Dämmerung: Vom Licht ins Dunkle – und umgekehrt

Martin E. Renner*

Kurt Tucholsky beendete im Jahr 1920 sein melancholisches Essay „Dämmerung“ mit diesen Zeilen:

Wohin treiben wir? Wir lenken schon lange nicht mehr, führen nicht, bestimmen nicht. Schemen und Gespenster wanken um uns herum – taste sie nicht an: sie geben nach, zerfallen, sinken um. Es dämmert, und wir wissen nicht, was das ist: eine Abenddämmerung oder eine Morgendämmerung.

Auch heute in unserer ach so modernen Welt steht offenbar alles zur Disposition, alles wankt und ist in Auflösung begriffen: Unsere Nation, unsere Kultur, unsere Sprache, unsere Identität als Volk. Auch und sogar das „Wir“, ein scheinbar „ewiger Wert“, geboren, geprägt und geformt in der Keimzelle jedes menschlichen Seins, der Familie, wird seiner gottgegebenen Bestimmung entfremdet.

Gespenster und Gespinste all überall

Unsere öko-sozialistische, extremistisch linke Ampelregierung ist mühsam bestrebt, überkommene christlich-abendländisch fundierte Werte durch hohle Phrasen, irrationale Gespinste und woke Gespenster zu ersetzen.

Die euphemistisch als „Qualitätsmedien“ benannten Bevormundungs- und Erziehungsinstrumente bewerben und propagieren heute omnipräsent alle grün-irrlichternden Gespenster und empfehlen uns diese anzunehmen und willkommen zu heißen. Zunächst als moderate Empfehlung und spätestens dann, wenn sich Widerstand regt, ganz nach des Erlkönigs Manier: „Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.“

Gespenster und Gespinste in einer weit grauenhafteren Ausprägung, als sich Tucholsky vermutlich je vorzustellen vermochte.

Pubertätsblocker für Kinder

Ausgerechnet das Bundesfamilienministerium empfiehlt unseren unmündigen Kindern die Anwendung von Pubertätsblockern, um sich bei der selbstbestimmten „Wahl“ des eigenen Geschlechts mehr Zeit zu lassen. Es könnte ja sein, dass das kleine Mädchen zukünftig lieber ein junger Mann und ein kleiner Junge später lieber eine erwachsene Frau sein möchten.

Das kann man schon nicht mehr Gespenst nennen – ein solcher „woker“ Genderwahnsinn ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das ist Kindeswohlgefährdung in krassester Form.

Die nachträgliche Entschärfung der entsprechenden Seite des „Regenbogenportals.de“ auf der offiziellen Internetseite des „Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ macht den zugrundeliegenden Irrsinn nicht besser.

Die Empörung von so manchen CDU-Politikern in diesem Skandal kann getrost in der Mülltonne der Heuchelei entsorgt werden. Wurde dieses „Regenbogenportal.de“ als Anhängsel des Familienministeriums doch schon zu Zeiten der CDU-Regierungskoalition mit Aber-Millionen Euro gefördert.

Selbstaufgabe im Kleid der Toleranz. Diese Vielfalt ist gelebte Einfalt!

Ausgerechnet in der Domstadt Köln ertönt lautstark seit Freitag einmal wöchentlich der „Ruf des Muezzins“ aus der Ehrenfelder DITIB-Zentralmoschee. Muslime sollen das Gefühl bekommen, „dass auch sie ihre Religionspraxis ausüben können“, so ein Vertreter der DITIB.

Das ist doch wohl nur der erste Schritt? Und ist der zweite Schritt in der Ausübung der Religionspraxis – auch als Scharia zu bezeichnen – dann die handgreifliche Züchtigung bis hin zur Steinigung von Frauen?

Und ist der dritte – finale – Schritt dann der „Adhan-Gebetsaufruf“ vom Muezzin aus den Höhen der zukünftig umgewidmeten und islamkonform umbenannten „Hohen Domkirche Sankt Petrus zu Köln“?

