zwischenruf

Von Dr. Juliana Bauer

„Siehe, wir haben alles verlassen…“

„Da fing Petrus an und sagte zu ihm: ‚Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.‘

Jesus sprach: ‚Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange:

Jetzt in dieser Zeit

Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungenund in der kommenden Welt das ewige Leben“ (Mk 10,28-30).

Wenn ich heute die Evangelien-Texte lese, die um die Nachfolge Jesu kreisen, die Texte, die, wie ich es kenne, regelmäßig zitiert werden, wenn es um die „Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“ geht, frage ich mich immer mehr: was haben die Theologen der römischen Kirche eigentlich jemals in dieser Aussage gelesen? Und zwar alle. Aller Jahrhunderte. Bis heute. Bis heute! Ich sah mir die Texte neulich noch einmal genau an. Wie stimmen sie überhaupt mit der Zölibats-Forderung überein?

Eine „Theologie des Leibes“ – Papst Johannes Paul II.

„Theologie des Leibes“ gegen Leibfeindlichkeit – eine Hilfe für Priester im Eheleben

Der Leib des Menschen, seine Sexualität, die zu seiner ganzen Person, zu seinem ganzen Menschsein gehören, wurden, wie uns die Verhaltensweisen und Bestimmungen der Kirchenoberen über Jahrhunderte aufzeigen (siehe Zwischenruf 2), als minderwertig und schlecht betrachtet und den Getauften entsprechend propagiert. Diese fehlgeleitete Auffassung war letztlich der eigentliche Grund für die gnadenlose Durchsetzung des verpflichtenden Zölibats für Kleriker – ab dem frühen IV. Jh. sind erste strenge Vorschriften hinsichtlich ihres ehelich-sexuellen Zusammenseins bekannt (i.J. 306, Synode in Elvira/Granada/Spanien. Man beachte auch die Vorstellung der kultischen Reinheit des Priesters, die Benedikt XVI. bis zum heutigen Tag beseelt, obwohl diese nicht zum Wesen des Christentums gehört, siehe. sein Beitrag zu Priestertum und Zölibat in: Sarah, R.: Aus der Tiefe des Herzens).

In jener Epoche war das Christentum bereits durchdrungen von einer Leibfeindlichkeit, die der Bejahung der „reinen“ Seele entgegenstand, die schon erste asketische Strömungen im Christentum, vor allem aber Vorstellungen des antiken Hellenismus prägte. Die ursprüngliche bejahende Sicht von Leib und Geschlechtlichkeit, die mit Seele und Geist nach dem Willen Gottes eine Ganzheitlichkeit bilden, eine Sicht, wie sie dem biblischen Judentum entstammte (die auch nicht durch dessen Reinheitsgebote bis hin zur kultischen Reinheit hinfällig gemacht wurde), war bereits empfindlich gestört und wurde im Laufe der kirchlichen Jahrhunderte nahezu zerstört. Erst im II. Vatikanischen Konzil fand die Kirche zu einer positiven Einstellung des Leibes zurück – wenn auch hin und wieder mit einigen Lücken…

Papst Johannes Paul II. rückte dann die eheliche und damit die leibliche Liebe endgültig wieder an ihren ihr zustehenden Platz. In seiner Theologie des Leibes macht er deutlich, dass das ganzheitliche Zusammensein von Mann und Frau die Liebe und das Sich-Gegenseitige-Beglücken zweier Menschen verkörpert, in der auch die sexuelle Verbindung der beiden Menschen zentrale Momente darstellen. Darüber hinaus sieht er in der Liebe zweier Eheleute, in ihrer personalen Begegnung wie auch in ihrer körperlichen Vereinigung, die Liebe Gottes, die Liebe Christi vergegenwärtigt.

