Hans-Georg Maaßen: Gehen oder Bleiben – Was schadet der CDU mehr?

Michael van Laack

“Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen.” heißt es im Neuen Testament bei Mt 10, 14.Nun hatte man den ehemaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz ja aufgenommen und auch über viele Jahrzehnte mehr als nur wertgeschätzt. Deshalb könnte man meinen, dieses Bibelzitat passe hier nicht. Aber das tut es dennoch.

Man will Maaßens Worte nicht mehr hören in der CDU. Er sei ein Rassist, vielleicht gar ein Antisemit, sagt und schreiben manche und plappern entsprechend viele seit einigen Wochen nach. Er hat das als ehrabschneidend zurückgewiesen? So what!? Denn irgendetwas bleibt wie gewünscht immer hängen.

Zumal die Protagonisten der merkelschen Merz-CDU schon lange Zeit vor der jetzigen Diskreditierungswelle zu dem Ergebnis kamen, Maaßen sei ein gefährlicher Konservativeri; einer, der sich dem Abrücken der Partei aus der Mitte nach links widersetzte.

Maaßens CDU ist schon lange tot

Ein Mann, der aus Sicht der Unions-Granden üble Erinnerungen an jene CDU wachrief, die vor zu vielen Migranten warnte, Atomkraft verteidigte, sich nicht der LGBT-Flagge unterwarf, eine klare Haltung zu Euthanasie/Abtreibung/Ehe für alle hatte, der Politisierung der Kirchen keinen Beifall spendete; eine Persönlichkeit, die bei nicht Wenigen dunkle Erinnerungen an eine konservative Partei im vollsten Wortsinn wachrief, welche sich dem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlte und weder Sozialisten, Kommunisten noch andere Grünen den Nacken kraulte, damit sie schnurrend “Danke, dass ihr zur Vernunft gekommen seid, liebe CDU!” flüsterten.

Manch einer hatte in den vergangenen Monaten große Hoffnungen in Friedrich Merz gesetzt, ihn gar zu einem konservativen Reformator erhoben, der die CDU vom Muff des gefühlt 1.000 Jahre währenden merkelschen Sozialismus befreien würde. Nicht wenige haben das gedacht, weshalb sich nicht erst in diesen Tagen immer mehr konservative Parteimitglieder und Wähler enttäuscht von ihm und der Partei abwenden.

Gehen oder Bleiben? Du musst Dich entscheiden, zwei Felder sind frei!

Wie nun soll Hans-Georg Maaßen reagieren, der über Presseberichte erfuhr, er sei unerwünscht und solle freiwillig austreten, sonst würden man ihn hinausbefördern? Offensichtlich fehlte den zentralen Akteuren der Mut, ihm diese Botschaft ins Gesicht zu sagen oder zumindest schriftlich vorzulegen, statt die Info der Hauptstadtpresse durchzustechen.

Wie sollen sich die Mitglieder der kleinen Herde “WerteUnion” verhalten, die nie als Organisation innerhalb der Partei betrachtet wurde, sondern stets als Störfaktor, der immer wieder daran erinnerte, dass es in unvordenklicher Zeit mal eine andere CDU gab, als die sich selbst Schritt für Schritt linksgrün versiffende?

Last but not least: Wie sollen sich die konservativen Abgeordneten (das sind allerdings nur noch sehr wenige) und Parteimitglieder verhalten, die in diesen Tagen sehen müssen, dass konservatives Gedankengut nur noch vor Wahlen zum Stimmenfang der Generation Ü65 gepflegt wird?

Maaßen scheint bleiben zu wollen, um in der Union den Sarrazin zu geben. Ob das der richtige Weg ist? Was wird Maaßen persönlich mehr nutzen, was ihn sichtbarer beschädigen? Wenn er eine Ehrenerklärung abgibt, in der er am Ende zu dem Schluss kommt, dass er einer durch Merkel entkernten Partei nicht mehr angehören will, weil er keine Chance sieht, dass sie sich von innen erneuern könnte? Oder wenn er stur in der Partei verharrt, weiterhin jede Woche zwei oder dreimal mit einem Shitstorm belegt wird, weil er wieder etwas “Unanständiges” gesagt habe, sich durch die Parteiinstanzen einem Ausschlussverfahren stellt, ggf. noch klagt und ganz am Schluss zermürbt fügt oder rechtskräftig ausgeschlossen wird?

Geht es Maaßen um Deutschland, die Partei oder doch nur um sich?

All diese Fragen ließen sich nur beantworten, wenn man wüsste, was er will, was sein wirkliches Ziel ist. Wenn es genugtuende Rache an jener Partei sein sollte, deren Granden ihn nicht mehr an der Spitze des BfV sehen wollten, weil er die Hetzjagdlüge nicht miterzählt hat, Linksextremisten als Gefahr betrachtete, nicht die gewünschten Ergebnisse zur AfD lieferte und den islamischen Terror als von Merkel importiert bezeichnete, wird er bleiben, um solange wie möglich Ärgernis zu sein und mit Wonne zuzuschauen, wie linksgrün jede seiner Äußerungen der Merz-CDU zurechnet. Ebenso wird er bleiben, wenn ihm Geld wichtiger ist als alles andere. Denn jedes Buch aus seiner feder oder auch nur mit einem Vprwort von ihm versehen wird in der Zeit der Auseinandersetzung um seine CDU-Mitgliedschaft reißenden Absatz finden und für Interviews kann er einen guten Kurs verlangen.

Wenn es ihm aber tatsächlich um Deutschland, dessen Bürger und ihre Zukunft gehen sollte, wird er die CDU verlassen. Denn Aussicht, in ihr durch sein Verbleiben etwas zum Positiven zu bewegen, besteht nicht. Die Konservativen in der Partei wurden bereits zu stark ausgedünnt. Er könnte allerdings vom Spielfeldrand aus weiter kommentieren und Nadelstiche setzen, die den Bürgern immer wieder vor Augen halten, was aus dieser Partei geworden ist, was ihre Führer aktuell wollen und welche Machtoptionen sie skrupellos ergreifen würden, wenn sie sich ihnen böten.

AfD-Eintritt wäre falsches Signal

Er könnte in die AfD eintreten, doch das sollte und wird er wohl auch nicht tun. Denn diese Partei verbrennt ihre Gallionsfiguren schneller, als man “Feuer” rufen kann. Die AfD als Nichtmitglied mit Rat und Tat unterstützen, wäre allerdings eine gute Möglichkeit und vermutlich für beide Seiten ein Gewinn.

Wie auch immer Maaßen sich am Ende des Tages entscheidet: Die Merz-CDU hat endgültig jede Glaubwürdigkeit verspielt, als noch irgendwie konservative Partei zu gelten. Sie ist nur noch der schwarzgefärbte Joghurt mit linksdrehenden Milchsäuren im pseudodemokratischen Einheitsmüsli, das Merkel zusammengestellt hat und das seitdem auf jedem Partei-Buffet in der jeweils größten Schale angeboten wird. Schade! Sehr schade!

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