Von Theo-Paul Löwengrub – 28. April 2022
Auch wenige Tage nach der ungeheuerlichen Aussage des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU), ein öffentlicher Muezzin-Ruf in deutschen Städten könne „ein Beitrag zur Integration sein”, regt sich weder im medialen Blätterwald noch im politischen „Maßregelvollzug“ des Landes auch nur ein laues Lüftchen der Empörung. Damit dürfte der endgültige Nachweis erbracht sein, dass sich ein Großteil der Bevölkerung nicht nur mit der Preisgabe seiner eigenen über tausend Jahre alten christlichen Überlieferungsgeschichte, sondern auch der kapitutativen Öffnung für hemmungslose Islamisierung abgefunden hat. Vielleicht ist es einer durch und durch materialistische, traditions- und heimatlose Bevölkerung aber auch völlig schnuppe, dass Deutschland kulturell unwiederbringlich restumgekrempelt wird.
Was Wüst als rückgratloser, opportunistischer und zynischer Stimmenfänger einer Partei, die das „C“ in ihrem Namen wohl nur noch aus Platzhaltergründen führt, im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ von sich gegeben hatte, war sogar unter Berücksichtigung von Wahlkampfumständen grenzwertig – selbst für den Ministerpräsidenten des Bundeslandes mit den meisten Muslimen. Zwar eierte Wüst herum, man müsse bei „seiner Einführung” (gemein ist der Gebetsruf) „umsichtig vorgehen, indem man die Angelegenheit breit diskutiert und sich in einer Kommune eng abstimmt.“ Die Einwanderer jedoch, ohne die das deutsche Wirtschaftswunder angeblich „gar nicht möglich gewesen” wäre müssten ebenso wie ihre Nachkommen „ihren Glauben frei ausleben können.“ Unweigerlich stellt man sich hier erneut die Frage, welche geschichts- und bildungsfernen Mittelmaßfiguren heute eigentlich in Regierungsämter gelangen (und offenbar nicht einmal persönliche Referenten beschäftigen, die mehr auf dem Kasten haben): Das das sogenannte „Wirtschaftswunder“ war bereits fast abgeschlossen, als 1961 das Anwerbeabkommen mit der Türkei über die ersten „Gastarbeiter“ unterzeichnet wurde. Diese leisteten zwar zweifellos einen Beitrag zur Volkswirtschaft, hatten mit dem deutschen Wirtschaftswunder aber ungefähr so viel zu tun wie Abraham Lincoln.
Aufschwung des politischen Islam
Mit den Muslimen jedoch, die heute die Moscheen aufsuchen, haben die damaligen Arbeitsmigranten ohnehin nichts zu tun: Diese kamen aus einer weitgehend modernen, säkularen Atatürk-Türkei. Ihren Glauben lebten sie jahrzehntelang in Hinterhofmoscheen aus, ohne jede Mission oder öffentlichen Geltungsanspruch. Erst mit der massenhaften Zuwanderung von Flüchtlingen und Migranten aus Ländern, wo der Islam nicht nur Staatsreligion, sondern totalitäre Gesellschaftsgrundlage ist, schossen dann im vereinigten Deutschland die Islamverbände, Moscheenvereine und dann auch die Minarette aus dem Boden. Diese Entwicklung war es dann allerdings, die dazu führte, dass auch die Enkel der muslimischen Gastarbeiter – die sogenannte dritte Einwanderergeneration – zu einem fundamentalistischeren Glauben als ihre eigenen Vorväter fanden und sich seither durch eine oft zunehmende Radikalität auszeichnen; sie stehen der deutschen Kultur meist ablehnend bis feindlich gegenüber und stellen religiöse Gebote über die Gesetze des Staates. Spätestens mit Zuwanderungswelle 2015/2016 erlebte der politische Islam dann einen weiteren unrühmlichen Aufstieg in Deutschland, der sich nicht nur im IS-Terror, sondern vor allem der immer dreisteren Einmischung und Reklamieren von Sonderrechten für Muslime niederschlug. In diesem Kontext sind auch die Forderungen nach Teilgeltung der Scharia, Zulassung von Kopftuch oder besonderen Rücksichtnahmen zu Ramadan zu sehen – und natürlich auch die nach Ausweitung des Muezzin-Rufs.
Dass Wüst ausgerechnet in diesem einen „Integrationsbeitrag“ sieht, ist gelinde gesagt bemerkenswert. Vielleicht hätte er sich dessen Wortlaut einmal durchlesen sollen: Was da aus Lautsprecheranlagen über Deutschlands Städte erschallt, ist nämlich dies:
„Allah ist der Allergrößte (4mal) / Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt (2mal) / Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist (2mal) / Kommt her zum Gebet (2mal) / Kommt her zum Heil (2mal) / Allah ist der Allergrößte (2mal) / Es gibt keinen Gott außer Allah„. Wer hier einen „Beitrag zur Integration“ erkennt, kann eigentlich nur die Zwangsintegration anderer Religionen und Ungläubiger in die Religion des Friedens meinen. Tatsächlich handelt es sich hier um einen 1.400 Jahre alten verbalen Herrschaftsanspruch, der rein nichts neben oder gar über sich, sondern nur unter sich duldet.
Lebensgefährliche Naivität
Der Muezzin-Ruf ist in immer mehr deutschen Städten erlaubt und in wenigen Alltagsbereichen lässt sich das studieren, was mit dem Begriff Islamisierung einzig zutreffend zu beschreiben ist (wenn auch entsprechende Kritik permanent von interessierten Milieus als „Islamophobie“ verunsachlicht wird). So eben auch in Köln, der größten Stadt im von Wüst regierten Nordrhein-Westfalen. Dort hat man sich der besonders radikalen Ditib, der von Erdogans Türkei kontrollierten „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion” , die dem türkischen Religionsamt (Diyanet) direkt angegliedert ist, bis zur Selbstverleugnung politisch ausgeliefert.
Deren Zentralmoschee steht in Köln, die dem damaligen Bürgermeister Fritz Schramma vor dem Bau gemachten Zusagen über Predigten auf Deutsch und die Begegnung verschiedener Religionen auf dem Gelände wurden seither dreist ignoriert (der naive Schramma wurde nicht einmal zur Einweihung eingeladen). In diesen Kreisen sieht man die zunehmende Erlaubnis von Muezzin-Rufen grinsend als eine Kapitulation der (Noch-)Mehrheitsgesellschaft, die sie in Tat und Wahrheit auch ist. Die Entfernung des Kölner Doms aus dem Stadtlogo war mehr als nur ein programmatisches Detail. Wüst müsste es, wenn er nicht so blauäugig und kreidefresserisch unterwegs wäre, besser wissen: Integration ist im Islam grundsätzlich nicht vorgesehen. Seine absurde Aussage in der NZZ zeugt damit einmal mehr von der sträflichen Naivität deutscher Politik, die uns in die identitäre Selbstbeseitigung führen wird.
Dieser Artikel wurde auch auf www.ansage.org veröffentlicht