„Nichts ist mächtiger, den Geist eines Mannes zu erniedrigen, als die Liebkosungen einer Frau“ – Augustinus (354-430)

Doch bis dahin sollten Jahrhunderte vergehen. Mit der Antike und deren Philosophie vertraute Kirchenväter, auf die sich vor allem die leibfeindlichen Reformpäpste wie Gregor VII. beriefen, verdarben m.E. die Lehren und den Geist Jesu. Den Geist Jesu, der sich aus seiner intimen Begegnung mit dem Gott Abrahams, Issaks und Jakobs speiste. Und nicht aus dem Geist des Hellenismus. Ein anschauliches Beispiel für diese Entwicklung ist die Theologie des in der Kirche des IV./V. Jahrhunderts an Einfluss gewinnenden Kirchenlehrers Augustinus, welche für 15 Jahrhunderte ausschlaggebend werden sollte. Ursprünglich leiblichen Freuden zugetan und ein jahrelanges Zusammenleben mit einer Frau genießend sah er nach seiner „Bekehrung“ sein Heil darin, allem Leiblichen zu entsagen und sich der Ehelosigkeit zu verschreiben. In Verkennung von Paulus‘ Worten über dessen Warnung vor einem ausschweifenden Leben, auch in sexueller Hinsicht (Röm. 13, 13-14) übertrug er diese auf das Zusammensein von Mann und Frau selbst in einer Ehe. Einer von Augustinus‘ Sätzen über Intimität wurde berühmt, ein Satz, mit dem er sich dahin verstieg, zu behaupten, dass „nichts … mächtiger …“ sei, „den Geist eines Mannes zu erniedrigen, als die Liebkosungen einer Frau“ (i.J. 401).

In Augustinus‘ abschätzigem Satz zeigt sich bereits die Verachtung der Frau, ja alles Weiblichen schlechthin, wie sie dem Ur-Christentum fremd war, er zeigt die Verachtung und Abwertung des Körperlichen, der Geschlechtlichkeit, der Zärtlichkeit – eine Verachtung, die sich durch die Christenheit und insbesondere durch die Kirchenoberen fraß und die nicht nur, wie uns die obigen Beispiele aus der Geschichte der Kirche zeigen (Zwischenruf 2), jede Menschlichkeit vernichtete, sondern auch den Geist Jesu und seiner frohmachenden Heilsbotschaft. Eine solche Entwicklung begünstigte in erheblichem Maß die aufgezeigten rigorosen Zölibats-Vorschriften.

„Süßes Joch Christi“ oder „beschwerter…Stand?“ – Zölibat und kein Ende – (Papst Paul VI. – Martin Luther)                         

Wie ich in meinem Artikel 2019 in PP anhand historischer Quellen darlegte, sorgte der Zölibat immer von neuem für Diskussionen. So glaubte Innozenz III. während des IV. Laterankonzils (1213, 1215)., wieder vor der Frau und ihren sexuellen Reizen eindringlich warnen und erneute Drohungen gegen die Geistlichkeit aussprechen zu müssen. Denn viele scherten sich nicht um das Gesetz der Ehelosigkeit. Und Fortsetzung folgte…

Daher sahen sich auch die Väter des Tridentinischen Konzils im 16.Jh. nicht nur durch Martin Luther genötigt, den Kampf weiterzuführen. Luther hatte sich gegen das Ehe-Verbot gestellt und dagegen, dass die Kirche den „göttlichen Stand der Priester mit ewiger Keuschheit beschwert“ habe. Im Tridentinum wurde, insbesondere unter dem freudlosen Pius V., die Ehelosigkeit erneut zementiert und in einem weiteren Schritt der Ehe als die wesentlich wertvollere Lebensform gegenübergestellt. Vor allem im 19.Jh. wurde diese Auffassung verstärkt aufgegriffen und das gesamte Priestertum mit dem Lichtschleier eines Glorienscheins von „Heiligkeit“ und „einer durch Ehe-Askese gewonnenen Reinheit“ überzogen, ein Lichtschleier, der sich bis weit ins II. Vatikankonzil wob. Gerade letzteres würde sich nach der Theologie des Leibes erübrigen und die Begründungen gegen ein eheliches Liebesleben von Priestern entmachten.

