Michael van Laack
Nein, diese Überschrift und dieser Artikel haben ihre Ursache nicht in dem schwülwarmen Wetter, dass vielen von uns heute und in den vergangenen Tagen aufs Gemüt drückt. Ich bin es einfach so leid, in jenen Medien, die sich als besonders freiheitsliebend und die Demokratie verteidigend gerieren, in den letzten Wochen und verstärkt an einem Tag wie diesem, an dem Bundeswirtschaftsminister Habeck die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen hat, durchgängig Verteidigungsreden zu einem faschistischen Diktator und Völkermord-Beauftragter lesen zu “müssen”.
Es schmerzt mich (auch weil ich selbst über Jahre Redaktionsmitglied eines jener reichweitenstarken Blogs war, die sich seit dem 24. Februar in der Rolle nützlicher Idioten für den Kriegsverbrecher-Animateur gefallen) zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass das Schüren von Ängsten der nüchternen Analyse gewichen ist; dass das mehr als nur mäßige Entstellen der Wahrheit zur Gewohnheit wird und eine Mitleidlosigkeit gegenüber dem ukrainischen Volk Einzug gehalten hat, die man nicht einfach nur als nicht christlich, sondern glasklar als antichristlich und antihumanistisch bezeichnen muss.
Persönliche Worte an einen Freund in scheinbar längst vergangener Zeit
Ausdrücklich – und das habe ich bisher in Blogartikeln mit Ausnahme eines einzigen (in der Auseinandersetzung mit Götz Kubitschek 2019 geschriebenen) bisher nie gemacht und will es mir auch nicht zur Gewohnheit werden lassen – wende ich mich beinahe schon appellativ einer konkreten Person zu:
Dr. theol. habil. Dr. phil. David Berger. – Ein Mensch, den ich stets als einen klugen kritischen Geist wahrgenommen habe, der vielleicht nicht immer aber doch im Wesentlichen das christliche Menschenbild als Fundament hatte; ein Mensch, mit dem ich über viele Jahre befreundet war und mir auch nicht hätte vorstellen können, dass die Freundschaft je an ein Ende kommen könnte, bevor er sie mir kündigte.
Auch wenn nun eine persönliche Anrede folgt, so ist das nicht eine Sache zwischen David Berger und mir. Dieser Artikel soll vor allem dazu dienen, unsere Leser noch sensibler zu machen dafür, in welche Fallen sie außerhalb des ÖRR, dem auch nicht mehr wirklich viele Menschen trauen, sehr schnell tappen können, weil sich doch alles so plausibel anhört.
Lieber David,
viele Deiner Leser vertrauen Dir. manche vermutlich gar uneingeschränkt. Bitte lass ab davon, diese Menschen durch Deine Artikel an die Hand nehmend der Ideologie eines Antichristen zuzuführen.
“Hausgemachter Gasnotfall: Beendet endlich die Russlandsanktionen!” forderst Du heute und schreibst dazu in einem Tweet, Putin drehe “angeblich” den Gashahn zu, wir seien das alles selbst schuld. Wenn wir ihn von Beginn an hätten tun lassen, was er tun möchte, gäbe es auch keine Krise.
Das ist nicht die Haltung eines Pazifisten! Die Botschaft ist klar: Gebt Putin was er haben will in seinem “Kampf gegen die ukrainischen Nazis”, wie ich bei Dir in einem anderen Artikel lesen musste, und alles ist wieder gut. Beendet die Sanktionen, lasst ihn die Ukraine zerstören und dessen Volk auslöschen. Und falls es ihn danach nach etwas anderem gelüsten sollte (z. B. nach Georgien, Moldau, den baltischen Staaten oder dem Rückzug der NATO auf den Status vor dem Mauerfall), gebt ihm auch das.
Vor allem aber macht endlich wieder gute Geschäfte mit ihm, damit er noch mehr Waffen kaufen kann, mit denen er noch mehr Gebiete und Menschen vernichten kann. Gebt ihm meinetwegen auch Deutschland, aber bitte mit Ausnahme meiner Berliner Residenz. Denn wer soll sonst weiterhin auf einem Blog für Freiheit, Gerechtigkeit, Humanismus und Demokratie für die Bürger kämpfen?
Nur einer unter Vielen, die in diesen Tagen eine traurige Entwicklung nehmen
Täuschen wir uns aber nicht, liebe Leser. David Berger – den ich auswählte, weil mich einst manches mit ihm verband – ist kein Einzelfall. Die Zahl der sogenannten Blogs der “Freien Medien”, die (oft auch um der Befriedigung ihrer Stammleserschaft willen) dem Faschisten Putin das Wort reden, ist beinahe Legion. Möge es dieser Legion bald so ergehen wie der des Varus im Teutoburger Wald. Denn sonst werden wir unser Land schon bald nicht mehr wiedererkennen. Es würde dann nicht einfach nur eine andere Republik sein, es würde überhaupt nicht mehr sein. Es würde gefressen von einem Faschisten, dessen Gebietshunger und Skrupellosigkeit der eines Adolf Hitlers in nichts nachsteht!
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