Michael van Laack
Liebe Leser von conservo, der Wind hat sich gedreht und weht immer mehr Menschen eisig ins Gesicht. Das Land, in dem wir leben, ist nicht mehr das Land, in dem viele von uns aufgewachsen sind.
- Es hat nicht mehr dieselben Grenzen, denn 1990 erfuhr es durch die Wiedervereinigung einen Zuwachs, der im politischen System und religiösen Bereich zunächst unmerklich wie der den Stein höhlende Tropfen und nun seit einigen Jahren mit der Wucht einer Lawine für manche Verschiebung sorgte.
- Sein hin und wieder moduliertes Grundgesetz steht zwar offiziell noch auf dem Fundament christlicher Werte, doch hat der vor fast zwei Jahrzehnten mit der Wahl Merkels zur Bundeskanzlerin und ihrer langen Regierungszeit endgültig abgeschlossene Marsch der von den Idealen der 68er-Revolution Durchtränkten peu à peu immer mehr Bürger dem Christentum entfremdet.
- Seine Fahne trägt zwar immer noch die Farben Schwarz-Rot-Gold, doch wird diese zunehmend überdeckt von jener „Buntheit“, welche zum einen aus der Durchmischung der Bevölkerung mit aus dem afrikanischen (islamischen) Raum stammenden Menschen, zum anderen aus dem im politischen Betrieb wachsenden Einfluss der aus dem Schatten ihrer Ziehmutter (des radikalen Feminismus) herausgetretenen Gender- und LGBTI-Bewegung resultiert.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber…
Kurzum: Eine Verdunstung der (christlichen und echt humanistischen) Werte und eine gezielte Destabilisierung des sozialen Gefüges hat erreicht, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung sich größtenteils widerstandslos (teilweise auch willig) in eine Krise nach der anderen führen ließ und weiterhin lässt (Energiewende durch Fukushima, ungeordnete Migration, Klimawandel-Hysterie und Corona-Chaos).
So entstand in jenem Teil des bürgerlich-konservativ genannten Lagers, dass sich schon immer zu dem hingezogen fühlte, was der Flügel der AfD als Sozialpatriotismus bezeichnet, eine wachsende Demokratieverdrossenheit. Viele spürten instinktiv: Wenn sie (die Politiker) von „unserer Demokratie“ und der „Zivilgesellschaft“ reden, meinen sie nicht „die Demokratie“ und auch nicht die Gesamtgesellschaft, sondern führen durch die Hintertür neue sozialistische Kampfbegriffe ein und etablieren die Aufteilung der Gesellschaft in Gute (Nicht-rechte) und Böse (Rechte).
In Putins Arme getrieben
Weite Teile des so verunsicherten bürgerlichen Milieus suchten und suchen deshalb Orientierung Sie halten Ausschau nach Menschen (auch Parteien), in denen sie ihre Werte verkörpert sehen. Einer dieser Menschen war und ist bedauerlicherweise immer noch für viele Wladimir Putin. Denn er kämpft in seinem Land gegen all das, was den rotgrünen Sozialisten und Kommunisten in Regierungsverantwortung und Unionsopposition lieb und teuer ist: Gender inkl. Einfluss der LGBTI-Community, Islam auf „Augenhöhe“, Abtreibung, ungesteuerte Migration, erneuerbare Energien usw.
Nicht nur so aber doch hauptsächlich so ist zu erklären, dass die direkte oder indirekte Solidarisierung mit Putin oder die zumindest nur geringe Parteinahme für die Ukraine in weiten Teilen des einstmals liberal-konservativen (heute sozial-patriotischen) Lagers so groß ist.
Sind der Worte genug gewechselt?
All das und noch mehr habe ich in den vergangenen nunmehr fast sechs Jahren (zunächst allein auf mehreren seinerzeit sehr großen Facebook-Profilen, danach für zweieinhalb Jahre mit David Berger auf Philosophia Perennis, mit und nach seinem Tod ohne Frank Berghaus auf „Wissen bloggt“ und seit Mai 2022 gemeinsam mit Peter Helmes auf „conservo“), beklagt, gerügt, aus zahlreichen Perspektiven beleuchtet, satirisch bearbeitet oder auch mal mit einer großen Portion Zynismus besprochen.
Und nun bin ich an den Punkt gelangt, an dem ich mich frage: Hast Du den Lesern noch etwas Neues zu sagen? Oder beschreibst Du nur noch an anderen Beispielen und mit anderen Worten die immer gleichen Defizite und Probleme. Macht es noch Sinn, einen echt liberal-konservativen Blog zu betreiben für eine immer kleiner werdende Schar von Lesern? Kannst und willst Du weiterhin populistisch schreiben, um die Gunst mancher Leser zu behalten oder zurückzugewinnen?
Selbstreflexion tut jedem gut!
Willst Du Dich an die großen Blogs wie z. B. Philosophia Perennis, jouwatch oder PI dranhängen, denen Sensation und Skandal nicht erst seit Putin (aber seitdem doch noch mehr) wichtiger sind als Analyse und Substanz? Willst du Dich weiterhin täglich ehrenamtlich (denn wir sind ein Non-Profit-Blog) an Gestalten wie Scholz, Faeser, Lauterbach, Chebli usw. abarbeiten und die immer gleiche Kritik mit immer anderen Worten dem nach Selbstvergewisserung gierenden Lesepublikum vorlegen?
Willst du also weiterhin ausschließlich für die Blase schreiben, in der Du Dich seit Jahren bewegst und Dich gelegentlich auch mal verbiegen, damit Du Dir der Schulterklopfer gewiss sein kannst? Willst Du also liefern, was zu lesen gewünscht wird oder endlich wieder uneingeschränkt das tun, was jeder, der (ob beruflich oder so wie wir) auch journalistisch tätig ist, eigentlich mit der Muttermilch aufgesogen haben sollte: differenziert und objektiv Sachverhalte darstellen?
Die Antwort lautet: Letzteres will ich, alles andere nicht! Und so werde ich mich in Zukunft auf conservo ausschließlich dem widmen, was ich am besten kann: große Linien herausarbeiten und übergeordnete Fragen analysieren. Das habe ich vor Philosophia Perennis gemacht (auf PP habe ich mich zu einem Populisten entwickelt) und das werde ich auch in Zukunft wieder tun. Zugriffszahlen und Beifall von den Richtigen sind mir egal. Ich habe anderen und mir über mehrere Jahre bewiesen, dass ich einen Millionenblog führen kann. Es ist Zeit, in ruhigerer See zu fahren.
Neue kompetente Gastautoren
Neben der Analyse politischer Fragen wird sich conservo in Zukunft mehr auf kirchliche Themen konzentrieren, vornehmlich römisch-katholische. Hier gibt es genug zu tun, denn Kirche bricht gerade als Säule des Gemeinwesens weg und dient sich dem christenfeindlichen Sozialismus an.
Tagesaktuelle Themen werden in Zukunft seltener geboten, ebenso populistische Beiträge. Neue Gastautoren (drei Mandatsträger aus dem politischen Betrieb und ein ranghoher Kirchenmitarbeiter im Ruhestand) die wir Ihnen und Euch – liebe Leser – in den nächsten Tagen vorstellen werden und für deren Bereitschaft zur Mitarbeit ich heute schon danke, werden für einen erheblichen Qualitätszuwachs sorgen.
P.S.: Auf mich trifft nicht Bilbo Beutlins Aussage über sich selbst zu, dass er sich wie Butter auf zu viel Brot gestrichen fühle. Noch nicht! Und damit das auch nie so sein wird, ist die Besinnung auf das Wesentliche geboten!