Wie schon in den letzten „Goldenen Zwanzigern“ sehen es auch diesmal nur wenige. Und von denen hat kaum jemand Interesse, die Entwicklung zu umzukehren. Die einen um ihres Machterhalts willen, die anderen ihres Willens zur Erlangung dieser Macht wegen
Ob Migration, Corona oder der Ukraine-Krieg. Viele beklagen den Verlust von Freiheit und das Verdunsten der Demokratie. Der Bürger ist nur noch Melkkuh und oft unfreiwilliger Assistent bei der Verwirklichung des Gesellschafts- und Weltbildes einer Minderheit!
Die einen fordern dazu auf, auf die Straße zu gehen, andere schreiben oder reden in der parlamentarischen Oppositionen oder in ihren medien dagegen an. Sie alle aber bekämpfen aber immer nur die Wirkung und das Werkzeug (politische Entscheidungen zu verschiedenen Themen oder die Personen, die diese entscheidungen treffen). Nur selten werden die großen Zusammenhänge erkannt, noch seltener benannt und kaum einmal wird dazu aufgerufen, bei der Ursache den Hebel anzusetzen, um die Entwicklung zunächst zum Stillstand zu bringen und dann mit viel Energie und auch etwas Glück (des Tüchtigen) Schritt für Schritt umzukehren.
Geschichte wiederholt sich nicht; aber die Strategie derer, die sie weben
Wie vor 100 Jahren wird von der Bevölkerung nicht einmal im möglichen Wutwinter adäquater und effektiver Widerstand zu erwarten sein. Denn bei der deutlichen Mehrheit der Bürger ist die Obrigkeitshörigkeit noch immer stark verankert. Ich kann mich sogar nicht des Eindrucks erwähren, sie habe in den Legislaturen Merkels wieder zugenommen.
Lediglich die Gründe für die Hörigkeit haben sich verändert. Während damals die Demokratie noch jung war, den Preußen der exilierte Kaiser und den Katholiken der Papst und beiden Gruppen „Ehre“ und „Treue“ immer noch viel galten, hängen sehr viele Bürger heute an den Lippen jener, die Wohlstand für alle zu sichern versprechen und für breite Schichten auch immer noch liefern.
Jenen hängen sie am Rockzipfel, denen es in kleinen Schritten gelungen ist, die Hoheit über die Kinderbetten zu erlangen, indem sie die Keimzelle der Gesellschaft knackten, die Erwerbstätigkeit zum höchsten Lebenzweck und -wert erhoben, den Konsum und die Inanspruchnahme von immer mehr Dienstleistungen als Ersatz für eigene Kreativität und Engagement anboten, ja regelrecht aufdrängten.
‚Brot und Spiele – Wer braucht da noch Demokratie?
Erst als dieser „Wert“ in den Köpfen der Menschen fest verankert war, konnte die Phase beginnen, in der weitere Abhängigkeiten geschaffen wurden: Von den Märkten, die „forderten“; vom Staat als „Vater“, der „unterstützte“; von der Kirche, die nur scheinbar die Entwicklungen beklagte, sich ihnen allerdings nie ernsthaft in den Weg stellte und mittlerweile eskortiert, wie zuletzt in der Spätrenaissance.
Je mehr diese drei Säulen (Staat, Markt, Kirchen) von Demokratie reden, je engagierter sie sie verteidigen zu wollen vorgeben, um so rücksichtsloser bekämpfen sie alle, die jenes Konstrukt – das sie mühsam über mehrere Jahrzehnte in kleinen Schritten aufgebaut hatten und das vor wenigen Jahren fast fertig schien – zu zerstören drohen!
Was wir sehen, ist kein einfacher Streit über den richtigen Weg, kein Kampf um mehr oder die richtige Demokratie, keine Schlacht des Lichtes gegen das Dunkel. Was wir aktuell sehen ist das Dunkel, das schon fast überall das Licht ausgemacht hat in den Köpfen der Menschen und nun fürchtet, jemand könne einen Schalter finden, der viele Lichter gleichzeitig wieder hell erstrahlen lässt! Die Furcht vor der delegitimierung des staates ist letztendlich nur die Furcht davor, die politische Religion könne eingehen, bevor all ihre tempel fertiggestellt sind und die Pflicht zur Anbetung “unserer Demokratie” von nahzu allen Bürgern verinnerlicht wurde.
Die Familie – der Feind jeder politischen Religion
Was sie am meisten fürchten, ist die Familie als Verband, als kleinste Einheit eines geschlossenen Systems, eine „verschworenen Gemeinschaft“. Deshalb bekämpfen jene Parteien, die zwar verschiedenen Namen tragen, aber das gleiche Ziel vor Augen haben, seit Jahrzehnten die Familie.
