Michael van Laack
Die Überschrift dieses Artikels wird manchen lauen, toleranten, bunten und vor allem lebenswirklichen Deutschkatholiken empören, und doch ist sie mehr als zutreffend. Denn die Vorsitzende des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, das sich – obwohl nicht einmal indirekt vom deutschen Kirchenvolk gewählt – seit Jahrzehnte anmaßt, für eben dieses Kirchenvolk zu sprechen, hat auf dem Europatreffen der europäischen Bischofskonferenzen (kontinentale Phase) zur Vorbereitung auf die Weltsynode klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht:
Ich lehne die christliche Anthropologie, die nur Mann und Frau als aufeinander hin geordnete Geschlechter betrachtet, vollständig ab. Zudem bin ich nicht bereit, mich der hierarchisch verfassten Kirche mit dem Papst an der Spitze in der Frage des als nicht revidierbar feststehenden Faktums der Unmöglichkeit, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, zu unterwerfen. Denn sowohl die Nichtübernahme der Genderideologie in den Leib Christi als auch Weiheverweigerung treibt Frauen aus der Kirche hinaus.
Wo bleiben die mehr als angemessenen Rücktrittsforderungen?
Das ist übrigens dieselbe Dame, die neulich forderte, in Deutschland müsse Frauen flächendeckend die Möglichkeit geboten werden, sicher abzutreiben. Der Anreiseweg zum nächsten abtreibungswilligen Gynäkologen dürfe nicht zu weit sein.
Wenn in der römisch-katholischen Kirche Deutschlands alles seinen normalen Gang ginge (was es schon seit vielen Jahren nicht mehr tut), würden nun die deutschen Bischöfe geschlossen den Rücktritt von Frau-Stetter-Karp vom Vorsitz sowohl des ZdK als auch des Präsidiums des “Synodalen Wegs” fordern. Genaugenommen hätte der Limburger Bischof Georg Bätzing (Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz) sie nach ihrem Abtreibungsstatement bereits dazu auffordern müssen, denn Abtreibung führt nach dem Kirchenrecht zur Exkommunikation als Tatstrafe (can. 1398 CIC).
Stetter-Karp hat also – wenn man die Sache nüchtern und logisch betrachtet, was in der deutschen Kirche auch nur noch selten geschieht – gefordert, mehr Örtlichkeiten zu schaffen, in denen sich katholische Frauen die Exkommunikation zuziehen können.
Auch der Vatikan darf nicht schweigen
Aber auch Rom (der Vatikan) sollte eine solche Äußerung nicht folgenlos vorüberziehen lassen. Denn hier plaudert nicht eine “einfache” Frau bei einer Pfarrversammlung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, sondern eine Influencerin, die in den Augen der Medienöffentlichkeit ermächtigt wurde, im Namen der deutschen Bischofskonferenz und aller immer noch über 20 Millionen Gläubigen zu sprechen und gestern in Prag Forderungen aufgestellt hat, die in den letzten Monaten immer wieder (zuletzt auch mit ausdrücklicher Zustimmung von Papst Franziskus) verworfen wurden.
Stetter-Karps Beitrag in Prag stellt nicht lediglich eine persönliche Positionierung dar, sondern ruft indirekt zum Ungehorsam gegenüber den Päpsten (zuletzt hatte Johannes Paul II. ex cathedra zur Priesterweihe der Frau endgültig abschlägig entschieden) und direkt zur Übernahme der gegen die christliche Anthropologie gerichteten Genderideologie als Teil der katholischen Lehre auf.
Darüber hinaus sollte Frau Stetter-Karp erklären, warum sie sich noch nicht aus der Kirche hat “vertreiben” lassen, wo sie doch augenscheinlich schon jahrzehntelang unter diesen aus ihrer Sicht unerträglichen Zuständen leidet, aber auch, warum sie nicht ausgetreten ist, um bei irgendeiner protestantischen Gemeinschaft oder den Altkatholiken all das zu finden, was sie ersehnt.