Causa Michael Ballweg: Opfermythos-Schnellschüsse schaden nur der Freiheitsbewegung!

Michael van Laack

Es gilt die Unschuldsvermutung. Das sei dem Folgenden vorausgeschickt, um kein Missverständnis aufkommen zu lassen. Aber es gibt definitiv einen Anfangsverdacht oder einen sich erhärtenden Verdacht. Sonst gäbe es keinen Sachgrund, Fluchtgefahr anzunehmen, auf die sich der Untersuchungshaftbefehl gegen den Gründer von “Querdenken 711” stützt.

Dennoch ist es müßig, darüber zu spekulieren, ob er die ihm vorgeworfenen Straftaten (Betrug, Veruntreuung und Geldwäsche) begangen hat oder nicht. Das wird sich im weiteren Verfahren herausstellen. Sicher aber ist: Geld besitzt eine magische Anziehungskraft, ganz gleich, ob man bereits viel davon oder zumindest eine den Lebensunterhalt sichernde Menge besitzt oder nicht. Uli Hoeneß ist dafür ein gutes Beispiel.

Selbstverständlich war es erwartbar, dass Ballwegs Freunde, sein erweitertes Umfeld und alle, die ihm in den letzten Jahren an den Lippen hingen und ihn als Anführer, Idol oder was auch immer betrachteten, nicht glauben möchten, dass auch er (wie eigentlich alle Menschen) nicht über jeden moralischen Zweifel erhaben sein könnte.

60 Sekunden im Kopf eines Ballweg-Verehrers

Er, der – um mich mal in einen Querdenker hineinzuversetzen – für unsere Freiheit gekämpft hat, sich mutig dem Establishment entgegenstellte, Polizei und Gerichte mit ständig neuen Demoanträgen regelrecht vorführte; unser Held, der wie kein anderer all die Coronalügen durchschaute; der nicht nur von seinem Schreibtisch aus Widerstand betrieb, sondern stets auf der Straße gemeinsam Seit an Seit mit uns, dem einfachen Querdenkervolk, marschierte. Ein Mann, den wir deshalb dankbar mit Zuwendungen und Spenden bedachten. Sogar manche von uns, die Geringverdiener sind, haben ihm für die gute Sache Geld überwiesen, damit er auf Websites, durch Hochglanzflyer und in aufwändigen Videos die Wahrheit über die abgrundtief böse Regierung und das harmlose Virus verbreiten konnte.

Und dieser Mann, für den wir zwar nicht unser Leben aber doch schon sehr viel zu geben bereit waren, soll ein Krimineller sein? Einer, der das alles hauptsächlich getan hat, um genug auf die hohe Kante zu bekommen, damit er sich in einem westafrikanischen Land einen recht frühen und schönen Lebensabend bereiten kann? Impossible!

Neue Helden braucht das Land

So, jetzt wird es Zeit, mich wieder aus dem Querdenkerkopf zu lösen. – Nenne man mir einen sachlichen Grund, warum Michael Ballweg definitiv nie etwas Kriminelles tun könnte? Und warum dürfte er – wenn er die ihm vorgeworfenen Taten nachgewiesenermaßen begangen haben sollte – nicht genau so hart bestraft werden, wie jeder andere Bürger? Und – mit Bezug auf die aktuelle Situation: Warum wird es in der Querdenker-Blase als Sakrileg betrachtet, dass man ihn als Verdächtigen genauso behandelt, wie jeden anderen Bürger auch?

“Weil er etwas Besonderes ist!“ höre ich sagen! Das klingt arg nach der Argumentation, mit der die Hoeneß-Fans ein mildes Urteil oder (wegen der angeblichen Lebensleistung für Deutschland) gar eine Einstellung des Verfahrens gegen Auflagen forderten.

Was im Interesse der eigentlichen Anliegen der “Querdenken”-Bewegung nicht einsetzen sollte, – wenn und falls sie das Verschwörungstheoretiker-Image irgendwann loswerden möchte – ist Legendenbildung. So z. B. das Reden von konstruierten oder gefälschten Beweisen, mit denen das “Corona-Regime” schon seit Monaten alle seine Feinde ausschalten würde. Unschuldsvermutung kann nie bedeuten, Unschuld als gesichert vorauszusetzen. Das aber sehen wir aktuell schon in den Spitzen des Eisberges, der aktuell noch unter der Wasserlinie bleibt.

Boris Reitschuster und Tom Bohn – Zwei Männer, zwei Sichtweisen!

Besonders enttäuschend für mich ist die Reaktion von Boris Reitschuster, der es augenscheinlich für off the world hält, dass Ballweg ein falsches Spiel gespielt haben könnte. Reitschuster soll hier beispielhaft für jene stehen, die sich vom seriösen Journalismus einmal mehr verabschieden und einem Verschwörungsmythos das Wort reden bzw. ihn mit der eigenen Feder in die Welt setzen.

Doch gibt es mittlerweile auch erste Absetzbewegungen. Tom Bohn (Ex-Tatort-Regisseur und über viele Monate ein intellektueller Verteidiger und Unterstützer der “Querdenken-Bewegung”) leidet plötzlich an Amnesie und will schon immer dagegen gewesen sein:

Der Freiheitsbewegung nicht dienlich

Wie auch immer. Wir stehen – so ist zu befürchten – erst am Anfang der Konstruktion einer Heldenlegende: „Michael Ballwegs weiße Weste soll von den Feinden der Freiheit nicht besudelt werden. Spendet ihm jetzt bitte noch mehr Geld für die Reinigung.“ Gute Idee: Überweist es am besten gleich ins Ausland oder an die mandatierte Rechtsanwaltkanzlei, damit der mittellose Mann zuerst seine Anwälte bezahlen und sich dann vor den Häschern der Bundesregierung ins nicht ausliefernde Ausland in Sicherheit bringen kann, um nicht das gleiche Schicksal erleiden zu müssen wie Nawalny… Ach ne… Sorry, schlechtes Beispiel! In den Augen der meisten Querdenker ist ja auch Putin niemand, der jemals etwas Böses tun oder anordnen würde. Dann nehmen wir halt Möllemann! Kennt den noch jemand?

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