Michael van Laack
“Nach der EU-Kommission und dem EU-Parlament hat letzte Nacht auch der Rat für ein Ende des fossilen Verbrennungsmotors im Jahre 2035 gestimmt. Das ist historisch! Europa ist der erste Kontinent der Welt mit dieser Zielsetzung.” jubelt heute Dietmar Oeliger, der Vorsitzende von GSL (Grüner Strom Label).
Seit gestern nehme ich nicht nur bei den finanziell interessierten Kreisen kollektiven Jubel wahr. Auch im politischen Berlin (außer der AfD und Teilen der FDP) und wie nicht anders zu erwarten, bei den stets den regierenden nachbetenden beiden “großen” Kirchen ist die Freude nicht gering.
Utopia wurde leider noch nicht zerstört
13 Jahre sind es noch (oder besser “nur noch”), bis die Automobilhersteller keinen einzigen Verbrennungsmotor mehr für den europäischen Markt vom Band laufen lassen dürfen. Ein EU-Beschluss, der schon seit längerer Zeit erwartet worden war, doch in der aktuellen Situation etwas Surreales an sich hat. Denn Europa weiß aktuell nicht einmal, wie es über den kommenden, geschweige denn dann folgenden Winter kommen soll. In vielen Ländern wird Kohle nun wieder hochgefahren, zudem herrscht Streit darüber, ob Atom und Gas grüngewaschen werden sollen bzw. gar müssen.
Kaum ein Land in der EU hat eine Ladesäuleninfrastruktur für E-Autos, die diesen Namen auch nur verdient; namhafte Denkfabriken warnen vor einem Mangel an Lithium und anderen seltenen Metallen und Erden, die für die Herstellung von Akkus und anderen Bauteilen sowohl der Fahrzeuge als auch der Ladestationen benötigt werden. Das Brandproblem ist noch nicht einmal ansatzweise gelöst.
Und auch für neue Windräder, die man in enormen Stückzahlen in wenige Jahren produzieren und in den Energiekreislauf einbinden muss (nicht nur für den E-Auto-Bedarf), fehlen bereits heute hin und wieder manche Materialien, deren Beschaffung in den kommenden Jahren auch ohne Ukraine-Krieg immer schwieriger werden wird. Die Preise von E-Autos werden – so mehrere Prognosen – unabhängig von einer allgemeinen Inflation in den nächsten fünf Jahren um 30 bis 40 % steigen.
Zu wenig, zu lang, zu teuer, zu unsicher!
Schon jetzt können sich viele Haushalte nicht einmal mehr einen “neuen” Gebrauchtwagen leisten. Viele fahren ihr altes Kitschen, solange es eben geht. Jene, die ein wenig besser betucht sind, kaufen lieber weiterhin Verbrenner, weil die Reichweite von E-Autos nur in der Oberklasse (ab ca. 70.000 Euro jener von Verbrennern auch nur annähernd gleichkommt. Niemand kann sich leisten, als beruflicher Vielfahrer zunächst nach einer oft vom eigentlichen Ziel wegführenden Ladestation zu “tanken” und statt fünf Minuten für eine Tankfüllung zwei bis sechs Stunden auf das grüne Ladelicht zu warten. Von einem partiellen Stromausfall oder einem Defekt im Akkusystem gar nicht zu reden.
Darüber hinaus ist – ganz abgesehen vom um ein vielfaches durch E-Mobilität steigenden Energiebedarf – fehlen neben der bereits beklagten Lade-Infrastruktur in vielen Kommunen ausreichende Umspannwerke und ausgebaute Stromnetze, um auch nur 1.000 ihrer Bürger gleichzeitiges laden zu ermöglichen.
Warum die EU das alles dennoch heute durch die Kommission hat besiegeln lassen? Weil sie nicht mehr zurückkönnen. Weil sie systematisch in den vergangenen vier oder fünf Jahren die Bevölkerung vor einem Klima-Supergau gewarnt haben. Würden sie jetzt sagen: “Sorry Leute, wir haben gerade weltweit Wirtschaftskrisen, Lieferkettenengpässe und einen Krieg in Europa, dessen Folgen noch nicht absehbar sind: Das E-Auto für alle muss zunächst einmal ein Luftschloss bleiben.” würden die Regierungsparteien aller EU-Staaten nicht nur ihr Gesicht verlieren (was sich dann bei den jeweils nächsten Wahlen niederschlüge) und einen unerhörten Druck der NGOs mit ihren Legionen wohlstandverwahrloster Ökoterroristen samt denen sie seit Jahren eskortierenden Leitmedien sehen. Bürgerunruhen könnten die Folge sein.
Der Kotau vor den Ökosozialisten
Vom nicht linksgrünversifften “Normalbürger” oder dem konservativen Rest Europas ging eine solche Gefahr noch nie aus. Deshalb kann man diese ruhig verprellen, in dem man ihnen die Demobilisierung, Dekarbonisierung und Deindustrialisierung in Aussicht stellt, um Pläne zu erfüllen, von denen jeder rational denkende Mensch weiß: Sie sind unerfüllbar! Denn zu allen Zeiten und an allen Orten bestand die übergroße Mehrheit eines Konglomerats aus Schafen, denen man nicht einmal kontinuierlich einen Schäferhund beigesellen musst. Es reichte zumeist, wenn der Schäfer der Herde wohlwollen Mut zuwinkte. Das ist auch hier der Fall.
Einen Aufstand der wirklich „Anständigen“ wird es nicht geben, für Druck sorgt aktuell nur die sogenannte Zivilgesellschaft, aufgehetzt von einer ehrlosen aus Ökosozialisten und anderen Demokratiefeinden bestehenden Clique. Und eben weil man in Berlin und Brüssel diesen druck wirklich fürchtet, wurde in diesen Tagen das Verbrenner-aus beschlossen. Nicht etwa, weil es sinnvoll, angemessen und möglich ist.
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