Entgegen zahlreicher Änderungen z.B. in Liturgie und Ämterneuordnung (eigenständiges Diakonat, verheiratete Diakone) blieb Paul VI. bei der priesterlichen Lebensform – dem „süßen Joch Christi“, wie er den Zölibat unter vielen seiner Metaphern einreihte – unbeugsam. Cocciuto come un mulo, wie die Italiener zu sagen pflegen = Stur wie ein Maulesel. Die rigorose Unterbindung jeglicher Debatten über den Zölibat, wie es im Tridentinum gehalten wurde, schien überdies ein besonderes Vorbild für Papst Paul VI. gewesen zu sein: auch er entzog den Konzilsvätern jegliche Diskussion darüber und entschied, diese kirchliche Vorschrift zu belassen. Was auch für seine beiden Nachfolger außer Diskussion stand. Und soeben verkündete Papst Franziskus das selbige.

Doch die Stimmen, die eine Änderung des Zölibats-Gesetzes herbeiführen möchten, werden nicht verstummen.

„Aus dem Evangelium nach Matthäus…“
Und nach Markus… und Lukas“
Matthäus
Ehelos

In meinem oben genannten Artikel in PP zitierte ich einige Worte Jesu, wie sie von Matthäus berichtet und zur Festsetzung des Zölibats von Befürwortern permanent angeführt werden. Auch fügte ich einen kurzen Kommentar hinzu. Ich schrieb:

In den Evangelien selbst sind nur spärliche Hinweise zu finden, die sich auf eine ehelose Lebensform der (späteren) Priester beziehen lassen. Im Zusammenhang mit dem Thema Ehe und Ehescheidung sprach Jesus die Ehelosigkeit an, so von Matthäus, wie folgt, überliefert:

„Es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren werden,
es gibt Ehelose, die von Menschen dazu gemacht werden,
es gibt Ehelose, die sich selbst dazu gemacht haben
und es gibt Ehelose um des Himmelreiches willen.
Wer es fassen kann, der fasse es (Mt 19, 11-12).“

Nun denn. Ich sehe hier keine Anweisung oder gar ein Gebot!

Es ist sinnvoll, sich diesen Text noch einmal genauer anzusehen. Was nämlich Jesus hier äußert, ist, entgegen vieler anderer Behauptungen, lediglich eine Feststellung. Nicht mehr und nicht weniger.

Eine Feststellung. In der er vier Gründe für eine Ehelosigkeit aufzählt. Die man begreife, wenn man sie begreifen kann: „wer es fassen kann, der fasse es.“ Es sind Gründe, die alle nicht einfach nachzuvollziehen sind, warum Menschen nicht heiraten.

Als vierten und letzten Grund nennt Jesus die Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen.“ Er nennt den Grund, stellt ihn schlicht und einfach fest. Mehr nicht. Er gibt nicht einmal eine Empfehlung. Geschweige denn ein Gebot.

Alles andere ist reine Interpretation. Wer lesen kann, der lese!

Und noch etwas Wichtiges sei angemerkt: diese Feststellung Jesu findet sich nur bei Matthäus. Sie fehlt in allen anderen Evangelien.

Für manche Leser dürfte noch etwas anderes hochinteressant sein, etwas, was mir ein Theologe erklärte: im griechischen Urtext wird nicht von Ehelosen gesprochen, sondern von Verschnittenen. D.h. von den Menschen, die unfruchtbar, die zeugungsunfähig gemacht werden.

Es gibt also

„Verschnittene, die vom Mutterleib so geboren werden,
es gibt Verschnittene, die von Menschen dazu gemacht werden,
es gibt Verschnittene, die sich selbst dazu gemacht haben
und es gibt Verschnittene um des Himmelreiches willen…“

Was nun?

„Siehe, wir haben alles verlassen…“

Mein in PP zitierter Matthäus-Text geht, versehen mit meinem Kommentar, wie folgt weiter:

Natürlich wird diese Aussage Jesu sinnvoller Weise im Kontext der weiter unten folgenden Verse gesehen:

„Und Petrus sagte …Siehe wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was wird uns dafür zuteil? …“

(Die Antwort Jesu) „Und jeder, der Häuser oder Äcker, Bruder oder Schwester, Vater oder Mutter, Frau oder Kinder um meines Namens willen verlässt, wird es hundertfach zurückerlangen und das ewige Leben erben (Mt 19, 27-29).“

Heute möchte ich an dieser Stelle ergänzen: Die Feststellung Jesu zur Ehelosigkeit in 19, 11-12 muss nicht zwangsläufig in Verbindung mit den Versen 27-29 gesehen werden, zumal sie bei den anderen Evangelisten fehlt.

