Michael van Laack
Wer Bilder von alter Größe beschwört, sollte sich in der Geschichte des eigenen Landes gut auskennen. Sonst könnte nach der Realisierung des Projekts die Enttäuschung riesengroß sein.
Gesundschrumpfen soll ja wieder voll im Trend liegen. Nicht nur bei Unternehmen! Wie wäre es dann mit einer Gebietsdiät, statt weiteren “Zukäufen” mit “militärischen Sonderoperationen”. Das spart Geld, Zeit, Menschenleben.
Lieber Wladimir,
für einen Diktator lebt es sich viel ruhiger, wenn er lediglich eine überschaubare Bevölkerung unterdrücken muss. In Riesenreichen ist man gerade hinten fertig mit dem Internieren und Hinrichten, dann muss man vorne schon wieder neu anfangen. Dazu die vielen Zeit- und Klimazonen. Das kostet Geld, Nerven und bringt schlaflose Nächte.
Zudem wärst Du in einem kleineren Gebiet von viel mehr Feindstaaten umringt. Deine Dienste könnten dann Feindbilddifferenzierungsabteilungen gründen. So käme mehr Abwechslung in die Propaganda, ganz abgesehen von der sich daraus ergebenden Möglichkeit, neue Arbeitsplätze im System zu schaffen.
Aufgrund der kurzen Wege wären die Bürger auch viel schneller erreichbar (notfalls sogar zu Fuß), um ihnen die einzig wahre Sicht der Dinge vorzutragen. Da bräuchte es keine aufwendigen Sendungen im TV mehr. Abendliche Hausbesuche statt Talkshows. Und schon schläft jeder Bürger nicht mehr mit der Meinung ein, mit der er noch am Morgen aufgewacht ist, sondern mit der richtigen.
Eine kleinere Armee hätte zudem flachere Hierarchien. Du würdest schon am Dienstagnachmittag erfahren, wenn beim Mittagessen ein General Putschgedanken geäußert hätte. Auch Korruption sollte dann viel besser funktionieren, weil Du praktisch jeden persönlich kennen würdest, der bestochen werden muss, damit alles reibungslos läuft im Land. Also, wie wäre es, lieber Wladmir?
Russland in den Grenzen von 1471?
Deal?
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