- Sie stärken nicht Frauenrechte um der Frauen willen;
- sie haben das Scheidungsrecht nicht vereinfacht, weil es ihnen um einen ggf. in der Beziehung leidende Partner einer Ehe ging;
- sie erfanden das „soziale Geschlecht“ nicht aus Langeweile oder pseudoreligiösen Gefühlen;
- sie forderten keine bessere Versorgung arbeitender Eltern aus Fürsorgepflicht;
- sie machten die Ganztagsschule nicht um der besseren Bildung der Kinder willen zum Standard;
- sie führten die „Ehe für Alle“ nicht der Homosexuellen zuliebe ein;
- Abtreibungen dulden sie in Form der „sozialen Indikation“ nicht um der freien Entscheidung der Bauchbesitzerin wegen…
Zusammenhalt in einer Gemeinschaft – der Feind jeder Diktatur
Ihr Ziel ist eine Bevölkerung, in der die emotionale Einzelbindung des Individuums auf ein Minimum reduziert ist bei gleichzeitig materieller Abhängigkeit einer vom Staat zumindest indirekt gelenkten Wirtschaft. Jeder soll sich selbst der Nächste werden.
Dass sich dies nicht von jetzt auf gleich erreichen lässt, dass solche Entwicklungen langsam wachsen müssen, gefördert u.a. durch die geschilderten Maßnahmen, liegt auf der Hand.
Sie aber waren siegesgewiss, die Bürger Europas (besser der EU) und Nordamerikas waren faktisch schon in ihrem „Besitz“. Es war nur noch ein kleiner Schritt zum Zentralstaat Europa, über den man dann in vielleicht einer weiteren Dekade die Früchte hätte ernten können.
Der Supergau für die Feinde der Völker
Doch dann geschah, was in keiner Formel ihrer Planspiele Berücksichtigung gefunden hatte. Eine Verkettung „unglücklicher Umstände“ ließ bei manch Konservativem den Willen und die Kraft neu wachsen, sich dieser Entwicklung entgegen zu stemmen. Die Flüchtlingskrise war nur ein Dominostein. Zuvor hatten wir bereits Papst Benedikt XVI., der konservative Katholiken ermutigte, auch politisch andere Akzente zu setzen. Diese Signale strahlten über die römisch-katholische Kirche hinaus in konservative Kreise verschiedener europäischer Gemeinwesen.
Benedikts Sturz und die Installation eines Neomarxisten auf dem Stuhl Petri erzielte nicht den gewünschten „Zurück zu unserer Vernunft“-Effekt, sondern eine Gegenbewegung.
Die Arroganz und der Machthunger Obamas und Merkels wurde von mehr und mehr Bürgern in der EU wahrgenommen (Atomkraft, Banken- und Eurorettung, Migration, Bewertung des Islams usw.); dann Trump, der Brexit, politisches Dauerchaos in Italien und Spanien, unbunte regierungen in Ungarn, Polen usw. Es folgte in den USA die Marionette Biden, die stabilisierung des Sonnenkönigs Macron und in Deutschland die ampelkoalition als Ernthelfer der Früchte, die Merkel gesät hat.
Die Erbauer von Huxleys schöner neuen Welt fürchten um den Einsturz des fast fertigen Hauses Europa auf dem Grundstück der „One World“. Aber noch sind sie sehr stark und schlagen in diesen Jahren so unbarmherzig mit ihrer stärksten Waffe: den Medien. Deshalb fahren sie Null- und Niedrigzins-Politik, deshalb drängen manche auf rasche Abschaffung des Bargelds. Ihnen läuft die Zeit davon. Sie müssen die Abhängigkeit so schnell als möglich vertiefen.
Haben wir eine Chance, gewaltfrei erfolgreich Widerstand zu leisten, das System zu kippen?
Ja, aber nur, wenn Geschlossenheit gelingt: Die bürgerliche Mitte Deutschlands und Europas muss ihr Lagerdenken aufgeben, muss gewissermaßen die Grenzen öffnen: Atheisten, Katholiken, Protestanten, Juden. Getrennt marschieren und vereint schlagen. Wo der Feind steht, wissen wir! Sein Ziel kennen wir auch. Er will herrschen als Gott. Er nennt sich nicht so, aber diese Machtfülle ist sein Endziel.
Bleiben wir weiterhin zersplittert, finden wir weiterhin keine Anführer, die mit Charisma und massiver verbaler Wucht Massen überzeugen können von der Richtigkeit des freiheitlichen (liberalen) und bewahrenden (konservativen) Denkens, wird eine neue Phase der Diktatur in Europa-West nicht zu verhindern sein.
Dann kann man nur noch der Aufforderung des Zauberers Gandalf im Sturz von der Brücke in Khazad-dûm folgen: „Flieht, ihr Narren!“ Ich füge hinzu: Hoffentlich ist Euch dazu dann die Möglichkeit gegeben! Noch einmal, was ich neulich schon 2020 in eine Rede schrieb:
Communio und das Schwert des Wortes, gezogen aus der Scheide der Wahrheit
“Es fehlt nicht an Menschen, die sich wecken lassen würden, auch fehlt es uns nicht an Weckrufern. Uns fehlt es an Communio (an Gemeinschaftssinn), an Entschlossenheit, an einer einheitlichen Strategie, an der Bereitschaft, einer Sache zu dienen, ohne sich zu unterwerfen!
Und es fehlt uns oft an Ehrlichkeit! Denn wir dienen der Sache nicht, wenn wir sie von Lügnern eskortieren lassen. Mit unseren eigenen Waffen gilt es in die ideologische Schlacht um die Freiheit zu gehen. Lassen wir dem Feind die seinen. Verwenden wir das Schwert des Wortes nur dann, wenn wir es aus der Scheide der Wahrheit gezogen haben!“