Markus

Als Vergleich füge ich nun dem Text von Matthäus jenen von Markus hinzu. Dabei ist folgendes zu beachten:

Markus‘ Text ist der ältere, Matthäus wie auch der Evangelist Lukas übernahmen ihn und hoben ihrerseits ihnen wichtige Worte Jesu hervor.

Der Text von Markus:

„Da fing Petrus an und sagte zu ihm: ‚Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.‘

Jesus sprach: ‚Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange:

jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungenund in der kommenden Welt das ewige Leben“ (Mk 10.28-30; siehe auch Lk 18,28-30).

Lukas schreibt in seinem Evangelium den obigen Text nahezu identisch, wie ihn Markus überliefert.

Matthäus

„…jeder, der Häuser oder Äcker, Bruder oder Schwester, Vater oder Mutter, Frau oder Kinder um meines Namens willen verlässt,

wird es hundertfach zurückerlangen…“

Er wird „es … zurückerlangen“, was er verlassen hat. Wann und wo sagt Matthäus nicht.

Markus und Lukas

Markus und Lukas lassen Jesus die aufgezählten Menschen und Güter, die seine Jünger um seinetwillen „verlassen“, wiederholen und sie ihnen zurückgeben. Und nicht erst im Jenseits, sondern hier, „jetzt in dieser Zeit.“

So sagt Jesus bei Markus und Lukas: „Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit

Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungenund in der kommenden Welt das ewige Leben.“

Sie sind auffallend für mich, die Worte Jesu, die Markus und auch Lukas überliefern.

Erhält der Verzichtende die irdischen Güter und die Familienmitglieder, die er liebt, durch Jesus selbst zurück? Es sieht ganz danach aus.

Und das, was danach aussieht, wird bestätigt durch Worte von Paulus im ersten Korintherbrief: „Haben wir nicht auch das Recht, eine Schwester

als Ehefrau mit uns zu führen wie die anderen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas/Petrus (1 Kor 9,5).

Simon Petrus und die Apostel verließen ihre Ehefrauen de facto nicht. Auch nicht, um „nur noch alleine und ganz“ in der Hingabe an Christus und seiner Verkündigung zu leben, wie uns von vielen Geistlichen früher weisgemacht wurde, wenn sie den verpflichtenden Zölibat erklären mussten.

Die Apostel nahmen ihre Frauen mit auf ihre Verkündigungsreisen. Sie trennten sich offenbar ungern von ihnen, sie wollten sie in ihrer Nähe haben.

Sie waren keine Ehelosen in der Nachfolge Jesu, sondern sie folgten Jesus als Ehepaare nach (siehe Zwischenruf 1).

Jesu Aussage lässt eines klar erkennen:

denen, die ihn und Gott an die erste Stelle setzen, gibt er alles zurück. Wenn auch in dieser Welt oft unter Leid, Mühsal und „Verfolgungen“, denn hier und „in dieser Zeit“ ist kein Paradies zu erwarten. Doch er gibt es ihnen zurück, denen, die sich selbst verlassen, die ihre Egoismen verlassen, ihre Fixierungen auf sich selbst, auf ihr Ich, ihre „Selbstverwirklichung“, die ein nur „Haben-Wollen“ verlassen

und sich vollständig Gott überlassen. Und dem Hl. Geist. Um sich auch dann für den Mitmenschen zu öffnen. In der „Selbstverwirklichung“ für Gott. Denen gibt Christus alles zurück. Verwandelt und in Fülle (Anregungen aus der Einführung der Vortragsreihe „Spiritualität der Orthodoxen Kirche“ des griechisch-orthodoxen Priestermönchs Paisios, der u.a. eine Mutter als Beispiel für das Sich-Selbst-Verlassen anführt).

Die Frau, die Kinder, das Haus… …
Ehelos oder verheiratet.
Mit oder ohne eigener Familie.

Das Entscheidende für einen Jünger, eine Jüngerin Jesu ist, Gott und ihm, Christus, den ersten Platz im Leben einzuräumen.

