Michael van Laack
Wer in diesen Tagen auf Twitter oder Facebook schaut, kann sich eigentlich nur verwundert die Augen reiben. Zigtausende empören sich über Katar als Austragungsort der Fußball-WM und kündigen ihren persönlichen Boykott an. Dass die Abermillionen Tweets und Postings das Gegenteil von Boykott und stattdessen einen noch größeren Fokus auf das Event darstellen als bei vergangenen Weltmeisterschaften sehen die meisten nicht.
Was, so habe ich mich in den letzten Tagen gefragt, ist die Motivation der Vielen, die sich zurecht (oder auch nicht) darüber empören, dass ein Staat, in dem Frauenrechte massiv beschnitten werden, Homosexuelle verfolgt und christliche Gastarbeiter oft genauso schlecht behandelt werden wie jene, die sich unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den WM-Baustellen teilweise zu Tode schuften mussten, sich im Netz derartig zu exponieren und echauffieren?
Ist das naheliegende Motiv auch das tatsächliche Motiv?
Geht es den Allermeisten wirklich darum, Katar durch internationalen Druck dazu zu bringen, seine islamische Verfassung aufzugeben, gemeinsam mit anderen muslimischen Staaten den Koran und vor allem die Hadithe umzuschreiben und sich dem westlichen Verständnis von Freiheit, Toleranz und Moral anzunähern? Oder ist es letztendlich nur ein Shitstorm, der sich zwar vordergründig gegen den Wüstenstaat richtet, tatsächlich aber den Einfluss bestimmter Pressuregroups in den Ländern des Westen stärken soll, indem sie – das Beispiel Katars auf ihren Fahnen durch die mediale Welt tragend – hier bei uns ihre Forderungen noch unproblematischer und rascher durchsetzen können als bisher?
“Noch unproblematischer” schreibe ich, weil die Dominanz der queeren Community zumindest in Deutschland beängstigende Züge annimmt:
- Überall soll das Kampfzeichen (die LGBTI-Flagge) wehen. Vor Gebäuden des Bundes, der Länder und Kommunen wie auch vor Kirchen
- Große Konzerne und mittelständische Unternehmen färben ihre Firmenlogos und Bandenwerbungen “bunt” ein.
- Deutsches Recht wird in allen möglichen Bereichen den Bedürfnissen und Forderungen dieser Minderheit angepasst.
- Die deutsche Sprache soll durchs Gendern verqueert werden.
- Die Bundesregierung ernennt einen eigenen Beauftragten und will in Zukunft jegliche Kritik an den Forderungen und dem Gebaren queerer Menschen unter Strafe stellen lassen, während sie zeitgleich Kritik an der Bundesregierung auf anderen Politikfeldern (z. B. Migration und Coronapolitik als demokratiegefährdend und systemdestabilisierend bezeichnet und dem Verfassungsschutz freie Hand gibt, Regierungsgegner nach Belieben zu beobachten.
Gratismut kostet nichts, erhöht aber den eigenen Werbewert
Wie auch immer! Manuel Neuers und anderer DFB-Lichtgestalten Gratismut reichte zwar aus, um gegen die bösen weil homophoben Ungarn das bunte LGBTI-Zeichen zu tragen, aber nicht vor den katarischen Scheichs, weshalb das von Beginn an nicht nur in der queeren Szene umstrittene irgendwie noch bunte OneLove-Symbol entworfen wurde.
Nun wird auch das Tragen dieses Symbols untersagt, weil die FIFA es sich nicht leisten kann, den “barmherzigen” Islam insgesamt zu provozieren. Denn nicht nur die Scheichs in Katar hätten kein Problem damit, bei einer aus ihrer Sicht gotteslästerlichen Aktion die WM abzubrechen. Auch andere vom Koran dominierte Staaten würden antiwestlich reagieren. Das wäre ein riesiger finanzieller Schaden für die FIFA, für Katar allerdings nicht, denn auf dessen Energie sind auch viele Staaten im Westen abhängig, ebenso von deren Investitionen auf dem europäischen Markt.
Diskriminierung von Christen? Bäääh, lasst das Thema bitte in der Schublade!
Bedauerlich aber vor allem auch bezeichnend ist, dass in der Diskussion im Vorfeld die negative Berichterstattung vor allem auf die Gastarbeiter gerichtet war, die auf den WM-Baustellen ausgebeutet wurden und ein wenig auch auf die Rolle der Frau, aber die Queer-Problematik nur am Rande gestriffen wurde, weil die wesentlichen Politiker und Medien mit dem “Zeichen setzen” zufrieden gaben.
Noch krasser aber ist, dass die Diskriminierung von Christen in Katar kein Thema war. Weder in den MSM, noch bei den Mandatsträgern der Altparteien, nicht beim DFB, der UEFA oder der FIFA. denn über Christenverfolgung, Diskriminierung und Ungleichstellung in islamisch dominierten Ländern breitet man grundsätzlich ein Tuch des Schweigens. Selbst die Kirchen in Deutschland sind zwar auf die anderen Diskriminierungszüge gesprungen, aber haben dieses Thema ausgespart.
Doch Manuel Neuer hätte die Chance, diese tiefe Scharte morgen auszuwetzen, indem er eine andere Armbinde trägt: Eine Armbinde mit dem Zeichen des Synodalen Wegs. Auf diesem ist ein Kreuz zu sehen. Zudem steht der Synodale Weg nah bei der queeren Community.
So könnte Neuer offen das Heilszeichen des Christentums präsentieren und quasi als Beifang auch ein Zeichen für Toleranz und gegen die Diskriminierung homosexueller Menschen setzen. Also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.