Die DITIB untersteht der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen „Präsidiums für religiöse Angelegenheiten“ der Türkei. Also direkt unter Präsident Erdogans autoritärer Fuchtel. Der Ruf „Allah ist größer“ ist nichts weniger als eine Machtdemonstration des Islam. Ein Postulat der bedingungslosen Inbesitznahme eines Landes, das eigentlich den sofortigen und unmissverständlichen Einsatz des Verfassungsschutzes auf den Plan rufen müsste.

Sei es drum! Fast überflüssig zu erwähnen, dass diese bewusste Abkehr von unserer christlichen und abendländischen Zivilisation – die eigene freiwillige Unterwerfung und genau das fordert und meint der Begriff „Islam“ – auch noch feierlich live im TV übertragen wurde.

Buntheit, Toleranz, Akzeptanz, Vielfalt sind – falsch verstanden – die Komponenten des Bösen

All diese Begrifflichkeiten stehen heute stellvertretend für die von Tucholsky beschriebenen und beklagten Schemen und Gespenster. Inhaltsleere und sinnentstellende Phrasen, die die bewusste vollständige Entkernung und Zerstörung des Eigenen kaschieren sollen.

Dies alles ist der links-dystopische Irrsinn unserer Zeit. Geboren aus einem über die Jahrzehnte zelebrierten Erb-Schuld-Denken, das nach dem Willen linksextremer Weltverbesserer niemals enden darf. Und in gerader Linie im heute allgegenwärtigen fanatischen Selbsthass eines sich selbst moralisch überhöhenden „Juste Milieus“ mündet.

Eines „Juste Milieus“, das sich seit langen Jahren in zahlreichen NGOs, Stiftungen und Verbänden national, international und global vernetzt und organisiert hat. Und sich immer tiefer in unsere gesellschaftlichen und politischen Strukturen hineinfrisst und dadurch deren Funktionen und Aufgaben immer weiter pervertieren.

So kämpft die Ukraine für „diese, unsere europäischen Werte“. Und Putins Russland muss auf gesamter Linie zu Boden geworfen und besiegt werden. Die über Jahrzehnte ultimative und zurecht gefürchtete rote Linie, die Gefahr eines Atomkrieges, scheint heute gegenstandslos und vergessen.

Was ist schon ein alles vernichtender Einsatz von höchst effektiven Nuklearwaffen gegen „unsere woken welterrettenden Werte“?

Die links-grünen Gespenster führen uns ins Dunkle

Währenddessen sitzt der ach so werteversessene deutsche Bürger daheim und stellt fest, dass alle diese linksgrünen Welt-Gespenster nicht wärmen und man sie auch nicht essen kann. Wohnen, Lebensmittel, Strom, Heizung, Benzin – immer unbezahlbarer. Doch milliardenschwere, letzten Endes unbezahlbare „Entlastungspakete“ der Regierung werden es schon richten.

Und natürlich wohl gemeinte Tipps, wie: „Duschen zu zweit“ – darf man dabei auch Wasser sparen und in die Dusche pinkeln? Oder: Katzenwäsche mit Waschlappen. Oder: Dann zieht halt einen Pullover an.

„Alles in Butter“ im besten Deutschland aller Zeiten. Werte, Werte über alles, über alles in der Welt. Etwa 40 Prozent gingen in Niedersachsen gar nicht erst wählen, deutlich über 80 Prozent wählten „das spätrömische Dekadenzkartell“ der Altparteien.

Irgendwer wird es schon richten, wir schaffen das – zur Not auch hungernd und frierend! Doch wohin treiben wir? Wer lenkt hier noch irgendwas?

Ist dies eine Abenddämmerung oder ist es eine Morgendämmerung?

Wer weiß das schon?

Ich halte es mit Goethe: „Es werde Licht!“

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*) Martin E. Renner MdB ist Betriebswirt und Freier Autor. 2013 war er einer der 15 Gründungsinitiatoren sowie Mitglied im Gründungsvorstand der Partei Alternative für Deutschland (AfD). Er verfasst eine regelmäße Kolumne für PI-NEWS, die dort und auf conservo exklusiv erscheint. – Dieser Artikel erschien zuerst am 15.10..22 auf PI.

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