Sicher können die Worte Jesu von dem einen oder anderen auch wörtlich verstanden werden. In der Weise, dass ein Mensch für seinen Verzicht, z.B. auf eine Ehe, auf eine eigene Familie, auf berufliche Karriere, auf reiche irdische Güter, etwas anderes dafür „erhält.“ Etwas anderes Beglückendes, Bereicherndes, das ihn und sein Leben in seiner spezifischen Berufung erfüllt.

Andere „Häuser“, andere „Brüder, Mütter, Kinder…“

Beide Interpretationen können möglich sein. Jesus schreibt nichts vor. Und Paulus würde darauf eine schlichte Antwort geben: Jeder wird seine Berufung, sein Charisma, seine Gnadengabe erkennen.

Diese Gnadengabe schließt jedoch den verheirateten Priester nicht aus. Die Gnadengabe Priester zu sein, hält Gott niemals für nur ehelose Männer bereit. Das widerspräche Gottes Konzept der Liebe.

Und noch etwas: viele Kleriker, gerade auch „Herren“ in Führungspositionen, öffnen ihr Herz und ihren Geist nicht mehr dem Feuer des Geistes Gottes.

BIBEL-ÜBERSETZUNGEN

„Ist die Bibel richtig übersetzt?“

Des Weiteren gilt auch folgendes, gerade hinsichtlich der überlieferten Worte Jesu, zu beachten: der jüdische Bibelwissenschaftler Pinchas Lapide (1922-97) machte immer wieder auf die bilderreiche hebräische Sprache aufmerksam, in der viele Aussagen nicht immer wörtlich, sondern im übertragenen Sinn zu verstehen seien. Auch deckte er grobe Fehlübersetzungen in der Bibel auf (siehe sein Buch: Ist die Bibel richtig übersetzt?), sodass sich die Frage stellt, inwieweit die uns vorliegenden Bibeltexte in ihren verschiedenen Übersetzungen gegenüber den ursprünglichen Quellen authentisch sind. Daher noch ein paar Worte zu den biblischen Textvarianten.

Zahlreiche Textvarianten

Seit der Antike existieren zahlreiche Einzelschriften und Übersetzungen der biblischen Texte…Viele ihrer Handschriften sind „alles andere als einheitlich.“ Es gibt Abschreibfehler zu beachten, Textänderungen, die z.T. bewusst vorgenommen wurden, Übersetzungen je nach Verständnis und vieles mehr, die zu „einer Vielzahl textlicher Varianten“ führen, auf das u.a. der kath. Theologe Markus Lau von der Universität in Fribourg/Schweiz hinwies (siehe Lau, Markus, Redaktion Feinschwarz 21.11.2019 zum Römerbrief des Paulus. Siehe auch: Hartmann, Christoph Paul, Was Bibelübersetzungen so schwermacht, katholisch.de, 12.03.2019). Letzterer verweist auf zwei historisch-kritische Ausgaben… die Biblia Hebraica für das sog. Alte Testament und auf das Novum Testamentum Graece für das Neue Testament, dessen Grundlage aus 5.500 Handschriften besteht.

Was also hat Jesus zu welchem Thema nun tatsächlich gesagt? Und was wurde in den gesamten Texten interpretativ überliefert, so, wie es Schreiber, Verkündiger, Theologen verstanden/verstanden wissen wollten?

Und für Extra-Interessierte: ein Interview

Zölibat: Würzburger Priesterehepaar lebt, was Ex-Papst Benedikt fürchtet

Die Befürchtung Josef Ratzingers, dass der Zölibat gelockert wird, kann der Würzburger Priester Endre Koncsik nicht nachvollziehen. Er ist seit 1968 verheiratet, in: Mainpost, Würzburg, 14.01.2020

Ein Interview mit einem aus Ungarn stammenden kath. Priester der mit Rom unierten Ostkirchen und seiner Frau, der sagt: „Auch ein verheirateter Priester lebt die Hingabe an Gott.

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Endre und Ute Koncsik. Sie heirateten 1968 vor seiner Priesterweihe.
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie. Foto: Theresa Müller, Mainpost